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- Wahlprogramm zur
- Berliner Abgeordnetenhauswahl
- am 18. September 2011
- Das soziale Berlin
- Liebe Berlinerinnen und Berliner,
- am 18. September sind Sie aufgerufen,
- ein neues Abgeordnetenhaus von Berlin
- und neue Bezirksverordnetenversammlungen zu wählen. Damit haben Sie
- die Möglichkeit, unmittelbar darauf
- Einfluss zu nehmen, wer Ihre Stadt
- und Ihren Bezirk in den nächsten fünf
- Jahren regiert. Sie entscheiden, ob
- Berlin eine soziale und weltoffene Stadt
- bleibt und sich so weiter entwickelt.
- Sie bestimmen darüber mit, ob wir
- den sozialen Zusammenhalt in unserer
- Stadt weiter stärken, ihre Vielfalt
- als Bereicherung annehmen und die
- Mitbestimmungsmöglich eiten der
- k
- Berlinerinnen und Berliner auch über
- Wahlen hinaus weiter ausbauen.
- Sie bestimmen darüber, ob wir die
- zentralen Einrichtungen öffentlicher
- Daseinsvorsorge wie Wasser, Verkehr,
- Strom, Bildung, Kultur und Gesundheit in öffentlicher Verantwortung
- organisieren und gegebenenfalls
- zurückholen und ob wir den ökologischen Umbau unserer Wirtschaft und
- Gesellschaft mit einer Politik sozialer
- Gerechtigkeit verbinden.
- ist eine Stadt, die Raum bietet für ein
- Leben nach jeweils eigenen Vorstellungen. Eine Stadt in der, trotz aller
- Probleme Lebensfreude dominiert.
- Mehr noch: Berlin ist im Aufwind.
- Über 140 000 neue Erwerbsarbeitsplätze sind in den vergangenen fünf
- Jahren in zukunftsträchtigen Bereichen
- wie Forschung, Bildung, Gesundheitswirtschaft, Telekommunikation und
- Verkehrstechnik entstanden. Wichtige
- Firmen haben sich hier niedergelassen
- oder sind zurück nach Berlin gekommen. Auch Kreativ-Branchen, wie Film
- und Medien sind zu einem wichtigen
- Beschäftigungs- und Wirtschaftsfaktor
- geworden. Berlin liegt mit seinen
- Hochschulen und mit seinen Forschungs- und Entwicklungsmöglich
- keiten an der Spitze. Hier arbeiten und
- forschen die meisten Professorinnen
- und Wissenschaftlerinnen.
- Berlin ist eine der spannendsten
- Städte in Deutschland und ein Magnet
- für viele Menschen aus anderen
- Ländern. Sie kommen als Touristinnen
- und Touristen oder wollen hier arbeiten und leben. Auch deshalb ist Berlin
- nicht nur die politische Hauptstadt.
- Sie ist zugleich Kulturhauptstadt und
- internationale Metropole.
- Berlin hat die Weltwirtschaftskrise
- bislang gut gemeistert, weil wir
- konsequent darauf gesetzt haben,
- die eigenen Potenziale der Stadt zu
- entwickeln, weil wir zusammen mit
- den Gewerkschaften eine Industrieinitiative gestartet haben, die als Teil der
- sozial-ökologischen Modernisierung
- der gesamten Wirtschaftsstruktur
- zum Rückgrat unserer Wirtschaft
- heranwachsen wird. Wir haben Großprojekten wie einem Kohlekraftwerk
- oder dem Weiterbau der A 100 eine
- Absage erteilt und setzen stattdessen
- auf dezentrale Lösungen, die nicht nur
- umweltverträglicher, sondern auch
- kostengünstiger sind.
- Berlin ist weltoffen, tolerant, international, dynamisch und lebendig. Berlin
- Berlin ist aber auch die Stadt der
- Gegensätze und Widersprüche.
- 4
- Denn noch immer sind die sozialen
- Unterschiede groß.
- in Zukunft auf die Basisleistungen der
- Krankenkassen angewiesen sind.
- Noch immer sind viele Berlinerinnen
- und Berliner trotz Arbeit arm und
- brauchen ergänzendes Hartz IV.
- Diese Politik der Umverteilung des
- gesellschaftlichen Reichtums von
- unten nach oben, der gesellschaftlichen Spaltung und Entsolidarisierung
- lehnen wir entschieden ab. Deshalb
- kämpfen wir auch auf Bundesebene
- und in den anderen Bundesländern für
- einen Richtungswechsel in der Politik,
- der dieses Land friedlicher, sozialer
- und demokratischer macht.
- Und noch immer leiden zu viele unter
- gesellschaftlicher Ausgrenzung, weil
- sie erwerbslos sind, gesundheitliche
- Einschränkungen haben oder weil sie
- wegen ihrer Herkunft, ihres Aussehens oder ihrer Religion diskriminiert
- werden.
- Das hat sehr viel mit den Rahmenbedingungen zu tun, die von der Bundesregierung gesetzt werden und die wir
- mit landespolitischen Maßnahmen oft
- allenfalls abmildern können.
- Es war und ist die Bundesregierung,
- die mit dem Hartz-IV-Gesetz Menschen ohne oder mit geringem Einkommen unter die Knute der Jobcenter zwingt und ihnen damit auch einen
- Teil ihrer Selbstbestimmung nimmt.
- Es ist die Bundesregierung, die sich
- beharrlich einem gesetzlichen Mindestlohn in Existenz sichernder Höhe
- verweigert, obwohl er in anderen EULändern längst normal ist.
- Es ist die Bundesregierung, die mit
- ihrer Steuer- und Finanzpolitik die
- Länder und vor allem die Kommunen
- in immer ärgere Nöte treibt, während
- sie auf Kosten der Beschäftigten und
- Steuerzahlerinnen und -zahler Banken
- und Unternehmen mit Rettungsschirmen und Steuergeschenken stützt.
- Es ist die Bundesregierung, die durch
- ihre Reformvorhaben Gesundheit
- immer mehr zur Ware degradiert und
- zum Luxusgut für all jene macht, die
- Hier in Berlin zeigen wir, dass es
- anders gehen kann und dass es nur
- mit der LINKEN anders geht. Uns ist
- bewusst, dass viele dieser Vorstellungen nur in enger Zusammenarbeit mit
- Gewerkschaften, Bürgerinitiativen,
- sozialen und politischen Bewegungen
- durchzusetzen sind.
- Wir wollen in der nächsten Wahlperiode die Rahmenbedingungen dafür
- schaffen, dass 150 000 neue Arbeitsplätze entstehen. Wir schaffen weitere »Gute Arbeit«, die nach Tarif bezahlt
- und sinnvoll ist, der eigenen Qualifikation entspricht und bei der man am
- besten auch noch mit Spaß bei der
- Sache ist. Gleichzeitig bekämpfen wir
- prekäre Beschäftigung unter anderem
- mit neuerlichen Initiativen zur Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns,
- der schnell auf zehn Euro steigt, und
- mit einem Vergabegesetz, das jetzt
- schon öffentliche Aufträge nur an die
- Unternehmen zulässt, die nach Tarif
- bezahlen, mindestens aber 7,50 Euro
- die Stunde.
- Dazu gehört ein Öffentlich geförderter
- Beschäftigungssektor (ÖBS), in dem
- ehemals Erwerbslose nicht nur gesellschaftlich sinnvolle Arbeit verrichten,
- sondern auch noch tariflich, mindes5
- tens aber zu Mindestlohnbedingungen
- bezahlt werden. Der ÖBS ist unsere
- Alternative zu den Ein-Euro-Jobs der
- Bundesregierung. Den Beschäftigten
- dort eröffnen sich durch ihre Arbeit
- neue Perspektiven, ihre Tätigkeit
- stärkt den sozialen Zusammenhalt
- und macht unsere Stadt noch lebenswerter.
- Bildung und Ausbildung entscheiden
- mit darüber, ob Kinder und Jugend
- liche die Chance haben, künftig selbst
- über ihr Leben zu bestimmen. Das
- bundesdeutsche Bildungssystem
- sortiert Kinder sehr früh und in erster
- Linie nach dem sozialen Status ihrer
- Eltern in die verschiedenen Schulformen und entscheidet damit faktisch
- über ihre späteren Chancen.
- Wir gehen in Berlin einen anderen Weg.
- Wir haben die Kitas zu Bildungseinrichtungen ausgebaut und den
- Einstieg in die Gemeinschaftsschule
- von der ersten Klasse bis zum Abitur
- geschafft. Diese Schulen erfreuen
- sich wachsender Beliebtheit.
- Wir haben die Hauptschule abgeschafft und an den Sekundarschulen
- können alle Kinder, egal aus welchen
- Familien sie kommen, das Abitur
- erwerben.
- Wir haben mit Schulstarter-Paketen,
- verbilligtem Mittagessen und dem
- Ausbau des Ganztagsbetriebs die
- Voraussetzungen verbessert, dass
- künftig mehr Kinder Freude an und
- Erfolg in der Schule haben werden.
- Und wir setzen alles daran, dass alle
- Jugendlichen in Berlin eine Ausbildung
- oder ein Studium durchlaufen können,
- unabhängig davon, aus welchen Fami
- 6
- lien sie kommen. Auch das macht
- unsere Stadt sozial und lebenswert.
- Der Berlin-Pass gibt vielen Menschen
- mit sehr geringen Einkommen die
- Möglichkeit, am Leben in der Stadt
- teilzunehmen – durch die verbilligte
- Monatskarte der BVG, durch günstige
- Eintrittspreise für Theater, Oper, Kino,
- Sport und vieles anderes mehr. Das
- werden wir weiter ausbauen und damit
- gleichzeitig Gerechtigkeitslücken
- abbauen. Wir haben in Berlin eine
- reichhaltige Infrastruktur sozio-kul
- tureller und sportlicher Einrichtungen,
- Nachbarschafts- und Stadtteilzentren,
- die unabhängig vom Einkommen allen
- Berlinerinnen und Berlinern offen
- stehen, und ihnen dadurch auch
- den Zugang zu Bildung, Kultur und
- sozialem Miteinander öffnen.
- In Berlin galt lange Zeit, dass man
- hier für wenig Geld wohnen kann.
- Das hat sich in den letzten Jahren rela
- tiviert. Der Wohnraum wird knapper
- und teurer. Vor allem in den Innenstadtbezirken werden Menschen mit
- geringeren Einkommen zunehmend
- verdrängt. Das wollen und werden
- wir nicht hinnehmen.
- Wir wollen die soziale Durchmischung
- in den Kiezen und Bezirken. Deshalb
- werden wir auf Bundesebene darauf
- hinwirken, dass die Mietpreiserhöhungen eingedämmt werden. Deshalb
- werden wir auf Berliner Ebene alles
- unternehmen, was möglich ist, damit
- Menschen mit geringen Einkommen
- oder im Hartz-IV-Bezug in ihren
- Wohnungen, zumindest aber in
- ihren Kiezen bleiben können.
- Berlin ist in den letzten Jahren
- demokratischer und damit leben
- dger geworden.
- i
- Wir haben die Mitwirkungsrechte von
- Seniorinnen und Senioren gestärkt
- und wollen auf diesem Weg weiter
- vorangehen. Ihr Wissen und ihre Erfahrungen sind gut für Berlin und das
- soziale Miteinander. Deshalb wollen
- und brauchen wir mehr Beteiligung
- und mehr Rechte für die Gestaltung
- einer seniorengerechten Stadt.
- In Berlin haben Frauen bundesweit
- die besten Chancen beruflich voranzukommen. Aber Berlin ist Teil der
- bundesdeutschen Gesellschaft, in
- der Frauen gegenüber Männern noch
- immer Nachteile haben. Wir streiten
- für gleichen Lohn für gleichwertige
- Arbeit und setzen das im Öffentlichen
- Dienst und den landeseigenen Unternehmen auch durch. Wir bekämpfen
- Gewalt gegen Frauen an allen Orten
- und unterstützen ein lebendiges
- Netz von Anti-Gewalt- und selbst
- organisierten Frauenprojekten.
- Wir aner ennen unterschiedliche
- k
- Lebensformen als gleichberechtigt
- und unterstützenswert.
- In Berlin leben Menschen aus über
- 190 Ländern friedlich zusammen, aber
- nicht alle haben die gleichen Rechte.
- Viele Benachteiligungen sind durch
- Bundesgesetze festgeschrieben. Wo
- wir auf Landesebene für mehr Gleichberechtigung, mehr Rechte und weniger Diskriminierung sorgen können,
- tun wir das. So haben Berlinerinnen
- und Berliner mit Migrationshintergrund die Initiative für das bundesweit
- erste Partizipations- und Integrationsgesetz ergriffen. Wir haben dieses
- Gesetz mit der Koalition Wirklichkeit
- werden lassen – gemeinsam mit
- Migrantinnen und Migranten.
- DIE LINKE steht dafür, dass unsere
- Stadt noch lebenswerter wird und
- alle die Chance auf ein erfülltes
- und selbstbestimmtes Leben haben.
- Deshalb kämpfen wir auch mit vielen
- anderen dafür, dass Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und
- Islamfeindlichkeit in unserer Stadt
- und in den Parlamenten keinen Platz
- haben.
- Wir sind die Partei, die Menschen
- und Kompetenzen aus Ost und West
- vereint, die mit ihrer Geschichte, ihren
- Erfahrungen und ihrer Verantwortung
- für die Geschichte der DDR offen und
- kritisch umgeht. Gleichzeitig können
- wir viele Interessen der Berlinerinnen und Berliner mit Ost-Biografien
- vertreten. Auch über 20 Jahre nach
- der deutschen Vereinigung gibt es
- bundesweit weiterhin Unterschiede
- zwischen Ost und West in der Bezahlung, in der Rente und vor allem in der
- Wertigkeit der Biografien. Deshalb ist
- eine Kraft, die diese Unterschiede thematisiert, immer noch dringend nötig.
- Die Mittel der direkten Demokratie
- sind mittlerweile aus Berlin nicht mehr
- wegzudenken. Die Bürgerinnen und
- Bürger nehmen ihre Interessen selber
- in die Hand, in die eine wie die andere
- Richtung. Das wollen wir weiter ausbauen. Die Quoren bei den Volksentscheiden sollen nach unten gesetzt
- werden. Auch 16-Jährige sollen bei
- den Wahlen zum Abgeordnetenhaus
- ab 2016 mitwirken können.
- Wir haben mittlerweile in fünf Bezirken
- Bürgerhaushalte. Die Bürgerinnen und
- Bürger entscheiden über die Verwendung bestimmter Budgetanteile. Damit
- verlagern sich die Entscheidungen
- darüber, wie der soziale Zusammenhalt und Stadtgesellschaft von oben
- nach unten zu gestalten sind – die
- demokratische Bürger esellschaft ist
- g
- 7
- erlebte Realität. Das wollen wir in ganz
- Berlin erreichen.
- Berlin wird noch lebenswerter, wenn
- die Bürgerinnen und Bürger auch über
- ihre Einrichtungen der öffentlichen
- Daseinsvorsorge mitentscheiden
- können. Mit Berlin-Energie, das die
- Stadtreinigung, die Wasserbetriebe
- und die Berliner Energieagentur gemeinsam aufbauen werden, haben wir
- den Grundstein für ein neues Berliner
- Stadtwerk gelegt, das ein besonderes
- sein wird: Es wird das erste Berliner
- Ökostadtwerk sein und es soll als
- ein Bürger-Stadtwerk entwickelt
- werden, an dem sich Berlinerinnen
- und Berliner beteiligen und über
- das sie mitbestimmen können.
- Liebe Berlinerinnen und Berliner,
- DIE LINKE steht bundesweit für eine
- Politik der sozialen Gerechtigkeit,
- der Demokratisierung unserer Gesellschaft, der Nachhaltigkeit und der
- friedlichen Konfliktlösung. Sie will
- einen radikalen Politikwechsel,
- in dessen Mittelpunkt der Mensch
- steht und nicht der Profit.
- Deswegen treten wir auf der Bundesebene zum Beispiel für einen gesetzlichen Mindestlohn ein, der schnell
- auf zehn Euro steigen soll. Wir stehen
- für eine sanktionsfreie soziale Mindestsicherung zur Überwindung von
- Hartz IV, und wir sind konsequent
- gegen Krieg und Gewalt.
- bleibt zu tun. Berlin ist nicht nur eine
- lebenswerte Metropole, sondern auch
- weiterhin die Hauptstadt von Armut
- und prekärer Beschäftigung. Noch
- immer trägt Berlin an den Hinterlassenschaften der Großen Koalition aus
- CDU und SPD wie dem Bankenskandal
- oder der skandalösen Privatisierung
- der Berliner Wasserbetriebe. Auch
- heute werden unsere Vorschläge,
- Berlin sozial gerechter zu gestalten,
- zum Teil von der SPD blockiert oder
- sind nur gegen ihren Widerstand
- durchzusetzen. Das macht deutlich:
- DIE LINKE muss stärker werden,
- damit Berlin sozialer wird.
- Wir haben in den letzten Jahren viel
- erreicht. Und wir haben noch viel
- mehr vor. Wir wollen Berlin als wirtschaftlich starke, sozial ausgewogene
- und ökologisch vorbildliche demokratische und weltoffene Stadt voranbringen. Deshalb setzen wir uns für einen
- sozial-ökologischen Umbau und eine
- gesamtstädtische Nachhaltigkeitsstrategie ein.
- Natürlich belasten die hohen Schulden, die wir von unseren Vorgänger
- regierungen geerbt haben weiterhin
- den Haushalt unserer Stadt und
- natürlich bleibt die finanzielle Lage
- weiter angespannt.
- DIE LINKE in Berlin ist seit 2002 in
- Regierungsverantwortung im Land.
- Sie setzt diese Politik auf Landes
- ebene um.
- Durch den konsequenten Konsolidierungskurs seit unserem Regierungseintritt waren wir nicht nur in der
- Lage, einen ausgeglichenen Haushalt
- vorzulegen, sondern konnten auch mit
- der Rückzahlung der Schulden beginnen und gleichzeitig die finanziellen
- Handlungsspielräume für eine soziale
- Stadtpolitik erweitern.
- DIE LINKE hat in den vergangenen
- Jahren Berlin verändert. Doch vieles
- Die jüngste Wirtschaftskrise hat
- allerdings auch um Berlin keinen
- 8
- Bogen gemacht. Die weiterhin unso
- ziale Steuerpolitik der Bundesregierung auf der einen und die Schuldenbremse auf der anderen Seite zeigen
- ebenfalls ihre Auswirkungen. Wir
- lehnen die Schuldenbremse ab, weil
- sie wachstumshemmend und damit
- krisenverschärfend wirkt. Die wachsende Staatsverschuldung rührt nicht
- von zu hohen Ausgaben, sondern von
- zu geringen Einnahmen. Die Steuersenkungen auf Bundesebene haben
- vor allem Gutverdienende und Unternehmen entlastet. Menschen mit
- geringem oder mittlerem Einkommen
- wurden hingegen belastet – Länder
- und Kommunen verzeichnen gravierende Mindereinnahmen.
- DIE LINKE will stattdessen im Rahmen
- der landespolitischen Möglichkeiten
- die Einnahmeseite stärken. Wir wollen
- Schulden abbauen, aber nicht mit
- einer undemokratischen Schuldenbremse, sondern durch die Fortsetzung einer vernünftigen Finanz- und
- Wirtschaftspolitik.
- Berlin leidet wie andere Bundesländer und viele Kommunen unter einer
- ungenügenden Finanzausstattung, die
- finanziellen Spielräume sind nach wie
- vor sehr eng. Ausgabendisziplin wird
- daher weiterhin notwendig sein.
- DIE LINKE streitet deshalb in Berlin wie
- im Bund für eine Steuerpolitik, durch
- die Unternehmen und Menschen mit
- hohem Einkommen wieder angemessen an der Finanzierung der öffent
- lichen Aufgaben beteiligt werden, statt
- weitere Steuergeschenke zu erhalten.
- Die landesrechtlichen Spielräume zur
- Verbesserung der Einnahmesituation
- sind zwar sehr beschränkt – aber
- auch hier will DIE LINKE tun, was sinnvoll ist: Die Einführung einer Steuer
- auf Hotelübernachtungen (BettenSteuer ) ist rechtlich ebenso zu prüfen,
- wie eine Anpassung der Gewerbe
- steuer und die personelle Verstärkung
- der Berliner Finanzämter. Um Steuergerechtigkeit, die auch die hohen
- Einkommen erfasst, herzustellen, soll
- die Anzahl der Steuerprüfer wirksam
- erhöht werden.
- Die Jahre 2007 und 2008 – vor der
- Weltwirtschaftskrise – waren Jahre,
- in denen Berlin ohne weitere Schuldenaufnahme auskam. Die Wirtschaft
- wuchs in diesen beiden Jahren und
- damit wuchsen auch die Berliner Einnahmen. Dies zeigt: Gesunde Haushalte brauchen eine gute wirtschaftliche Entwicklung. Ohne nachhaltiges
- wirtschaftliches Wachstum und eine
- sozial gerechte Steuerpolitik auf
- Bundesebene wird es keine Konsolidierung der Haushalte geben können,
- weder in Berlin noch im Bund. Und
- für DIE LINKE in Berlin ist klar, dass
- Haushaltspolitik auch unter den Bedingungen knapper Kassen Prioritäten
- setzen muss: für den sozialen Zusammenhalt in der Stadt, für gleiche
- Bildungschancen und für Impulse für
- mehr Beschäftigung.
- Wir unterbreiten Ihnen, liebe Berlinerinnen und Berliner, mit diesem Wahlprogramm unser Angebot konkreter
- Verbesserungsvorschläge für unsere
- Stadt und damit für ein soziales Berlin.
- 9
- I. Beschäftigung schaffen – »Gute Arbeit«!
- Bestehende Arbeitsplätze sichern
- und neue, sozial abgesicherte Arbeitsplätze zu schaffen, das ist für
- DIE LINKE eine zentrale Aufgabe in
- der kommenden Legislaturperiode.
- 150 000 weitere
- neue Arbeitsplätze bis 2016!
- Berlin ist auf einem guten Weg: Die
- Wirtschaft wächst seit 2005 schneller
- als die Wirtschaft der Bundesrepublik
- insgesamt. 118 000 neue sozialver
- sicherte Arbeitsplätze sind entstanden,
- die Zahl der Erwerbstätigen stieg um
- 140 000. Berlin ist das Bundesland
- mit dem im Bundesvergleich höchsten
- Zuwachs an Beschäftigung. Trotz
- dieser guten Entwicklung sind in Berlin noch immer knapp 230 000 Menschen erwerbslos. Deshalb ist unser
- wesentliches Ziel für die nächsten fünf
- Jahre, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit 150 000 neue Arbeitsplätze
- entstehen, und zwar »Gute Arbeit« –
- sozial abgesichert und fair entlohnt!
- Wir haben in den letzten Jahren
- mit einer aktiven Wirtschafts- und
- Arbeitsmarktpolitik wichtige Weichen
- für die Entwicklung der Wirtschaft und
- der Beschäftigung gestellt. Wir haben
- die Wirtschaftspolitik des Landes
- konsequent auf die Wachstumsfelder
- der Zukunft ausgerichtet, Wissenschaft und Wirtschaft eng verzahnt,
- Unternehmensförderungen an soziale
- Standards gebunden und öffentlich
- geförderte Beschäftigung zu tarif
- lichen Bedingungen als Alternative
- zu Ein-Euro-Jobs entwickelt.
- Ein breites Bündnis von Senat, Wissenschaft, Unternehmen und Gewerk10
- schaften hat sich zum Ziel gesetzt,
- Berlin wieder als Industriestandort zu
- entwickeln. Diese positive Entwicklung wollen wir fortsetzen.
- So haben wir in den letzten Jahren den
- Service für Unternehmen, die bereits
- in Berlin ansässig sind, deutlich verbessert. Er wird durch »Berlin Partner«
- aus einer Hand gewährleistet in enger
- Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsfördereinrichtungen der Bezirke.
- Gute Arbeitsbedingungen
- schaffen – Tariflöhne und
- Mindestlohn durchsetzen!
- Erwerbsarbeit ist für die meisten
- Berlinerinnen und Berliner die Grundlage zur Sicherung ihres Lebens
- unterhalts und zur Teilhabe am
- gesellschaftlichen Leben.
- DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
- Arbeit nicht nur gerecht entlohnt wird,
- sondern auch gute Arbeitsbedingungen festgeschrieben werden. Ausbildung und Fortbildungsmaßnahmen
- sollen allen Berlinerinnen und Berlinern, die das möchten, Erwerbsarbeit
- ermöglichen. Wir kämpfen gegen
- unsichere und prekäre Beschäftigung
- und arbeiten dafür, dass die Gleichstellung der Geschlechter auch im
- Wirtschaftsleben Realität wird.
- Die Berliner Landesunternehmen
- sind verlässliche und große Arbeitgeber und Auftraggeber. DIE LINKE
- hat in den vergangenen Jahren nicht
- nur daran gearbeitet, dass diese
- Landesunternehmen wirtschaftlich
- arbeiten, sondern auch daran, dass
- sie ihre Leistungen für den sozialen
- Zusammenhalt in der Stadt ausbauen.
- Dieser Weg soll weiterhin konsequent
- beschritten werden.
- Öffentliche Aufträge
- zu gerechten Löhnen
- Im Jahr 2010 ist in Berlin ein Vergabegesetz in Kraft getreten, das Tarif- und
- Mindestlöhne für alle öffentlichen
- Aufträge vorschreibt.
- Für DIE LINKE ist nicht hinnehmbar,
- dass in Vollzeit beschäftigte Menschen nicht von ihrem Einkommen
- leben können, sondern gezwungen
- sind, mit Sozialleistungen wie Hartz IV
- aufzu tocken. Aber auch aus Sicht der
- s
- Steuer ahlerinnen und -zahler sind
- z
- Niedriglöhne nicht verantwortbar, denn
- so werden aus Steuermitteln Unternehmen subventioniert, die durch unzu
- reichende Löhne Extraprofite erzielen.
- DIE LINKE steht für die Einführung
- eines bundesweiten und branchenübergreifenden gesetzlich festgeschriebenen Mindestlohns, der schnell
- auf zehn Euro die Stunde ansteigen
- soll. Bis das erreicht ist, setzen wir
- uns im Land Berlin dafür ein, dass der
- gegenwärtig im Vergabegesetz festgeschriebene Mindestlohn kurzfristig
- von derzeit 7,50 Euro auf 8,50 Euro
- angehoben und dann kontinuierlich
- der ökonomischen Entwicklung und
- Preissteigerung angepasst wird.
- Gleichstellung von Frauen
- und Männern in der Wirtschaftsund Arbeitswelt
- Frauen erhalten immer noch nur rund
- 75 Prozent der durchschnittlichen
- Löhne und Gehälter der Männer. Sie
- arbeiten weit häufiger als Männer
- unter Niedriglohnbedingungen, oft
- unfreiwillig in nicht existenzsichernden Teilzeitbeschäftigungen, Miniund Midijobs und länger als männliche
- Berufseinsteiger in schlecht oder gar
- nicht bezahlen Praktika. Diese strukturelle Benachteiligung der Frauen
- bauen wir im Land Berlin da, wo wir
- Einfluss nehmen können, systematisch ab.
- Ende 2010 haben wir das Landesgleichstellungsgesetz novelliert: Verbindliche Regelungen zur Besetzung
- der Führungspositionen in landeseigenen Unternehmen, Anstalten und
- Stiftungen öffentlichen Rechts, zur
- Frauenförderung im Zusammenhang
- mit öffentlicher Vergabe und zur paritätischen Besetzung der Gremien mit
- Frauen und Männern befördern eine
- effektive Gleichstellungspolitik.
- In der privaten Wirtschaft bestehen
- die gläsernen Decken, gegen die
- Frauen immer wieder stoßen, gleichwohl fort. Solange es keine verbindlichen Regelungen und gesetzlichen
- Vorgaben gibt, sind Männer meist
- nicht bereit, dies zu ändern. Uns geht
- es darum, auf allen Ebenen – von der
- Sachbearbeitung bis zur Leitungsfunktion – für Frauen die gleichen
- Arbeits- und Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen, wie sie für Männer
- bereits bestehen. Deshalb streiten
- wir auf Bundesebene für ein Gleichstellungsgesetz auch in der privaten
- Wirtschaft.
- Von Berlin aus werden wir eine Bundesratsinitiative starten, deren Ziel es
- ist, gesetzlich eine verbindliche Quote
- für Frauen in Aufsichtsräten nach dem
- norwegischen Vorbild festzuschreiben. In Norwegen gilt, dass 40 Prozent der Plätze in den Aufsichtsräten
- mit Frauen besetzt werden müssen.
- 11
- Frauen an die Spitze
- Berlin liegt mit einem Frauenanteil
- von über 28 Prozent bei der Besetzung von Professuren an der Spitze.
- Das ist ein Ergebnis der langjährigen
- intelligenten Frauenförderung über
- das Berliner Programm zur Förderung
- der Chancengleichheit für Frauen in
- Forschung und Lehre.
- Durch die gezielte Bindung der finanziellen Unterstützungen des Landes
- an die Anwendung von Frauenförderkriterien bauen wir gläserne Decken,
- gegen die Frauen immer wieder
- stoßen, weiter ab. Wir haben den
- Anteil der Frauen in den Aufsichtsräten der landeseigenen Unternehmen
- von 16 Prozent im Jahr 2004 auf fast
- 40 Prozent gesteigert. Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten, die in der
- Zuständigkeit von linken Senatorinnen
- und Senatoren liegen, beträgt nahe 50
- Prozent. Das streben wir für alle Unternehmen mit Landesbeteiligung an.
