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wahlprogramm2011_berlin_linke

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Oct 10th, 2011
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  1. Wahlprogramm zur
  2. Berliner Abgeordnetenhauswahl
  3. am 18. September 2011
  4.  
  5.  
  6. Das soziale Berlin
  7. Liebe Berlinerinnen und Berliner,
  8. am 18. September sind Sie aufgerufen,
  9. ein neues Abgeordnetenhaus von Berlin
  10. und neue Bezirksverordnetenversammlungen zu wählen. Damit haben Sie
  11. die Möglichkeit, unmittelbar darauf
  12. Einfluss zu nehmen, wer Ihre Stadt
  13. und Ihren Bezirk in den nächsten fünf
  14. Jahren regiert. Sie entscheiden, ob
  15. Berlin eine soziale und weltoffene Stadt
  16. bleibt und sich so weiter entwickelt.
  17. Sie bestimmen darüber mit, ob wir
  18. den sozialen Zusammenhalt in unserer
  19. Stadt weiter stärken, ihre Vielfalt
  20. als Bereicherung annehmen und die
  21. Mitbestimmungsmöglich­ eiten der
  22. k
  23. Berlinerinnen und Berliner auch über
  24. Wahlen hinaus weiter ausbauen.
  25. Sie bestimmen darüber, ob wir die
  26. zentralen Einrichtungen öffentlicher
  27. Daseinsvorsorge wie Wasser, Verkehr,
  28. Strom, Bildung, Kultur und Gesundheit in öffentlicher Verantwortung
  29. organisieren und gegebenenfalls
  30. zurückholen und ob wir den ökologischen Umbau unserer Wirtschaft und
  31. Gesellschaft mit einer Politik sozialer
  32. Gerechtigkeit verbinden.
  33.  
  34. ist eine Stadt, die Raum bietet für ein
  35. Leben nach jeweils eigenen Vorstellungen. Eine Stadt in der, trotz aller
  36. Probleme Lebensfreude dominiert.
  37. Mehr noch: Berlin ist im Aufwind.
  38. Über 140 000 neue Erwerbsarbeitsplätze sind in den vergangenen fünf
  39. Jahren in zukunftsträchtigen Bereichen
  40. wie Forschung, Bildung, Gesundheitswirtschaft, Telekommunikation und
  41. Verkehrstechnik entstanden. Wichtige
  42. Firmen haben sich hier niedergelassen
  43. oder sind zurück nach Berlin gekommen. Auch Kreativ-Branchen, wie Film
  44. und Medien sind zu einem wichtigen
  45. Beschäftigungs- und Wirtschaftsfaktor
  46. geworden. Berlin liegt mit seinen
  47. Hochschulen und mit seinen Forschungs- und Entwicklungsmöglich­
  48. keiten an der Spitze. Hier arbeiten und
  49. forschen die meisten Professorinnen
  50. und Wissenschaftlerinnen.
  51.  
  52. Berlin ist eine der spannendsten
  53. Städte in Deutschland und ein Magnet
  54. für viele Menschen aus anderen
  55. Ländern. Sie kommen als Touristinnen
  56. und Touristen oder wollen hier arbeiten und leben. Auch deshalb ist Berlin
  57. nicht nur die politische Hauptstadt.
  58. Sie ist zugleich Kulturhauptstadt und
  59. internationale Metropole.
  60.  
  61. Berlin hat die Weltwirtschaftskrise
  62. bislang gut gemeistert, weil wir
  63. konsequent darauf gesetzt haben,
  64. die eigenen Potenziale der Stadt zu
  65. entwickeln, weil wir zusammen mit
  66. den Gewerkschaften eine Industrieinitiative gestartet haben, die als Teil der
  67. sozial-ökologischen Modernisierung
  68. der gesamten Wirtschaftsstruktur
  69. zum Rückgrat unserer Wirtschaft
  70. heranwachsen wird. Wir haben Großprojekten wie einem Kohlekraftwerk
  71. oder dem Weiterbau der A 100 eine
  72. Absage erteilt und setzen stattdessen
  73. auf dezentrale Lösungen, die nicht nur
  74. umweltverträglicher, sondern auch
  75. kostengünstiger sind.
  76.  
  77. Berlin ist weltoffen, tolerant, international, dynamisch und lebendig. Berlin
  78.  
  79. Berlin ist aber auch die Stadt der
  80. Gegensätze und Widersprüche.
  81.  
  82. 4
  83.  
  84. Denn noch immer sind die sozialen
  85. Unterschiede groß.
  86.  
  87. in Zukunft auf die Basisleistungen der
  88. Krankenkassen angewiesen sind.
  89.  
  90. Noch immer sind viele Berlinerinnen
  91. und Berliner trotz Arbeit arm und
  92. brauchen ergänzendes Hartz IV.
  93.  
  94. Diese Politik der Umverteilung des
  95. gesellschaftlichen Reichtums von
  96. unten nach oben, der gesellschaftlichen Spaltung und Entsolidarisierung
  97. lehnen wir entschieden ab. Deshalb
  98. kämpfen wir auch auf Bundesebene
  99. und in den anderen Bundesländern für
  100. einen Richtungswechsel in der Politik,
  101. der dieses Land friedlicher, sozialer
  102. und demokratischer macht.
  103.  
