Advertisement
MatthiasS23

Franz Gsell - München

Jan 2nd, 2015
275
0
Never
Not a member of Pastebin yet? Sign Up, it unlocks many cool features!
text 4.57 KB | None | 0 0
  1. Teilten die Täter ihre Beute im Auto auf?
  2.  
  3. Nürnberg – Es ist ein spektakulärer Fall, der nicht nur bei Witwe Tatjana Gsell (43) viele böse Erinnerungen an die Zeit nach dem Jahrtausendwechsel wach ruft.
  4.  
  5. Seit 9 Uhr wird der Fall um den mysteriösen Tod von Promi-Chirurg Franz Gsell (†76) vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth (Bayern) endlich verhandelt – elf Jahre nach seinem Tod.
  6.  
  7. 2013 war der Prozess schon vor Beginn geplatzt, weil einer der beiden Angeklagten nicht zum Verfahren erschienen war. Ein Jahr zuvor waren die Rumänen aus der Untersuchungshaft entlassen worden, weil das Verfahren zu lange gedauert hatte – sie setzten sich daraufhin ins Ausland ab. Einer der Männer konnte ausfindig werden, der andere erschien nun überraschenderweise freiwillig zum Prozess.
  8.  
  9. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Angeklagten Vasile R. (38) und Ioan F. (45) schweren Raub und gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge vor.
  10.  
  11. Der Kriminalbeamte Peter H. (42) schildert den brutalen Überfall auf Franz Gsell am 5. Januar 2003 vor Gericht so:
  12.  
  13. "In der Notrufzentrale ging ein Anruf eines älteren Herrn ein: Er wurde gerade von zwei vermummten Männern überfallen, die fremdländischen Dialekt sprachen. Sie waren bewaffnet, haben ihn bedroht. Er sei fürchterlich zusammengeschlagen worden. Als die Streife läutete, öffnete Dr. Gsell per Türöffner. Die Kollegen fanden Gsell mit Klebeband um den Kopf auf dem Bett liegend. Neben dem Bett fand die Kollegin Reste von Klebeband. Ein Kollege entfernte das Klebeband aus dem Gesicht, weil ihm das Atmen schwer fiel."
  14.  
  15. Im Garten fanden die Beamten ein Beil, in der Nähe des Tatortes, drei Meter hoch in Bäumen, zwei Mützen mit Sehschlitzen. Die Küchenscheibe war eingeschlagen, Büro und mehrere Schränke waren verwüstet.
  16.  
  17. Die Beute: 5000 Euro, eine wertvolle Bulgari-Uhr und Juwelen.
  18.  
  19. Franz Gsell kam mit schweren Verletzungen ins Klinikum, denen er zwei Monate später erlag. Im Prozess schweigen die mutmaßlichen Täter bisher. Dafür belastet sie ein wichtiger Zeuge! Ein Kripo-Mitarbeiter beschrieb am Dienstag seine Vernehmung: 2010 schilderte der Mann, der offenbar als Fahrer für die Angeklagten arbeitete, wie die Männer auf der Rückfahrt von Nürnberg nach Rumänien die Beute aufteilten.
  20.  
  21. Der Verdacht
  22.  
  23. Anfangs hatten die Ermittler noch andere Verdächtige im Visier. Sie gingen davon aus, dass Witwe Tatjana Gsell den Raubüberfall an ihrem Mann in Auftrag gegeben hatte, um die Versicherungssumme für die Beute zu kassieren. Die Witwe wurde am 24. April 2003 deshalb festgenommen. Die Staatsanwaltschaft warf ihr gemeinschaftliche Nötigung, Körperverletzung mit Todesfolge und versuchten Versicherungsbetrug vor. Ein Justizsprecher beschied damals allerdings: "Es bestehen keine Anhaltspunkte, dass sie den Tod ihres Mannes wollte oder billigend in Kauf nahm." Von den Vorwürfen der gemeinschaftliche Nötigung und der Körperverletzung mit Todesfolge wurde die Witwe infolgedessen freigesprochen.
  24.  
  25. Der Versicherungsbetrug blieb!
  26.  
  27. Die Staatsanwaltschaft warf ihr vor, im Jahr 2002 eine Bande angeheuert zu haben, ihren Mercedes 500 SL für 30 000 Euro ins Ausland zu bringen. Sie selbst wollte den Wagen bei der Versicherung als gestohlen melden, um doppelt zu kassieren.
  28. Nach eigenen Angaben rechnete sie aber nicht damit, dass sich die angeheuerten Gauner auch ohne Gegenleistung mit dem Wagen davonmachen würden.
  29.  
  30. Sie wurde wegen Versicherungsbetrugs 2004 zu 16 Monaten auf Haft Bewährung und 30 000 Euro Geldbuße verurteilt. Ihr Mann Franz war damals in den Versicherungsbetrug eingeweiht.
  31.  
  32. Die Hintermänner dieses Betrugs wurden in diversen Prozessen verurteilt.
  33.  
  34. Lange ging die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth davon aus, dass diese Leute auch für die tödlichen Schläge gegen den Promi-Chirurg verantwortlich waren. Von diesem Vorwurf wurden die Autoschieber aber freigesprochen. Tatsächlich gab es eine zweite Verbrecherbande, die Gsell unabhängig von dem Versicherungsbetrug überfiel: Polizisten entdeckten 2010 bei einem späteren Einbruch in Dänemark die gleichen DNA-Spuren wie am Nürnberger Tatort. Daraufhin kamen die beiden jetzt angeklagten Rumänen in Franken in Untersuchungshaft.
  35.  
  36. Zwölf Verhandlungstage sind im aktuellen Prozess angesetzt, bei dem auch Tatjana Gsell als Zeugin geladen ist. Sie soll im Oktober aussagen. Aber schon am ersten Verhandlungstag wurde über sie geredet: Auf Frage der Oberstaatsanwältin sagte der Kripo-Beamte auch, dass sich Gsell mit Scheidungsplänen von Tatjana trug. Es habe ein Schriftstück zum Unterhaltsverzicht gegeben. Offiziell habe Gsell aber nie Scheidung eingereicht.
Advertisement
Add Comment
Please, Sign In to add comment
Advertisement