- Prekäre Beschäftigung
- bekämpfen – feste Stellen
- statt Leiharbeit
- DIE LINKE setzt sich für die Abschaffung der Mini- und Midijobs ein. Jede
- abhängige Beschäftigung soll ab der
- ersten Stunde sozialversicherungspflichtig werden. Ausnahmen können
- allenfalls für Studierende, Schülerinnen und Schüler sowie für Rentnerinnen und Rentner gelten, die Nebenjobs nachgehen.
- Ein besonderer Auswuchs prekärer Beschäftigung ist die Leih- und
- Zeitarbeit. Leiharbeiternehmerinnen
- und -arbeiternehmer sind in der Regel
- nicht nur schlechter bezahlt als ihre
- fest beschäftigten Kolleginnen und
- 12
- Kollegen, sondern sind auch die ersten, denen in Krisenzeiten gekündigt
- wird. Das lehnen wir ab. Deswegen
- fördert das Land Berlin auch keine
- Leiharbeitsplätze.
- DIE LINKE streitet vielmehr für »Gleichen Lohn für gleiche Arbeit«. Deshalb
- hat das Land Berlin auch erfolgreich
- gegen den Verband christlicher Zeitarbeitsgewerkschaften geklagt und
- damit Dumpinglöhne in der Zeitarbeit
- erschwert.
- DIE LINKE steht für eine starke Eingrenzung der Leiharbeit. Sie soll nur
- eingesetzt werden können, um kurzfristige Auftragsspitzen abzufangen.
- DIE LINKE fördert weiterhin besonders den Ausbau der Arbeitsplätze in
- der Kreativwirtschaft. Ob in den Medien, der Computerbranche, im Modeoder Kulturbereich – viele Menschen
- finden hier interessante Arbeitsmöglichkeiten. Wir wollen, dass dies so
- bleibt und die Arbeitsbedingungen für
- die Beschäftigten stimmen.
- Diskriminierungsfreier
- Zugang zum Arbeitsmarkt
- Menschen mit Migrationshintergrund
- sind doppelt so häufig von Erwerbslosigkeit betroffen wie Menschen ohne
- Migrationshintergrund. Dies betrifft
- junge Menschen in besonderem
- Maße. Migrantinnen und Migranten
- werden auch weitaus häufiger in den
- Niedriglohnsektor abgedrängt.
- Neben dem wirtschaftlichen Strukturwandel und der Nicht-Anerkennung
- der Qualifikationen aus dem Herkunftsland trägt Diskriminierung zur
- Ausgrenzung auf dem Arbeitsmarkt
- entscheidend bei.
- DIE LINKE kämpft für die gleichberechtigte Teilhabe von Migrantinnen
- und Migranten auf dem Arbeitsmarkt
- und für den gleichen Arbeitsmarktzugang, unabhängig von der kulturellen
- Herkunft oder dem rechtlichen Status.
- Wir werden uns auf Bundesebene
- weiter dafür stark machen, dass die
- Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen deutlich erleichtert wird. In Berlin wollen wir die
- Betroffenen unterstützen, indem wir
- die Anerkennung in der Umsetzung
- so unkompliziert wie möglich machen
- und gegebenenfalls notwendige
- Fortbildungsmaßnahmen bestmöglich
- fördern.
- Regionale und internationale
- Kooperation für »Gute Arbeit«
- Das Land Berlin nutzt für die Wirtschaftsförderung Mittel des Landes,
- des Bundes und der EU. Dadurch
- können nur solche Unternehmen
- Lohnzuschüsse erhalten, die ihren
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
- mindestens 25.000 Euro ArbeitgeberBruttojahresgehalt zahlen. »DumpingAusnahmen«, wie sie in vielen anderen Bundesländern üblich sind, gibt
- es in Berlin und auch in Brandenburg
- nicht, weil sich beide Landesregierungen auf ein einheitliches Vorgehen geeinigt und damit einem kleinkarierten
- Standortwettbewerb auf dem Rücken
- der Beschäftigten und ihrer Arbeitsbedingungen eine klare Absage erteilt
- haben.
- Die Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe ist ökologisch
- und wirtschaftlich sinnvoll. Deshalb
- fördern wir etliche regionale Projekte
- in Bereichen der Nahrungsmittelwirtschaft, Bauwirtschaft, Umwelttechnik
- und des Tourismus. Dabei kooperieren
- Berlin und Brandenburg auch eng mit
- den benachbarten Wojewodschaften
- und Städten in Polen. Diese Partnerschaft vertieft nicht nur die wirtschaftliche Zusammenarbeit, sondern
- auch den Austausch in Bildungs- und
- Kulturfragen und fördert zudem das
- gute Zusammenleben der Menschen
- in der gesamten Region.
- DIE LINKE in Berlin hat bei der internationalen Zusammenarbeit immer
- die Interessen der Arbeitnehmerinnen
- und Arbeitnehmer im Blick. Die seit
- dem 1. Mai 2011 geltende Arbeitnehmerfreizügigkeit auch für die
- osteuropäischen Staaten war längst
- überfällig, denn sie beendet auch
- die Benachteiligung der Menschen
- aus Osteuropa. Aber sie darf nicht
- zum Lohnwettbewerb zu Lasten der
- Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
- führen. Auch deshalb brauchen wir
- einen gesetzlichen Mindestlohn.
- Berlin in internationaler Verantwortung: Zivile Ausrichtung und
- Entwicklungspolitik stärken
- Berlin – als Stadt des Friedens – ist
- einer Politik mit weltweiter friedlicher
- Entwicklung verpflichtet. DIE LINKE
- setzt sich für eine bezirkliche und landesweite Bestandsaufnahme ein, die
- Auskunft darüber gibt, welche wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen militärisch forschen und produzieren. So soll offengelegt werden,
- welche Mittel für militärische Zwecke
- im Aufgabenbereich der Bundeswehr
- und im Rahmen der Wissenschafts-,
- Forschungs- und Wirtschaftsförderung eingesetzt werden, um wirksame
- Schritte zur Konversion der Wissenschaft und der Wirtschaft in Berlin
- einzuleiten. Denn »Gute Arbeit!« heißt
- 13
- für uns auch: keine Arbeit für Rüstungsforschung, Waffengeschäfte und
- Krieg! Forschung und Lehre an den
- Berliner Hochschulen sollen durch
- eine gesetzliche Zivilklausel gebunden
- werden. DIE LINKE strebt den Verzicht auf militärische Produktschau
- und internationale Waffengeschäfte
- während der ILA an.
- Berlin verfügt über entwicklungs
- poli ische Leitlinien, einen Beirat
- t
- Entwicklungszusammenarbeit und
- unterhält auf Landesebene und in
- den Bezirken vielfältige internationale
- Partnerschaften.
- DIE LINKE steht für eine konsequente
- Anwendung entwicklungspolitischer
- Prinzipien. Sie hat erreicht, dass die
- dafür zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel aus dem Haushalt des
- Landes Berlin im Jahr 2010 verdoppelt
- worden sind.
- DIE LINKE unterstützt die Einrichtung
- eines Eine-Welt-Hauses für Berlin.
- Außerdem werben wir für die Beteiligung Berlins am Eine-Welt-Promo
- toren-Programm.
- Demokratisierung der Wirtschaft
- Die Tarifautonomie ist ein hohes Gut
- und eine hart erkämpfte Errungenschaft der Gewerkschaften. Zur
- Durchsetzung guter Arbeit und guter
- Löhne brauchen wir starke Gewerkschaften und starke Betriebs- und
- Personalräte. Mit ihnen werden wir
- auch in Zukunft eng zusammenar
- beiten. Wirtschaft und Unternehmen
- sind keine demokratiefreien Zonen.
- Deshalb streiten wir für die Sicherung
- und Stärkung der Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte und Gewerkschaften. Massenentlassungen und
- 14
- Unternehmensverkäufe müssen voll
- mitbestimmungspflichtig werden.
- Auf der Ebene des Öffentlichen
- Dienstes im Land Berlin haben wir
- bei der Novellierung des Personalvertretungsgesetzes dafür gesorgt, dass
- die Rechte der Personalvertretungen
- entgegen dem Bundestrend nicht
- weiter eingeschränkt wurden. Wir
- setzen uns weiterhin für die Stärkung
- der Personalvertretungen ein – ins
- besondere vor dem Hintergrund von
- zunehmender Leiharbeit, von Outsourcing und Umstrukturierungen.
- Arbeit statt Arbeitslosigkeit
- finanzieren: ÖBS statt Ein-Euro-Jobs
- In Berlin gibt es eine Alternative zu
- den Hartz-IV-Ein-Euro-Jobs und zur
- Niedriglohn-Bürgerarbeit: den Öffentlich geförderten Beschäftigungssektor
- (ÖBS). Hier wird sinnvolle und gesellschaftlich notwendige Arbeit in der
- Stadt organisiert. Der ÖBS verhindert
- soziale Ausgrenzung und stärkt den
- gesellschaftlichen Zusammenhalt.
- Langzeitarbeitslosen bietet er sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse, die tariflich, mindestens
- aber nach Mindestlohn, bezahlt
- werden und existenzsichernd sind.
- Damit konnten wir neue Perspektiven
- für Erwerbslose schaffen.
- Derzeit bekommen Vollzeitbeschäftigte Tariflöhne, mindestens aber 1300
- Euro im Monat. Wir setzen uns dafür
- ein, im Zuge der von uns angestrebten
- Erhöhung des Mindestlohns beim Vergabegesetz den Mindestlohn auch für
- ÖBS-Beschäftigungsverhältnisse auf
- 8,50 Euro die Stunde anzuheben.
- DIE LINKE ist in Berlin angetreten,
- den Einstieg in den ÖBS auf Landesebene zu organisieren. Nach den
- letzten Wahlen haben wir uns mit
- dem Koalitionspartner darauf
- verständigt, 2500 öffentlich geförderte Stellen bis 2011 einzurichten.
- Tatsächlich gelang es uns, weitaus
- mehr ÖBS-Stellen zu schaffen. Die
- Beschäftigten im ÖBS arbeiten z. B.
- in Nachbarschaftshäusern, Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen.
- Deren Arbeit ermöglicht manches:
- Kinderbetreuung außerhalb der
- regulären Kita-Öffnungszeiten,
- Ausflüge von Rollstuhlfahrerinnen
- und -fahrern in die Gärten und Parks,
- Begleitung der Menschen mit eingeschränkter Mobilität bei Fahrten mit
- dem öffentlichen Nahverkehr. Sie
- organisieren Hausaufgabenhilfen,
- Kochen und Backen mit Kindern, sie
- helfen Eltern mit Sprachproblemen
- bei Elternabenden in der Schule oder
- Kita als Dolmetscher oder Nachbarschaftslotsen. Sie unterstützen
- Projekte im Kampf gegen Rechts
- extremismus oder beraten Wander
- arbeiterinnen und Wanderarbeiter
- in Berlin – um nur einige Beispiele
- zu nennen.
- finanzieren zu können, werden wir
- dafür streiten, Mittel, die ohnehin
- zur Finanzierung der Arbeitslosigkeit
- aufgewandt werden müssen, zu
- bündeln. So können zusammen mit
- Landesgeldern tariflich, mindestens
- aber nach Mindestlohn bezahlte
- weitere Stellen im ÖBS geschaffen
- werden.
- Der ÖBS gibt vielen Beschäftigten
- wieder Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Er verdrängt keine
- vorhandene Arbeit, sondern organisiert zusätzlich, was gesellschaftlich
- sinnvoll ist. Die im ÖBS Beschäftigten
- verrichten Arbeit, aus der sich kein
- Profit schlagen lässt, die aber den
- gesellschaftlichen Zusammenhalt
- in der Stadt stärkt.
- Hartz IV war schon bei seiner Entstehung mit heißer Nadel gestrickt
- und hat sich im Zuge seiner vielen
- Reformierungen immer weiter zu
- einem bürokratischen Monster
- entwickelt. Wir haben gegenge
- steuert, wo wir konnten. Und das
- werden wir weiter tun: Wir wollen
- die Arbeit der Jobcenter dort, wo
- wir Einfluss haben, verbessern,
- um Langzeiterwerbslosen neue
- Perspektiven zu eröffnen und
- schnelleren Service – zum Beispiel
- bei der Übernahme von Wohnungskosten – zu erreichen. DIE LINKE wird
- sich weiterhin für die interkulturelle
- Öffnung der Jobcenter und der
- Agenturen für Arbeit einsetzen.
- Die Bundesregierung lehnt den ÖBS
- als Gegenmodell zu ihrer Arbeitsmarktpolitik ab. Wir haben ihn
- dennoch durchgesetzt und wollen
- ihn auch in der nächsten Wahlperiode
- verstetigen und ausbauen. Um Arbeit
- statt Arbeitslosigkeit vernünftig
- Es gilt ebenso, den ÖBS in seinem
- Anwendungsbereich auszudehnen.
- So wollen wir die Gründung sozialer
- Unternehmen – zum Beispiel von Genossenschaften – mit einer Tätigkeit
- im ÖBS unterstützen.
- Jobcenter reformieren
- Die Lebenswirklichkeit vieler Berlinerinnen und Berliner ist durch Hartz
- IV bestimmt. Sie sehen sich in der
- Gesellschaft dem Generalverdacht
- ausgesetzt, nicht arbeiten zu wollen.
- Diese Sichtweise lehnen wir ab. Es
- mangelt an guter, existenzsichernder
- Arbeit und nicht am Willen, arbeiten
- zu wollen.
- 15
- Aus Wissen Arbeit schaffen
- Wir haben die Wirtschaftspolitik in
- den letzten zehn Jahren konsequent
- auf Zukunftsbranchen ausgerichtet.
- Das sind vor allem Medizintechnik,
- die Biotechnologie, die Optik, die
- Informations- und Kommunikationstechnologie, die Verkehrssystemtechnik und die Energietechnik. Dies
- hat für nachhaltiges Wachstum und
- Beschäftigung gesorgt. In Berlin sind
- sehr viele Menschen in Forschung
- und Entwicklung tätig. Dabei arbeiten
- wir eng mit Brandenburg zusammen.
- Adlershof, Buch und der CleanTechPark Marzahn sind Orte, die für die
- Zukunft der Berliner Wirtschaft und
- der Berliner Beschäftigten stehen.
- DIE LINKE wird diese erfolgreiche
- Politik weiterführen. Wir wollen Berlin
- zu einer bundesweiten Modellregion
- für moderne innovative Technologien
- auf Feldern wie Elektromobilität,
- Wasserversorgung und -entsorgung,
- Gesundheitswirtschaft ausbauen
- und dabei die Zusammenarbeit von
- Wirtschaft und Wissenschaft verbessern. Bestehende Technologie- und
- Innovationsparks und die Entwicklung
- neuer innovativer Orte wie Tempelhof, Tegel oder das Technologie- und
- Gründungszentrum in Charlottenburg
- werden wir stärken.
- Industrie-Dialog vorantreiben
- Die Berliner Industrie hat nach 1990
- einen erheblichen Strukturwandel
- durchlaufen. Die Zahl der Arbeits
- plätze ist um mehr als 200 000 gesunken. Dieser Abbauprozess war in den
- neunziger Jahren begleitet von einer
- Landespolitik, die Berlin nur zu einer
- Kultur- und Dienstleistungsmetropole
- ausbauen wollte.
- 16
- Wir haben die aktive Industriepolitik
- wieder auf die politische Tagesordnung gesetzt. Erstmalig nach der
- Wende sind seit 2008 wieder neue
- Arbeitsplätze in der Industrie entstanden. Die Berliner Industrie ist
- kleinteilig – mehr als 50 Prozent der
- Unternehmen haben weniger als 50
- Beschäftigte –, aber die Unternehmen
- sind in großer Bandbreite aufgestellt
- und haben gerade in den Zeiten der
- Krise ihre Wettbewerbsfähigkeit und
- Stärke beweisen können.
- Linke Wirtschaftspolitik setzte und
- setzt auf die Industrie als ein zentrales
- Element wirtschaftlicher und sozialer
- Entwicklung und auf den engen Dialog
- mit Unternehmen, Kammern, Gewerkschaften und Wissenschaft.
- DIE LINKE steht dafür, auch in den
- nächsten Jahren die Rahmenbedingungen für die industrielle Entwicklung, für Beschäftigungschancen und
- die Ausbildung von Fachkräften zu
- schaffen.
- Ökologisch forschen
- und produzieren
- Wir wollen Berlin zu einer Metropole
- entwickeln, die mit wichtigen Rohstoffen wie Energie oder Wasser schonend
- und nachhaltig umgeht. Unsere Region
- soll zu einem Zentrum »sauberer
- Wirtschaft« – der so genannten Clean
- Economy – werden.
- Berlin hat national wie international
- eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung und Anwendung umweltgerechter Technologien im Bereich
- der Lärm inderung, Energie- und
- m
- Wärmeerzeugung und vielem mehr.
- Wissenschaftiche Einrichtungen wie
- l
- die Technische Universität oder die
- Hochschule für Wirtschaft und Technik wirken bei der Entwicklung Berlins
- zur Umweltmetropole mit.
- DIE LINKE wird auch weiterhin einen
- Schwerpunkt darauf legen, saubere
- Technologien zu fördern. Die immer
- enger werdende Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft
- bietet dafür eine sehr gute Voraussetzung. Zum Beispiel wollen wir Modellregion für Elektromobilität werden,
- die über das Elektro-Auto hinaus
- auch Entwicklungen für öffentliche
- Verkehrsmittel und Servicefahrzeuge
- anstrebt. Damit wollen wir weitere
- Arbeitsplätze schaffen, neue Verkehrsformen im Mix von öffentlichem
- und privatem Verkehr für die gesamte
- Bevölkerung entwickeln und gleich
- zeitig die Umwelt schonen.
- Wir haben in den letzten Jahren deutliche Fortschritte erzielt: Der Kohlendioxid-Ausstoß ist deutlich gesunken.
- Das Energiekonzept 2020 weist den
- Weg, wie wir die CO2-Emissionen
- bis 2020 um rund 40 Prozent und bis
- 2050 um etwa 85 Prozent gegenüber
- 1990 senken können. Deshalb wollen
- wir die Energieversorgung Berlins
- in Kooperation mit Brandenburg
- schrittweise auf erneuerbare Energien
- umstellen.
- Vereinbarkeit von
- Familie und Beruf verbessern
- Berlin ist die Metropole in Deutschland, in der Familien, auch Alleinerziehende, gute Voraussetzungen
- finden, ihre jeweiligen Vorstellungen
- vom Leben zu verwirklichen. Die
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
- die Möglichkeit, dass Mütter und
- Väter einer Berufstätigkeit nachgehen
- können und ihre Kinder und andere
- Familienangehörige gut betreut,
- gefördert und versorgt werden, ist
- wichtig für die Lebensqualität und das
- Recht, über das eigene Leben bestimmen zu können. Aber sie ist auch ein
- Wirtschaftsfaktor, gerade weil viele
- Unternehmen derzeit händeringend
- um Fachkräfte werben.
- Viele Betriebe machen sich inzwischen auf den Weg zum familienfreundlichen Unternehmen. Wir gehen
- mit der Berliner Verwaltung voran.
- In den nächsten fünf Jahren sollen
- möglichst alle öffentlichen Institutionen als familienfreundlich zertifiziert
- werden.
- Wir wollen die Wirtschaft in die Verantwortung nehmen zur Förderung
- der Vereinbarkeit von Familie und
- Beruf. Deshalb streitet DIE LINKE
- gleichzeitig für den Ausbau betrieb
- licher Kinderbetreuung, der Möglichkeiten zu Teilzeitstudium und -ausbildung sowie für die Entwicklung von
- Arbeitszeitmodellen, die sich an den
- Bedürfnissen der Beschäftigten orientieren. Dies ist besonders wichtig, um
- die Situation für pflegende Angehörige,
- Studierende und Alleinerziehende zu
- verbessern.
- In Berlin existiert ein gut ausgebautes
- Angebot an Kindergärten in öffentlicher und freier Trägerschaft sowie
- Schulen mit ganztägigen Angeboten
- und vielfältigen Profilen. Gerade Frauen, die immer noch den größten Anteil
- der Familienarbeit leisten, wird so die
- Möglichkeit gegeben, sich in ihren Berufen zu entwickeln und Leitungsfunktionen wahrzunehmen bzw. Unternehmen zu gründen und zu führen.
- DIE LINKE streitet dafür, bei fachgerechter und tariflicher Bezahlung
- 17
- flexible Formen der Kinderbetreuung
- auch außerhalb der Kita-Öffnungszeiten zu fördern und bereitzuhalten für
- Eltern, die aufgrund ihrer beruflichen
- Situation – beispielsweise Schichtarbeit – darauf angewiesen sind. Wenn
- nötig, sollen Eltern einen Platz in einer
- 24-Stunden-Kita bekommen.
- Öffentlicher Dienst –
- attraktiv und leistungsfähig
- Nur die Reichen können sich einen
- schwachen Staat leisten. Eine gut
- funktionierende Verwaltung, die auch
- unter den Bedingungen einer schwierigen Haushaltslage unkompliziert
- und effizient Dienstleistungen für die
- Bürgerinnen und Bürger erbringt, sie
- berät und unterstützt, ist wesentlicher
- Bestandteil einer sozialen Stadt.
- DIE LINKE will die Bürgerämter zu
- solchen Dienstleistern weiterentwickeln. Immer mehr Bürgerinnen
- und Bürger nutzen das Internet, um
- virtuelle Behördengänge zu unternehmen. Diese Möglichkeiten wollen wir
- zügig auszubauen. Auch das mobile
- Bürgeramt soll stadtweit zum Einsatz
- kommen, um Bürgerinnen und Bürger
- zu unterstützen, die nicht oder nur
- unter schwierigen Bedingungen
- mobil sind.
- DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
- moderne Techniken in der Verwaltung
- in Absprache mit den Beschäftigten
- und Personalräten eingesetzt werden, um die Arbeitsbedingungen zu
- verbessern, das Verwaltungshandeln
- zu entbürokratisieren, Bearbeitungszeiten zu beschleunigen und Abläufe
- transparent zu gestalten.
- Wir brauchen den Öffentlichen Dienst
- und seine Beschäftigten, und wir
- 18
- brauchen »Gute Arbeit« im Öffent
- lichen Dienst. Denn nur wer zufrieden
- ist mit seiner Arbeit und auch angemessen bezahlt wird, kann »Gute
- Arbeit« leisten für die Berlinerinnen
- und Berliner.
- Seit der Vereinigung Berlins ist das
- Personal im Öffentlichen Dienst kontinuierlich abgebaut worden. Das war
- unvermeidlich, weil durch die Zusammenlegung von ehemals zwei großen
- öffentlichen Verwaltungen viele
- Stellen doppelt besetzt waren. Betriebsbedingte Kündigungen konnten
- aber verhindert werden, weil die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes
- selber mit dem Anwendungsvertrag
- von 2003 einen wichtigen Solidarbeitrag zur Sicherung der Arbeitsplätze
- und zur Konsolidierung des Berliner
- Haushalts geleistet haben. Doch die
- Grenze der Belastbarkeit des Öffent
- lichen Dienstes ist erreicht.
- Deshalb hat der Senat 2010 mit den
- Gewerkschaften des Öffentlichen
- Dienstes vereinbart, dass die Beschäftigten in den nächsten fünf Jahren
- wieder die gleichen Löhne und Gehälter bekommen, die im Bundesdurchschnitt üblich sind. Berlin wird die
- Tarifabschlüsse der Tarifgemeinschaft
- der Länder ( TdL ) künftig automatisch
- übernehmen und hat beantragt,
- wieder in die Tarifgemeinschaft der
- Länder aufgenommen zu werden.
- DIE LINKE steht dafür, dass wir
- 100 000 Stellen im Öffentlichen
- Dienst des Landes halten, da er sonst
- nicht mehr leistungsfähig ist. Aber
- es kommt nicht nur auf die Zahl der
- Stellen an. Um den Berlinerinnen
- und Berlinern sehr guten Service und
- zuverlässige Ansprechpartner zu bieten, muss ein stärkeres Gewicht auf
- bürgernahe Bereiche gelegt werden.
- Dabei wollen wir den Anteil der Frauen
- überall dort steigern, wo sie unter
- repräsentiert sind. Das gilt vor allem
- bei Führungspositionen.
- DIE LINKE setzt sich zudem dafür ein,
- künftig mehr junge Menschen einzustellen, um die Leistungsfähigkeit des
- Öffentlichen Dienstes zu sichern.
- DIE LINKE will, dass sich die Vielschichtigkeit der Stadt mit Menschen
- aus rund 190 Ländern auch im Öffentlichen Dienst des Landes widerspiegelt. Deshalb haben wir mit dem
- bundesweit ersten Partizipations- und
- Integrationsgesetz die interkulturelle
- Öffnung der Verwaltung zu einem
- wichtigen Ziel der Verwaltungsmodernisierung erhoben und streben
- an, den Anteil der Berlinerinnen und
- Berliner mit Migrationshintergrund
- in den Kitas, Schulen und Sozialeinrichtungen sowie bei der Polizei, der
- Feuerwehr und in den Verwaltungen
- anzuheben. Bei den Auszubildenden
- sind wir dabei schon relativ weit
- gekommen. Mittlerweile haben gut
- 20 Prozent der Auszubildenden im
- Öffentlichen Dienst einen Migrationshintergrund.
- Ausbildung und
- Weiterbildung intensivieren
- DIE LINKE hat sich dafür stark
- gemacht, dass in Berlin alle jungen
- Menschen nach der Schule ein Angebot für eine Ausbildung oder eine
- Berufsvorbereitung bekommen. Nach
- wie vor aber können viele ihre Ausbildungswünsche nicht realisieren, weil
- die Interessen der jungen Menschen
- und vorhandene Ausbildungsplätze
- oft nicht übereinstimmen. Deshalb
- ist es wichtig, dass junge Menschen
- in der Schule frühzeitig in Fragen der
- Berufs- und Lebensplanung sowie zu
- den Perspektiven ihrer Berufswahl
- beraten werden, und zwar flächendeckend und in Kooperation mit den
- Oberstufenzentren.
- DIE LINKE tritt ein für eine solidarische Finanzierung der Ausbildung, zu
- der alle Unternehmen beitragen: Wer
- nicht ausbildet, zahlt in einen Fonds
- ein. Wer über Bedarf ausbildet, wird
- unterstützt. Wir wollen mit dem Land
- Brandenburg Gespräche aufnehmen
- mit dem Ziel, gesetzlich eine regionale
- Ausbildungsplatzumlage zu schaffen,
- solange es keine bundesweite Ausbildungsumlage gibt.
- Noch immer halten sich rollen
- spezifische Klischees im Berufswahlverhalten von Mädchen und Jungen.
- DIE LINKE streitet dafür, dass Kinder
- und Jugendliche schon in der Kita und
- der Schule sowohl Freiräume als auch
- vielfältige Anregungen bekommen,
- um ihre Fähigkeiten, Neigungen und
- Fertigkeiten zu entwickeln – unabhängig von überholten Rollenmustern.
- Diese Aspekte müssen auch bei der
- Berufsberatung stärker berücksichtigt
- werden.
- Fast die Hälfte der jungen Berlinerinnen und Berliner stammt aus Familien,
- die hierher eingewandert sind. Aber
- nur ein Teil von ihnen hat auch die
- gleichen Chancen wie ihre Altersgenossen aus deutschen Familien. Viele
- scheitern schon in der Bewerbungsphase wegen ihres Namens oder
- ihres Aussehens. Das Land Berlin hat
- schon vor einigen Jahren unter dem
- Motto »Berlin braucht dich« gezielt
- junge Menschen für eine Ausbildung
- im Öffentlichen Dienst und jetzt auch
- in den landeseigenen Unternehmen
- 19
- geworben. Zur Verbesserung der
- Chancengleichheit beigetragen haben
- auch verschiedene Förderprogramme,
- vor allem aber eine neue Ansprache
- der Menschen. Die Bevölkerung der
- Stadt ist vielfältig und alle Menschen
- haben Fähigkeiten, Talente, Potenziale
- und Kompetenzen. Die gilt es zu entwickeln – unabhängig von der sozialen
- oder kulturellen Herkunft.
- Wir wollen alle Menschen auf diesem
- Weg mitnehmen.
- DIE LINKE streitet weiter für eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung für
- alle, ohne die Unternehmen dabei aus
- der Pflicht zur Aus- und Weiterbildung
- ihrer eigenen Fachkräfte zu entlassen.
- Wenn die Unternehmen heute einen
- Mangel an Fachkräften beklagen, liegt
- das auch daran, dass sie jahrelang zu
- wenig in die Aus- und Weiterbildung
- junger Menschen und ihrer Beschäftigten investiert haben.
- DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
- die Zusammenarbeit zwischen den
- Bereichen der Berufsausbildung
- und der Jugendsozialarbeit durch
- ein engeres Zusammenwirken von
- der Bundesagentur für Arbeit, den
- Jobcentern sowie den Jugendämtern
- sinnvoll ergänzt wird. Darüber hinaus
- ist die Jugendberufshilfe der Jugendämter – dazu zählt die sozialpädagogische Begleitung von beruflicher
- Ausbildung – bedarfsgerecht auszustatten.
- DIE LINKE hat Gewerkschaften, Unternehmen und Verwaltungen an einen
- Tisch geholt, um gemeinsam die Ausund Weiterbildung von Fachkräften für
- unsere Region weiter voranzutreiben.
- DIE LINKE unterstützt im Sinne
- des lebenslangen Lernens, dass
- Menschen ihre beruflichen Perspek
- tiven im Laufe ihres Lebens verändern
- können. Dazu gehört zum Beispiel
- die Förderung des Quereinstiegs in
- pädagogische Berufe.