  104. Und noch immer leiden zu viele unter
  105. gesellschaftlicher Ausgrenzung, weil
  106. sie erwerbslos sind, gesundheitliche
  107. Einschränkungen haben oder weil sie
  108. wegen ihrer Herkunft, ihres Aussehens oder ihrer Religion diskriminiert
  109. werden.
  110. Das hat sehr viel mit den Rahmenbedingungen zu tun, die von der Bundesregierung gesetzt werden und die wir
  111. mit landespolitischen Maßnahmen oft
  112. allenfalls abmildern können.
  113. Es war und ist die Bundesregierung,
  114. die mit dem Hartz-IV-Gesetz Menschen ohne oder mit geringem Einkommen unter die Knute der Jobcenter zwingt und ihnen damit auch einen
  115. Teil ihrer Selbstbestimmung nimmt.
  116. Es ist die Bundesregierung, die sich
  117. beharrlich einem gesetzlichen Mindestlohn in Existenz sichernder Höhe
  118. verweigert, obwohl er in anderen EULändern längst normal ist.
  119. Es ist die Bundesregierung, die mit
  120. ihrer Steuer- und Finanzpolitik die
  121. Länder und vor allem die Kommunen
  122. in immer ärgere Nöte treibt, während
  123. sie auf Kosten der Beschäftigten und
  124. Steuerzahlerinnen und -zahler Banken
  125. und Unternehmen mit Rettungsschirmen und Steuergeschenken stützt.
  126. Es ist die Bundesregierung, die durch
  127. ihre Reformvorhaben Gesundheit
  128. immer mehr zur Ware degradiert und
  129. zum Luxusgut für all jene macht, die
  130.  
  131. Hier in Berlin zeigen wir, dass es
  132. anders gehen kann und dass es nur
  133. mit der LINKEN anders geht. Uns ist
  134. bewusst, dass viele dieser Vorstellungen nur in enger Zusammenarbeit mit
  135. Gewerkschaften, Bürgerinitiativen,
  136. sozialen und politischen Bewegungen
  137. durchzusetzen sind.
  138. Wir wollen in der nächsten Wahlperiode die Rahmenbedingungen dafür
  139. schaffen, dass 150 000 neue Arbeitsplätze entstehen. Wir schaffen weitere »Gute Arbeit«, die nach Tarif bezahlt
  140. und sinnvoll ist, der eigenen Qualifikation entspricht und bei der man am
  141. besten auch noch mit Spaß bei der
  142. Sache ist. Gleichzeitig bekämpfen wir
  143. prekäre Beschäftigung unter anderem
  144. mit neuerlichen Initiativen zur Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns,
  145. der schnell auf zehn Euro steigt, und
  146. mit einem Vergabegesetz, das jetzt
  147. schon öffentliche Aufträge nur an die
  148. Unternehmen zulässt, die nach Tarif
  149. bezahlen, mindestens aber 7,50 Euro
  150. die Stunde.
  151. Dazu gehört ein Öffentlich geförderter
  152. Beschäftigungssektor (ÖBS), in dem
  153. ehemals Erwerbslose nicht nur gesellschaftlich sinnvolle Arbeit verrichten,
  154. sondern auch noch tariflich, mindes5
  155.  
  156. tens aber zu Mindestlohnbedingungen
  157. bezahlt werden. Der ÖBS ist unsere
  158. Alternative zu den Ein-Euro-Jobs der
  159. Bundesregierung. Den Beschäftigten
  160. dort eröffnen sich durch ihre Arbeit
  161. neue Perspektiven, ihre Tätigkeit
  162. stärkt den sozialen Zusammenhalt
  163. und macht unsere Stadt noch lebenswerter.
  164. Bildung und Ausbildung entscheiden
  165. mit darüber, ob Kinder und Jugend­
  166. liche die Chance haben, künftig selbst
  167. über ihr Leben zu bestimmen. Das
  168. bundesdeutsche Bildungssystem
  169. sortiert Kinder sehr früh und in erster
  170. Linie nach dem sozialen Status ihrer
  171. Eltern in die verschiedenen Schulformen und entscheidet damit faktisch
  172. über ihre späteren Chancen.
  173. Wir gehen in Berlin einen anderen Weg.
  174. Wir haben die Kitas zu Bildungseinrichtungen ausgebaut und den
  175. Einstieg in die Gemeinschaftsschule
  176. von der ersten Klasse bis zum Abitur
  177. geschafft. Diese Schulen erfreuen
  178. sich wachsender Beliebtheit.
  179. Wir haben die Hauptschule abgeschafft und an den Sekundarschulen
  180. können alle Kinder, egal aus welchen
  181. Familien sie kommen, das Abitur
  182. erwerben.
  183. Wir haben mit Schulstarter-Paketen,
  184. verbilligtem Mittagessen und dem
  185. Ausbau des Ganztagsbetriebs die
  186. Voraussetzungen verbessert, dass
  187. künftig mehr Kinder Freude an und
  188. Erfolg in der Schule haben werden.
  189. Und wir setzen alles daran, dass alle
  190. Jugendlichen in Berlin eine Ausbildung
  191. oder ein Studium durchlaufen können,
  192. unabhängig davon, aus welchen Fami­
  193. 6
  194.  
  195. lien sie kommen. Auch das macht
  196. unsere Stadt sozial und lebenswert.