- DIE LINKE will auch zukünftig Ausbildungsplätze statt Warteschleifen
- fördern.
- II. Öffentlich, weil ’s besser ist:
- Öffentliche Unternehmen stärken
- Es gibt Leistungen und öffentliche
- Aufgaben, ohne die eine Stadt wie
- Berlin, ohne die ein Gemeinwesen
- überhaupt nicht funktionieren kann.
- Diese lebenswichtigen Infrastruk
- turen der öffentlichen Daseinsvor
- sorge – Gesundheit, Bildung, öffent
- licher Nahverkehr, Wasser- und
- Energieversorgung, Straßenreini
- gung und Abfallentsorgung sowie
- ein Grundbestand an Mietwohnungen – gehören unter öffentliche
- Kontrolle.
- 20
- Unser Ziel ist es, den öffentlichen
- Einfluss auf diese Bereiche zu sichern
- und so auszugestalten, dass Dienstleistungen sicher, preiswert und in
- hoher Qualität erbracht werden. Die
- BSR ist mit ihren bundesweit niedrigsten Müllgebühren dafür ein hervor
- ragendes Beispiel. Wo in den letzten
- Jahrzehnten wesentliche Teile der
- öffentlichen Daseinsvorsorge privatisiert wurden, wollen wir den öffentlichen Einfluss im Interesse der Berlinerinnen und Berliner zurückgewinnen.
- Wir werden jeweils entscheiden,
- welcher Eigentumsanteil zur Sicherung demokratischer Einflussnahme
- notwendig ist und wie der Rückerwerb
- finanziert werden kann.
- Rekommunalisierung ist Mittel zu dem
- Zweck, die demokratische Verfügung
- über grundlegende Lebensfunktionen
- der Stadt wiederzuerlangen. Die
- Leistungsbereitstellung darf nicht
- der Profitmaximierung untergeordnet
- sein. Umgekehrt muss es sein: Öffentliche Mittel und die Gebühren der
- Berlinerinnen und Berliner müssen so
- effizient eingesetzt werden, dass sie
- höchstmögliche Leistungsqualität zu
- den günstigsten Konditionen und soziale und ökologische Verantwortung
- garantieren. Das ist Aufgabe einer
- Stadt, das ist Sache der demokratisch
- verantwortlichen Politik in Berlin.
- Demokratie statt Marktdiktat
- DIE LINKE widersetzt sich einem
- Zeitgeist, der vor allem auf neoliberale
- Angebotspolitik setzt. Damit wollen
- wir auch dem massiven Liberalisierungsdruck der Europäischen Union
- im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge unseren Widerstand entgegensetzen. Nicht alles lässt sich mit
- städtischer Politik sofort erreichen,
- zumal durch EU- und Bundesrecht
- enge Rahmenbedingungen für
- Vergabe, Beihilfen und Kontrollmöglichkeiten vorgegeben sind. Aber
- unser kontinuierliches Eintreten für
- demokratische und transparente
- öffentliche Unternehmen – auch über
- den Horizont einer Legislaturperiode
- hinaus – wird dazu beitragen, dass
- Berlin eine Stadt mit bürgernahen,
- modernen, umweltgerechten und
- bezahlbaren Dienstleistungen wird,
- die unter Beteiligung und Kontrolle
- der Berlinerinnen und Berliner
- erbracht werden.
- DIE LINKE schlägt vor, dass die
- Verfügung über wichtige Dienstleistungsunternehmen und -strukturen
- der Daseinsvorsorge zukünftig in der
- Hand der Berlinerinnen und Berliner
- liegt. Über den Verkauf öffentlicher
- Unternehmen soll die Landespolitik
- nicht mehr ohne Volksentscheid
- entscheiden dürfen. Wir machen
- uns für eine Gesetzesinitiative stark,
- die dieses neue Instrument in Berlin
- verankert. Außerdem haben wir aus
- dem schwarz-roten Berlin der 1990er
- Jahre gelernt: Öffentliche Unternehmen sind vor allem dann gut, wenn sie
- transparent und öffentlich kontrolliert
- ihre Leistungen bereitstellen. Preiskalkulationen, nachhaltige Entwicklungsstrategien – die Kosten unserer
- städtischen Unternehmen müssen
- öffentlich diskutierbar sein. Wir wollen
- nie wieder öffentliche Unternehmen,
- die zur Beute städtischer Interessengruppen werden, in denen ParteibuchSchattenwirtschaft herrscht, die als
- »Nebenhaushalte« benutzt werden,
- um am Parlament vorbei kostenträchtige Prestigeprojekte zu verwirklichen.
- Deshalb wollen wir gemeinsam mit
- den Berlinerinnen und Berlinern,
- mit Verbänden und Initiativen neue
- unmittelbare Beteiligungsformen ausprobieren, die zu einer stetigen und
- qualifizierten Bürgerkontrolle führen
- können. Sie sind die beste Vorsorge
- gegen Privatisierungsabsichten wider
- die Interessen der Berlinerinnen und
- Berliner.
- Für mehr öffentlichen Einfluss
- bei Wasser und Abwasser
- Die Berliner Wasserbetriebe sind
- 1999 an RWE und Veolia teilverkauft
- 21
- worden. Gegen diese Privatisierung
- haben wir von Beginn an gekämpft,
- die Preiserhöhungen in den letzten
- zehn Jahren haben uns leider Recht
- gegeben. Das hat auch die außerparlamentarischen Bewegungen und
- Initiativen, besonders den Berliner
- Wassertisch, auf den Plan gerufen
- und letztlich zu einem erfolgreichen
- Volksentscheid geführt.
- DIE LINKE will Berlins bestimmenden
- Einfluss auf die Berliner Wasserbetriebe wieder herstellen. Soweit
- zu tragbaren Konditionen möglich,
- müssen die Anteile zurückgekauft
- werden. Mindestens wollen wir die
- Verträge neu verhandeln, so dass
- sich die Preise künftig an den realen
- Kosten orientieren und nicht an den
- Renditeinteressen der beiden Konzerne. Dazu braucht es Druck auf RWE
- und Veolia. Wir werden nicht nachlassen und uns dafür stark machen. Nur
- wenn es weiterhin gelingt, gemeinsam
- mit anderen außerparlamentarischen
- Verbündeten aus der Stadt die Teilprivatisierungsverträge von 1999
- zu skandalisieren, werden wir hier
- etwas erreichen. Deshalb stehen wir
- dazu, mit unserem Engagement nicht
- nachzulassen. Wasser ist lebenswichtig. Deshalb muss hier demokratisch
- Einfluss ausgeübt werden. Es geht
- darum, im Interesse der Berlinerinnen
- und Berliner politische Handlungsspielräume zurück zu gewinnen und
- so »Gute Arbeit« für die Beschäftigten
- in einem öffentlichen Wasserunternehmen zu schaffen, das ökologische
- Modernisierung mit der Entwicklung
- neuer Technologien zur Schonung der
- lebenswichtigen Naturressource Wasser verbindet. Die Abkürzung »BWB«
- soll weit über die Grenzen Berlins hinaus als Markenzeichen für vorbildliche
- Wasserwirtschaft gelten.
- 22
- Ein ökologisches
- »Bürgerstadtwerk« für Berlin
- In den letzten Jahren des vorigen
- Jahrhunderts haben CDU und SPD
- Berlins Energieunternehmen Bewag
- und GASAG verkauft. Damit hatte
- Berlin keinen Einfluss mehr auf eine
- sichere, ökologische und preiswerte
- Energieversorgung. Private Energiekonzerne verfolgen das Interesse der
- Profitmaximierung. Das steht der klimapolitischen Herausforderung eines
- zügigen Umsteuerns auf dezentrale
- und ökologische Erzeugung entgegen.
- DIE LINKE will deshalb ein neues
- kommunales Energieversorgungsunternehmen »Berlin Energie« gründen,
- das als Stachel im Fleisch der großen
- Konzerne seine Erzeugungskapazitäten
- dezentral und ökologisch ausbaut,
- Energiespardienstleistungen anbietet
- und als Plattform für Bürgerengagement im Energiebereich zur Verfügung
- steht. Aufbauend auf den Kapazitäten
- zur Erzeugung erneuerbarer Energien,
- die Berlins öffentliche Unternehmen
- jetzt schon haben, sind wir bereits
- erste Schritte gegangen, um diese
- Idee Wirklichkeit werden zu lassen.
- Das wollen wir fortsetzen. Berlin soll
- Schrittmacher werden und ein modernes, vorbildliches Bürgerstadtwerk
- bekommen – zum Nutzen der Berlinerinnen und Berliner. Wir wollen zeigen,
- dass wir die Zeichen der Zeit erkannt
- haben.
- Energienetze demokratisch
- kontrollieren und modernisieren
- Die Konzessionsverträge für die Gas-,
- Strom- und Fernwärmenetze sichern
- gegenwärtig noch den privaten Großunternehmen den Einfluss auf Berlins
- Energieinfrastrukturen. Sie laufen
- jedoch 2013 und 2014 aus. Wir wollen
- die Chance nutzen, Berlins bestimmenden Einfluss auf die Energienetze
- wieder herzustellen.
- Netztechnologien für integrierte
- Stadtentwicklung und wegweisende
- Klimapolitik erfordern Investitionen,
- die für private Konzerne oder Finanz
- investoren und Fonds nicht lukrativ
- sind, weil sie zu Lasten der Gewinne
- gehen. Großkraftwerke sind Auslaufmodelle. Wollen wir den ökologischen
- Wandel meistern, brauchen wir dazu
- völlig neue, intelligente Netze, die sich
- für dezentrale, kleinteilige Energieerzeugung und veränderte Bedarfsstrukturen eignen. Das lässt sich
- nur mit der Verpflichtung auf diese
- Ziele, also durch politische Steuerung
- erreichen.
- Energienetze sind »Lebensadern der
- Stadt«. Sie gehören unter öffentliche
- Kontrolle, weil nur so Versorgungssicherheit und ihre notwendige technologische Weiterentwicklung gewährleistet werden kann. Dazu muss Berlin
- wesentliche Eigentumsanteile erwerben. Ein solcher Erwerb lässt sich aus
- dem Betrieb der Netze refinanzieren.
- S-Bahn Berlin: Die Weichen
- in Richtung Zukunft stellen
- Der Deutsche-Bahn-Konzern, der
- dem Bund gehört und von der Bundesregierung verantwortet wird, hat das
- S-Bahn-Netz und den S-Bahn-Betrieb
- an den Rand des Ruins gewirtschaftet.
- Mit Blick auf hohe Ausschüttungen
- und die Absicht, die DB AG an der
- Börse zu verkaufen, wurden Gewinne
- aus dem Unternehmen gepresst,
- während Instandhaltung, Personal
- und Betriebsinventar zurückgefahren
- wurden.
- Es zeigt sich: Wo Maximalprofit angestrebt wird, kommt die Leistungserstellung unter die Räder. Politik kann
- so handeln, wie die verschiedenen
- Bundesregierungen des vergangenen
- Jahrzehnts. Infolgedessen geschieht,
- was wir Berlinerinnen und Berliner
- in den vergangenen beiden Wintern
- erleben mussten. Die S-Bahn wurde
- dermaßen heruntergewirtschaftet,
- dass schnelle Abhilfe nicht möglich
- war.
- Zu dieser Politik gibt es Alternativen.
- Ein demokratisch kontrolliertes, gut
- geführtes, dem Gemeinwohl verpflichtetes, kommunales Unternehmen
- bietet die Gewähr für verlässliche und
- qualitativ hochwertige Leistung, für
- Preisstabilität und »Gute Arbeit« für
- die Beschäftigten.
- DIE LINKE will, dass die Dienstleis
- tungen der S-Bahn in die Verantwortung Berlins übergehen. Wenn die
- Politik ohnehin in jedem Falle für den
- Ausfall von lebenswichtigen Leistungen, ohne die ein Gemeinwesen nicht
- funktionieren kann, in die Haftung
- genommen wird, ist es richtig, dass
- sie darauf auch Einfluss nehmen
- kann.
- Eine Privatisierung sowie eine Aufteilung des Betriebs auf dem Streckennetz an verschiedene private Anbie
- ter wären nur alter Wein in neuen
- Schläuchen. Private Eigentümer sind
- immer gezwungen, im Interesse ihrer
- Aktionäre Maximalrenditen zu erzielen. Das private Gewinninteresse
- muss sich im Zweifel gegen die Qualität der Dienstleistung durchsetzen.
- DIE LINKE steht dafür, dass neben
- den Sofortmaßnahmen zur Stabilisierung des Betriebs neue Fahrzeuge
- beschafft werden.
- 23
- III. Bildung – Fahrkarte für ein gutes Leben
- Bildung ist Voraussetzung für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit
- und für Teilhabe am gesellschaftlichen
- Leben. Bildung ist Menschenrecht.
- Deshalb muss der Zugang zu öffentlichen Bildungseinrichtungen für alle
- ohne Einschränkungen und unabhängig von ihrer Herkunft gewährleistet
- werden. Bildung endet nicht mit der
- Schule, sondern bedeutet lebens
- langes Lernen und braucht vielfältige
- Inhalte und Formen für alle Altersgruppen.
- Die rot-rote Koalition hat für einen
- Kurswechsel in der Bildungspolitik
- und für mehr Chancengleichheit gesorgt. Kitas erfüllen zunehmend einen
- eigenen Bildungsauftrag und die drei
- letzten Kita-Jahre sind für die Eltern
- jetzt beitragsfrei.
- Wir haben die überkommenen Strukturen des Schulsystems reformiert
- und die Gemeinschaftsschule eingeführt.
- Wir haben uns auf den Weg gemacht,
- die Bildungsmöglichkeiten für alle
- Kinder zu verbessern, aber uns ist
- klar: Der Erfolg dieser Reformen stellt
- sich nicht über Nacht und nicht allein
- durch Veränderung der Strukturen
- ein. Die Reformen müssen von einer
- inneren Erneuerung der Schulen begleitet werden, die eine neue Art des
- Lehrens und Lernens hervorbringt,
- durch die jede und jeder individuell
- gefordert und gefördert wird. Diese
- Veränderungen brauchen Zeit und
- Verlässlichkeit in den Rahmenbedingungen. Wir haben die Strukturen
- geschaffen, in denen sich diese Ver
- änderungen jetzt vollziehen können.
- 24
- Darauf wollen wir uns in den
- kommenden Jahren konzentrieren.
- Bildung ist für DIE LINKE nicht gleich
- Faktenwissen. Im Mittelpunkt unseres
- Bildungsverständnisses stehen der
- Spaß und die Neugier am Lernen und
- an der Erkenntnis. Es geht deshalb
- auch um soziale Kompetenzen,
- praktische Fähigkeiten, die Förderung von kulturellen und sportlichen
- Fähigkeiten sowie um den Erwerb
- von Techniken zum selbstständigen
- Lernen. Der flächendeckende Ausbau
- von Ganztagsschulen ist gerade für
- eine Bildung, in deren Blick die Entwicklung der gesamten Persönlichkeit
- steht, von großer Bedeutung.
- Neue Herausforderungen in Umwelt
- und Gesellschaft wie der Klimawandel
- und der technologische Fortschritt,
- neue Herausforderungen im persön
- lichen Leben, aber auch im Zusammenleben miteinander in unserer
- Stadt müssen sich auch in den Lern
- inhalten wiederfinden.
- Wissen über Nachhaltigkeit muss
- ebenso vermittelt werden wie Kompetenz im Umgang mit neuen Medien. Das
- Fach Ethik, das die rot-rote Koalition an
- unseren Schulen geschaffen hat, ist einmalig in dieser Republik. In einer Stadt,
- in der Menschen aus mehr als 190 Nationen mit ihren verschiedenen Traditionen, Weltanschauungen und Kulturen
- miteinander leben, bekommt Toleranz
- eine besondere Bedeutung. Diese zu
- fördern, trägt das neue Schulfach bei.
- Die Berlinerinnen und Berliner haben es
- in einem Volksentscheid eindrucksvoll
- verteidigt, weil es den Zusammenhalt in
- unserer Stadt stärkt.
- Kita – Auf den Anfang
- kommt es an!
- Bildung ist nicht nur Schule. Deshalb
- gehörte es zu unseren vordringlichsten
- Anliegen, auch das im Bundesvergleich hervorragende Angebot an
- Kita-Plätzen trotz der angespannten
- Haushaltssituation in Berlin zu sichern
- und auszubauen.
- Mehr noch: Wir haben erreicht, dass
- heute der Besuch einer Kita in Berlin
- für alle Kinder im Alter zwischen drei
- und sechs Jahren für bis zu sieben
- Stunden kostenfrei ist. Dies bedeutet
- eine Erhöhung des Anspruchs auf eine
- tägliche Förderung und Betreuung um
- zwei Stunden. Zugleich haben wir es
- geschafft, dass dem Kita-Volksbegehren gefolgt und die personelle Ausstattung der Kitas Schritt für Schritt
- verbessert wird.
- Die Richtigkeit dieses Weges wird
- heute nicht mehr in Frage gestellt.
- Viele Eltern, aber mittlerweile auch
- viele Unternehmen wissen dieses
- herausragende Angebot zu schätzen.
- Damit das so bleibt, wollen wir die
- Bedingungen auch in Zukunft weiter
- verbessern.
- Unsere Ziele
- in den kommenden Jahren sind:
- n DIE LINKE setzt sich für eine kosten-
- freie ganztägige frühkindliche Förderung eines jeden Kindes in Kinder
- tagesstätten bis zur Einschulung ein,
- um deren Recht auf Bildung, Erziehung
- und Betreuung entsprechend der
- hohen Qualitätsstandards des Berliner
- Bildungsprogramms sicherzustellen.
- n DIE LINKE fordert für jedes Kind
- einen uneingeschränkten Zugang zur
- Kindertagesstätte, ohne Bedarfsprüfung und unabhängig davon, ob Eltern
- arbeiten, sich in Ausbildung befinden
- oder Arbeit suchen. Jedes Kind soll
- das gleiche Recht haben.
- n DIE LINKE setzt sich damit für
- einen bedarfsgerechten Ausbau des
- Platzangebotes für alle Kinder ein.
- Berlin liegt bereits jetzt mit einem
- Versorgungsgrad von 42 Prozent über
- dem von der Bundesregierung als
- Ziel ausgegebenen Versorgungsgrad
- von 35 Prozent in der Altersgruppe
- der Unter-Dreijährigen und liegt im
- bundesweiten Vergleich mit einem
- Platzangebot für 92 Prozent im
- Kitajahr vor der Einschulung an der
- Spitze. Trotzdem wissen wir, dass sich
- für viele Eltern die Suche nach einem
- Kita-Platz für die Kleinsten schon
- heute schwierig gestaltet und zugleich
- mit einer wachsenden Nachfrage zu
- rechnen ist. DIE LINKE setzt sich dafür
- ein, dass alle Eltern einen Kita-Platz
- finden, damit der berufliche Wiedereinstieg nicht daran scheitert.
- n DIE LINKE fordert, Kinder mit einem
- individuellen Bedarf an ergänzender
- Sprachförderung gezielt zu unter
- stützen.
- n DIE LINKE steht zu ihrer Verantwor-
- tung für ein vielfältiges Angebot an
- Kindertagesstätten. Einrichtungen in
- freier Trägerschaft von Verbänden und
- Vereinen steht ein verlässliches eigenes Angebot in öffentlicher Verantwortung der Berliner Bezirke zur Seite:
- Durch die flächendeckende Bereitstellung von einem Drittel der Kita-Plätze
- in Berlin durch die Eigenbetriebe des
- Landes wird zum einen dem Wunschund Wahlrecht der Eltern Sorge
- getragen und zugleich in öffentlicher
- Verantwortung ein Maßstab gesetzt
- 25
- für die angemessene Ausstattung
- guter frühkindlicher Erziehung durch
- den öffentlichen Träger.
- n DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
- in einem ersten Schritt alle Kinder aus
- einkommensschwachen Familien ein
- kostenloses, gesundes und warmes
- Mittagessen erhalten.
- n DIE LINKE wird entsprechend
- dem hohen Anforderungsprofil eines
- Berufsbildes im Bildungs- und Erziehungswesen darauf hinwirken, dass
- die Ausbildung von Erzieherinnen
- und Erziehern auf Hochschulniveau
- ausgerichtet und angeboten wird.
- Dazu gehört auch eine angemessene
- Bezahlung.
- n DIE LINKE wird dem bestehenden
- Fachkräftemangel mit geeigneten
- Maßnahmen wirksam begegnen. Die
- Bezahlung der Fachkräfte bei freien
- Trägern muss sich künftig an den
- Tarifen öffentlicher Einrichtungen
- orientieren.
- Schule: Lern- und Lebensort
- Linke Bildungspolitik will Schulen
- schaffen, die Lern- und Lebensorte
- für alle Kinder sind und jedes einzelne
- Kind in seiner Individualität annehmen. Unser Ziel bleibt die Gemeinschaftsschule als »Eine Schule für
- alle«. Der flächendeckende Ausbau
- von Ganztagsschulen ist ein wesent
- liches Element dieses Konzepts.
- Auf dem Weg zu einer solchen Schule
- haben wir in der letzten Legislaturperiode Meilensteine gesetzt. Wir
- haben mit der Einführung der Gemeinschaftsschule den Anstoß für
- die Schulstrukturreform der rot-roten
- Koalition gegeben, in deren Ergebnis
- 26
- endlich die Hauptschule in Berlin
- abgeschafft wurde. Gleichzeitig wurde
- mit der integrierten Sekundarschule
- flächendeckend eine Schulform geschaffen, die besser individuell fördert
- und in der allen Schülerinnen und
- Schülern bis zur 10. Klasse der Weg
- zu allen Abschlüssen bis hin zu einem
- vollwertigen Abitur nach 13 Jahren
- offen steht.
- Damit wurden die Voraussetzungen
- dafür geschaffen, dass sich die integrierten Sekundarschulen zu einer
- attraktiven Alternative zum Gymna
- sium entwickeln können.
- Gemeinschaftsschulen –
- ein Erfolgsmodell
- Die neuen Gemeinschaftsschulen
- erfreuen sich einer hohen Akzeptanz, eines großen Engagements der
- beteiligten LehrerInnen, ErzieherInnen, SozialpädagogInnen, Eltern und
- SchülerInnen und einer großen Nachfrage. Seit dem Schuljahr 2008/2009
- sind 17 Gemeinschaftsschulprojekte,
- darunter sechs Schulverbünde, in
- einer Pilotphase erfolgreich an den
- Start gegangen. Drei weitere Projekte
- beginnen 2011/2012. Von ihnen gehen
- wichtige Impulse für die Gestaltung
- schulischer Lernprozesse in heterogen
- zusammengesetzten Lerngruppen
- und für das individuelle Lernen und
- die eigenverantwortliche Schulentwicklung aus.
- Die Gemeinschaftsschulen sollen als
- schulstufenübergreifende Regelschulform im Schulgesetz verankert werden. Die wissenschaftliche Begleitung
- wird fortgesetzt. An allen Gemeinschaftsschulen sollen gymnasiale
- Oberstufen aufgebaut werden. Dazu
- können sich Gemeinschaftsschulen
- zusammenschließen oder aber in
- Kooperation mit Integrierten Sekundarschulen treten. Weitere Schulen
- sollen sich unter den bisherigen Rahmenbedingungen an der Pilotphase
- beteiligen können.
- Gute Bildung in der Sekundarstufe
- Grundschulen –
- als Schule für alle Kinder stärken
- Einen wichtigen Beitrag für mehr
- Chancengleichheit werden die Inte
- grierten Sekundarschulen leisten. Wir
- wollen, dass nicht nur die Türschilder
- erneuert, sondern neue Methoden
- des Lernens entwickelt und umgesetzt werden. Wie in den Gemeinschaftsschulen brauchen wir eine
- Pädagogik, die die unterschiedlichen
- Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt.
- In den Grundschulen wird die Basis
- für den schulischen Bildungserfolg
- gelegt. Für DIE LINKE ist daher die
- Stärkung und die bessere Ausstattung
- der Grundschulen eine der wichtigsten
- Aufgaben in der nächsten Wahlperiode.
- Dadurch wollen wir die Grundschulen
- fit machen für die individuelle Förderung von Talenten und Neigungen
- z. B. auch durch die Bildung von
- Lernschwerpunkten und Profilen.
- Zu unseren Zielen gehört es dabei,
- jedem Kind von der Schulanfangsphase bis zum 6. Jahrgang Zugang zu
- einem schulischen Angebot in der Zeit
- von 8 bis 16 Uhr zu ermöglichen und
- zwar ohne Bedarfsprüfung, kostenfrei
- und mit einem subventionierten Mittagessen. Die noch bestehende Lücke
- für ein Ganztagsangebot in der 5. und
- 6. Jahrgangsstufe muss altersgerecht
- geschlossen werden.
- Die Personalausstattung, insbeson
- dere mit ErzieherInnen in der Schulanfangsphase muss verbessert werden,
- so dass in den Lerngruppen LehrerInnen und ErzieherInnen in größerem
- Umfang als bisher gemeinsam tätig
- sein können. Benachteiligungen der
- Grundschulen bei der Arbeitszeit der
- Lehrkräfte und der Ausstattung für
- Schulleitungen sollen abgebaut werden. Schulen in sozialen Brennpunkten müssen darüber hinaus besser
- ausgestattet werden.
- Künftig führen alle Schulen der Sekundarstufe bis zum Abitur und vergeben auch alle anderen schulischen
- Abschlüsse.
- Dazu soll ein neues pädagogisches
- Leitbild für den Umgang mit der Heterogenität und der Förderung des individuellen Lernens in den Integrierten
- Sekundarschulen verwirklicht werden.
- Die dafür erforderlichen Ressourcen
- für Fortbildung und Unterstützung in
- der Entwicklung der Schulen sind bereitzustellen. Die personelle Ausstattung der Schulen auch mit sozialpädagogischem Personal muss verlässlich
- gesichert werden.
- Für alle Integrierten Sekundarschulen
- sind gymnasiale Oberstufen aufzubauen. Hierbei sind Modelle für die
- verbindliche Kooperation zwischen
- Integrierten Sekundarschulen und
- Oberstufenzentren als eine Möglichkeit zu entwickeln.
- Die Regelungen für den Übergang in
- die Sekundarstufe sind im Hinblick
- auf die Ziele der Schulreform zu evaluieren. Insbesondere soll überprüft
- werden, wie die Notenfixierung in
- der Förderprognose der Grundschule und bei den Auswahlkriterien für
- 27
- übernachgefragte Schulen sowie das
- Probejahr am Gymnasium überwunden werden kann.
- An den Gymnasien sollen künftig
- keine 5. und 6. Klassen bzw. Jahrgangsstufen mehr geführt werden und die
- noch bestehenden grundständigen
- Züge auslaufen. Die ganztägigen
- Angebote an Gymnasien, die schon
- vom Umfang der Stundentafel her
- weitgehend Ganztagsschulen sind,
- sollen dieser Schulform angemessen
- qualifiziert werden. Gymnasien, die
- sich entscheiden, auf das Sitzenbleiben
- und das Probejahr zu verzichten und
- vergleichbare Ziele wie die Integrierten Sekundarschulen zu verfolgen,
- sollen dafür die entsprechende Rahmenbedingungen erhalten können.
- Gute Schulen sind
- demokratische Schulen
- DIE LINKE will allen am Schulleben
- Beteiligten, insbesondere den Schü
- lerinnen und Schülern und ihren Eltern,
- mehr Möglichkeiten der direkten
- Mitbestimmung eröffnen. So werden
- Schülerinnen und Schüler schon jetzt
- durch die wachsende individuelle
- Lernkultur stärker an der Gestaltung
- ihrer Lernprozesse beteiligt. Das ist
- nicht nur neue Pädagogik, sondern
- führt zu mehr Demokratie an den
- Schulen. Gleichzeitig müssen wir die
- vorhandenen Vertretungsstrukturen
- bei der Wahrnehmung und Ausschöpfung ihrer teilweise stark erweiterten
- Rechte stärken. Auch die Einbeziehung der LandesschülerInnenvertretung Berlin e. V. sollte gesetzlich
- geregelt werden. Mit der Einführung
- der Ganztagsschule und der Öffnung
- der Schulen für andere Institutionen
- müssen wir Verfahren finden, wie
- Jugendverbände, Musikschulen und
- 28
- Sportvereine auch Mitspracherechte
- erhalten. Auch die Schülerinnen und
- Schüler müssen mitentscheiden können, welche Angebote ihnen in welcher Form in der Schule oder in ihrem
- Stadtteil zur Verfügung stehen. Neue
- demokratische Formen wie Schulplenen oder Schulentscheide können hier
- ein geeignetes Mittel sein.
- DIE LINKE unterstützt das Bündnis
- »Schule ohne Militär« und wendet
- sich entschieden gegen jede Bundeswehrwerbung in den Berliner Schulen.
- Mit uns wird es auch weiterhin keine
- Kooperationsvereinbarung geben, die
- so genannten »Jugendoffizieren« und
- »Wehrdienstberatern« den Zugang zu
- Schulen erleichtert. Zu entsprechenden Veranstaltungen sind militär
- kritische Referenten hinzuzuziehen,
- um eine kontroverse Meinungsbildung
- zu gewährleisten.
- Ausbildung der Lehrerinnen
- und Lehrer verbessern
- Neue Schulen brauchen neue Lehrer.
- Die Ausbildung der Lehrerinnen und
- Lehrer an den Berliner Universitäten
- muss künftig den Erfordernissen der
- Schulreform und der inneren Schulentwicklung besser Rechnung tragen.
- Sie muss in Ausbildungsinhalten und
- -formen so gestaltet werden, dass sie
- Impulse für die Schulgestaltung gibt.
- Sie muss in besonderem Maße pädagogische und psychologische Kompetenzen der künftigen Lehrkräfte in der
- Praxis fördern.
- Lehramtsstudiengänge müssen auf
- die Anforderungen, die mit der Realität und den Reformen des Berliner
- Schulwesens verbunden sind, ausgerichtet sein. Der Praxisanteil in der
- Ausbildung soll erhöht werden, auch
- um frühzeitig die Anforderungen des
- Lehrerberufs kennen zu lernen.
- Die Schulen des gemeinsamen Lernens brauchen eine Gleichwertigkeit
- der Lehrämter in der Ausbildung der
- Lehrerinnen und Lehrer mit gleichen
- Studienzeiten in den BA- und MAStudiengängen sowie im Vorbereitungsdienst.
- Wir wollen den Lehrerberuf schritt
- weise vom laufbahnrechtlichen Ballast
- befreien. Gleichwertige Ausbildungen
- sollen auch zu gleichwertigen Berufsperspektiven führen können.
- Inklusive Schulen voranbringen –
- Schulen barrierefrei ausbauen
- Die UN-Behindertenrechtskonvention
- ist von der Bundesregierung ratifiziert
- und damit geltendes Recht. Sie folgt
- dem Grundsatz, dass Bildung ein
- Menschenrecht und Bedingung für
- Partizipation ist. Dies erfordert einen
- diskriminierungsfreien Zugang zu
- den allgemeinbildenden Bildungseinrichtungen und Schulen unabhängig
- von Herkunft, vermeintlicher Leistungsfähigkeit oder der medizinischen Diagnose einer Behinderung.
- Dementsprechend sind Schulen so
- zu gestalten, dass sie alle Kinder und
- Jugendlichen willkommen heißen und
- im gemeinsamen Lernen zu den für
- sie höchstmöglichen Bildungsergebnissen führen. Die Entwicklung einer
- inklusiven Schule entspricht in diesem
- Sinne den bildungspolitischen Zielen
- der LINKEN.
- Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im allgemeinbildenden Schulwesen muss vorbereitet und
- begleitet werden durch eine breite
- Diskussion mit den Betroffenen.
- Wir wollen einen uneingeschränkten
- Rechtsanspruch auf gemeinsames
- Lernen und gemeinsamen Unterricht
- für Kinder und Jugendliche mit Behinderung einführen
- Dafür müssen die Deckelung der Ressourcen für den gemeinsamen Unterricht aufgehoben und ein einheitliches
- System zur Finanzierung der sonderpädagogischen Förderung geschaffen
- werden. Es muss ausgeschlossen
- werden, dass sich die Bedingungen
- für Kinder mit Behinderungen verschlechtern.
- Alle Schulen sollen barrierefrei aus
- gebaut werden.
- Verlässliche Rahmenbedingungen
- für gute Schule – Schule in Berlin
- ein attraktiver Arbeitsplatz
- Wir stehen vor dem Problem eines
- bundesweiten Mangels an pädago
- gischen Fachkräften. Den kann Berlin
- nicht alleine beheben, aber auch in
- Berlin wollen wir mittelfristig die
- Ausbildungszahlen erhöhen.
- Bis diese Maßnahmen greifen,
- müssen wir den Lehrerberuf in Berlin
- attraktiv machen, um genügend neue
- Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen
- und Erzieher für die Berliner Schulen
- zu gewinnen. Wir bleiben dabei:
- Lehrerinnen und Lehrer sollen nicht
- verbeamtet werden. Sie sind zuerst
- pädagogische Fachkräfte und nicht
- Staatsdiener. Dafür wollen wir das
- Angestelltenverhältnis attraktiver
- gestalten:
- n DIE LINKE will an der höheren
- Eingruppierung der Lehrerinnen
- und Lehrer festhalten und diese
- im tariflichen Rahmen absichern.
- 29
- n Wir setzen uns dafür ein, dass der
- Senat gemeinsam mit den Gewerkschaften ein gerechteres Arbeitszeitmodell entwickelt, das den tatsäch
- lichen Anforderungen an Lehrerinnen
- und Lehrer auch über die reinen
- Unterrichtsstunden hinaus besser gerecht wird. In diesem Zusammenhang
- muss geprüft werden, wie angestellte
- Lehrerinnen und Lehrer entsprechend
- ihres geringeren Einkommens gegenüber den Beamten bei der Arbeitszeit
- entlastet werden können.
- n Wir streben an, dass Schulen Zeitkontingente erhalten, um Lehrerinnen
- und Lehrer, die besondere Aufgaben
- übernehmen, entlasten zu können. In
- Absprache mit den Gewerkschaften
- sollen Schulen freiwillig neue Arbeitszeitmodelle erproben können.
- n Lehrerinnen und Lehrer, die aus
- gesundheitlichen Gründen ihre Unterrichtsbelastung reduzieren müssen, sollen die Möglichkeit erhalten,
- andere Aufgaben zur Entlastung des
- Schulalltags wahrzunehmen. Wir
- möchten auch die Belastung für ältere
- Lehrerinnen und Lehrer verringern.
- n DIE LINKE will, dass jede Schule zu
- Beginn des Schuljahres eine Personalausstattung von mindestens 100
- Prozent erhält, so dass alle Schulen
- zuverlässigen, qualitativ ansprechenden Unterricht ohne Ausfall
- ermögichen und außerunterrichtliche
- l
- Betreuung garantieren können.
- Das Schulsanierungsprogramm soll
- ausgebaut und an den baulichen Erfordernissen der Schulreformen ausgerichtet werden. Darüber hinaus sollen
- Sanierungen und gegebenenfalls der
- Ausbau von Bildungseinrichtungen
- bei der Investitionsplanung und Stadt30
- entwicklung hohe Priorität erhalten.
- SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern
- sollen an den Planungen für Schul
- baumaßnahmen beteiligt werden.
- Die Öffnung von Schulen in den
- Sozialraum und die Zusammenarbeit
- mit Kooperationspartnern erfordert
- eine ausreichende Koordination, aber
- auch Räume. Die Musterraumprogramme sind entsprechend zu überarbeiten. Das Qualitätsmanagement
- muss an den Zielen der Schulreform
- ausgerichtet werden. Schulen mit Entwicklungsbedarf müssen gezielt und
- verbindlich gefördert werden
- Hochschule,
- Wissenschaft und Forschung:
- Zukunftsressource Nr. 1
- Die Berliner Hochschulen, die außeruniversitären Institute, die Akademien
- und sonstigen Forschungseinrichtungen bilden eine wesentliche Zukunftsressource für die gesellschaftliche
- und wirtschaftliche Entwicklung der
- Stadt. Wir erwarten, dass sie zur
- Lösung drängender gesellschaft
- licher Fragen einen wichtigen Beitrag
- leisten.
- Die rot-rote Koalition hat dem in der
- Vergangenheit Rechnung getragen
- und die Hochschul- und Wissenschaftspolitik trotz fortdauernder
- prekärer Haushaltslage zu einem
- Schwerpunkt gemacht.
- Viele der in den letzten Jahren entstandenen Arbeitsplätze sind bereits
- in wissensintensiven Bereichen an
- gesiedelt.
- DIE LINKE will Hochschulen und Forschungseinrichtungen noch stärker
- mit der Stadtgesellschaft und ihrer
- Entwicklung verknüpfen und schlagen
- daher die Einrichtung eines Förderprogramms für innovative Forschungsprojekte mit regionalem Bezug vor.
- Demokratische Hochschulen
- in einer demokratischen
- Gesellschaft
- Die weitere Demokratisierung der
- Hochschulen ist die Voraussetzung für
- die weitere Stärkung ihrer Autonomie
- und Bedingung für den zunehmenden
- Verzicht auf die direkte Detailsteuerung durch Gesetzgeber und Wissenschaftsverwaltung.
- Ziel linker Hochschul- und Wissenschaftspolitik bleibt die umfassende
- und demokratische Partizipation aller
- am Wissenschaftsprozess Beteiligten.
- DIE LINKE setzt sich ein für eine viertelparitätische Beteiligung von Professorinnen und Professoren, Studierenden, akademischen sowie sonstigen
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in
- den satzungsgebenden Hochschul
- organen. Unter dieser Voraussetzung
- sollen Hochschulen ihre weitgehende
- Autonomie nutzen und zur Stärkung
- und Kompetenzerweiterung demokratisch verfasster Gremien eigene
- Modelle der akademischen Selbst
- verwaltung einführen.
- Die Einheit von Forschung und Lehre
- muss Grundsatz jeder akademischen
- Personalstrukturentwicklung bleiben.
- DIE LINKE setzt sich auch für
- verlässliche Berufswege und gute
- Arbeitsbedingungen für alle an den
- Hochschulen und in den Wissenschaftseinrichtungen Tätigen ein. Der
- Trend zu immer mehr befristeten und
- prekären Beschäftigungsverhältnissen
- trägt nicht zur Leistungsfähigkeit und
- Attraktivität von Wissenschaft als
- Berufsfeld bei. Daher müssen mehr
- dauerhafte Beschäftigungsmöglichkeiten auch neben der Professur
- eingerichtet werden. Wir wollen
- das Tenure-Track-Verfahren stärker
- verankern, das jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nach
- positiver Leistungsbewertung eine
- unbefristete Beschäftigungsmöglichkeit bietet.
- Es ist gelungen, den bundesweit
- einzigen Tarifvertrag für studentische
- Beschäftigte fortzuschreiben.
- Die verfasste Studierendenschaft
- als das wesentliche Element studentischer Interessensvertretung bleibt
- als öffentlich-rechtliche Körperschaft
- mit eigener Satzungs- und Finanzautonomie und politischem Mandat
- erhalten.
- Rot-Rot hat seit Regierungsantritt
- mit seinem erfolgreichen »Berliner
- Programm für Chancengleichheit«
- dafür Sorge getragen, dass Berlin bei
- der Gleichstellung von Frauen in der
- Wissenschaft bundesweit führend ist.
- Deshalb setzt sich DIE LINKE dafür
- ein, dieses Programm fortzuführen
- und die Geschlechterperspektive in
- Forschung und Lehre strukturell noch
- besser zu verankern.
- Berlin – Stadt der Studierenden
- mit offenen Hochschulen auch
- für Berliner Abiturientinnen und
- Abiturienten.
- Die Hochschulen des Landes Berlin
- sind offene Hochschulen. In Berlin
- sind alle Bildungseinrichtungen von
- der Kita bis zur Hochschule gebührenfrei. Dafür hat sich DIE LINKE in der
- 31
- Vergangenheit immer stark gemacht
- und sie hat diesen Anspruch gegen
- alle Widerstände in Berlin durchgesetzt. Sie wird auch weiterhin der
- Garant in der Berliner Bildungs- und
- Hochschulpolitik dafür sein, dass dies
- so bleibt.
- Ein Studium in Berlin ist für viele
- Studierende auch aus anderen Bundesländern nicht zuletzt wegen dieser
- Gebührenfreiheit attraktiv. Dieser
- Zustrom an Studierenden aus anderen
- Bundesländern verringert allerdings
- nicht unerheblich die Chancen für Berliner Abiturientinnen und Abiturienten,
- einen Studienplatz in ihrer Stadt zu erhalten. Insbesondere junge Menschen
- aus so genannten bildungsfernen oder
- sozial benachteiligten Schichten, die
- in Berlin verstärkt eine Hochschul
- zugangsberechtigung erlangen sollen,
- sind von den derzeitigen Zulassungsverfahren ungenügend berücksichtigt.
- Gerade sie nutzen zum erfolgreichen
- Studienabschluss häufiger die Möglichkeit, in der Nähe ihres bisherigen
- Wohnortes zu bleiben.
- Die bisherigen Erfahrungen mit
- der Bologna-Reform zeigen, dass
- die Qualität und die Akzeptanz des
- Bachelor-Abschlusses verbessert
- werden müssen. Wir wollen mehr
- Selbstbestimmung, Flexibilität und
- Durchlässigkeit auch in den neuen
- Studiengängen.
- Die Bachelor-Studiengänge müssen
- dem Anspruch der Bologna-Reform
- endlich gerecht werden und zu einem
- Abschluss führen, der eine breite
- gesellschaftliche Akzeptanz findet.
- Diese Akzeptanz drückt sich auch
- durch die Bereitstellung attraktiver
- Arbeitsplätze in der Wirtschaft und
- im öffentlichen Sektor aus.
- Darüber hinaus muss eine Fortführung des Studiums über den bedarfsgerechten Ausbau von MasterStudienplätzen ermöglicht werden.
- Besonders dringlich ist der Ausbau
- von Masterstudienplätzen, wenn ein
- solcher Abschluss für die Berufsausübung unmittelbar notwendig ist.
- Wir werden den Hochschulen im
- Rahmen der Hochschulverträge
- Anreize zur verstärkten Aufnahme
- von Bewerberinnen und Bewerbern
- mit Migrationshintergrund geben
- und setzen uns zudem für eine höhere
- Gewichtung von Wartezeiten im Zulassungsverfahren ein.
- Die Leistungen des Berliner Studentenwerks spielen in Zeiten hoher
- Mobilität und gestiegener Präsenzzeiten der Studierenden sowie durch
- intensiven Beratungsbedarf eine
- immer größere Rolle. DIE LINKE setzt
- sich für den Erhalt und den Ausbau
- der Tätigkeit des Studentenwerks
- als Anstalt öffentlichen Rechts ein.
- Berlin hat in der Vergangenheit unter
- Rot-Rot überdurchschnittlich viele
- Studienplätze neu geschaffen. Heute
- nehmen hier jedes Jahr 6000 junge
- Menschen mehr ein Studium auf
- als noch 2005. DIE LINKE will diese
- Politik im Hinblick auf die weiter
- steigende Zahl von Studierwilligen
- fortschreiben.
- Nur noch sieben Prozent der Studierenden finden in Berlin Unterkunft in
- einem Wohnheim. Angesichts der sich
- verschärfenden Situation auf dem
- Berliner Wohnungsmarkt setzt sich
- DIE LINKE dafür ein, im Hinblick auf
- die zu erwartende Zunahme der Studierenden, die in diese Stadt kommen,
- zusätzliche Plätze zu schaffen.
- 32
- Hochschulen
- auskömmlich finanzieren
- Die Hochschulen brauchen Planungssicherheit.
- Mit den Hochschulverträgen wurde ein Instrument geschaffen, das
- ihnen diese Sicherheit garantiert und
- gleichzeitig ein wichtiges Steuerungsinstrument für die Hochschulpolitik
- des Landes Berlin ist. Wir wollen den
- Prozess einer gemeinsamen Hochschulentwicklungsplanung für die
- Region Berlin-Brandenburg wieder
- aufnehmen, dessen Ergebnisse in
- die kommenden HochschulvertragsVerhandlungen einfließen sollen.
- DIE LINKE setzt sich dafür ein, dieses
- Instrument gesetzlich zu verankern.
- Die Wirkungen des ab 2011 eingeführten Modells der leistungsbasierten
- Mittelzuweisung werden wir prüfen
- und uns bei Fehlentwicklungen
- für eine Anpassung einsetzen. Der
- sich ausweitenden Förderung über
- Drittmittel muss eine abgesicherte
- Grundfinanzierung der Einrichtungen
- gegenüber stehen.
- In den Hochschulverträgen ist künftig
- eine Gleitklausel zu vereinbaren, mit
- der Kostensteigerungen für die Hochschulen abgefedert werden, die außerhalb der Verantwortung der Hochschulen liegen und deren Anstieg von diesen
- nicht beeinflusst werden können.
- DIE LINKE setzt sich darüber hinaus
- dafür ein, die Hochschulfinanzierung
- bundesweit neu zu ordnen und die
- tatsächlichen Lasten der Länder in
- einem eigenen Hochschul-LänderFinanzausgleich gerecht zu verteilen.
- Jedes Bundesland muss die Kosten für
- die Hochschulausbildung seiner Abiturientinnen und Abiturienten selbst
- übernehmen. Für die ausländischen
- Studierenden an deutschen Hochschulen muss der Bund die Vollkosten
- übernehmen.
- IV. Für eine soziale Wohnungspolitik –
- Verdrängung verhindern
- Die Verfügung über einen angemessenen Wohnraum gehört zu den
- wesentlichen Voraussetzungen für
- ein selbstbestimmtes Leben. Berlin
- ist eine Mieterstadt. Auf Basis einer
- zahlungskräftigen Nachfrage steigen
- die Mieten, insbesondere in den innerstädtischen Wohnquartieren, seit
- einigen Jahren stark an. Preisgünstige Mietwohnungen werden knapp.
- Haushalte mit geringem Einkommen
- werden aus den aufgewerteten Innenstadtquartieren in die Großsiedlungen
- an den Stadtrand abgedrängt. Der
- soziale Zusammenhalt und Ausgleich
- in der Stadt ist zunehmend gefährdet.
- DIE LINKE tritt dafür ein, die soziale
- Bevölkerungsmischung in den Wohnquartieren zu erhalten und der zunehmenden sozialräumlichen Spaltung
- der Stadt entgegenzuwirken.
- Um auf die divergierenden sozialräumlichen Entwicklungen politisch
- Einfluss nehmen und Verdrängungsprozesse verhindern zu können,
- bedarf es eines Mixes aus wohnungs-,
- 33
- sozialpolitischen und städtebaurechtlichen Instrumenten auf Bezirks-,
- Landes- und Bundesebene.
- Die städtischen Wohnungsunternehmen spielen bei der Gestaltung einer
- sozialen Wohnungspolitik eine zentrale
- Rolle. Die LINKE hält am Stopp des
- Verkaufs von Wohnungsbeständen
- der kommunalen Gesellschaften fest
- und tritt für eine schrittweise Ausweitung ihrer Wohnungsbestände in den
- kommenden Jahren ein.
- Die Rechte der Mieterinnen
- und Mieter stärken, um
- Mieterhöhungen zu begrenzen
- Die wirksamsten rechtlichen Möglichkeiten für eine Begrenzung des
- Mietenanstiegs liegen im Mietrecht.
- Während die Bundesregierung hier
- durch weitere Lockerungen vor allem
- die Interessen der Vermieter bedient,
- wird sich DIE LINKE weiterhin dafür
- einsetzen, die Rechte der Mieterinnen und Mieter zu stärken. Da die
- entscheidenden Regelungen bundesrechtlich sind, setzt sich DIE LINKE
- dafür ein, dass:
- n die Spielräume für allgemeine
- Mieterhöhungen zu verringern sind,
- indem die Kappungsgrenzen von 20
- auf 15 Prozent gesenkt und der Zeitraum, in dem die Miete sich um diesen
- Betrag erhöhen darf, von drei auf vier
- Jahre verlängert wird,
- n grundsätzlich ein Verzicht auf die
- Modernisierungsumlage angestrebt
- wird und stattdessen eine transparente Einbindung der Modernisierungen
- in das Vergleichsmietensystem angestrebt wird. In einem ersten Schritt
- wollen wir die Umlagehöhe der Kosten
- bei Modernisierungen auf die Miete
- 34
- reduzieren. Statt bisher elf sollen
- künftig maximal neun Prozent der
- Modernisierungskosten auf die Mieterinnen und Mieter umgelegt werden.
- Die Umlage ist zeitlich so zu begrenzen, dass sie nach Amortisierung der
- Modernisierungskosten entfällt.
- n eine bundesrechtliche Ermächtigung für Gemeinden geschaffen wird,
- damit diese im Falle von Störungen
- bei der ausreichenden Wohnraumversorgung zu angemessenen Bedingungen Mietobergrenzen einführen
- können.
- n bei der Erstellung des Berliner
- Mietspiegels künftig die Neuvermietungsmieten nur mindergewichtig
- berücksichtigt werden.
- Klimaschutz braucht
- Mieterschutz
- Wenn für die Sanierung von Wohngebäuden Fördermittel eingesetzt
- werden, können diese Kosten nicht
- auf die Miete umgelegt werden.
- Deshalb wollen wir ein Landesförderprogramm für die klima- und altersgerechte Wohnungsmodernisierung auf
- den Weg bringen. Außerdem sollen
- der Senat und die Bezirke Hauseigentümer bei der Inanspruchnahme von
- Fördermitteln des Bundes – deren
- deutliche Aufstockung wir für notwendig halten – beraten und unterstützen. Den derzeitigen Ausschluss von
- Wohnungsbau aus der Förderung mit
- EU-Mitteln wollen wir überwinden.
- Von Mietern in Eigenleistung erbrachte Einbauten (z. B. Gasetagenheizung )
- sollen entweder bis zum Zeitpunkt der
- vollständigen Abschreibung Bestandsschutz genießen oder die Modernisierungsmaßnahmen sind nicht umlage-
- fähig. Eine allgemeine Duldungspflicht
- solcher Maßnahmen lehnen wir ab.
- Mieter sollen das Recht zur Mietminderung erhalten, wenn der optimierte
- Energiezustand eines Wohngebäudes
- nicht erreicht wird, weil der Eigentümer die im Energieausweis beschriebenen Maßnahmen unterlässt. Hohe
- Umlagen und geringe Energieeinsparungen gehen zu Lasten der Mieterinnen und Mieter. Sie haben bislang
- keinen Einfluss auf die Wahl der technischen Modernisierungsmaßnahmen
- zur Energieeinsparung. Ziel muss die
- Garantie für Mieter sein, dass bei der
- Umsetzung das günstigste Verhältnis
- von Kosten und Effizienz gewählt wird.
- Eine Modernisierungsmaßnahme bedarf der Kontrolle und Mitbestimmung
- durch die Mieterinnen und Mieter. Eingeführt werden soll die Pflicht zur Vorlage von Modernisierungsvarianten
- und Wirtschaftlichkeitsberechnungen
- und eine begleitende Mieterberatung
- bei Modernisierungsankündigungen.
- Diese Pflichten sind im Bundesgesetz
- und als Förderkondition für potenzielle Landesförderprogramme festzuschreiben.
- Zwangsumzüge verhindern
- DIE LINKE hat bereits in der Vergangenheit eine Reihe von Vorkehrungen
- gegen Zwangsumzüge von Transferleistungsbeziehenden getroffen. Es
- ist auch weiterhin unser Ziel, dass alle
- Menschen, die auf Transferzahlungen
- (Hartz IV, Sozialhilfe, Grundsicherung
- im Alter) angewiesen sind, in ihrem
- sozialen Umfeld bleiben können.
- Deshalb wollen wir die notwendigen
- Regelungen in einem Landesgesetz
- verbindlich festlegen. Damit will
- DIE LINKE nicht nur größere Rechts
- sicherheit schaffen, sondern vor allem
- auf den sich rasant verändernden
- Wohnungsmarkt in Berlin mit steigenden Mieten reagieren. Wir wollen die
- Bevölkerungsvielfalt in den Wohnquartieren erhalten und Segregation
- verhindern.
- In diesem Gesetz wollen wir die
- bisher geltenden Sonder- und Härtefallregelungen ebenso beibehalten wie
- das Bruttowarmmietenkonzept. Denn
- damit ist nicht die Wohnungsgröße
- entscheidend für die Frage, ob die
- Wohnkosten für Hartz-IV-Beziehende
- zulässig sind, sondern nur die Gesamtsumme der Kosten. Die Berechnung
- der Richtwerte soll an den jeweils
- gültigen Berliner Mietspiegel gebunden werden. Grundlage sind die Werte
- für die Netto-Kaltmiete sowie die
- Betriebs - und Heizkosten. Darüber
- hinaus wollen wir einen Neuvermietungszuschlag einführen. Der soll
- garantieren, dass Empfänger von
- Transfergeldern in der ganzen Stadt
- Wohnraum anmieten können. In
- Stadtteilen, in denen die Mieten
- besonders stark angestiegen sind,
- sollen Richtwertüberschreitungen
- als zulässig bestimmt werden können.
- Wir wollen über eine Kooperation mit
- Mieterorganisationen für Empfänger
- von Transfergeldern eine unabhängige Beratung in Mietangelegenheiten
- gewährleisten. So lassen sich überhöhte Kosten durch falsche Betriebsund Heizkostenkostenabrechnungen
- einsparen.
- Für ältere Menschen, die auf Leistungen aus der Grundsicherung angewiesen sind, weil ihre Renten nicht
- existenzsichernd sind, wollen wir weitere Ausnahmeregelungen schaffen,
- so dass sie bei längerer Wohndauer,
- 35
- Krankheit oder Behinderung nicht erzwungenermaßen umziehen müssen.
- Städtische Wohnungsbau
- gesellschaften für eine soziale
- Wohnungspolitik nutzen
- Wir wollen die städtischen Wohnungsbaugesellschaften nicht nur
- verpflichten, die wirtschaftlichen,
- sondern auch die sozialen und stadtentwicklungspolitischen Zielvorgaben
- einzuhalten. Entsprechende Verein
- barungen zwischen dem Land und
- den Unternehmen sind transparent
- zu gestalten und offenzulegen.
- Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften sollen:
- n breiten Bevölkerungsschichten
- stadtweit Wohnraum zu angemessenen Mietpreisen zur Verfügung stellen.
- Das muss sich auch in einer Vermietungspraxis widerspiegeln, die einer
- Verdrängung von Beziehern von Transferleistungen und Geringverdienenden
- insbesondere aus den innerstäd
- tischen Stadtteilen entgegen wirkt,
- n die ortsübliche Miete ausschließlich
- auf Grundlage des Mietspiegels ermitteln. Das gilt auch nach Modernisierungen und für Neuvermietungen,
- n in die Lage versetzt werden, durch
- Zukäufe und Wohnungsneubau ihre
- Bestände zu erweitern. Vorrangig sollte das in den Bereichen geschehen, in
- denen auf dem Wohnungsmarkt eine
- angespannte Lage zu verzeichnen ist.
- Eine solche Entwicklung ist durch die
- Liegenschaftspolitik des Landes zu
- unterstützen. Veräußerungen, auch
- einzelner Bestände, sollen künftig
- allenfalls an Wohnungsbaugenossenschaften möglich sein,
- 36
- n angesichts der demografischen Ent-
- wicklung ein entsprechendes Angebot
- für altersgerechte und barrierefreie
- Wohnungen ausbauen,
- n selbst keine Umnutzung von Wohnraum für gewerbliche Zwecke inklusive der Umnutzung als Ferienwohnungen unternehmen und dies bei den
- Mietern grundsätzlich ausschließen,
- n die Mieterbeiräte stärken und dafür
- einheitliche Regelungen in den Satzungen der Wohnungsbaugesellschaften verankern.
- Das Land Berlin soll auf Gewinnabführungen der Wohnungsbaugesellschaften an den Landeshaushalt verzichten. Die entsprechenden Erträge sind
- dem Eigenkapital der Gesellschaften
- zur Senkung der Finanzierungskosten
- bei der energetischen Bestandssanierung zuzuführen.
- Möglichkeiten des
- Wohnungs- und Städtebaurechts
- ausschöpfen
- DIE LINKE Berlin setzt sich dafür ein,
- dass alle dem Land zur Verfügung
- stehenden baurechtlichen Instrumente
- auf ihre Eignung zur Dämpfung der steigenden Mietentwicklung hin überprüft
- und gegebenenfalls angewendet werden. Eine wesentliche Voraussetzung
- dafür ist die Schaffung von rechtlichen
- Voraussetzungen, die bestimmte baurechtliche Vorschriften differenzierter
- an die teilräumlichen Geltungsbereiche
- der Gemeinde bindet.
- n Bei der Umwandlung von Miet- in
- Eigentumswohnungen soll der Schutz
- für Mieter/-innen gegen eine Kündigung wegen Eigenbedarfs oder aus
- Gründen der wirtschaftlichen Ver-
- wertung zehn Jahre betragen und
- für das gesamte Stadtgebiet gelten;
- die Kündigungsschutzklauselverordnung ist entsprechend fortzuschreiben.
- n Durch eine Landesverordnung
- sollen die Bezirke ermächtigt werden, in Milieuschutzgebieten einen
- Ge ehmigungsvorbehalt für die
- n
- Umwandlung von Miet- in Eigentums
- wohnungen einzuführen.
- n Auf der Landesebene ist ein
- Fonds vorzuhalten, mit dem das Land
- erforderlichenfalls Wohngebäude auf
- dem Wege des Vorkaufsrechts in den
- vom BauGB § 24 definierten Gebieten
- erwerben kann.
- n DIE LINKE will Mieterverdrängungen
- durch umfassende Stadterneuerungsund Modernisierungsmaßnahmen
- dadurch abwenden, dass die Bauherren zu Maßnahmen verpflichtet
- werden, mittels eines Sozialplanverfahrens unter Einschaltung einer
- unabhängigen Mieterberatung eine
- sozial verträgliche Durchführung der
- Maßnahme sicher zu stellen. Erforderlichenfalls ist eine Umstrukturierungsverordnung nach § 172 Absatz 1,
- Satz 1 Nr. 3. zu erlassen. Die Bezirke
- sollten mit den Trägern städtebauliche
- Verträge über die Durchführung der
- Maßnahme abschließen.
- n Für die auslaufenden Sanierungs-
- gebiete und andere aufgewertete
- innerstädtische Wohngebiete ist
- zu prüfen, ob durch den Erlass von
- Milieuschutzsatzungen eine über den
- »zeitgemäßen Ausstattungsstandard
- einer durchschnittlichen Wohnung«
- hinausgehende, mietpreistreibende
- Modernisierung unterbunden werden
- kann.
- n Die LINKE setzt sich für die Einführung einer landesgesetzlichen Regelung zum Zweckentfremdungsverbot
- von Wohnraum ein, die auch eine
- teilräumliche Festsetzung ermöglicht.