  197. Der Berlin-Pass gibt vielen Menschen
  198. mit sehr geringen Einkommen die
  199. Möglichkeit, am Leben in der Stadt
  200. teilzunehmen – durch die verbilligte
  201. Monatskarte der BVG, durch günstige
  202. Eintrittspreise für Theater, Oper, Kino,
  203. Sport und vieles anderes mehr. Das
  204. werden wir weiter ausbauen und damit
  205. gleichzeitig Gerechtigkeitslücken
  206. abbauen. Wir haben in Berlin eine
  207. reichhaltige Infrastruktur sozio-kul­
  208. tureller und sportlicher Einrichtungen,
  209. Nachbarschafts- und Stadtteilzentren,
  210. die unabhängig vom Einkommen allen
  211. Berlinerinnen und Berlinern offen
  212. stehen, und ihnen dadurch auch
  213. den Zugang zu Bildung, Kultur und
  214. sozialem Miteinander öffnen.
  215. In Berlin galt lange Zeit, dass man
  216. hier für wenig Geld wohnen kann.
  217. Das hat sich in den letzten Jahren rela­
  218. tiviert. Der Wohnraum wird knapper
  219. und teurer. Vor allem in den Innenstadtbezirken werden Menschen mit
  220. geringeren Einkommen zunehmend
  221. verdrängt. Das wollen und werden
  222. wir nicht hinnehmen.
  223. Wir wollen die soziale Durchmischung
  224. in den Kiezen und Bezirken. Deshalb
  225. werden wir auf Bundesebene darauf
  226. hinwirken, dass die Mietpreiserhöhungen eingedämmt werden. Deshalb
  227. werden wir auf Berliner Ebene alles
  228. unternehmen, was möglich ist, damit
  229. Menschen mit geringen Einkommen
  230. oder im Hartz-IV-Bezug in ihren
  231. Wohnungen, zumindest aber in
  232. ihren Kiezen bleiben können.
  233. Berlin ist in den letzten Jahren
  234. demokratischer und damit leben­
  235. d­ger geworden.
  236. i
  237.  
  238. Wir haben die Mitwirkungsrechte von
  239. Seniorinnen und Senioren gestärkt
  240. und wollen auf diesem Weg weiter
  241. vorangehen. Ihr Wissen und ihre Erfahrungen sind gut für Berlin und das
  242. soziale Miteinander. Deshalb wollen
  243. und brauchen wir mehr Beteiligung
  244. und mehr Rechte für die Gestaltung
  245. einer seniorengerechten Stadt.
  246. In Berlin haben Frauen bundesweit
  247. die besten Chancen beruflich voranzukommen. Aber Berlin ist Teil der
  248. bundesdeutschen Gesellschaft, in
  249. der Frauen gegenüber Männern noch
  250. immer Nachteile haben. Wir streiten
  251. für gleichen Lohn für gleichwertige
  252. Arbeit und setzen das im Öffentlichen
  253. Dienst und den landeseigenen Unternehmen auch durch. Wir bekämpfen
  254. Gewalt gegen Frauen an allen Orten
  255. und unterstützen ein lebendiges
  256. Netz von Anti-Gewalt- und selbst
  257. organisierten Frauenprojekten.
  258. Wir aner­ ennen unterschiedliche
  259. k
  260. Lebensformen als gleichberechtigt
  261. und unterstützenswert.
  262. In Berlin leben Menschen aus über
  263. 190 Ländern friedlich zusammen, aber
  264. nicht alle haben die gleichen Rechte.
  265. Viele Benachteiligungen sind durch
  266. Bundesgesetze festgeschrieben. Wo
  267. wir auf Landesebene für mehr Gleichberechtigung, mehr Rechte und weniger Diskriminierung sorgen können,
  268. tun wir das. So haben Berlinerinnen
  269. und Berliner mit Migrationshintergrund die Initiative für das bundesweit
  270. erste Partizipations- und Integrationsgesetz ergriffen. Wir haben dieses
  271. Gesetz mit der Koalition Wirklichkeit
  272. werden lassen – gemeinsam mit
  273. Migrantinnen und Migranten.
  274. DIE LINKE steht dafür, dass unsere
  275. Stadt noch lebenswerter wird und
  276.  
  277. alle die Chance auf ein erfülltes
  278. und selbstbestimmtes Leben haben.
  279. Deshalb kämpfen wir auch mit vielen
  280. anderen dafür, dass Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und
  281. Islamfeindlichkeit in unserer Stadt
  282. und in den Parlamenten keinen Platz
  283. haben.
  284. Wir sind die Partei, die Menschen
  285. und Kompetenzen aus Ost und West
  286. vereint, die mit ihrer Geschichte, ihren
  287. Erfahrungen und ihrer Verantwortung
  288. für die Geschichte der DDR offen und
  289. kritisch umgeht. Gleichzeitig können
  290. wir viele Interessen der Berlinerinnen und Berliner mit Ost-Biografien
  291. vertreten. Auch über 20 Jahre nach
  292. der deutschen Vereinigung gibt es
  293. bundesweit weiterhin Unterschiede
  294. zwischen Ost und West in der Bezahlung, in der Rente und vor allem in der
  295. Wertigkeit der Biografien. Deshalb ist
  296. eine Kraft, die diese Unterschiede thematisiert, immer noch dringend nötig.