- Damit soll insbesondere in der Innenstadt die Umnutzung von Wohnungen
- für gewerbliche Zwecke unterbunden
- und dem gewerblichen Ferienwohnungsbetrieb begegnet werden.
- n Die LINKE setzt sich dafür ein,
- dass vor allem in den besonderen
- Gebieten, in denen Instrumente der
- Städtebauförderung angewandt werden, unabhängige Mieterberatungen
- angeboten werden.
- Für einen kommunalen
- Wohnungssektor in sozialer
- Verantwortung
- DIE LINKE hält am Ausstieg aus
- dem System der früheren Wohnungsbauförderung in Berlin fest. Dieses
- System war nicht sozial, sondern
- asozial, denn es kam nicht den
- Mieterinnen und Mietern, sondern
- den Immobilienbesitzern zugute und
- belastete den Landeshaushalt in
- Milliardenhöhe. Versuche, über generelle Kappungsgrenzen die Vermieter
- nachzusubventionieren, lehnen wir
- ab.
- Trotzdem halten wir einen staatlich
- geförderten und geschützten Bestand
- an Sozialwohnungen auch zukünftig
- für notwendig. Dieser ist auf eine neue
- Grundlage zu stellen.
- Für ein neues Sozialmietensystem
- DIE LINKE tritt für ein Berliner Wohnraumgesetz ein, das den weiteren Umgang mit den bestehenden Beständen
- des Sozialen Wohnungsbaus regelt.
- 37
- Die Sozialwohnungen müssen für die
- Versorgung einkommensschwacher
- Haushalte zur Verfügung stehen.
- DIE LINKE will erreichen, dass die
- Mieten für Sozialwohnungen zukünftig
- im Regelfall etwa zehn Prozent unterhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete
- liegen.
- Für den heutigen Bestand an Sozialwohnungen, die über der ortsüblichen
- Vergleichsmiete liegen, ist daher in
- einem neuen Wohnraumgesetz auch
- eine Korrekturmöglichkeit nach unten
- vorzusehen. Um Spekulationen mit
- Kostenmieten zu stoppen, wollen wir
- erreichen, dass bei Insolvenzverfahren oder dem Verkauf von Objekten,
- bei denen es nach der Grundförderung keine Anschlussförderung gibt,
- die Vergleichsmiete Anwendung
- findet. Damit wollen wir die Praxis beenden, dass Erwerber weiterhin Mieterhöhungen bis zur ursprünglichen
- Kostenmiete verlangen, Extraprofite
- realisieren können und auf diesem
- Weg einkommensschwache Mieterinnen und Mieter aus ihren Wohnungen
- vertrieben werden.
- Zukünftig sollte die Unterstützung
- für die Schaffung sozial geförderten
- Wohnraums vorrangig den kommunalen Wohnungsbaugesellschaften
- zugute kommen. Die stellen dem
- Land im Gegenzug entsprechende
- Belegungsrechte zur Verfügung
- und weisen deren Einhaltung nach.
- Belegungsbindungen erhalten
- und nutzen
- Das Land Berlin verfügt aus unterschiedlichen Förderprogrammen
- des Wohnungsbaus und der Städtebauförderung noch über Belegungs38
- bindungen für sehr viele Wohnungen.
- DIE LINKE spricht sich dafür aus,
- Beegungsrechte in den Stadtteilen,
- l
- in denen der Wohnungsmarkt angespannt ist, wieder in Anspruch zu nehmen und die Vermieter zu verpflichten, deren Einhaltung nachzuweisen.
- Es ist sicherzustellen, dass die
- vertraglichen Belegungs- und Mietpreisbindungen dauerhaft genutzt
- und kontrolliert werden.
- Sozialmieterinnen
- und -mietern helfen
- Zugleich gilt es jenen Mieterinnen
- und Mietern, die durch extreme
- Mietsteigerungen nach dem Auslaufen
- der Förderung bedroht sind, verbesserte Hilfsangebote bereitzustellen.
- DIE LINKE fordert daher:
- n Anträge auf Bewilligung von Mietausgleich und Umzugskostenhilfe sind
- künftig nicht mehr nur bis zum Ablauf
- von drei Jahren nach Ende der Grundförderung, sondern ab dem Zeitpunkt
- der tatsächlichen Mieterhöhung
- zulässig.
- n Der Mietausgleich ist solange zu
- zahlen, bis die betroffenen Mieter
- innen und Mieter eine angemessene
- Wohnung gefunden haben. Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften
- sollen bei der Vermittlung von entsprechenden Wohnungen unterstützend tätig werden.
- Wohnungsbestände übernehmen
- statt nachsubventionieren
- DIE LINKE setzt sich für eine Strate ie
- g
- des Senats im Umgang mit Wohnungsunternehmen ein, die durch den Ausstieg aus der Anschlussförderung von
- Insolvenz bedroht oder betroffen sind.
- Diese orientiert sich nicht an den
- Interessen der Unternehmen, sondern
- zielt auf den Erhalt eines Wohnungsangebots zu sozial verträglichen
- Mieten in der gesamten Stadt.
- DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
- die städtischen Wohnungsbaugesellschaften geeignete Bestände von
- insolventen Unternehmen – insbe
- sondere in Stadtteilen mit einer hohen
- Nachfrage an Wohnungen – erwerben
- oder anderweitig übernehmen.
- Für eine Neuausrichtung
- der Liegenschaftspolitik
- DIE LINKE will die Liegenschaftspolitik
- des Landes neu ausrichten und eine
- Grundstücksentwicklung mit sozialem
- Augenmaß durchsetzen. Künftig soll
- beim Umgang mit Grundstücken aus
- dem Treuhandvermögen des Liegenschaftsfonds durch die Einbindung
- von wirtschafts-, umwelt-, wohnungsund stadtentwicklungspolitischen
- Aspekten eine nachhaltige und langfristig strategische Wertschöpfung für
- das Land Berlin angestrebt und erzielt
- werden. Neben der Sicherung von
- Standorten für soziale Infrastruktur
- ( z. B. von Schulstandorten), gilt es vor
- allem den Erwerb durch landeseigene
- Wohnungsbaugesellschaften für
- Wohnungsneubau zu ermöglichen.
- Für Grundstücke, die durch den
- Bund verwertet bzw. verwaltet werden
- und von strategischer Bedeutung für
- Berlin sind, soll versucht werden, ein
- Erstzugriffsrecht durchzusetzen.
- Die Förderung von Baugruppen durch
- die Vergabe von Grundstücken zum
- Festpreis ist an den Abschluss von
- Sozialvereinbarungen zu knüpfen, die
- beispielsweise eine Vermietung eines
- Teils der Wohneinheiten zu sozial
- verträglichen Konditionen vorsehen.
- Dabei sind auch Grundstücke
- außerhalb des S-Bahn-Ringes einzubeziehen und das Verfahren für
- weitere Interessentengruppen ( z. B.
- für sich zum Zwecke des Erwerbs neu
- gründende Genossenschaften) ist zu
- öffnen.
- Diskriminierung auf dem
- Wohnungsmarkt abbauen und
- einen gleichberechtigten Zugang
- gewährleisten
- Im Jahr 2006 wurde von der Europäischen Beobachtungsstelle für
- Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
- (EUMC) dargelegt, dass vor allem
- Menschen mit Migrationshintergrund
- auf dem Wohnungsmarkt diskriminiert
- werden. Es gibt auch Belege, dass
- Menschen mit geringem Einkommen,
- Alleinerziehende sowie Menschen mit
- Behinderungen oder Schwule und
- Lesben von derartigen Diskriminie
- rungen betroffen sind.
- DIE LINKE setzt sich dafür ein, im
- Rahmen der sozialen Stadtentwicklung geeignete Maßnahmen dagegen
- zu entwickeln.
- Folgende Schritte sind notwendig:
- n Aufbau von Anlaufstellen für
- Betroffene, um in Konfliktfällen
- vermitteln zu können. Hierbei ist
- die Kooperation mit bestehenden
- Strukturen wie Mieter- und Sozialberatungen, Stadtteilzentren und
- -treffpunkten zu prüfen.
- n Formen und Ausmaß von Diskriminierungen auf dem Berliner Wohnungsmarkt empirisch untersuchen.
- 39
- n Sensibilisierung
- wohnungswirtschaftlicher
- Akteure für Diskriminierungen
- aufgrund bestimmter Merkmale
- und Erhöhung des Anteils von
- Mitarbeitenden mit Migrations
- hintergrund insbesondere bei
- den landeseigenen
- Wohnungsgesellschaften.
- n Bestehende rechtliche Möglich eiten
- k
- insbesondere des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) anwenden
- und gegebenenfalls weiterentwickeln.
- V. Das soziale Berlin –
- Eine lebenswerte Stadt für alle
- Berlin verändert sich seit dem
- Mauerfall vor 20 Jahren baulich
- rasant. DIE LINKE gestaltet diesen
- Prozess wesentlich mit. Dabei geht
- es uns besonders um die räumliche
- und soziale Ausgewogenheit in der
- Stadtentwicklung. Wir müssen die
- Gesamtstadt in der Region neu
- denken. Innenstadt und Außenstadt
- sortieren sich neu: sozial, kulturell,
- politisch. Der demografische Wandel
- stellt neue Anforderungen an eine
- altersgerechte und integrative Stadt.
- Die LINKE plant und handelt gesamtgesellschaftlich und gesamtstädtisch.
- Sie steht für die soziale Durch
- mischung der Kieze. Es soll keine
- Einteilung in Reichen- und Armen
- viertel geben. Deswegen bekämpft
- DIE LINKE die Verdrängung sozial
- benachteiligter Berlinerinnen und
- Berliner und zunehmend auch Normalverdienender aus ihren Kiezen.
- Sie steht für eine Quartiersentwicklung, die alle dort lebenden Bewohnerinnen und Bewohner anspricht
- und einbindet.
- DIE LINKE begreift die polyzentrale
- Struktur der Stadt als Stärke, greift
- die Herausforderungen durch Klimaschutz und Klimawandel auf und bezieht Bürgerinnen und Bürger stärker
- in Entscheidungen ein.
- 40
- Berlin – historisches Erbe
- als Zukunftsaufgabe
- Berlin ist die Hauptstadt und größte Metropole der Bundesrepublik.
- DIE LINKE steht für einen historisch
- verantwortungsvollen Umgang mit
- der wechselvollen Geschichte und
- dem städtebaulichen Erbe Berlins.
- Die Pflege und breite öffentliche Zugänglichkeit der vielen Gedenkstätten
- in Berlin ist immer Teil der Stadtentwicklungspolitik. Die Erinnerung an
- widersprüchliche Zeitgeschichte und
- Auseinandersetzung damit gehören
- in die Mitte der Stadt und des städtischen Lebens.
- DIE LINKE will, dass auch die Architektur der Nachkriegsmoderne in Ost und
- West respektiert wird.
- Berlin ist eine der spannendsten
- Städte in Deutschland und ein Magnet für viele Menschen aus anderen
- Ländern. Sie kommen als Touristinnen
- und Touristen oder wollen hier leben,
- studieren oder arbeiten. Auch deshalb
- ist Berlin auch Kulturhauptstadt und
- internationale Metropole – weltoffen,
- tolerant, international, dynamisch,
- lebendig –, eine Stadt, die Raum bietet für ein Leben nach den eigenen
- Vorstellungen.
- Doch bei allem Stolz darauf und allen
- Fortschritten in der Erneuerung und
- Ergänzung von Infrastruktur und
- Gebäudesubstanz gibt es auch erheb
- liche Entwicklungsprobleme.
- Soziale Spaltung stoppen –
- Teil abe und Bürgerbeteiligung
- h
- fördern
- Die soziale Spaltung in einigen Stadtgebieten nimmt zu. Das lässt sich
- nicht allein mit stadtentwicklungs
- politischen Instrumenten wie dem
- Quartiersmanagement verhindern.
- Gebraucht und entwickelt werden
- muss ein Mix aus sozial-, arbeitsmarkt-, integrations-, wohnungs-,
- stadtentwicklungs- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen. Die verfügbaren Fördermittel sollen gebündelt,
- nach Möglichkeit verstärkt und
- dadurch in ihrer Wirksamkeit erhöht
- werden.
- DIE LINKE will den Umgang mit den
- Liegenschaften des Landes verändern, damit Grundstückspolitik als
- Instrument der Stadtentwicklung
- für die Sicherung der öffentlichen
- Daseinsvorsorge, für soziale und
- innovative Projekte, für mehr Grün
- gezielter als bisher eingesetzt wird.
- Die Entwicklung unserer Stadt und
- ihrer Kieze wird mehr und mehr auch
- zum öffentlichen Thema. Insbeson
- dere mit dem erfolgreichen Bürger
- begehren »Mediaspree versenken«
- ist die sozialkritische Debatte zur Berliner Stadtentwicklung wieder aufgelebt und eine neue Kooperationskultur
- städtischer Initiativen entstanden.
- DIE LINKE nimmt die Aufforderung
- zum Dialog gern an und sieht sich in
- ihrer Auffassung bestärkt, dass wirkliche Partizipation für stadtpolitische
- Entscheidungen unverzichtbar ist
- und an Bedeutung gewinnen muss.
- DIE LINKE wird die Bürgerbeteiligung
- in der Stadtentwicklung und bei
- Großprojekten ausweiten und fördern.
- Frühzeitige Beteiligung und Prüfung
- von Alternativen, Transparenz bei der
- Erörterung und Abwägung sowie eine
- verbesserte gerichtliche Überprüfbarkeit von Verwaltungsentscheidungen
- hilft, Fehlplanungen und langjährigen
- Streit zu vermeiden.
- Bürgersinn und bürgerschaftliches
- Engagement müssen und können
- deutlich gestärkt und unterstützt werden. Die vielfältigen Erfahrungen aus
- den Quartiersmanagements und aus
- bezirklicher Praxis mit Bürgerinitiativen, mit Stadtteilbeiräten, Kiezfonds
- und soziokulturellen Netzwerken und
- Stadtteilzentren können dabei genutzt
- und erweitert werden.
- Klima- und umweltgerechte
- Stadt – Berlin auf dem Weg zur
- ökologischen Modellstadt
- Berlin hat bei der Verbesserung der
- städtischen Umwelt viel erreicht – mit
- Umweltzone und Lärmminderungsprojekten, mit energetischer Sanierung
- öffentlicher Gebäude und Investitionen in die Wasserinfrastruktur. Aber
- die gesundheitlichen Belastungen als
- Folge der Umweltprobleme sind räumlich und sozial ungleich verteilt. Wer
- arm ist, lebt häufiger in einer Umwelt,
- die krank macht, ist mehr Lärmbelastungen und schlechterer Luft ausgesetzt, lebt in lauteren Wohngebieten,
- trägt oft höhere Energiekosten und
- hat weniger Grün im Wohnumfeld.
- Umweltgerechtigkeit heißt deshalb
- für DIE LINKE vor allem, mit konkreten
- Vorhaben zur Entlastung der Umwelt
- 41
- die Lebensqualität für die Benachteiligten zu verbessern. Dazu gehören
- die konsequente Umsetzung und Fortschreibung des Luftreinhalteplans.
- Berlin ist eine umweltfreundliche
- Stadt – kompakt, vielfältig, mit Parks,
- Wäldern, Grünanlagen und Kleingärten. Zahlreiche, aber weniger
- werdende Straßenbäume sorgen für
- Schatten und hohe Aufenthaltsqualität. Doch der Klimawandel wird dazu
- führen, dass die durchschnittlichen
- Jahrestemperaturen ansteigen.
- Deshalb sind eine gute Durchlüftung
- vor allem der Innenstadtbereiche
- und Abkühlungsmöglichkeiten über
- unbebaute, nicht zubetonierte Flächen notwendig. Dafür benötigen die
- Parks, Wälder, Kleingärten und Freiflächen einen besonderen Schutz,
- dauerhafte Sicherung, gute Pflege
- und mancherorts auch Zuwachs.
- Zugleich gilt es sicherzustellen, dass
- insbesondere die Bezirke mit den
- notwendigen Mitteln für den Erhalt
- der Grünflächen ausgestattet werden
- und wachsendes bürgerschaftliches
- Engagement für das Stadtgrün wie
- beispielsweise Baumscheibenprojekte
- und Baumspenden besser eingebunden wird.
- Zusammenhängende Kaltluftschneisen und -gebiete sind Lebensquelle,
- Erholungsorte und für die Abkühlung
- unverzichtbar.
- DIE LINKE will die Ausweisung von
- Schutzgebieten fortsetzen und einen
- funktionierenden Biotopverbund unter
- Einbeziehung der Gewässer realisieren. Das bedeutet, Havel, Spree und
- Landwehrkanal natur- und stadtverträglich zu sanieren und weitere Flussläufe und Gewässerufer schrittweise
- zu renaturieren.
- 42
- Wasser bedeckt einen großen Teil der
- Berliner Stadtfläche und prägt die
- Stadt. Die Trinkwasserversorgung, die
- Verbesserung der Wasserqualität und
- die stadtverträgliche Regulierung des
- Wasserhaushalts langfristig zu sichern,
- sind für DIE LINKE wichtige umwelt
- politische Ziele. Damit wir künftig in
- der Spree baden können, müssen die
- Investitionen für die Sanierung der
- Kanalisation und Abwasserbehandlung gesichert werden.
- Die biologische Vielfalt der Stadtnatur
- soll erhalten, die zusätzliche Versiegelung von Flächen vermieden und die
- Förderung der Hof-, Fassaden- und
- Dachbegrünung fortgesetzt werden.
- Die Anforderungen des Klimaschutzes
- machen es auch notwendig, dass in
- die energetische Sanierung der öffentlichen Gebäude und die städtische
- Infrastruktur investiert wird. Das Land
- muss Vorbild sein beim Klimaschutz
- und weitere Kooperationspartner
- gewinnen. Das wird DIE LINKE auch
- bei künftigen Vorhaben und Planungen in den Mittelpunkt stellen – Berlin
- muss fit sein für den Klimawandel, um
- ihn zu begrenzen und mit ihm leben zu
- können.
- Die Berliner Klimaziele – mindestens
- 40 Prozent weniger Kohlendioxid
- bis 2020 und 85 Prozent weniger
- bis 2050 gegenüber 1990 – sind für
- DIE LINKE bindend. Ein Berliner Klimaschutzgesetz und weitere Klimaschutzvereinbarungen sind dafür genauso notwendig wie die Erweiterung
- der bisherigen Stadterneuerungsstrategie um Aspekte des Klimaschutzes.
- In den geplanten Sanierungsgebieten
- und im Rahmen der geplanten Internationalen Bauausstellung (IBA) als
- stadtweite Klima-IBA sollen Bausteine
- für eine energetische Stadterneuerung entwickelt und erprobt werden.
- Quartiersbezogene Energieerzeugungskonzepte, Nahwärmelösungen
- auf der Basis erneuerbarer Energien
- gehören genauso dazu wie ökologisch
- fortschrittliche und sozial integrative,
- d. h. für breite Schichten der Bevölkerung bezahlbare Wohnungsbauvor
- haben in Alt- und Neubauten.
- Die Berliner Bezirke haben wesent
- liche Entscheidungskompetenzen
- für die Bauplanung, für den Erhalt der
- Grünflächen und deren Ausbau, für
- das Wohnumfeld, für die Verkehrsund soziale Infrastruktur. Die Ausrichtung der Entscheidungen im Sinne
- der Ziele der Lokalen Agenda 21 ist
- für Die LINKE ein wichtiges Anliegen.
- Die Berliner Bezirke haben dafür eine
- Vielzahl von Initiativen, Konzepten
- und Programmen entwickelt. Aufbauend auf diesen Erfahrungen und
- unter Einbeziehung des vielfältigen
- bürgerschaftlichen Engagements –
- das reicht von der auf ein einzelnes
- Anliegen konzentrierten Bürgerinitiative bis hin zu lokalen Bündnissen und
- zivilgesellschaftlichen Foren – soll die
- Berliner Nachhaltigkeitspolitik durch
- DIE LINKE auf gesamtstädtischer
- und bezirklicher Ebene einen neuen
- Impuls erhalten.
- Projekte der Stadtentwicklung
- Nachdem die Hauptstadtplanung
- und die sehr kostspieligen, nur teilweise erfolgreichen, städtebaulichen
- Entwicklungsmaßnahmen nahezu abgeschlossen sind, konzentrieren sich
- die gesamtstädtisch bedeutsamen
- städtebaulichen Aufgaben der Zukunft
- auf die Nachnutzung der Flughafen
- areale Tempelhof und Tegel sowie auf
- die Gestaltung des Quartiers um den
- Hauptbahnhof. Dabei darf in Berlin die
- bezirkliche Zentrenentwicklung nicht
- vernachlässigt werden. Ihr wird durch
- Förderung und Reaktivierung der
- Haupt- und Geschäftsstraßen wie
- zum Beispiel der Karl-Marx-Straße,
- der Frankfurter Allee und der Müllerstraße Rechnung getragen.
- Damit Berlin soziale Metropole bleibt,
- müssen bei neuen Projekten Prioritätensetzung und Folgenabschätzung
- am Anfang stehen. Berlin ist gebaut
- und hat in seinen guten Strukturen
- reichlich Potenzial. Die Großprojekte
- der Vergangenheit sind noch nicht
- vollständig in der Stadt verankert und
- aufgenommen, ihre mittel- und langfristigen Folgen noch nicht klar. Die
- Stadt braucht Zeit, um sich mit dem
- Neuen zu arrangieren. »Denkpausen«
- im Spreeraum und in der Innenstadt
- sind durchaus wünschenswert, damit
- ein Umdenken möglich wird. Und
- es wird Zeit für eine Neuaufstellung
- des Flächennutzungsplanes, da der
- bisherige auf unrealistischen Wachstumsprognosen basierte.
- Die Berlinerinnen und Berliner haben das Tempelhofer Feld sehr gut
- angenommen. Das ist nicht nur ein
- schlagender Beweis dafür, wie richtig
- die Schließung des Flughafens war,
- es gibt auch einen deutlichen Hinweis
- für künftige Planungen. Die Menschen
- wollen vor allem diesen Park und
- individuelle Freiräume. Und sie wollen
- keine Projekte und Neubauten, die für
- benachbarte Stadtteile sozial negative
- Auswirkungen haben können. Auch
- unter Berücksichtigung der Frischluftzufuhr müssen Pläne zur Bebauung
- überprüft werden. Diese Erkenntnisse
- müssen in eine kritische Überprüfung
- der Planungen für IGA und IBA münden. Die Internationale Bauausstel43
- lung muss gesamtstädtische Impulse
- setzen. Deshalb brauchen wir einen
- neuen Ansatz für eine klimagerechte
- soziale Stadterneuerung.
- DIE LINKE plädiert dafür, sich bei der
- Beantwortung der Frage der Nutzung
- des Tempelhofer Feldes viel Zeit und
- viel Freiraum zu lassen. Sie unterstützt die Nutzbarmachung und
- Wiedernutzung des Flughafengebäudes. Sie unterstützt befristete und
- partizipativ bestimmte Pioniernutzungen. Sie setzt sich ein für eine angemessene Gedenk-und Informationsstätte für das Columbia-Haus und die
- NS-Rüstungszwangsarbeit auf dem
- Gelände des Flughafens. Sie setzt
- sich ebenso für Natur- und Artenschutz am Standort, für Grillwiesen
- und Hundeauslaufgebiete ein. Sie hält
- gewerbliche Nutzungen an der Grenze
- zum S-Bahnring und zur Stadtautobahn für sinnvoll. Sie plädiert ansonsten für deutliche Zurückhaltung auch
- bei Vorbereitungsmaßnahmen.
- Die Schließung des Flughafens Tegel
- eröffnet für die Verbesserung der Lebensqualität und weitere Ausprägung
- von Wirtschaft und Wissenschaft im
- Nordwesten und Westen Berlins ungeahnte Möglichkeiten. Die Nachnutzung wird auf Initiative des Senates
- frühzeitig debattiert und planerisch
- sorgfältig vorbereitet. DIE LINKE
- unterstützt die breit getragenen
- Entwicklungsziele für ein modernes
- Industrie- und Technologiezentrum
- im Bereich der bereits bebauten und
- versiegelten Flächen. Das Interesse
- der Beuth-Hochschule zur Errichtung
- eines Campus’ begrüßt DIE LINKE und
- will die Eignung der Terminalbauten
- hierfür prüfen. Besondere Beachtung
- verlangen die Belange des Trinkwasser- und Grundwasserschutzes im
- 44
- Einzugsbereich des Wasserwerkes
- Tegel. Die Lage am Landschaftsraum
- Tegeler Forst ermöglicht außerdem
- eine umfassende Renaturierung von
- Randflächen und eine umweltgerechte Verflechtung mit den benachbarten
- Wohnsiedlungen und Stadtteilen.
- Die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz muss verbessert werden.
- Der 2006 eröffnete Hauptbahnhof ist
- von den Berlinerinnen und Berlinern
- und ihren Gästen gut angenommen
- worden. Selbst die hervorragende
- Lage am Rand des Regierungsviertels
- hat aber bisher nicht dazu geführt,
- dass sich ein angemessenes stadträumliches Umfeld herausgebildet
- hat. Im Gegenteil: Die ersten realisierten Projekte lassen einseitige
- Nutzungsstrukturen und eine er
- schreckend abweisende Gestaltung
- befürchten. Deshalb muss dieses
- Areal mit dem nördlichen Innenstadtrand in den nächsten Jahren das
- wesentliche Handlungsfeld für
- die Innenstadtplanung sein.
- Der bisher vernachlässigte breite
- Dialog muss dabei vor aufzustellenden
- Bebauungsplänen, auszulobenden
- Wettbewerben und Grundstücksvergaben stehen. Auf der Basis eines bei
- Verwaltung, Eigentümern, Investoren
- und Bürgerschaft gleichen Wissenstandes über den Entwicklungsstatus
- kann eine partizipative Planung einen
- wichtigen Impuls für den notwendigen Neustart und die Kurskorrektur
- geben.
- Die weitere Umgestaltung der alten
- Mitte wird durch große Infrastrukturvorhaben gebremst. Der Neubau der
- U-Bahnlinie 5 vom Brandenburger Tor
- bis zum Alexanderplatz wird großflächig und über lange Zeit Stadtbild und
- Stadtleben bestimmen und beides
- nicht unwesentlich beeinträchtigen.
- Der Bau des Humboldt-Forums auf
- dem Schlossplatz ist aufgeschoben,
- aber nicht aufgehoben.
- DIE LINKE plädiert bei weiterer Verzögerung nicht nur für eine Überprüfung
- der Berliner Anteile, sondern des
- Schlossneubaus insgesamt.
- Die archäologischen Funde vor dem
- Roten Rathaus sind für Berlin noch
- bedeutsamer als die auf dem Schlossplatz. Beide müssen in künftige Bauprojekte integriert werden. Der
- U- Bahnhof Rathaus muss umgeplant
- werden, damit das alte Rathaus als
- wichtiges kommunales Bauwerk nicht
- verschwindet.
- Die Mitte als Wohn-, Arbeits- und
- Erlebnisraum weiter zu qualifizieren,
- das ist die wenig spektakuläre, aber
- ungemein wichtige Aufgabe der
- nächsten Jahre. DIE LINKE unterstützt
- die behutsame Umgestaltung des
- Gendarmenmarkts nach den Vorstellungen der Bürgerinnen und Bürger.
- Das Rathausforum zwischen Fernsehturm und Schlossplatz soll als grün
- geprägter öffentlicher Raum erhalten
- bleiben und qualifiziert werden. Die
- Gestaltung des Molken- und des
- Spittelmarkts muss weiter diskutiert
- werden.
- DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
- die vorgesehenen Eingriffe in das
- Verkehrsgeschehen die bestehenden
- Konflikte und Belastungen reduzieren
- und dass die geplanten Neubauten
- und Plätze allen sozialen Gruppen
- offen stehen. Wohnungen nur für sehr
- gut Verdienende will DIE LINKE nicht.
- Sie wird sich dafür stark machen,
- bei allen weiteren Planungen für die
- Innenstadt das städtebauliche Erbe
- und die wachsenden Bedürfnisse
- nach innerstädtischen Erholungsund Grünanlagen zu verteidigen.
- In diesem Sinne unterstützt DIE LINKE
- auch die Forderungen für die Erweiterung des Mauerparks und lehnt den
- Neubau von Wohnungen auf potenziellen Erweiterungsflächen ab. Bauvorhaben im innerstädtischen Spreeraum
- müssen die Ergebnisse des erfolgreichen Bürgerentscheids respektieren.
- Berlin in Bewegung – stadt
- verträgliche, umweltgerechte und
- erschwingliche Mobilität für alle
- Sicher und bezahlbar durch die
- Stadt zu kommen, ist gerade in einer
- Großstadt unverzichtbarer Bestandteil
- einer hohen Lebensqualität. Aber wie
- die Berlinerinnen und Berliner seit
- Sommer 2009 und im Winter 2010
- nachhaltig erfahren haben, funktioniert das oft schlecht. Das muss sich
- schleunigst wieder ändern. Der öffentliche Personennahverkehr mit S-Bahn,
- U-Bahn, Straßenbahn, Regionalbahn,
- Bus und Taxi bildet das Rückgrat
- einer integrierten umweltfreundlichen
- Mobilität. Sein gutes Angebot muss
- gesichert werden.
- Öffentliche Mobilität ist Teil der Daseinsvorsorge. Eine Privatisierung der
- BVG lehnt DIE LINKE auch weiterhin
- ab. Zur Sicherung der hohen Qualität
- des BVG-Angebots und seiner Verbesserung werden wir uns für einen
- Abbau der finanziellen Unterdeckung
- des BVG-Verkehrsvertrages und die
- Finanzierung nötiger Investitionen
- einsetzen. Gleichzeitig kämpfen wir
- für kommunale Einflussmöglichkeiten
- auf die S-Bahn Berlin und fordern die
- Erfüllung des bis 2017 laufenden Ver45
- kehrsvertrages mit der DB AG ein. Um
- die ÖPNV-Finanzierung dauerhaft zu
- sichern, führen wir eine gesellschaftliche Debatte und suchen nach neuen
- Wegen.
- Die Stadt muss mit öffentlichen Verkehrsmitteln in attraktiven Taktzeiten
- gut erschlossen sein bis hin zu den
- Randgebieten mit geringerer Bevölkerungsdichte. Der barrierefreie Ausbau
- der Verkehrsmittel und Stationen
- muss fortgesetzt werden. Mobilitätshilfsdienste und der Sonderfahrdienst
- für Menschen mit Behinderungen
- bleiben erhalten.
- Berlin und Brandenburg wachsen
- zusammen. Damit dies beim Verkehr
- weiterhin nicht hauptsächlich per Pkw
- geschieht, setzt sich DIE LINKE dafür
- ein, mehr Verkehrsleistungen auf den
- bestehenden und im Bau befindlichen
- Regionalbahn- und S-Bahn-Strecken
- zu bestellen.
- Dazu gehört der Neubau des Regionalbahnhofes in Köpenick bzw. mindestens der Erhalt des Regionalbahnhofes in Karlshorst. Die vorhandenen
- Strecken sind auszubauen und die
- städtischen Verkehrsräume mit neuen
- Stationen besser zu erschließen. Von
- Stilllegung bedrohte Straßenbahnstrecken z. B. in Köpenick und Pankow
- müssen erhalten bleiben.
- Besonders wichtig in dieser Legislaturperiode sind Investitionen in die
- Erweiterung des Straßenbahn-Netzes.
- Dabei geht es vor allem um Strecken
- zum Potsdamer Platz, zum Hermannplatz und nach Moabit. Die Umsteigemöglichkeiten zwischen den Verkehrsmitteln sind zu verbessern, und der
- weitere barrierefreie Ausbau muss
- fortgesetzt werden. Eine Kürzung der
- 46
- Bundeszuweisungen für Investitionen
- und Bestellungen im Nahverkehr lehnt
- DIE LINKE ab.
- DIE LINKE hat erfolgreich um ein
- Sozialticket, preisgünstige Schüler
- monatskarten und das Abo 65+ gekämpft. Zusammen mit der Sicherung
- und Ausweitung des Verkehrsangebots sowie weiteren Investitionen werden erschwingliche Fahrpreise helfen,
- noch mehr Kunden für den Nahverkehr zu gewinnen, die Fahrgastzahlen
- zu steigern und so die Klimaziele auch
- im Verkehrsbereich zu erreichen.
- Der Berliner Verkehr muss klimafreundlicher werden. Das Zu-Fuß-Gehen und der Radverkehr sind deshalb
- weiter zu fördern, indem sie mehr
- Platz im Straßenraum erhalten. Der
- kontinuierliche Ausbau der FahrradInfrastruktur muss fortgesetzt werden
- und durch bessere Pflege und Erhalt
- bestehender Radwege und Fahrrad
- abstellplätze ergänzt werden. Für den
- Betrieb öffentlicher Verkehrsmittel
- sollen zu 100 Prozent erneuerbare
- Energien zum Einsatz kommen. Die
- intelligente Verknüpfung mit neuen
- Konzepten der Elektromobilität besonders für Taxen, Busse und Mietwagen
- trägt zur Stärkung des Umweltverbundes bei.
- Verkehrspolitik ist sowohl Umweltpolitik als auch Industriepolitik. Sie
- ermöglicht die Schaffung guter Arbeitsplätze. Die Potenziale im Schienenfahrzeugbau, der Forschung und
- im Service in Berlin und Brandenburg
- sind zur Entwicklung einer umweltgerechten und stadtverträglichen
- Mobilität auszubauen und zu nutzen.
- Um Straßen vom Güterverkehr zu
- entlasten, setzt sich DIE LINKE dafür
- ein, dass die derzeit nicht betriebsnotwendigen Bahnflächen innerhalb der
- Stadt freigehalten werden. Diese Flächen sollen künftig für die Errichtung
- lokaler Güterumschlagplätze genutzt
- werden.
- Kein Weiterbau der A 100
- DIE LINKE lehnt den Weiterbau der
- A 100 grundsätzlich ab. Ein innerstädtischer Autobahnring widerspricht sowohl den Ansprüchen an eine sozi le
- a
- und umweltgerechte Stadtentwicklung als auch den Klima- und Umweltzielen der Berliner Stadtpolitik. Der
- Osten und Südosten Berlins braucht
- als Alternative sowie zur Entlastung
- der Wohngebiete und für eine bessere Verkehrsanbindung in Richtung
- Flughafen BBI eine Verbesserung des
- ÖPNV-Angebotes sowie tangentiale
- Verbindungen auf der Schiene und
- der Straße.
- Für den Straßenverkehr insgesamt
- steht die Sanierung der vorhande
- nen Infrastruktur vor dem Bau neuer
- Straßen. Der Unterhalt der Brücken,
- Straßen und Wege muss besser
- finanziert sein, sonst drohen in Zu
- kunft um ein Vielfaches höhere Kosten.
- Erhaltungsmaßnahmen sollen, wo
- immer möglich, mit besserem Lärmschutz und mehr Platz für Fußgängerund Fahrradverkehr verknüpft werden.
- Der Erhalt und die Verbesserung
- der Verkehrs-Infrastruktur ist eine
- Gemeinschaftsaufgabe und nicht die
- Aufgabe der Anlieger. Deshalb setzen
- wir uns für die schnellstmögliche
- Abschaffung des Straßenausbau
- beitragsgesetzes ein.
- DIE LINKE setzt sich für eine neue
- Finanzierungsregelung für Bundes-
- fernstraßen ein. Auch Bundesmittel
- sollen vorrangig für die Sanierung
- vorhandener Verkehrsinfrastruktur,
- den Lärmschutz an vorhandenen Bundesfernstraßen sowie bei Bedarf für
- sonstige Bundesstraßen verwendet
- werden. Auf Bundesebene müssen
- die Investitionen in die Verkehrsanbindung der Bundeshauptstadt gesichert
- werden, um insbesondere die Schienenanbindung Berlins nach Ost- und
- Südeuropa zu verbessern.
- Lärmbelastung reduzieren
- Durch die vollzogene bzw. anstehende
- Schließung der Flughäfen Tempelhof
- und Tegel werden die Stadtbewohnerinnen und -bewohner deutlich
- weniger von Fluglärm belästigt. Aber
- die zunehmende Belastung vor allem
- im Südosten der Stadt muss begrenzt
- werden. In die Fortschreibung des
- Lärmaktionsplanes ab 2012 wird erstmals der Standort Schönefeld einfließen und die Grundlage für bestmögliche Entlastungsmaßnahmen bilden.
- Gemeinsam mit den Bezirken wird die
- schrittweise Realisierung der Beispielprojekte zur Verkehrslärmminderung
- fortgeführt. Die Lärm anierung der
- s
- Stadtautobahn, der Avus und von
- Abschnitten innerstädtischer Bahntrassen durch den Bund bzw. die
- Deutsche Bahn AG hält DIE LINKE
- Berlin für dringend erforderlich.
- Vor der Inbetriebnahme des neuen
- Flughafens Berlin-Brandenburg müssen die Flugrouten von Ost und West
- für Starts und Landungen so festgelegt werden, dass Sicherheit und
- Lärmschutz bestmöglich umgesetzt
- werden. Die emissionsabhängige
- Staffelung der Flughafengebühren soll
- fortgeführt und ausgeweitet werden.
- Für die Menschen, die im Umfeld
- 47
- des Flughafens leben, sollen Schutzmaßnahmen und Nachteilsausgleich
- zügig, sachgerecht und unkompliziert
- erfolgen. DIE LINKE setzt sich für ein
- konsequentes Nachtflugverbot ein.
- Wir wollen eine möglichst geringe
- Belastung der Anwohner bei Berücksichtigung der Funktionsfähigkeit
- und Wirtschaftlichkeit des neuen
- Flughafens. Unter dieser Maßgabe
- streben wir eine Ausweitung der
- Kernzeit auf 23 bis 6 Uhr an. Die
- verbleibenden notwendigen Starts
- und Landungen sollen in der Nachtzeit ausschließlich von der Südbahn
- erfolgen.
- VI. Öffne dir die Stadt –
- Berlin: Stadt in der wir leben
- Sozialen Zusammenhalt stärken
- Berlin ist die Stadt der Vielfalt und
- der Kreativen. Berlin ist aber auch
- eine Stadt mit sozialer Spaltung und
- Ausgrenzung. Dem entgegenzuwirken,
- breite Mitwirkung an der Gestaltung
- unserer Stadt zu organisieren und
- Armut zu verhindern und zu bekämpfen, sind wesentliche Ziele linker
- Sozialpolitik.
- Die Ungerechtigkeiten in der Einkommensverteilung, die niedrigen HartzIV-Regelsätze, prekäre Beschäftigung
- und niedrige Löhne in vielen Bereichen können wir auf der Landesebene
- nicht oder nur unzureichend ausgleichen. Aber wir haben konkrete Maßnahmen ergriffen, um sozial benachteiligten Berlinerinnen und Berliner
- mehr kulturelle und gesellschaftliche
- Teilhabe zu ermöglichen.
- Gut Aufwachsen in Berlin
- DIE LINKE will, dass Kinder und
- Jugendliche in Berlin mit Freude und
- Spaß am Leben aufwachsen können
- und dass alle Kinder – unabhängig
- von Herkunft und sozialem Status –
- in ihrer Entwicklung ausreichend gefördert werden. Das entscheidet über
- 48
- ihre Zukunftschancen. Kinderrechte
- sind Menschenrechte – dazu bekennt
- sich DIE LINKE. Deswegen streiten wir
- für günstige Lebensbedingungen der
- Familien in Berlin
- Kinderarmut weiter zurückdrängen
- Die Armutsquote unter den Kindern
- in Berlin ist hoch. Rund ein Drittel
- der Kinder und Jugendlichen lebt von
- Transfergeldzahlungen. Besonders
- Alleinerziehende haben nach wie
- vor große Schwierigkeiten, existenz
- sichernde Beschäftigung zu finden,
- um sich und ihre Kinder eigenständig
- über die Runden zu bringen.
- DIE LINKE bekämpft auf der Bundesebene die Armut von Eltern und
- schöpft auf Landesebene alle möglichen Spielräume aus. So gibt es
- in Berlin auch ohne die Hartz-IVBildungsgutscheine der Bundesregierung ein »Starter-Paket« zur
- Einschulung für Kinder aus Familien
- mit geringem Einkommen. Deswei
- teren öffnen der Familienpass und
- der Super-Ferien-Pass Kindern armer
- Familien attraktive und vielfältige
- Freizeit-, Sport-, Kultur- und Bildungsangebote, die überwiegend kostenlos
- sind.
- DIE LINKE will ergänzend eine gesunde
- und vor allem regelmäßige Ernährung
- für alle Kinder und Jugendlichen. Wir
- wollen deshalb in Berlin das Mittagessen an Kitas und Grundschulen
- schrittweise kostenfrei ermöglichen:
- In einem ersten Schritt soll jedes
- Kind ohne Ausnahmen am subven
- tionierten Mittagessen für 23 Euro pro
- Kind und Monat teilnehmen können.
- Im nächsten Schritt soll zunächst für
- Kinder aus Familien mit geringem Einkommen die Kostenfreiheit umgesetzt
- werden.
- Freizeit ist Lebenszeit
- DIE LINKE setzt sich für die Durchsetzung der Rechte junger Menschen ein.
- Die zunehmende Konzentration
- öffentlicher Mittel auf die Bewältigung
- von Krisen und Problemlagen bei
- Heranwachsenden führt berlinweit zu
- Einschränkungen und zum Abbau von
- Förderangeboten für junge Menschen.
- So wird Jugendarbeit in der Praxis der
- Jugendhilfe insgesamt auf den Aspekt
- der Sozialarbeit reduziert.
- Junge Menschen haben aber davon
- unabhängig ein grundsätzliches Recht
- auf Förderung ihrer Entwicklung.
- DIE LINKE setzt sich deshalb dafür
- ein, dass die Jugendarbeit mit dem
- angemessenen Anteil an den Gesamtjugendhilfemitteln des Landes
- Berlin – das sind nach der aktuellen Gesetzeslage mindestens zehn
- Prozent – ausgestattet wird. Flächendeckend und umfassend wollen
- wir in den Berliner Stadtteilen ein
- vielfältiges und an der Zahl und den
- Bedürfnissen der in den Sozialräumen
- lebenden Kindern und Jugendlichen
- ausgerichtetes Angebot an Kinder-
- und Jugendclubs sowie weiteren
- Freizeitangeboten sicherstellen.
- Es ist eine Stärke der Jugendarbeit in
- Berlin, dass sie erbracht wird von Jugendclubs und -Freizeiteinrichtungen
- in öffentlicher wie in freier Trägerschaft, ergänzt durch Angebote der
- Jugendverbände sowie Projekte und
- Initiativen von Vereinen und selbst
- organisierten Jugendgruppen.
- Durch eine gleiche Finanzierung
- der Einrichtungen in öffentlicher
- und freier Trägerschaft soll verhindert
- werden, dass weiterhin aus finanziellen Erwägungen die Übertragung
- begünstigt und kommunale Angebote
- im Wettbewerb um den niedrigsten
- Preis durch unerwünschte Formen
- der Privatisierung verdrängt werden.
- Nachbarschaftszentren stärken
- Berlin hat eine vielfältige soziale
- Infrastruktur, deren Rückgrat die
- vielen Stadtteilzentren, Nachbarschaftshäuser, SeniorInnentreffs,
- Kiezcafés, Beratungsstellen und
- Fraueninitiativen sind. Diese werden
- wir weiter stützen und mitfinanzieren.
- Sie gehören zu einer lebendigen und
- demokratischen Kiezkultur, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, an
- Kunst, Bildung und Kultur unabhängig
- vom Geldbeutel der Einzelnen organisiert. Viel Verstärkung finden sie
- durch Beschäftigte des ÖBS, die das
- Angebot der Einrichtungen ausweiten
- und verstetigen.
- Familien fördern –
- Familienzentren schaffen
- Seit einigen Jahren steigen in Berlin
- die Kosten für die Hilfen zur Erziehung deutlich an. Diese Gelder der
- 49
- Jugendämter werden allerdings
- erst dann ausgezahlt, wenn Kinder
- bereits erheblich in ihrer Entwicklung gefährdet sind. DIE LINKE steht
- dafür, schon früher anzusetzen und
- mehr vorbeugende Angebote durch
- ein breites Netz niedrigschwelliger
- Beratungs- und Unterstützungsleistungen für Familien zu schaffen.
- Dazu gehören auch der regelmäßige
- Besuch bei Geburt eines Kindes, die
- Sicherung der Arbeit der Erziehungsund Familienberatungsstellen sowie
- die Stärkung der Jugendämter bei
- der Wahrnehmung des Kinderschutzauftrages.
- Als wesentlicher Bestandteil zur
- Förderung von Familien soll auch der
- Berliner Familienpass als attraktives
- Angebot weiterhin zur Verfügung
- stehen.
- Viele Familien, Mütter und Väter
- brauchen Zentren der Begegnung
- und Kommunikation mit kostenlosen
- und für alle zugänglichen attraktiven
- Angeboten.
- Familienzentren bieten eine Platt
- form für Austausch und Information
- zu Alltagsfragen rund um das Leben
- mit Kindern, für Sprachkurse sowie
- kulturelle und soziale Veranstaltungen. Insbesondere Kiez- und Stadtteilmütterprojekte können durch die
- Vernetzung mit Familienzentren das
- Gemeinwesen und den Zusammenhalt im Stadtteil stärken und sind
- deshalb weiter zu fördern
- und auszubauen.
- DIE LINKE setzt sich deshalb
- für den Ausbau des Angebotes von
- Familienzentren sowie deren Übernahme in die Regelfinanzierung
- durch das Land ein.
- 50
- Planungssicherheit in der
- sozialen Arbeit garantieren
- Das Land Berlin arbeitet eng mit der
- Liga der Wohlfahrtsverbände zusammen, auch beim Einsatz finanzieller
- Mittel für die verschiedenen Projekte
- im Sozial- und Gesundheitsbereich
- und für die Stadtteilzentren. Wir
- haben – auch aufgrund einer Änderung der Rechtslage – entschieden,
- die Bewirtschaftung dieser Mittel
- nicht mehr der Liga zu überlassen,
- sondern sie in die öffentliche Hand
- zurückzuholen und damit der staat
- lichen Verantwortung für die Ver
- wendung öffentlichen Geldes besser
- gerecht zu werden. Dabei haben
- wir Planungssicherheit für die vielen
- Projekte der freien Wohlfahrtspflege
- durchgesetzt: Für die nächsten fünf
- Jahre sind keine Kürzungen der Gelder
- für die unterschiedlichen Projekte und
- die Verbandsförderung zu befürchten.
- Aber geben wird es eine enge Kooperation bei der Steuerung und Verteilung der Mittel für den Erhalt und
- Ausbau einer leistungsfähigen und
- bürgernahen sozialen und gesundheitlichen Infrastruktur.
- Berlin-Pass ausweiten –
- Gerechtigkeitslücke schließen
- Wir haben den Berlin-Pass eingeführt.
- Er eröffnet den Empfängerinnen und
- Empfängern von Arbeitslosengeld II,
- Grundrente und Sozialhilfe sowie Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz viele Möglichkeiten in der
- Stadt. Mit dem Berlin-Pass erhalten
- diese Menschen das verbilligte Sozialticket für den öffentlichen Nahverkehr,
- die Drei-Euro-Tickets für Theater- oder
- Opernbesuche, vergünstigten Eintritt
- zu Bädern, Kinos oder Museen. Sie
- zahlen zudem geringere Gebühren
- für Musikschulen, Sportvereine,
- Volkshochschulkurse und können
- die Bibliotheken kostenlos nutzen.
- DIE LINKE setzt sich dafür ein, das
- Angebot des Berlin-Passes auszu
- weiten, z. B. auf Einzelfahrscheine im
- öffentlichen Nahverkehr. Sie streitet
- dafür, dass der Berlin-Pass künftig
- auch für Berlinerinnen und Berliner
- zugänglich wird, die mit ihren ErwerbsEinkommen nur wenig über den
- Hartz-IV-Regelsätzen liegen. Denn sie
- haben ohne die Vergünstigungen des
- Berlin-Passes trotz Erwerbsarbeit
- weniger Einkommen zur Verfügung als
- diejenigen mit Transfereinkommen.
- Das sind in erster Linie die Empfängerinnen und Empfänger von Wohngeld.
- Freiwilliges, bürgerschaftliches
- Engagement ist für Berlin
- unverzichtbar
- Viele Menschen in unserer Stadt
- engagieren sich freiwillig in ihrer
- Nachbarschaft, in Schulen, Pflege
- einrichtungen, Sportvereinen, Bürgerinitiativen, Selbsthilfegruppen und im
- Kulturbereich. Ihr Engagement ist für
- ein gutes Miteinander unverzichtbar.
- DIE LINKE setzt sich dafür ein, freiwilliges bürgerschaftliches Engagement
- noch mehr zu fördern und anzuerkennen. Wir wollen Ehrenamtliche in ihrer
- Arbeit durch Weiterbildungsangebote
- ebenso unterstützen wie durch Fahrkarten, wenn eigene Mittel dafür nicht
- ausreichen. Wir setzen uns dafür ein,
- die Anerkennungskultur auszubauen.
- Wir wollen, dass in jedem Berliner Bezirk ein Freiwilligenzentrum oder eine
- Freiwilligenagentur finanziert wird.
- Nur so kann nachhaltig Engagement
- gefördert werden. Die bisherigen
- Landesmittel zur Finanzierung
- der Selbsthilfe, im Bereich der Pflege
- und der Nachbarschaftszentren
- wollen wir nicht nur sichern, sondern
- weiter ausbauen.
- Soziale Arbeit ist keine Ware
- Deshalb darf für soziale Arbeit nicht
- gelten: Das billigste Angebot bekommt den Zuschlag. Qualität in der
- Arbeit und die passende Konzeption
- müssen Maßstäbe bei der Auftragsvergabe sein. Der Einsatz öffentlicher
- Mittel soll bedarfsgerecht für die fachliche Betreuung und Versorgung von
- sozial Benachteiligten, Menschen mit
- Behinderungen, Wohnungslosen und
- anderen Hilfeberechtigten erfolgen.
- Deshalb müssen, zum Schutz aller
- seriös und verantwortungsvoll arbeitenden Träger, die Transparenz in der
- Mittelzuteilung und Bewirtschaftung
- verbessert werden.
- Für alle Träger, die für ihre Arbeit
- öffentliche Mittel erhalten, müssen
- die gleichen Transparenz- und Offenlegungspflichten gelten wie für die
- öffentlichen Unternehmen Berlins.
- Wir haben nach der so genannten
- »Maserati-Affäre« gemeinsam mit den
- Spitzenverbänden und TransparenzFachleuten einheitliche Veröffent
- lichungspflichten für gemeinnützige
- Organisationen vereinbart.
- DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
- diese Transparenzpflichten für alle
- Träger, die öffentliche Mittel erhalten, verbindlich werden. Auf unsere
- Initiative hin hat der Bundesrat einen
- Gesetzentwurf des Landes Berlin
- beschlossen, der mehr Kontrolle
- in diesem Bereich ermöglichen und
- den dort Beschäftigten zu tariflicher
- Bezahlung verhelfen soll. DIE LINKE
- setzt sich dafür ein, dass auch der
- 51
- Bundestag zustimmt und Transparenz
- im Bereich sozialer Arbeit durchgesetzt wird.
- DIE LINKE streitet dafür, dass auch
- im Bereich sozialer Arbeit prekäre
- Beschäftigung abgebaut wird. Wir
- unterstützen all diejenigen, die für
- einheitliche Tarifstrukturen und die
- Durchsetzung von Tariflöhnen streiten. Denn wir wollen »Gute Arbeit«
- auch im Bereich sozialer Arbeit.
- Älter werden in Berlin
- Der medizinische Fortschritt, die
- Veränderungen in der Arbeitswelt und
- ein verändertes Gesundheits- und Ernährungsbewusstsein lassen die Menschen in unserer Gesellschaft immer
- älter werden. Immer mehr Seniorinnen
- und Senioren nutzen ihre Zeit nach der
- Erwerbsarbeit für sich, für die Familie
- und Freunde, für ehrenamtliches und/
- oder politisches Engagement, für
- Sport, Kultur, Reisen und vieles mehr.
- Doch für ein erfülltes gesundes Alter
- braucht es Grundvoraussetzungen für
- alle. Dabei muss auch die materielle
- Basis, die Rente, stimmen.
- DIE LINKE streitet auf Bundesebene
- für armutsfeste Mindestrenten und
- eine Rentenformel, die den Lebensstandard auch im Ruhestand sichert.
- Gegenwärtig verhindern dies unstete
- Erwerbsverläufe z. B. durch Arbeitslosigkeit oder Familienarbeit. Davon
- waren und sind viele Frauen betroffen,
- doch in den zukünftigen Rentengenerationen wird es auch Männer betreffen. Die Schere zwischen Ost und
- West wird sich ebenfalls vergrößern.
- Deshalb setzen wir uns auch mit Hilfe
- von Bundesratsinitiativen dafür ein,
- dass es endlich zu einer Rentenan
- gleichung Ost und West kommt.
- 52
- DIE LINKE streitet für eine demokratische Kultur der Teilhabe, der Gleichberechtigung aller Berlinerinnen und
- Berliner – unabhängig von Herkunft,
- Weltanschauung, Alter, Gesundheitszustand oder sexueller Orientierung.
- Das Bild von Seniorinnen und Senioren
- als »altes Eisen«, die nur noch versorgt
- und aufbewahrt werden, passt nicht
- zu unserem Menschenbild. Menschen
- in höherem Alter haben Wissen, Erfahrungen, Kreativität und Können, die für
- die Gesellschaft von unschätzbarem
- Wert sind. Nicht einfach unter dem
- Aspekt ökonomischer Verwertbarkeit,
- sondern als Vermittlung von Wissen
- und Erfahrungen im Sinne eines soli
- darischen Miteinanders und einer solidarischen Stadtgesellschaft in Berlin.
- Wir haben als erstes Bundesland ein
- SeniorInnenmitwirkungs-Gesetz beschlossen. Das wollen wir nach ersten
- Erfahrungen nun weiter entwickeln,
- um die Beteiligung älterer Berlinerinnen und Berliner an der Gestaltung
- ihrer Stadt auszuweiten, um mehr
- Seniorinnen und Senioren mit Mi
- grationshintergrund für die Arbeit
- zu gewinnen und die Beteiligung
- bei Wahlen zu den Senioren-Vertret ngen zu erhöhen.
- u
- Selbstbestimmung für alle
- Viele Menschen sind auf Unterstützung und Pflege angewiesen, sei es
- in der Familie, bei Freundinnen und
- Freunden oder in professionellen
- Einrichtungen.
- Wir haben mit dem WohnteilhabeGesetz jetzt eines der modernsten
- Gesetze für Menschen geschaffen,
- die in Heimen oder betreuten Wohngemeinschaften leben. Dabei geht
- es nicht nur um eine fachgerechte
- Betreuung und Pflege. Es geht immer
- auch darum, die demokratischen, kulturellen und sozialen Teilhaberechte
- und -möglichkeiten der Menschen zu
- stärken und ihnen so lange es irgend
- geht ein eigenständiges und selbst
- bestimmtes Leben zu ermöglichen.
- Selbstbestimmung bis zum Lebens
- ende heißt auch, dass Menschen in
- Würde und ohne Schmerzen sterben
- können. Wir unterstützen den Erhalt
- und Ausbau der palliativ-medizinischen
- Versorgung, die Arbeit der Berliner
- Hospize. Mit der Pflegeversicherungsreform ist die Einrichtung von Pflegestützpunkten verbunden, die Menschen Beratung und Unterstützung für
- sich selbst und Angehörige anbieten.
- Auch hier waren wir in Berlin der Zeit
- voraus und hatten bereits vor Inkrafttreten zwölf »Koordinierungsstellen
- rund ums Alter« eingerichtet. Auf
- dieser Basis werden wir in Kooperation
- mit Krankenkassen und Wohlfahrts
- verbänden bis Ende 2011 weitere
- möglichst wohnortnahe Pflegestützpunkte mit unabhängigen Beratungsangeboten für alle betroffenen Berlinerinnen und Berliner aufbauen.
- Berliner Seniorinnen und Senioren
- kommen aus vielen Ländern dieser
- Welt. Sie haben unterschiedliche
- Vorstellungen vom Leben im Alter,
- von Familienzusammenhalt, Krankheit, Gesundheit, auch vom Sterben
- und dem Tod. Die interkulturelle
- Öffnung der Senioren-, Gesundheitsund Pflegeeinrichtungen ist deshalb
- von hoher Bedeutung.
- DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
- die Vergabe von Fördermitteln für
- Einrichtungen künftig auch daran
- gemessen wird, ob sie kultursensibel
- eingesetzt werden.
- Wir streiten dafür, dass unterschiedliche Lebensweisen und sexuelle
- Orientierungen auch im Alter volle
- Anerkennung finden. Betreute Wohngemeinschaften, Sanatorien, Heime
- müssen für gleichgeschlechtliche
- und intersexuelle Lebensweisen offen
- sein. Auch immer mehr schwerbehinderte Menschen wollen selbstbestimmt im eigenen Wohnraum leben.
- DIE LINKE unterstützt deshalb das
- persönliche Budget und die persönliche Assistenz, um ein selbstbestimmtes Leben in voller Teilhabe auch außerhalb von Heimen zu ermöglichen.
- Langfristig muss ein bundesweites
- Nachteilsausgleichgesetz geschaffen
- werden, welches das persönliche Budget ersetzt und vom Bund finanziert
- wird. Dadurch können Länder und
- Kommunen über rund 10,5 Milliarden Euro (Berlin zwischen 300 und
- 400 Millionen Euro) mehr verfügen.
- Berlin – barrierefrei!
- UNO-Behinderten-Konvention
- umsetzen
- Viele Berlinerinnen und Berliner
- haben körperliche oder andere
- Beeinträchtigungen. Die Konvention
- der Vereinten Nationen für die Rechte
- der Menschen mit Behinderungen
- stellt der Gesellschaft die Aufgabe,
- in allen Lebensbereichen Barrieren,
- die Menschen an voller gesellschaftlicher Teilhabe hindern, zu erkennen
- und zu beseitigen. Es geht um das
- Menschenrecht der Inklusion, um den
- Einschluss aller Menschen in ein gemeinsames gesellschaftliches Leben.
- Diesen Ansatz unterstützt DIE LINKE
- nachhaltig, und wir sind in Berlin auch
- schon recht weit damit. Wir wollen
- den gemeinsamen Unterricht von
- Kindern mit und ohne Behinderung,
- 53
- die uneingeschränkte Zugänglichkeit
- öffentlicher Gebäude, der Verkehrsmittel, Bahnhöfe und Haltestellen und
- des Straßenlandes, aber auch die Barrierefreiheit des öffentlichen InternetAuftritts. Wir haben mit verschiedenen Programmen und Maßnahmen
- für neue Wege auf dem Arbeits- und
- Ausbildungsmarkt für Menschen mit
- Behinderungen gesorgt. Mit seinem
- Landesgleichberechtigungs-Gesetz,
- dem Signet »Berlin-barrierefrei« und
- der Kooperation mit dem Landesbehindertenbeirat in die Entwicklung der
- Landesbehindertenpolitik ist Berlin
- bundesweit vorn. Das wollen wir ausbauen und verstetigen.