  297. Die Mittel der direkten Demokratie
  298. sind mittlerweile aus Berlin nicht mehr
  299. wegzudenken. Die Bürgerinnen und
  300. Bürger nehmen ihre Interessen selber
  301. in die Hand, in die eine wie die andere
  302. Richtung. Das wollen wir weiter ausbauen. Die Quoren bei den Volksentscheiden sollen nach unten gesetzt
  303. werden. Auch 16-Jährige sollen bei
  304. den Wahlen zum Abgeordnetenhaus
  305. ab 2016 mitwirken können.
  306. Wir haben mittlerweile in fünf Bezirken
  307. Bürgerhaushalte. Die Bürgerinnen und
  308. Bürger entscheiden über die Verwendung bestimmter Budgetanteile. Damit
  309. verlagern sich die Entscheidungen
  310. darüber, wie der soziale Zusammenhalt und Stadtgesellschaft von oben
  311. nach unten zu gestalten sind – die
  312. demokratische Bürger­ esellschaft ist
  313. g
  314. 7
  315.  
  316. erlebte Realität. Das wollen wir in ganz
  317. Berlin erreichen.
  318. Berlin wird noch lebenswerter, wenn
  319. die Bürgerinnen und Bürger auch über
  320. ihre Einrichtungen der öffentlichen
  321. Daseinsvorsorge mitentscheiden
  322. können. Mit Berlin-Energie, das die
  323. Stadtreinigung, die Wasserbetriebe
  324. und die Berliner Energieagentur gemeinsam aufbauen werden, haben wir
  325. den Grundstein für ein neues Berliner
  326. Stadtwerk gelegt, das ein besonderes
  327. sein wird: Es wird das erste Berliner
  328. Ökostadtwerk sein und es soll als
  329. ein Bürger-Stadtwerk entwickelt
  330. werden, an dem sich Berlinerinnen
  331. und Berliner beteiligen und über
  332. das sie mitbestimmen können.
  333. Liebe Berlinerinnen und Berliner,
  334. DIE LINKE steht bundesweit für eine
  335. Politik der sozialen Gerechtigkeit,
  336. der Demokratisierung unserer Gesellschaft, der Nachhaltigkeit und der
  337. friedlichen Konfliktlösung. Sie will
  338. einen radikalen Politikwechsel,
  339. in dessen Mittelpunkt der Mensch
  340. steht und nicht der Profit.
  341. Deswegen treten wir auf der Bundesebene zum Beispiel für einen gesetzlichen Mindestlohn ein, der schnell
  342. auf zehn Euro steigen soll. Wir stehen
  343. für eine sanktionsfreie soziale Mindestsicherung zur Überwindung von
  344. Hartz IV, und wir sind konsequent
  345. gegen Krieg und Gewalt.
  346.  
  347. bleibt zu tun. Berlin ist nicht nur eine
  348. lebenswerte Metropole, sondern auch
  349. weiterhin die Hauptstadt von Armut
  350. und prekärer Beschäftigung. Noch
  351. immer trägt Berlin an den Hinterlassenschaften der Großen Koalition aus
  352. CDU und SPD wie dem Bankenskandal
  353. oder der skandalösen Privatisierung
  354. der Berliner Wasserbetriebe. Auch
  355. heute werden unsere Vorschläge,
  356. Berlin sozial gerechter zu gestalten,
  357. zum Teil von der SPD blockiert oder
  358. sind nur gegen ihren Widerstand
  359. durchzusetzen. Das macht deutlich:
  360. DIE LINKE muss stärker werden,
  361. damit Berlin sozialer wird.
  362. Wir haben in den letzten Jahren viel
  363. erreicht. Und wir haben noch viel
  364. mehr vor. Wir wollen Berlin als wirtschaftlich starke, sozial ausgewogene
  365. und ökologisch vorbildliche demokratische und weltoffene Stadt voranbringen. Deshalb setzen wir uns für einen
  366. sozial-ökologischen Umbau und eine
  367. gesamtstädtische Nachhaltigkeitsstrategie ein.
  368. Natürlich belasten die hohen Schulden, die wir von unseren Vorgänger­
  369. regierungen geerbt haben weiterhin
  370. den Haushalt unserer Stadt und
  371. natürlich bleibt die finanzielle Lage
  372. weiter angespannt.
  373.  
  374. DIE LINKE in Berlin ist seit 2002 in
  375. Regierungsverantwortung im Land.
  376. Sie setzt diese Politik auf Landes­
  377. ebene um.
  378.  
  379. Durch den konsequenten Konsolidierungskurs seit unserem Regierungseintritt waren wir nicht nur in der
  380. Lage, einen ausgeglichenen Haushalt
  381. vorzulegen, sondern konnten auch mit
  382. der Rückzahlung der Schulden beginnen und gleichzeitig die finanziellen
  383. Handlungsspielräume für eine soziale
  384. Stadtpolitik erweitern.
  385.  
  386. DIE LINKE hat in den vergangenen
  387. Jahren Berlin verändert. Doch vieles
  388.  
  389. Die jüngste Wirtschaftskrise hat
  390. allerdings auch um Berlin keinen
  391.  
  392. 8
  393.  