- Gutes Leben braucht
- ein leistungsfähiges
- Gesundheitssystem
- Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das auf Erhalt der Gesundheit
- und auf Prävention setzt unabhängig
- vom Einkommen, dem Alter und dem
- gesellschaftlichen Status der Bürgerinnen und Bürger. Wir brauchen eine
- jederzeit erreichbare Infrastruktur
- von Beratung und gesundheitlicher
- Versorgung. Das ist in einem Stadtstaat wie in Berlin noch einfacher zu
- organisieren als auf dem Land. Doch
- auch hier sehen wir einem erheblichen Fachkräftemangel an Ärztinnen
- und Ärzten und medizinischem Fachpersonal entgegen.
- Gesundheitsstadt Berlin:
- Zentrum für gute Arbeitsplätze
- und Ausbildung
- DIE LINKE steht für »Gute Arbeit«
- auch im Gesundheits- und Pflege
- bereich. Deshalb streiten wir für
- eine Verbesserung der Arbeitsbe
- dingungen für Ärztinnen und Ärzte
- 54
- sowie Pflegekräfte. Die Arbeitszeiten
- müssen familienfreundlicher, die
- Hierarchien flacher und die Bezahlung vor allem der Pflegekräfte
- besser werden. Dazu haben wir
- gemeinsam mit Gewerkschaften
- einen Runden Tisch einberufen,
- um hier schnell zu Verbesserungen
- zu kommen. Mit einem lokalen
- Bündnis für Gesundheitsberufe aus
- Senat, Charité, Ausbildungsträgern,
- Krankenkassen, Ärztekammer und
- Jobcentern im Rahmen der Landes
- initiative Fachkräftesicherung werden
- wir auch das Ausbildungssystem für
- Gesundheitsberufe verbessern.
- Wir brauchen mehr Plätze und
- bedarfsgerechte Ausbildungsabschlüsse. Denn in der Gesundheitsversorgung gibt es sehr unterschiedliche Anforderungen und
- Aufgabenprofile. Die Gesundheitsversorgung von Kindern verlangt andere
- Standards als die von Erwachsenen,
- die von Frauen andere als die von
- Männern. Viele Migrantinnen und
- Migranten haben ein anderes Gesundheitsempfinden und Verständnis als es im normierten deutschen
- Gesundheitswesen verankert ist.
- All diese Differenzierungen müssen
- sich künftig noch stärker in den
- Ausbildungsinhalten widerspiegeln.
- Wir werden deshalb ein Ausbildungszentrum schaffen, das den regionalen Versorgungsauftrag erfüllt und
- gleichzeitig international Strahlkraft
- entfaltet. Auf Bundes- und – wo es
- möglich ist – auch auf Landesebene
- setzt sich DIE LINKE dafür ein, dass
- im Ausland erworbene Berufsabschlüsse und Qualifikationen schneller anerkannt werden und dass die
- Ausübung medizinischer Berufe in
- keinem Fall mehr an die deutsche
- Staatsbürgerschaft gebunden wird.
- Den öffentlichen Gesundheitsdienst stärken – Krankenhausversorgung erhalten – ambulante
- Versorgung sicherstellen
- Der Öffentliche Gesundheitsdienst
- ist eine von drei Säulen der medizinischen Versorgung der Bevölkerung.
- DIE LINKE steht dafür, ihn in seinen
- Kernaufgaben weiter zu stärken und
- dafür die Kooperation mit Schulen,
- Kitas und den weiteren Einrichtungen
- der Gesundheitsversorgung – also
- niedergelassenen Ärztinnen und
- Ärzten, Krankenhäusern, Ambulanzen,
- Psychologinnen und Psychologen und
- anderen – zu vertiefen.
- In Berlin praktizieren ausreichend
- viele Ärzte. Nur praktizieren sie leider
- nicht überall dort, wo sie gebraucht
- werden. Versorgungsengpässe sind
- vor allem dadurch entstanden, dass
- Arztpraxen geschlossen wurden, um
- sie dann in vermeintlich lukrativeren
- Stadtbezirken neu zu eröffnen. Hier
- gilt es gegenzusteuern.
- DIE LINKE hat darauf gedrängt und
- durchgesetzt, dass der zuständige
- Landesausschuss der Ärzte und
- Krankenkassen den Grundsatz »Eine
- Stadt – ein Planungsbezirk« korrigiert
- und die zwölf Bezirke wieder als maßgebliche Bezugsregion festlegt. Dies
- ist ein erster Schritt.
- DIE LINKE wird sich dafür einsetzen, dass die zeit- und wohnortnahe
- Versorgung mit Haus- und Fachärzten
- in allen Bezirken Mittelpunkt des
- ambulanten Versorgungsauftrags
- bleibt. Deshalb unterstützt sie die
- weitere Herausbildung ärztlicher Versorgungsnetze im Sinne poliklinischer
- Strukturen und Medizinischer Versorgungszentren in allen Stadtbezirken.
- Unser öffentliches Krankenhausunternehmen Vivantes wirkt als Beispiel
- für eine erfolgreiche kommunale
- Krankenhausversorgung weit über die
- Grenzen Berlins hinaus. Auch weil es
- uns mit Unterstützung der Beschäftigen gelungen ist, seine Zerschlagung
- und Privatisierung zu verhindern.
- DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
- Vivantes zukünftig wieder die Investitionsmittel bekommt, die notwendig
- sind, um seine Leistungsfähigkeit
- für die Menschen in dieser Stadt zu
- erhalten und auszubauen. Gleichzeitig
- muss die strategische Kooperation
- zwischen den beiden öffentlichen
- Krankenhausverbünden Vivantes und
- Charité durch eine stärkere und koordinierte Zusammenarbeit in konkreten
- Projekten intensiviert werden. Diesen
- Weg werden wir weiter gehen und die
- Arbeit unserer Krankenhäuser durch
- eine Qualitätsoffensive und die interkulturelle Öffnung auch der Kranken
- hausversorgung verbessern.
- Ausbau der
- Gesundheitsprävention
- Viele Krankheiten könnten durch
- frühzeitige Vorsorge und gesündere
- Lebensbedingungen verhindert werden. DIE LINKE steht für den Ausbau
- der Prävention. Deshalb werden wir
- die Landesgesundheitskonferenz
- weiterentwickeln. Wir werden weiter
- lokale Gesundheitsprojekte und das
- Netzwerk »Gesunde Stadt« unterstützen und verstärkt die Kooperation mit
- Quartiersmanagements und Stadtteilzentren suchen, um die Prävention in
- den Kiezen zu unterstützen. Auch das
- betriebliche Gesundheitsmanagement
- und den präventiven Kinderschutz
- gegen Vernachlässigung und Gewalt
- werden wir weiter verbessern.
- 55
- Berlin ist das erste Bundesland, das
- eine Patientenbeauftragte hat und
- damit sehr gute Erfahrungen macht.
- um einen effektiven Jugend-,
- Gesundheits- und Verbraucherschutz
- zu ermöglichen.
- Gesundheit ist Menschenrecht
- Wir stehen für die Einführung staatlich
- regulierter Coffee-Shop-Modelle oder
- anderer regulierter Abgabeformen.
- Immer mehr Menschen leben in
- Berlin, die als Illegalisierte, als Flücht
- linge, als EU-Bürger oder aus anderen
- Gründen hier nicht krankenversichert
- sind. Auch sie brauchen eine leistungsfähige Gesundheitsversorgung.
- Dafür bauen wir die bestehenden
- Netzwerke aus und setzen uns dafür
- ein, dass die Finanzierungsbasis für
- die gesundheitliche Versorgung illegalisierter Menschen z. B. durch den
- anonymen Krankenschein verbessert
- wird.
- Drogen: Prävention und Therapie
- statt Strafe
- DIE LINKE hat sich erfolgreich für
- eine gesundheitsorientierte Drogenpolitik eingesetzt. Unter diesem
- Aspekt stehen alle Maßnahmen der
- Suchtprävention im Vordergrund
- unserer Bemühungen.
- Die Zahl jener, die Drogen konsumieren, ist in den letzten Jahren zurück
- gegangen. Dies bestärkt uns, die
- liberale Berliner Drogenpolitik mit
- ihrer Entkriminalisierung, wie z. B. bei
- Besitz von geringen Mengen Cannabis, fortzusetzen und weiter Therapie
- und Prävention vor Strafe zu setzen.
- Aber auch in Berlin wirken die bundesgesetzlichen Regelungen. Nach
- wie vor werden Menschen, die Drogen
- konsumieren, kriminalisiert und dis
- kriminiert. Es gibt humane und sinn
- vollere Alternativen zum Strafrecht.
- Wir wollen die Entkriminalisierung
- des Drogengebrauchs vorantreiben,
- 56
- Die Angebote zur Suchtprävention
- wollen wir verstetigen und ausbauen, u. a. die weitere psychosoziale
- Betreuung der Schwerstabhängigen,
- Spritzenvergabe auch im Männervollzug, weitere Drogenkonsumräume
- und die Einrichtung von DiamorphinBehandlungszentren.
- Auch die Möglichkeit, Drogen auf
- gefährliche Verunreinigungen prüfen
- zu lassen (Drugchecking ), ist eine
- wichtige Maßnahme zur Verbesserung
- des Gesundheitsschutzes von Drogengebrauchenden.
- Aufklärungskampagnen über die
- Droge Nr. 1, den Alkohol, halten wir
- für ebenso notwendig wie ein Werbeverbot für Alkohol und Zigaretten.
- Der Nichtraucherschutz hat für uns
- weiterhin hohe Priorität. Aufgrund der
- guten Erfahrungen mit dem Berliner
- Nichtraucherschutzgesetz treten wir
- für weitere Schritte zum Schutz vor
- dem Passivrauchen in der Öffentlichkeit ein.
- Vorsprung im
- Verbraucherschutz ausbauen
- Linke Verbraucherschutzpolitik
- unterstützt die Eigenständigkeit und
- Unabhängigkeit der Verbraucherentscheidungen und stärkt sie damit
- gegenüber der Wirtschaft. Berlin
- hat 2005 als erstes Bundesland ein
- Verbraucherinformations-Gesetz eingeführt. In dieser Wahlperiode konnte
- Berlin seine Position im bundesweiten
- Ländervergleich deutlich verbessern.
- Verbraucherschutz und bürgernahe
- Verbraucherpolitik sind wichtige
- Vor ussetzungen für eine hohe
- a
- Lebensqualität.
- Lebensmittelsicherheit und gesunde
- Ernährung bleiben Kernpunkte unserer Verbraucherpolitik. Als Gastgeber
- der »Internationalen Grünen Woche«
- hat Berlin ein hohes Interesse, im
- Dialog mit der Futter- und Lebensmittelwirtschaft die Sicherheit und Qualität der Ernährung zu verbessern.
- DIE LINKE wird sich auch im Bund für
- eine Überwindung der lobbygestützten Politik einsetzen. Das für Gastronomiebetriebe erfolgreich getestete
- und umgesetzte Smiley-Projekt soll
- auf weitere Lebensmittelbetriebe
- ausgedehnt werden. Berlin beteiligt
- sich aktiv am Bund-Länder-Projekt
- www.lebensmittelwarnung.de und
- setzt sich für eine Ausweitung auf
- andere Produkte und Dienstleistungen ein.
- Verbraucherschutz bei Finanzdienstleistungen wird ein immer wichtigeres
- Thema: Während institutionelle Investoren eigene Abteilungen zur Risikobewertung von Finanzprodukten haben,
- sind Kleinanleger auf die Einschätzung
- von Anlageberatern angewiesen.
- DIE LINKE wird sich dafür einsetzen,
- dass über Risiken besser aufgeklärt
- und die Kontrolle intensiviert wird.
- Hilfreich können beispielsweise eine
- Art TÜV-Siegel oder eine Ampel-Kennzeichnung sein als Hinweis auf das
- jeweilige Verlustrisiko.
- Nachhaltige Verbraucherpolitik
- trägt auch zur ökologischen Modernisierung bei, wesentlich sind die
- Auswirkungen von privaten Kaufentscheidungen auf Umwelt und Klima.
- Um Verbraucherinnen und Verbraucher besser über die ökologischen
- Folgen zu informieren, werden wir
- klarere Kennzeichnungsregelungen
- z. B. zum Energieverbrauch anregen
- und Informationsangebote ausbauen.
- Energieberaterinnen und -berater, die
- im Rahmen des öffentlich geförderten
- Beschäftigungssektors (ÖBS) ausgebildet wurden, unterstützen insbesondere Menschen mit geringen Einkommen und Hartz-IV-Bezug dabei,
- Energiefresser im eigenen Verhalten
- und in der Technik aufzuspüren und
- abzustellen.
- Verbraucherpolitik ist in besonde
- rem Maße bürgerorientiert. Deshalb
- wollen wir die bezirklichen Ordnungsämter, in denen berlinweit ab 2012
- die Veterinär- und Lebensmittelaufsicht angesiedelt ist, zu lokalen
- Verbraucherschutzbehörden weiterentwickeln. Eine wirksame Verbraucherpolitik muss sich auch in Zukunft
- auf bisher schwer erreichbare Zielgruppen wie Jugendliche, Menschen
- mit Migrationshintergrund und sozial
- Benachteiligte orientieren. Zudem
- muss angesichts des demografischen
- Wandels die Zielgruppe der Älteren
- und Alten in den Fokus genommen
- werden. Dazu wollen wir den kiez
- orientierten und mobilen Verbraucherschutz ausbauen.
- Wir wollen das 2007 geschaffene
- Amt der/des Tierschutzbeauftragten
- fortführen. Besonderes Augenmerk
- richten wir auch in Zukunft auf Alternativen zu Tierversuchen in der Forschungshauptstadt Berlin. Dazu wird
- die an der Charité in Kooperation mit
- dem Bundesinstitut für Risikobewertung eingerichtete Stiftungsprofessur
- 57
- zum Themenbereich Tierversuchs
- ersatzmethoden nachhaltig gesichert
- werden.
- Kultur schafft Gesellschaft
- Kultur ist ein prägender Faktor der
- Stadt, der auch wirtschaftlich weiter
- an Gewicht gewinnt. Die Vielfalt der
- Berliner Kultur und ihrer sozial-kulturellen Milieus zwischen etablierter
- Hochkultur, freier Szene, kreativer
- Kulturwirtschaft und bürgerschaftlichem Engagement bestimmt ganz
- erheblich die internationale Anziehungskraft und die Lebensqualität
- Berlins für seine Bürgerinnen und
- Bürger. Stadtpolitik ist verpflichtet,
- den Reichtum an kulturellen Institutionen und Infrastruktur, seine kulturelle
- Vielfalt und die Kreativität seiner
- kulturellen Milieus als belebende
- Kräfte zukünftiger Stadtentwicklung
- zu fördern. Die gleichberechtigte
- Teilhabe aller am kulturellen Leben
- Berlins ist Chance und Notwendigkeit
- zugleich für die Entwicklung unserer
- Stadtgesellschaft. Besondere Unterstützung verdient die musikalische
- Bildung in Kindergärten, Schulen und
- Freizeiteinrichtungen, um das Bedürfnis der Kinder und Jugendlichen nach
- künstlerischer Betätigung sowie nach
- Konzert- und Theaterbesuchen zu
- fördern. DIE LINKE steht für den Erhalt
- und den Ausbau aller Facetten der
- vielfältigen Berliner Kulturlandschaft,
- also der international bedeutsamen
- Theater, Opernhäuser und Museen,
- der Kleinkunst-, Underground- und
- Clubszene ebenso wie der bezirklichen Einrichtungen und der vielfältigen Projekte freier Träger. In diesem
- Zusammenhang ist es notwendig, vor
- allem die strukturelle Künstlerförderung zu stärken und die Produktion
- von Kunst zu ermöglichen. Bei den
- 58
- zentralen Investitionsvorhaben streiten
- wir für den Zentralstandort der Landesbibliothek auf dem Tempelhofer Feld,
- für die Erweiterung des Stadtmuseums
- und des Bauhausarchivs.
- Berlin ist zentraler Ort nationaler
- und europäischer Geschichte, die
- es in seinen Bauwerken, Erinnerungsstätten, Museen und Sammlungen
- repräsentiert. Berliner Stadtpolitik
- trägt Verantwortung für die kritische
- Auseinandersetzung mit der Nationalgeschichte, mit der NS-Vergangenheit, mit der Geschichte der DDR
- und der Spaltung der Stadt.
- DIE LINKE unterstützt die öffentliche
- Auseinandersetzung zur Umbenennung von Straßen mit kolonialem Bezug und setzt sich für einen intensiven
- postkolonialen Diskurs in Berlin ein.
- Das Afrikanische Viertel soll zu einem
- postkolonialen Erinnerungsort weiterentwickelt werden. Wir unterstützen
- Bestrebungen zur Einrichtung eines
- Mahnmals für die Opfer von Kolonialismus, Sklaverei und Ausbeutung.
- Der Umgang mit den Stätten der
- Erinnerungskultur, den Zeugen und
- den Zeugnissen der Vergangenheit,
- ist Ausdruck der inneren Verfasstheit
- unseres Gemeinwesens und mit
- bestimmend für das Ansehen Berlins
- in der Welt.
- Kulturelle Infrastruktur und
- Kulturangebote in den Bezirken
- stärken
- Die Kulturarbeit in den Bezirken ist
- ein wichtiger Bestandteil gesamtstädtischer Kulturpolitik. DIE LINKE setzt
- sich dafür ein, dass Land und Bezirke
- verbindliche Standards für die kulturelle Infrastruktur vereinbaren und
- dafür auch eine ausreichende
- Finanzierung sichern. Dazu zählen
- die Bibliotheken, Musikschulen, Volkshochschulen, Jugendkunstschulen,
- Spielstätten, Galerien und Bezirksmuseen. Wir treten dafür ein, dass
- keine Einrichtungen geschlossen und
- damit auch kein Personal abgebaut
- werden muss.
- Kulturelle Bildung ausbauen
- Wir wollen das Rahmenkonzept für
- Kulturelle Bildung weiter entwickeln
- und umsetzen. Um möglichst vielen
- Berlinerinnen und Berlinern Zugang
- zu kultureller Bildung zu öffnen,
- wollen wir den bisher hauptsächlich
- auf Kinder und Jugendliche ausgerichteten Ansatz auf Seniorinnen
- und Senioren erweitern.
- Interkulturelle Öffnung
- vorantreiben
- Die internationale Anziehungskraft
- Berlins ist unbestritten. Die Interna
- tionalität Berlins ergibt sich auch aus
- seiner »gemischten« Bevölkerung.
- Wir wollen auch mit der Kulturarbeit
- stärker an die Interkulturalität Berlins
- anknüpfen und deshalb die Kultureinrichtungen stärker an der multiethnischen Stadtgesellschaft Berlins
- ausrichten.
- DIE LINKE unterstützt den Vorschlag
- des Rates für die Künste, einen »Fonds
- für kulturelle Vielfalt« aufzulegen.
- Arbeits- und Schaffens
- bedingungen verbessern
- Viele Künstlerinnen und Künstler
- arbeiten als Freiberufler unter prekären Bedingungen oder in unsicheren
- Beschäftigungsverhältnissen.
- DIE LINKE setzt sich für den Erhalt
- und Ausbau der Künstlersozialversicherung und eine Verbesserung
- der Einkommensverhältnisse der
- Kreativen ein. Künstlerinnen und
- Künstler müssen von ihrer Arbeit
- leben können. Der Lesefonds soll
- weitergeführt werden. Für kommunale
- Galerien fordern wir einen Fonds für
- Ausstellungshonorare. Der Bereich
- der Kunst im öffentlichen Raum ist
- als eine wichtige Einkommensquelle
- für Künstler zu stärken, die dafür
- geltenden Regelwerke sind auch auf
- Mischfinanzierungen auszudehnen.
- Wir haben im Rahmen des Öffentlich
- geförderten Beschäftigungssektors
- (ÖBS) neue Beschäftigungsverhältnisse vor allem zur Stärkung der
- kulturellen Infrastruktur geschaffen.
- Wir wollen den ÖBS unter den veränderten arbeitsmarktpolitischen Rahmenbedingungen auch im kulturellen
- Bereich fortsetzen und ausbauen.
- Künstlerinnen und Künstler brauchen
- Raum. Ungenutzte Liegenschaften
- und Freiräume der Stadt wollen wir
- verstärkt für kulturelle Nutzungen
- öffnen.
- Kultur für alle
- Der Berlin-Pass ist ein Erfolgsmodell
- und soll erweitert werden. Eintrittspreise und Zugangsmöglichkeiten
- zu kulturellen Angeboten müssen so
- sein, dass alle Berlinerinnen und Berliner unabhängig von ihrer Herkunft
- und ihren sozialen Bedingungen am
- kulturellen Leben teilhaben können,
- auch Menschen mit kleinem Einkommen, die keinen Anspruch auf den
- Berlin-Pass haben. Kreative Lösungen
- können z. B. auch Last-minute-TicketAngebote von Theatern und Musikveranstaltern sowie eintrittsfreie Tage bei
- den Museen sein.
- 59
- Sportstadt Berlin entwickeln
- Sport erhöht die Lebensqualität der
- Berlinerinnen und Berliner, er leistet
- seinen Beitrag für Gesundheit und
- Erholung, zu Integration und sozialem, fairem Miteinander. Deshalb
- will DIE LINKE den freien Zugang zu
- öffentlichen Sportstätten für alle – ob
- organisiert oder individuell – erhalten.
- Bäder müssen für alle Berlinerinnen
- und Berliner bezahlbar, der unentgeltliche Zugang in Schwimmbäder für
- Schülerinnen und Schüler, Vereinssportler und Hortkinder unumkehrbar
- bleiben.
- Berlin als Austragungsort sportlicher
- Veranstaltungen im Volks-, aber auch
- Leistungssportbereich macht die
- Stadt anziehend, interessant und begeistert Millionen. Eintrittspreise und
- Zugangsmöglichkeiten zu öffentlich
- geförderten Veranstaltungen müssen
- auch hier so sein, dass daran alle Interessierten teilhaben können.
- VII. Berlin – offene und demokratische Stadt
- Die Berlinerinnen und Berliner nehmen
- ihre Angelegenheiten immer stärker
- selbst in die Hand. Es genügt ihnen
- nicht mehr, alle fünf Jahre zur Wahl
- zu gehen. Sie entscheiden mit über
- wichtige stadtpolitische Fragen wie
- die Zukunft des Flughafens Tempelhof,
- die Zukunft des Berliner Wassers oder
- des Religionsunterrichts. Das haben
- die Volksentscheide in den letzten
- Jahren gezeigt. DIE LINKE hat mit dafür
- gesorgt, dass die Durchführung von
- Volksbegehren und Volksentscheiden
- erheblich vereinfacht wurde. Wir wollen die direkte Demokratie als Ergänzung und Erweiterung des parlamentarischen Systems, und wir fördern sie
- deshalb nach Kräften. DIE LINKE tritt
- dafür ein, dass die Quoren für erfolgreiche Volks egehren und -entscheide
- b
- nochmals abgesenkt werden. Auf Bezirksebene wollen wir die Möglichkeiten ver essern, rechtlich verbindliche
- b
- Bürgerentscheide herbeizuführen.
- Bürgerkommune Berlin ausbauen
- Die Bezirke und Kieze spielen für das
- Lebensgefühl vieler Berlinerinnen
- 60
- und Berliner eine große Rolle. Im
- unmittelbaren Wohnumfeld erfahren sie ihre Stadt. Hier bilden sich
- Identifikation und Zusammengehörigkeitsgefühl aus. In den Köpfen und
- Herzen der Menschen liegen große
- Potenziale und viel Wissen, das sie in
- die Gestaltung ihrer Kieze einbringen
- möchten.
- DIE LINKE steht dafür, Berlin mit seinen
- Bezirken und seinen Kiezen zu einer
- großen Bürgerkommune fortzuent
- wickeln. Wir wollen die demokratische
- Mitbestimmung aller Bürgerinnen und
- Bürger an kommunalen Entscheidungen auf allen Ebenen in unterschiedlichen Formen. Die Bürgerinnen und
- Bürger sollen Vorhaben und Projekte
- anregen können, sie sollen beraten
- können und vor allem sollen sie mit
- entscheiden und mitarbeiten können,
- wo immer das möglich ist.
- In mittlerweile fünf Bezirken können
- die Bürgerinnen und Bürger auch über
- die Verwendung der finanziellen Mittel
- mitentscheiden. Mit den Bürgerhaushalten können sie im Rahmen der
- vorhandenen finanziellen Spielräume
- Einfluss nehmen auf Investitions- und
- Förderentscheidungen in ihren Bezirken und Kiezen. Darüber hinaus gibt
- es – z. B. in Lichtenberg – Kiez-Fonds,
- über deren Verwendung die beteiligten Bürgerinnen und Bürger in Jurys
- entscheiden. Sie sorgen damit dafür,
- dass direkt vor Ort auch die Projekte
- und Vorhaben gefördert werden, die
- den sozialen Zusammenhalt und die
- demokratische Entwicklung im Kiez
- vorantreiben. DIE LINKE steht dafür,
- das Prinzip der Bürgerhaushalte und
- der Kiezfonds auszuweiten.
- Bürgerkommune
- braucht starke Bezirke
- Weil die Berlinerinnen und Berliner
- ihre Stadt vor allem über die Bezirke
- und Kieze wahrnehmen, brauchen wir
- starke, im wesentlichen ausfinanzierte
- Bezirke. Wir treten dafür ein, dass
- nicht nur die kommunalen Pflichtaufgaben zu 100 Prozent finanziert
- werden können, sondern dass darüber
- hinaus auch noch Mittel verfügbar
- sind, die den Bezirken Gestaltungsspielräume eröffnen – das macht die
- Bürgerhaushalte noch spannender
- und die Demokratie lebendiger.
- Eine wichtige Voraussetzung für demokratische Teilhabe der Bürgerinnen
- und Bürger ist transparentes Verwaltungshandeln.
- DIE LINKE strebt ein »gläsernes Rathaus« für Berlin und seine Bezirke an,
- in dem Verwaltungshandeln und die
- Kommunal- und Landespolitik transparent und nachvollziehbar werden.
- Live-Übertragungen von Abgeordnetenhaus- und Bezirksverordnetensitzungen im Internet sind dafür eine
- Möglichkeit, die wir anstreben.
- Informationsfreiheit
- garantieren
- DIE LINKE tritt für eine größtmögliche
- Transparenz staatlichen Handelns ein.
- Das Recht auf Informationsfreiheit ist
- hierfür ein elementarer Bestandteil.
- Mit der Reform des Informationsfreiheitsgesetzes hat Rot-Rot dieses
- Recht deutlich gestärkt: Es wurde
- nicht nur aufgrund dieses Gesetzes
- erreicht, dass die Teilprivatisierungsverträge der Berliner Wasserbetriebe
- offengelegt wurden. Privatisierungsverträge aus den Bereichen der
- öffentlichen Daseinsvorsorge dürfen
- künftig nicht mehr der Geheimhaltung
- unterliegen. Wir haben damit wichtige
- Konsequenzen aus den gravierenden
- Fehlern der Vorgängerregierung bei
- der Teilprivatisierung der Wasserbetriebe gezogen. Solche Geheimverträge zu Lasten der Berlinerinnen und
- Berliner werden in Zukunft nicht mehr
- möglich sein.
- Transparenz und öffentliche Kontrolle
- sind die besten Mittel gegen Korruption und staatliches Handeln zum
- Schaden der Bürgerinnen und Bürger. Deshalb wird DIE LINKE auch in
- Zukunft für ein starkes Informationsfreiheitsrecht und niedrigschwelligen
- Zugang aller Bürgerinnen und Bürger
- zu Akten und Daten staatlicher Stellen
- eintreten. Korruptionsvermeidung
- durch Transparenz fängt schon beim
- Gesetzgebungsverfahren an. Wir
- wollen insbesondere stärker sichtbar
- machen, wer bei der Ausarbeitung
- von Gesetzentwürfen beteiligt ist.
- Mögliche Einflussnahmen externer
- Personen oder Organisationen auf das
- Gesetzgebungsverfahren dürfen nicht
- geheim gehalten oder verschleiert
- werden, sondern müssen für die Öffentlichkeit transparent und nachvoll61
- ziehbar gemacht werden, etwa durch
- eine entsprechende Kennzeichnung
- im Dokument.
- Junge Menschen
- können selbst entscheiden
- Bislang können Jugendliche ab
- 16 Jahren nur die Bezirksverordnetenversammlungen mit wählen. Wichtige
- Entscheidungen für ihren Lebensweg
- fallen aber auf Landesebene. Deshalb
- wollen wir das Mindestalter auch für
- die Wahlen zum Abgeordnetenhaus
- auf 16 Jahre absenken.
- Kinder und Jugendliche sind Experten
- ihres eigenen Lebens. Deshalb wollen
- wir Kinder und Jugendliche in ihrer
- Selbstbestimmung stärken und eine
- verbindliche Absicherung der Mitbestimmungs- und Partizipationsrechte
- von Kindern und Jugendlichen in allen
- sie betreffenden gesellschaftlichen
- Bereichen erreichen – insbesondere
- bei der Schulplanung, Jugendhilfeplanung, Stadtplanung, Verkehr oder
- der Nutzung von Freiflächen und
- Sportanlagen. Wir setzen uns für die
- Unterstützung von selbstorganisierten
- Kinder- und Jugendgruppen sowie
- Kinder- und Jugendbüros, -initiativen
- und -verbänden ein.