  394. Bogen gemacht. Die weiterhin unso­
  395. ziale Steuerpolitik der Bundesregierung auf der einen und die Schuldenbremse auf der anderen Seite zeigen
  396. ebenfalls ihre Auswirkungen. Wir
  397. lehnen die Schuldenbremse ab, weil
  398. sie wachstumshemmend und damit
  399. krisenverschärfend wirkt. Die wachsende Staatsverschuldung rührt nicht
  400. von zu hohen Ausgaben, sondern von
  401. zu geringen Einnahmen. Die Steuersenkungen auf Bundesebene haben
  402. vor allem Gutverdienende und Unternehmen entlastet. Menschen mit
  403. geringem oder mittlerem Einkommen
  404. wurden hingegen belastet – Länder
  405. und Kommunen verzeichnen gravierende Mindereinnahmen.
  406. DIE LINKE will stattdessen im Rahmen
  407. der landespolitischen Möglichkeiten
  408. die Einnahmeseite stärken. Wir wollen
  409. Schulden abbauen, aber nicht mit
  410. einer undemokratischen Schuldenbremse, sondern durch die Fortsetzung einer vernünftigen Finanz- und
  411. Wirtschaftspolitik.
  412. Berlin leidet wie andere Bundesländer und viele Kommunen unter einer
  413. ungenügenden Finanzausstattung, die
  414. finanziellen Spielräume sind nach wie
  415. vor sehr eng. Ausgabendisziplin wird
  416. daher weiterhin notwendig sein.
  417. DIE LINKE streitet deshalb in Berlin wie
  418. im Bund für eine Steuerpolitik, durch
  419. die Unternehmen und Menschen mit
  420. hohem Einkommen wieder angemessen an der Finanzierung der öffent­
  421. lichen Aufgaben beteiligt werden, statt
  422. weitere Steuergeschenke zu erhalten.
  423.  
  424. Die landesrechtlichen Spielräume zur
  425. Verbesserung der Einnahmesituation
  426. sind zwar sehr beschränkt – aber
  427. auch hier will DIE LINKE tun, was sinnvoll ist: Die Einführung einer Steuer
  428. auf Hotelübernachtungen (BettenSteuer ) ist rechtlich ebenso zu prüfen,
  429. wie eine Anpassung der Gewerbe­
  430. steuer und die personelle Verstärkung
  431. der Berliner Finanzämter. Um Steuergerechtigkeit, die auch die hohen
  432. Einkommen erfasst, herzustellen, soll
  433. die Anzahl der Steuerprüfer wirksam
  434. erhöht werden.
  435. Die Jahre 2007 und 2008 – vor der
  436. Weltwirtschaftskrise – waren Jahre,
  437. in denen Berlin ohne weitere Schuldenaufnahme auskam. Die Wirtschaft
  438. wuchs in diesen beiden Jahren und
  439. damit wuchsen auch die Berliner Einnahmen. Dies zeigt: Gesunde Haushalte brauchen eine gute wirtschaftliche Entwicklung. Ohne nachhaltiges
  440. wirtschaftliches Wachstum und eine
  441. sozial gerechte Steuerpolitik auf
  442. Bundesebene wird es keine Konsolidierung der Haushalte geben können,
  443. weder in Berlin noch im Bund. Und
  444. für DIE LINKE in Berlin ist klar, dass
  445. Haushaltspolitik auch unter den Bedingungen knapper Kassen Prioritäten
  446. setzen muss: für den sozialen Zusammenhalt in der Stadt, für gleiche
  447. Bildungschancen und für Impulse für
  448. mehr Beschäftigung.
  449. Wir unterbreiten Ihnen, liebe Berlinerinnen und Berliner, mit diesem Wahlprogramm unser Angebot konkreter
  450. Verbesserungsvorschläge für unsere
  451. Stadt und damit für ein soziales Berlin.
  452.  
  453. 9
  454.  
  455. I. Beschäftigung schaffen – »Gute Arbeit«!
  456. Bestehende Arbeitsplätze sichern
  457. und neue, sozial abgesicherte Arbeitsplätze zu schaffen, das ist für
  458. DIE LINKE eine zentrale Aufgabe in
  459. der kommenden Legislaturperiode.
  460. 150 000 weitere
  461. neue Arbeitsplätze bis 2016!
  462. Berlin ist auf einem guten Weg: Die
  463. Wirtschaft wächst seit 2005 schneller
  464. als die Wirtschaft der Bundesrepublik
  465. insgesamt. 118 000 neue sozialver­
  466. sicherte Arbeitsplätze sind entstanden,
  467. die Zahl der Erwerbstätigen stieg um
  468. 140 000. Berlin ist das Bundesland
  469. mit dem im Bundesvergleich höchsten
  470. Zuwachs an Beschäftigung. Trotz
  471. dieser guten Entwicklung sind in Berlin noch immer knapp 230 000 Menschen erwerbslos. Deshalb ist unser
  472. wesentliches Ziel für die nächsten fünf
  473. Jahre, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit 150 000 neue Arbeitsplätze
  474. entstehen, und zwar »Gute Arbeit« –
  475. sozial abgesichert und fair entlohnt!
  476. Wir haben in den letzten Jahren
  477. mit einer aktiven Wirtschafts- und
  478. Arbeitsmarktpolitik wichtige Weichen
  479. für die Entwicklung der Wirtschaft und
  480. der Beschäftigung gestellt. Wir haben
  481. die Wirtschaftspolitik des Landes
  482. konsequent auf die Wachstumsfelder
  483. der Zukunft ausgerichtet, Wissenschaft und Wirtschaft eng verzahnt,
  484. Unternehmensförderungen an soziale
  485. Standards gebunden und öffentlich
  486. geförderte Beschäftigung zu tarif­
  487. lichen Bedingungen als Alternative
  488. zu Ein-Euro-Jobs entwickelt.
  489. Ein breites Bündnis von Senat, Wissenschaft, Unternehmen und Gewerk10
  490.  
  491. schaften hat sich zum Ziel gesetzt,
  492. Berlin wieder als Industriestandort zu
  493. entwickeln. Diese positive Entwicklung wollen wir fortsetzen.
  494. So haben wir in den letzten Jahren den
  495. Service für Unternehmen, die bereits
  496. in Berlin ansässig sind, deutlich verbessert. Er wird durch »Berlin Partner«
  497. aus einer Hand gewährleistet in enger
  498. Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsfördereinrichtungen der Bezirke.
  499. Gute Arbeitsbedingungen
  500. schaffen – Tariflöhne und
  501. Mindestlohn durchsetzen!
  502. Erwerbsarbeit ist für die meisten
  503. Berlinerinnen und Berliner die Grundlage zur Sicherung ihres Lebens­
  504. unterhalts und zur Teilhabe am
  505. gesellschaftlichen Leben.
  506. DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
  507. Arbeit nicht nur gerecht entlohnt wird,
  508. sondern auch gute Arbeitsbedingungen festgeschrieben werden. Ausbildung und Fortbildungsmaßnahmen
  509. sollen allen Berlinerinnen und Berlinern, die das möchten, Erwerbsarbeit
  510. ermöglichen. Wir kämpfen gegen
  511. unsichere und prekäre Beschäftigung
  512. und arbeiten dafür, dass die Gleichstellung der Geschlechter auch im
  513. Wirtschaftsleben Realität wird.
  514. Die Berliner Landesunternehmen
  515. sind verlässliche und große Arbeitgeber und Auftraggeber. DIE LINKE
  516. hat in den vergangenen Jahren nicht
  517. nur daran gearbeitet, dass diese
  518. Landesunternehmen wirtschaftlich
  519. arbeiten, sondern auch daran, dass
  520. sie ihre Leistungen für den sozialen
  521.  
  522. Zusammenhalt in der Stadt ausbauen.
  523. Dieser Weg soll weiterhin konsequent
  524. beschritten werden.
  525. Öffentliche Aufträge
  526. zu gerechten Löhnen
  527. Im Jahr 2010 ist in Berlin ein Vergabegesetz in Kraft getreten, das Tarif- und
  528. Mindestlöhne für alle öffentlichen
  529. Aufträge vorschreibt.
  530. Für DIE LINKE ist nicht hinnehmbar,
  531. dass in Vollzeit beschäftigte Menschen nicht von ihrem Einkommen
  532. leben können, sondern gezwungen
  533. sind, mit Sozialleistungen wie Hartz IV
  534. aufzu­ tocken. Aber auch aus Sicht der
  535. s
  536. Steuer­ ahlerinnen und -zahler sind
  537. z
  538. Niedriglöhne nicht verantwortbar, denn
  539. so werden aus Steuermitteln Unternehmen subventioniert, die durch unzu­
  540. reichende Löhne Extraprofite erzielen.
  541. DIE LINKE steht für die Einführung
  542. eines bundesweiten und branchenübergreifenden gesetzlich festgeschriebenen Mindestlohns, der schnell
  543. auf zehn Euro die Stunde ansteigen
  544. soll. Bis das erreicht ist, setzen wir
  545. uns im Land Berlin dafür ein, dass der
  546. gegenwärtig im Vergabegesetz festgeschriebene Mindestlohn kurzfristig
  547. von derzeit 7,50 Euro auf 8,50 Euro
  548. angehoben und dann kontinuierlich
  549. der ökonomischen Entwicklung und
  550. Preissteigerung angepasst wird.
  551. Gleichstellung von Frauen
  552. und Männern in der Wirtschaftsund Arbeitswelt
  553. Frauen erhalten immer noch nur rund
  554. 75 Prozent der durchschnittlichen
  555. Löhne und Gehälter der Männer. Sie
  556. arbeiten weit häufiger als Männer
  557. unter Niedriglohnbedingungen, oft
  558.  
  559. unfreiwillig in nicht existenzsichernden Teilzeitbeschäftigungen, Miniund Midijobs und länger als männliche
  560. Berufseinsteiger in schlecht oder gar
  561. nicht bezahlen Praktika. Diese strukturelle Benachteiligung der Frauen
  562. bauen wir im Land Berlin da, wo wir
  563. Einfluss nehmen können, systematisch ab.
  564. Ende 2010 haben wir das Landesgleichstellungsgesetz novelliert: Verbindliche Regelungen zur Besetzung
  565. der Führungspositionen in landeseigenen Unternehmen, Anstalten und
  566. Stiftungen öffentlichen Rechts, zur
  567. Frauenförderung im Zusammenhang
  568. mit öffentlicher Vergabe und zur paritätischen Besetzung der Gremien mit
  569. Frauen und Männern befördern eine
  570. effektive Gleichstellungspolitik.