- DIE LINKE setzt sich dafür ein,
- dass jugendliches Engagement durch
- Schule, Studium und Ausbildung als
- nachgewiesene Schlüsselqualifikation
- ausdrücklich anerkannt wird.
- Wahlrecht für Nicht-Deutsche
- DIE LINKE streitet dafür, dass sich
- noch mehr Berliner Bürgerinnen und
- Bürger an der Gestaltung ihrer Stadt
- auch bei Wahlen und Abstimmungen
- beteiligen können.
- 62
- Ein großer Teil der Berliner Bevölkerung ist von Wahlen und Volksentscheiden ausgeschlossen, weil ihnen
- die deutsche Staatsbürgerschaft
- fehlt. DIE LINKE wird sich deshalb
- auf Bundesebene weiter dafür stark
- machen, dass alle dauerhaft hier
- lebenden Berlinerinnen und Berliner
- unabhängig von ihrem Pass in einem
- ersten Schritt das kommunale Wahlrecht, später dann das volle Wahlrecht
- auf allen Ebenen bekommen.
- Demokratisierung
- des Staatsbürgerschaftsrechts
- Wir werden uns weiter auf Bundes
- ebene für ein demokratisches Staatsbürgerschaftsrecht einsetzen, das
- die Einbürgerung erheblich erleichtert, doppelte Staatsangehörigkeiten
- zulässt und jungen Menschen nicht
- weiter zumutet, sich mit 18 Jahren
- zwischen der Staatsbürgerschaft ihrer
- Eltern und der deutschen entscheiden zu müssen. Wir werden weiter
- für eine Politik der gesellschaftlichen
- Teilhabe auf allen Ebenen kämpfen
- und auch dadurch dafür werben, dass
- die Menschen in Berlin sich für einen
- deutschen Pass entscheiden.
- Vielfalt fördern –
- Zusammenhalt stärken
- In Berlin leben Menschen aus über
- 190 Ländern zusammen. Diese Vielfältigkeit der Bevölkerung ist eine
- der großen Stärken Berlins. Dabei
- verlieren wir aber auch die vorhan
- denen Probleme nicht aus dem Blick.
- Soziale, politische und rechtliche
- Ausgrenzung, Diskriminierung und
- Rassismus führen dazu, dass sich
- viele Menschen mit Migrationshintergrund nicht als Teil unserer Gesellschaft begreifen.
- Doch nur wer sich als gleichberechtigtes Mitglied einer Gesellschaft
- wahrgenommen erfährt, fühlt sich
- auch eingeladen, in ihr mitzuwirken
- und Verantwortung zu übernehmen.
- Dafür werden uns auch in Zukunft
- einsetzen.
- Erstes Partizipationsgesetz
- in Berlin
- Wir haben deshalb im vergangenen
- Jahr als erstes Bundesland ein Partizipations- und Integrationsgesetz
- verabschiedet. Die Initiative dazu kam
- aus den Reihen des Berliner Integrationsbeirats, in dem Vertreterinnen
- und Vertreter von Migranten-Selbstorganisationen, anderen Nichtregierungs-Organisationen und des Senats
- zusammen arbeiten. Die Ziele sind
- vor allem die gesetzliche Absicherung
- bestehender Partizipationsgremien und die interkulturelle Öffnung
- weiterer Gremien und Einrichtungen
- auf Landes- und Bezirksebene. Dazu
- gehören u. a. der Landeselternbeirat,
- die Landesseniorenvertretung und der
- Landesbeirat für Menschen mit Behinderung – hier wird es überall Sitze
- für Vertreterinnen und Vertreter mit
- Migrationshintergrund geben. Ein weiterer Schwerpunkt ist die interkulturelle Öffnung der Verwaltung und der
- landeseigenen Betriebe, die Anerkennung interkultureller Kompetenz als
- wichtige Qualifikation und die Gleichstellung der Religionen sofern das
- in die Zuständigkeit des Landes fällt
- (Gleichstellung religiöser Feiertage
- und Aufhebung des Sargzwangs aus
- religiösen Gründen). Damit schaffen
- wir mehr demokratische Teilhabe für
- alle. Damit tragen wir dazu bei, dass
- sich Staat und Verwaltung unserer
- vielfältigen Realität in der Stadt öffnen und sich auch selbst verändern.
- Wir werden die Erfahrungen des
- Berliner Partizipations- und Integrationsgesetzes auswerten und darauf
- aufbauend weiterentwickeln.
- Neben demokratischer Teilhabe sind
- Bildung und Erwerbsarbeit wichtige
- Schlüssel für gesellschaftliche Inte
- gration – das gilt für Menschen mit
- und ohne Migrationshintergrund.
- DIE LINKE steht für ein gemeinsames
- Schul- und Kita-System für alle, in dem
- Ausgrenzung überwunden wird. Und
- wir stehen mit dem Programm »Berlin
- braucht dich« und einer Fülle weiterer
- Maßnahmen für die Öffnung des Öffentlichen Dienstes und der Wirtschaft
- für Berlinerinnen und Berliner mit
- Migrationshintergrund. Das werden
- wir systematisch weiter führen. Gesellschaftliche Integration findet vor
- allem in den Bezirken und Kiezen statt,
- wo die Berlinerinnen und Berliner ganz
- praktisch zusammenleben. Deshalb
- arbeiten wir weiter daran, dass auch
- in den Bezirken die soziale und politische Integration aller Bewohnerinnen
- und Bewohner ganz oben auf der
- politischen Tagesordnung steht und
- bezirkliche Integrationsprogramme
- die Politik sozialer Gerechtigkeit und
- gleicher Rechte stützen.
- Für Chancengleichheit
- und Geschlechtergerechtigkeit
- Trotz rechtlicher Gleichstellung und
- Fortschritten in der Chancengleichheit von Frauen und Männern bleiben
- der weitere Abbau der Benachteiligung von Frauen und die Geschlechtergerechtigkeit ständige Aufgabe.
- Ohne Geschlechtergerechtigkeit keine
- Demokratie. Aber gesellschaftlich
- bedingte strukturelle Benachteiligungen existieren auch in Berlin. Deshalb
- 63
- streitet DIE LINKE dafür, das gesellschaftlich noch immer verankerte
- Machtgefälle zwischen Männern
- und Frauen aufzuheben.
- Das Land Berlin hat in dieser Legislaturperiode als erstes Bundesland überhaupt eine gleichstellungspolitische
- Strategie für die gesamte Stadt und für
- alle Ressorts entwickelt. Unter dem
- Motto »Gleichstellung weiter denken«
- haben alle Senatsverwaltungen und die
- meisten Bezirksverwaltungen mit dem
- gleichstellungspolitischen Rahmenprogramm begonnen, politische Vorhaben
- mit gleichstellungspolitischen Zielen
- zu verbinden – ob das im Sport ist, bei
- Existenzgründungsprogrammen, in der
- Jugendhilfe, beim Schutz vor häuslicher
- und sexueller Gewalt, in der Stadtentwicklung oder in der Haushaltspolitik
- (gender budgeting ). Dieses neue Vorgehen verbindet Geschlechterpolitik und
- Frauenförderung, die auch weiterhin
- sinnvoll und notwendig ist.
- DIE LINKE tritt für die strikte Quotierung von Führungspositionen auf allen
- Ebenen und in allen Bereichen sowie
- für paritätische Gremienbesetzungen
- ein. Alle Vorhaben und Beschlüsse von Politik und Verwaltung sind
- hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf
- Männer und Frauen zu überprüfen.
- Wir treten für eine strikte Quotierung
- von Führungspositionen im Öffentlichen Dienst, der Wissenschaft, den
- landeseigenen Unternehmen und in
- der privaten Wirtschaft ein. In den
- Institutionen des Landes Berlin sind
- wir weit vorangekommen. Die private
- Wirtschaft ist nur über bundesgesetzliche Maßnahmen zu verpflichten,
- auch dafür streitet DIE LINKE.
- Frauen- und Gleichstellungspolitik
- muss trotz der Querschnittsfunktion
- 64
- auch weiterhin ein eigenständiger
- Politikbereich bleiben, mit entsprechenden personellen, materiellen und
- finanziellen Ressourcen, als Doppelstrategie von Gender Mainstreaming
- und Frauenförderung.
- Gewalt gegen Frauen bekämpfen
- Noch immer unterliegen viele Frauen
- und Mädchen patriarchalen Gesellschafts- und Familienverhältnissen
- und werden zu Opfern von Zwang
- und Gewalt. Sie brauchen Schutz
- vor Diskriminierung und Gewalt. Sie
- brauchen Unterstützung, damit sie
- selbstbestimmt leben und ihre Existenz
- eigenständig sichern können. Das gilt
- nicht nur, aber auch für Migrantinnen
- und Flüchtlinge. Dazu gehören Aus
- weitungen bei der Anerkennung
- geschlechtsspezifischer Asylgründe
- und die Einführung des eigenständigen
- Aufenthaltsrechts für Frauen, die Opfer
- von Gewalt in der Ehe, Zwangsheirat
- oder Menschenhandel sind.
- Bei all dem kommt den selbstverwalteten Frauenprojekten besondere
- Bedeutung zu. Sie bieten vielseitige
- und niedrigschwellige Angebote und
- sind als Orte der Selbstorganisation
- und des Erfahrungsaustausches von
- Frauen unverzichtbar. Sie arbeiten
- hochprofessionell und verfügen über
- eine gut vernetzte Infrastruktur.
- DIE LINKE setzt sich nachdrücklich
- dafür ein, dass es bei der Planungs
- sicherheit über zweijährige Verträge
- für Frauenprojekte bleibt.
- Flüchtlinge schützen
- und eine Perspektive öffnen
- Die schwächsten unter den Migrantinnen und Migranten sind illegalisierte
- und lediglich geduldete Menschen,
- meistens Flüchtlinge. Sie müssen in
- der Regel unterhalb des Existenzminimums leben. Das Asylbewerberleistungs-Gesetz schreibt das so vor. In
- Berlin haben Flüchtlinge, auch Asylbewerberinnen und -bewerber aber
- das Recht, nach der Erstaufnahme in
- eigenen Wohnungen zu leben. Allerdings wird bezahlbarer Wohnraum
- für sie, ebenso wie für Hartz-IV- und
- Sozialhilfe-Berechtigte und Menschen
- mit niedrigen Erwerbseinkommen
- immer knapper.
- DIE LINKE setzt sich auf Bundes
- ebene für die Abschaffung des zutiefst
- ungerechten AsylbewerberleistungsGesetzes ein. Wir werden weiter dafür
- arbeiten, dass Flüchtlinge in Berlin in
- Wohnungen und nicht in Sammelunterkünften leben können, und streiten dafür, dass die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften zu diesem Zweck
- weitere Wohnungen vorhalten, wie es
- jetzt eingeführt wurde und schon lange
- für Wohnungslose möglich ist.
- Viele Flüchtlinge leben seit langem
- in Deutschland und sind nach wie vor
- nur »geduldet«. Diese Menschen müssen eine Perspektive erhalten, um hier
- zu bleiben und sich ein eigenständiges
- Leben aufzubauen. Berlin hat sich
- deshalb auf Bundesebene erfolgreich
- für eine Ausweitung und Verlängerung
- der Bleiberechtsregelung für langjährig Geduldete eingesetzt. Doch noch
- immer leben viel zu viele Menschen
- in ständiger Angst, ihren Aufenthaltsstatus zu verlieren. Wir wollen deshalb
- erreichen, dass eine dauerhafte
- Bleiberechtsregelung mit einer Mindestaufenthaltsdauer eingeführt wird.
- Fehlende Erwerbsarbeit darf dabei
- kein Hindernis für die Erteilung einer
- Aufenthaltserlaubnis sein.
- Das Land Berlin unterstützt auch auf
- unser Betreiben hin die Kampagne
- »Save me – Berlin sagt ja!«, mit der
- Flüchtlingsorganisationen wie Pro Asyl
- und amnesty international dafür werben, dass künftig jedes Jahr ein Kontingent von Flüchtlingen zum Schutz
- vor Verfolgung aufgenommen wird.
- Aufhebung der Residenzpflicht –
- Kein Mensch ist illegal
- Die Residenzpflicht schränkt die
- Bewegungsfreiheit der Flüchtlinge und
- Geduldeten erheblich und völlig überflüssig ein. Berlin und Brandenburg
- haben mittlerweile die Residenzpflicht
- für unsere Region so weit wie möglich
- gelockert. Auf Bundesebene streitet
- DIE LINKE dafür, die Residenzpflicht
- endgültig zu Fall zu bringen.
- Menschen ohne Aufenthaltsstatus
- leben in ständiger Angst, entdeckt
- und abgeschoben zu werden. Oft ist
- es ihnen nicht einmal möglich, ihre
- grundlegendsten Rechte wahrzunehmen. Auf Landesebene haben
- wir bereits viele Erleichterungen für
- »Illegalisierte« geschaffen, wie etwa
- die Möglichkeit, ohne Angst Schulen
- und Kitas zu besuchen oder akute
- Beschwerden in einem öffentlichen
- Krankenhaus behandeln zu lassen.
- Mit einem anonymen Krankenschein
- wollen wir die Gesundheitsversorgung
- für Papierlose weiter verbessern.
- Langfristig müssen diese Menschen
- jedoch aus der Illegalität herausgeführt werden.
- DIE LINKE setzt sich deshalb dafür
- ein, dass der Bundestag endlich eine
- Legalisierung dieser Personengruppe
- ermöglicht, wie dies in anderen europäischen Staaten längst geschehen
- ist. Denn kein Mensch ist illegal.
- 65
- Rassismus abbauen –
- Gleichberechtigung herstellen
- Rassismus ist in Berlin wie in der
- gesamten Bundesrepublik und
- Europa noch immer ein erhebliches
- Integrationsproblem. DIE LINKE
- steht für die konsequente Bekämpfung von Rassismus auf allen Ebenen.
- Wir haben deshalb zusammen mit
- MigrantInnenorganisationen ein
- Aktionsprogramm gegen Rassismus
- auf den Weg gebracht, das in der
- kommenden Wahlperiode umgesetzt
- werden soll.
- Eine der Bevölkerungsgruppen, die
- historisch am längsten und häufigsten von Rassismus und Verfolgung
- betroffen ist, sind Roma und Sinti. Sie
- wurden in Deutschland von den Nazis
- systematisch verfolgt und ermordet.
- Wir treten dafür ein, dass das Denkmal für die ermordeten Roma und
- Sinti endlich vollendet wird.
- Viele der Roma und Sinti leben seit
- Generationen und über Jahrhunderte
- in Deutschland. Etliche, vor allem
- Roma, haben osteuropäische Staaten wegen Unterdrückung, Krieg,
- Verfolgung und Perspektivlosigkeit
- verlassen und suchen eine Chance,
- ihr Leben selbst zu organisieren und
- zu bestreiten. Wir treten jeder Form
- von Diskriminierung von Roma und
- Sinti entgegen und wollen ihnen hier
- gleiche Rechte wie allen EU-Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen.
- Deshalb haben wir mit dem Aufbau
- von Anlauf- und Beratungsstellen für
- EU-WanderarbeitnehmerInnen und
- Roma begonnen, die gemeinsam von
- Roma- und Nicht-Roma-Vereinen betrieben wird. Die Gelder dafür wollen
- wir längerfristig absichern und die
- Arbeit verstetigen.
- 66
- Diskriminierung bekämpfen
- Wir haben dafür gesorgt, dass eine
- Antidiskriminierungsstelle des Landes
- Berlin eingerichtet wird. Sie hat mit
- ihrer Arbeit nicht nur vielen Einzelpersonen geholfen, sie hat auch die
- Vielschichtigkeit von Diskriminierungen aufgezeigt und zu deren Abbau
- beigetragen. Dazu zählen die Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt,
- die Diskriminierung Älterer, von
- Menschen mit Behinderungen, von Migrantinnen und Migranten, von Frauen
- und Schwulen, Lesben und Transgender. Das Allgemeine Antidiskriminierungsgesetz auf Bundesebene bietet
- dafür einen Rahmen. Doch es hat sich
- erwiesen, dass es nicht ausreicht.
- DIE LINKE streitet deshalb in der
- nächsten Wahlperiode dafür, auf
- Landesebene ein ergänzendes
- Landes-Antidiskriminierungsgesetz
- zu erlassen. Das soll zum Beispiel
- auch die Diskriminierung aufgrund
- des sozialen Status erfassen. Wir
- wollen die Geltung von Antidiskriminierungsmaßnahen auf öffentliche
- Güter und Dienstleistungen, allgemeine Verwaltungsverfahren, Bildung, Gesundheit und Soziales ausweiten und
- einen wirksameren Rechtsschutz über
- eine verbesserte Beteiligung, Auskunftsrechte und Klagebefugnis von
- Verbänden/Personalräten verankern.
- Wir wollen positive Maßnahmen zum
- Abbau von Diskriminierung verstärken
- und die Antidiskriminierungsgesetzgebung noch besser mit anderen
- chancengleichheits- oder teilhabeorientierten Gesetzen wie dem LandesGleichstellungsgesetz, dem LandesGleichberechtigungsgesetz, dem
- Partizipations- und Integrationsgesetz
- oder der UN-Behindertenrechtskonvention verknüpfen.
- Akzeptanz sexueller und
- geschlechtlicher Vielfalt
- fördern – Gegen Homo- und
- Transphobie
- Obwohl Berlin als weltoffene und
- tolerante Metropole gilt, sind Ausgrenzung, Diskriminierungen, Beleidigungen und auch Gewalt immer noch
- bittere Realität für Schwule, Lesben
- und Transgender. Noch viel zu viele
- Menschen können in der Öffentlichkeit, in Schulen oder bei der Arbeit
- ihre Identität nicht frei und offen
- zeigen, ohne Nachteile befürchten zu
- müssen. Das Abgeordnetenhaus hat
- deshalb einstimmig eine »Initiative
- sexuelle Vielfalt« beschlossen. Damit
- können quer durch die verschiedenen
- Politikfelder Fort- und Weiterbildungen von Beschäftigten an Schulen,
- in Betrieben und in der Verwaltung
- organisiert werden.
- Wo dies rechtlich möglich war,
- haben wir auf Landesebene die rechtliche Gleichstellung von Ehe und
- Lebenspartnerschaft hergestellt. Auf
- Bundesebene hat sich das Land Berlin
- mit mehreren Bundesratsinitiativen
- für die vollständige Gleichstellung eingesetzt. Dazu gehört auch die Öffnung
- der traditionellen Ehe für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften.
- Berlins Einsatz für Akzeptanz, Vielfalt
- und Gleichberechtigung muss auch
- weiterhin eine hohe Priorität haben.
- Wir wollen die Wirkung der Akzeptanz
- initiative evaluieren, damit wir uns in
- Zukunft gezielt auf Schwachstellen
- konzentrieren können. DIE LINKE
- streitet dafür, dass aus der Initiative
- eine dauerhafte Struktur der Akzeptanzarbeit entsteht, in der die Landes
- antidiskriminierungsstelle und die
- vielen zivilgesellschaftlichen Akteuren
- kooperieren.
- Nach Jahrzehnten des Kampfes für
- Emanzipation gehen die ersten Generationen offen lebender Lesben und
- Schwuler in Rente und haben einen
- Anspruch auf Achtung und Respekt
- auch in Betreuung und Pflege. Die
- vielfältigen Initiativen freier Träger in
- diesem Bereich wollen wir unterstützen und weitere ermöglichen. Auch
- die Aids-Prävention und Integration
- von HIV-positiven Menschen wollen
- wir weiter stärken und MigrantInnencommunitys und Homosexualität im
- Sport besser in die Akzeptanzarbeit
- einbeziehen.
- Für den Zeitraum ab 2012 muss vor
- allem im Bereich der Schulen die
- Wirkung verbessert werden. Alternative Lebensentwürfe gehören in
- Lehrpläne, Schulbücher und universitäre Curricula. Dafür bedarf es der
- gemeinschaftliche Anstrengung aller
- Beteiligten. Diese wollen wir initiieren
- und moderieren.
- Trans*Menschen müssen teilweise
- hohe soziale und finanzielle Belastungen auf sich nehmen, um ihr
- Geschlecht an ihre Identität angleichen zu können. Hierfür verdienen
- sie soziale Unterstützung, soweit sie
- nötig ist.
- Rechtsextremismus
- bekämpfen – Nazis raus
- aus den Köpfen
- Rassistische, rechtextreme, antisemitische und zunehmend auch
- islamfeindliche Propaganda kommt
- nicht nur von rechtsextremen und
- rechtspopulistischen Parteien und
- harten Neo-Nazi-Gruppierungen.
- Solche Haltungen und Positionen
- gibt es auch in der Mitte der Gesellschaft.
- 67
- Der Auf- und Ausbau und die Sicherung zivilgesellschaftlicher Strukturen
- für den Kampf gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und
- Islamfeindlichkeit sind deshalb das
- zentrale Anliegen unserer Politik auf
- diesem Feld.
- Deshalb haben wir vor allem die
- Projekte, die solche zivilgesellschaftlichen Strukturen unterstützen und
- stabilisieren, finanziell abgesichert.
- Wir haben ihnen die Möglichkeit
- eröffnet, sich aus der Abhängigkeit
- von willkürlich genehmigten Bundesmitteln zu lösen und ihre Arbeit über
- den Landeshaushalt zu sichern. Dafür
- streitet DIE LINKE auch in der nächsten Wahlperiode. Darüber hinaus unterstützen wir viele Projekte in diesem
- Bereich, z. B. unterschiedliche Beratungsstellen und Treffpunkte, Projekte
- für die Arbeit gegen Antisemitismus
- oder die Unterstützung der Lokalen
- Aktionspläne in den Bezirken. Wir
- wenden uns gegen jegliche Versuche
- der Bundesregierung, zivilgesellschaftliche Projekte gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und
- Islamfeindlichkeit durch eine »Extremismusklausel« zu disziplinieren und
- zu gängeln.
- Mit dem Landesprogramm gegen
- Rechtsextremismus Berlin bündeln
- und stärken wir die Initiativen zu
- zivilgesellschaftlichem Widerstand
- gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus – an Schulen, in Betrieben und vor allem im
- öffentlichen Raum. Den verteidigen
- wir weiter gegen jeden Versuch von
- Nazis, ihn zu vereinnahmen. Deshalb
- lassen wir auch keine rechtsextreme und rechtspopulistische Aktion
- und Demonstration ohne öffentliche
- Gegenwehr zu.
- 68
- Für starke Bürgerrechte
- Gerade in Zeiten von Terrorismus-Drohungen muss unser wertvollstes Gut
- hochgehalten werden: der demokratische Rechtsstaat. DIE LINKE steht für
- starke Bürgerrechte und die Begrenzung staatlicher Eingriffsrechte in die
- Privatsphäre der Bürgerinnen und
- Bürger. Ob Vorratsdatenspeicherung,
- Online-Durchsuchung oder Rasterfahndung – wir setzen uns gegen die
- Ausdehnung des Überwachungsstaates, gegen staatliche und private
- Datensammelwut und die weitere
- Ausweitung von Eingriffsbefugnissen
- der Sicherheitsbehörden ein. Die indi
- viduellen Freiheitsrechte wollen wir
- wahren und stärken. Das Versammlungsrecht ist als demokratisches
- Freiheitsrecht gegen staatlichen Zugriff zu schützen und auszubauen. Wir
- wollen keine allgegenwärtige Videoüberwachung, sondern sie reduzieren
- und auf das Nötigste beschränken.
- DIE LINKE wird sich deshalb gegen die
- Ausweitung von Videoüberwachung
- einsetzen – sei es auf öffentlichen
- Straßen und Plätzen oder bei Demonstrationen und politischen Versammlungen. Den Datenschutz wollen wir
- weiter befördern und streiten vor allem
- auf Bundesebene für eine Ausweitung
- des Arbeitnehmerdatenschutzes. Auch
- hier auf Landesebene wollen wir nur
- so viele Daten erheben wie zwingend
- erforderlich. Die Notwendigkeit und
- der Nutzen staatlicher Erhebungen von
- personenbezogenen Daten wollen wir
- immer wieder neu überprüfen.
- Polizei – für Transparenz
- und Bürgernähe
- Die Polizei verfügt über das staatliche
- Gewaltmonopol, sorgt für die Sicher-
- heit aller Bürgerinnen und Bürger und
- schützt deren individuellen Rechte.
- Dies ist ein wertvolles Gut, denn viele
- Bürgerinnen und Bürger haben Angst,
- Opfer von Gewalt und Verbrechen zu
- werden.
- DIE LINKE vertritt das Leitbild einer
- transparenten, bürgernahen Großstadtpolizei, verbunden mit effektiver
- demokratischer Kontrolle. Grundlage
- dafür, dass die Polizei ihre Aufgaben
- verantwortungsvoll erfüllen kann,
- ist eine angemessene Personalausstattung.
- Wegen des immer höheren Anspruchs
- an Kriminaltechnik und an die Qualität
- wissenschaftlich fundierter Ermittlungen – insbesondere im Bereich Internet- und Wirtschaftskriminalität – soll
- ein universitäres Kriminalistikstudium,
- wie es früher bereits an der Humboldt
- Universität existierte, wieder eingeführt werden.
- Für mehr Bürgernähe und Professionalität bei der Polizei haben wir
- insbesondere durch die Etablierung
- der Deeskalationsstrategie bei
- politischen Versammlungen gesorgt.
- Wir werden uns weiter konsequent
- für ein offenes und zurückhaltendes
- Auftreten der Einsatzkräfte, den
- Einsatz von Anti-Konflikt-Teams und
- den Dialog mit der Zivilgesellschaft
- im Vorfeld solcher Veranstaltungen
- einsetzen. Dass Berlin die Hauptstadt
- der Demonstrationen und politischen
- Versammlungen ist, betrachten wir als
- ein hohes demokratisches Gut, das es
- zu schützen gilt.
- Ein großer Erfolg unserer Regierungsarbeit ist, dass im Jahr 2011 endlich
- die individuelle Kennzeichnungspflicht
- für alle Berliner Polizeibeamtinnen
- und -beamten eingeführt wurde.
- DIE LINKE wird sich dafür einsetzen,
- dass diese Kennzeichnungspflicht
- konsequent umgesetzt wird. Dies wird
- nicht nur für eine bessere demokratische Kontrolle von Polizeigewalt,
- sondern auch zu mehr gegenseitigem
- Respekt zwischen Bürgerinnen und
- Bürgern und der Polizei beitragen.
- Berlins Polizei soll in Sachen Transparenz und Bürgernähe nicht nur
- bundesweit Vorreiter, sondern auch
- Vorbild für andere Bundesländer und
- die Bundespolizei sein.
- Fälle von unrechtmäßiger Polizeigewalt bleiben immer noch viel zu häufig
- unaufgeklärt. Neben der Kennzeichnungspflicht setzt sich DIE LINKE deshalb für die Einführung einer unabhängigen Untersuchungsinstanz für die
- Übergriffe durch Polizistinnen oder
- Polizisten ein. Diese Instanz soll nicht
- nur die Objektivität und Effektivität
- von Ermittlungen gegen Angehörige
- der Polizei verbessern, sondern sie
- soll auch eine Anlaufstation für Polizistinnen und Polizisten selbst sein,
- wenn es zu Konflikten mit Kolleginnen
- oder Kollegen kommt.
- Mehr Demokratie mit dem Internet
- Für DIE LINKE ist das Internet eines
- der mächtigsten Instrumente unserer
- Zeit für Demokratisierung, Transparenz und Teilhabe. Wir streiten dafür,
- dass gerade die Metropole Berlin
- dafür Vorreiter in Verwaltung, Politik
- und Gesellschaft wird. Wir wollen die
- Verwaltung durch den Einsatz moderner Kommunikationsmittel effizienter,
- transparenter und bürgernäher gestalten. Dazu zählen für uns ein effektiver
- Einsatz von Open-Source-Software
- in der Berliner Verwaltung und eine
- Open-Data-Strategie, die Regierungs69
- und Verwaltungsdaten für alle Berlinerinnen und Berliner in angemessener
- Weise aufbereitet und zur Verfügung
- stellt. DIE LINKE will die Bürgerbeteiligung auf allen Ebenen ausbauen
- und setzt dabei auch auf E-Petitionen
- auf Landes- und Bezirksebene sowie
- die Möglichkeit, Volks- und Bürgerbegehren online durchzuführen. Wir
- unterstützen Co-Working-Projekte als
- Beitrag zur Entwicklung des Kreativpotenzials Berlins.
- DIE LINKE will den freien Zugang zu
- Wissen und Informationen – etwa über
- eine Open-Access-Initiative – auch in
- 70
- Berlin fördern und damit den Wissenschaftsstandort stärken. Um das volle
- Potenzial des Internets für die digitale
- Metropole Berlin wirksam werden zu
- lassen, treten wir für ein freies WLAN
- und eine vollständige BreitbandAnbindung für alle Berlinerinnen
- und Berliner ein. Soziale Teilhabe ist
- auch mit Hilfe des Internet nur dann
- möglich, wenn alle Bürgerinnen und
- Bürger die gleichen Voraussetzungen
- vorfinden. Um die digitale und soziale
- Spaltung der Stadt zu verhindern, wollen wir umfassende Bildungsangebote
- unabhängig von sozialem Milieu, Alter
- oder Herkunft fördern.
- Impressum
- Landesvorstand Berlin der Partei DIE LINKE
- Kleine Alexanderstraße 28
- 10178 Berlin
- Telefon: 030/24 00 92 89
- Fax: 030/24 00 92 60
- info@die-linke-berlin.de
- www.das-soziale-berlin.de
- V.i.S.d.P.: Carsten Schatz
- www.das-soziale-berlin.de
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