  571. In der privaten Wirtschaft bestehen
  572. die gläsernen Decken, gegen die
  573. Frauen immer wieder stoßen, gleichwohl fort. Solange es keine verbindlichen Regelungen und gesetzlichen
  574. Vorgaben gibt, sind Männer meist
  575. nicht bereit, dies zu ändern. Uns geht
  576. es darum, auf allen Ebenen – von der
  577. Sachbearbeitung bis zur Leitungsfunktion – für Frauen die gleichen
  578. Arbeits- und Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen, wie sie für Männer
  579. bereits bestehen. Deshalb streiten
  580. wir auf Bundesebene für ein Gleichstellungsgesetz auch in der privaten
  581. Wirtschaft.
  582. Von Berlin aus werden wir eine Bundesratsinitiative starten, deren Ziel es
  583. ist, gesetzlich eine verbindliche Quote
  584. für Frauen in Aufsichtsräten nach dem
  585. norwegischen Vorbild festzuschreiben. In Norwegen gilt, dass 40 Prozent der Plätze in den Aufsichtsräten
  586. mit Frauen besetzt werden müssen.
  587. 11
  588.  
  589. Frauen an die Spitze
  590. Berlin liegt mit einem Frauenanteil
  591. von über 28 Prozent bei der Besetzung von Professuren an der Spitze.
  592. Das ist ein Ergebnis der langjährigen
  593. intelligenten Frauenförderung über
  594. das Berliner Programm zur Förderung
  595. der Chancengleichheit für Frauen in
  596. Forschung und Lehre.
  597. Durch die gezielte Bindung der finanziellen Unterstützungen des Landes
  598. an die Anwendung von Frauenförderkriterien bauen wir gläserne Decken,
  599. gegen die Frauen immer wieder
  600. stoßen, weiter ab. Wir haben den
  601. Anteil der Frauen in den Aufsichtsräten der landeseigenen Unternehmen
  602. von 16 Prozent im Jahr 2004 auf fast
  603. 40 Prozent gesteigert. Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten, die in der
  604. Zuständigkeit von linken Senatorinnen
  605. und Senatoren liegen, beträgt nahe 50
  606. Prozent. Das streben wir für alle Unternehmen mit Landesbeteiligung an.
  607. Prekäre Beschäftigung
  608. bekämpfen – feste Stellen
  609. statt Leiharbeit
  610. DIE LINKE setzt sich für die Abschaffung der Mini- und Midijobs ein. Jede
  611. abhängige Beschäftigung soll ab der
  612. ersten Stunde sozialversicherungspflichtig werden. Ausnahmen können
  613. allenfalls für Studierende, Schülerinnen und Schüler sowie für Rentnerinnen und Rentner gelten, die Nebenjobs nachgehen.
  614. Ein besonderer Auswuchs prekärer Beschäftigung ist die Leih- und
  615. Zeitarbeit. Leiharbeiternehmerinnen
  616. und -arbeiternehmer sind in der Regel
  617. nicht nur schlechter bezahlt als ihre
  618. fest beschäftigten Kolleginnen und
  619. 12
  620.  
  621. Kollegen, sondern sind auch die ersten, denen in Krisenzeiten gekündigt
  622. wird. Das lehnen wir ab. Deswegen
  623. fördert das Land Berlin auch keine
  624. Leiharbeitsplätze.
  625. DIE LINKE streitet vielmehr für »Gleichen Lohn für gleiche Arbeit«. Deshalb
  626. hat das Land Berlin auch erfolgreich
  627. gegen den Verband christlicher Zeitarbeitsgewerkschaften geklagt und
  628. damit Dumpinglöhne in der Zeitarbeit
  629. erschwert.
  630. DIE LINKE steht für eine starke Eingrenzung der Leiharbeit. Sie soll nur
  631. eingesetzt werden können, um kurzfristige Auftragsspitzen abzufangen.
  632. DIE LINKE fördert weiterhin besonders den Ausbau der Arbeitsplätze in
  633. der Kreativwirtschaft. Ob in den Medien, der Computerbranche, im Modeoder Kulturbereich – viele Menschen
  634. finden hier interessante Arbeitsmöglichkeiten. Wir wollen, dass dies so
  635. bleibt und die Arbeitsbedingungen für
  636. die Beschäftigten stimmen.
  637. Diskriminierungsfreier
  638. Zugang zum Arbeitsmarkt
  639. Menschen mit Migrationshintergrund
  640. sind doppelt so häufig von Erwerbslosigkeit betroffen wie Menschen ohne
  641. Migrationshintergrund. Dies betrifft
  642. junge Menschen in besonderem
  643. Maße. Migrantinnen und Migranten
  644. werden auch weitaus häufiger in den
  645. Niedriglohnsektor abgedrängt.
  646. Neben dem wirtschaftlichen Strukturwandel und der Nicht-Anerkennung
  647. der Qualifikationen aus dem Herkunftsland trägt Diskriminierung zur
  648. Ausgrenzung auf dem Arbeitsmarkt
  649. entscheidend bei.
  650.  
  651. DIE LINKE kämpft für die gleichberechtigte Teilhabe von Migrantinnen
  652. und Migranten auf dem Arbeitsmarkt
  653. und für den gleichen Arbeitsmarktzugang, unabhängig von der kulturellen
  654. Herkunft oder dem rechtlichen Status.
  655. Wir werden uns auf Bundesebene
  656. weiter dafür stark machen, dass die
  657. Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen deutlich erleichtert wird. In Berlin wollen wir die
  658. Betroffenen unterstützen, indem wir
  659. die Anerkennung in der Umsetzung
  660. so unkompliziert wie möglich machen
  661. und gegebenenfalls notwendige
  662. Fortbildungsmaßnahmen bestmöglich
  663. fördern.
  664. Regionale und internationale
  665. Kooperation für »Gute Arbeit«
  666. Das Land Berlin nutzt für die Wirtschaftsförderung Mittel des Landes,
  667. des Bundes und der EU. Dadurch
  668. können nur solche Unternehmen
  669. Lohnzuschüsse erhalten, die ihren
  670. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
  671. mindestens 25.000 Euro ArbeitgeberBruttojahresgehalt zahlen. »DumpingAusnahmen«, wie sie in vielen anderen Bundesländern üblich sind, gibt
  672. es in Berlin und auch in Brandenburg
  673. nicht, weil sich beide Landesregierungen auf ein einheitliches Vorgehen geeinigt und damit einem kleinkarierten
  674. Standortwettbewerb auf dem Rücken
  675. der Beschäftigten und ihrer Arbeitsbedingungen eine klare Absage erteilt
  676. haben.
  677. Die Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe ist ökologisch
  678. und wirtschaftlich sinnvoll. Deshalb
  679. fördern wir etliche regionale Projekte
  680. in Bereichen der Nahrungsmittelwirtschaft, Bauwirtschaft, Umwelttechnik
  681.  
  682. und des Tourismus. Dabei kooperieren
  683. Berlin und Brandenburg auch eng mit
  684. den benachbarten Wojewodschaften
  685. und Städten in Polen. Diese Partnerschaft vertieft nicht nur die wirtschaftliche Zusammenarbeit, sondern
  686. auch den Austausch in Bildungs- und
  687. Kulturfragen und fördert zudem das
  688. gute Zusammenleben der Menschen
  689. in der gesamten Region.
  690. DIE LINKE in Berlin hat bei der internationalen Zusammenarbeit immer
  691. die Interessen der Arbeitnehmerinnen
  692. und Arbeitnehmer im Blick. Die seit
  693. dem 1. Mai 2011 geltende Arbeitnehmerfreizügigkeit auch für die
  694. osteuropäischen Staaten war längst
  695. überfällig, denn sie beendet auch
  696. die Benachteiligung der Menschen
  697. aus Osteuropa. Aber sie darf nicht
  698. zum Lohnwettbewerb zu Lasten der
  699. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
  700. führen. Auch deshalb brauchen wir
  701. einen gesetzlichen Mindestlohn.
  702. Berlin in internationaler Verantwortung: Zivile Ausrichtung und
  703. Entwicklungspolitik stärken
  704. Berlin – als Stadt des Friedens – ist
  705. einer Politik mit weltweiter friedlicher
  706. Entwicklung verpflichtet. DIE LINKE
  707. setzt sich für eine bezirkliche und landesweite Bestandsaufnahme ein, die
  708. Auskunft darüber gibt, welche wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen militärisch forschen und produzieren. So soll offengelegt werden,
  709. welche Mittel für militärische Zwecke
  710. im Aufgabenbereich der Bundeswehr
  711. und im Rahmen der Wissenschafts-,
  712. Forschungs- und Wirtschaftsförderung eingesetzt werden, um wirksame
  713. Schritte zur Konversion der Wissenschaft und der Wirtschaft in Berlin
  714. einzuleiten. Denn »Gute Arbeit!« heißt
  715. 13
  716.  
  717. für uns auch: keine Arbeit für Rüstungsforschung, Waffengeschäfte und
  718. Krieg! Forschung und Lehre an den
  719. Berliner Hochschulen sollen durch
  720. eine gesetzliche Zivilklausel gebunden
  721. werden. DIE LINKE strebt den Verzicht auf militärische Produktschau
  722. und internationale Waffengeschäfte
  723. während der ILA an.
  724. Berlin verfügt über entwicklungs­
  725. poli­ ische Leitlinien, einen Beirat
  726. t
  727. Entwicklungszusammenarbeit und
  728. unterhält auf Landesebene und in
  729. den Bezirken vielfältige internationale
  730. Partnerschaften.
  731. DIE LINKE steht für eine konsequente
  732. Anwendung entwicklungspolitischer
  733. Prinzipien. Sie hat erreicht, dass die
  734. dafür zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel aus dem Haushalt des
  735. Landes Berlin im Jahr 2010 verdoppelt
  736. worden sind.
  737. DIE LINKE unterstützt die Einrichtung
  738. eines Eine-Welt-Hauses für Berlin.
  739. Außerdem werben wir für die Beteiligung Berlins am Eine-Welt-Promo­
  740. toren-Programm.
  741. Demokratisierung der Wirtschaft
  742. Die Tarifautonomie ist ein hohes Gut
  743. und eine hart erkämpfte Errungenschaft der Gewerkschaften. Zur
  744. Durchsetzung guter Arbeit und guter
  745. Löhne brauchen wir starke Gewerkschaften und starke Betriebs- und
  746. Personalräte. Mit ihnen werden wir
  747. auch in Zukunft eng zusammenar­
  748. beiten. Wirtschaft und Unternehmen
  749. sind keine demokratiefreien Zonen.
  750. Deshalb streiten wir für die Sicherung
  751. und Stärkung der Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte und Gewerkschaften. Massenentlassungen und
  752. 14
  753.  
  754. Unternehmensverkäufe müssen voll
  755. mitbestimmungspflichtig werden.
  756. Auf der Ebene des Öffentlichen
  757. Dienstes im Land Berlin haben wir
  758. bei der Novellierung des Personalvertretungsgesetzes dafür gesorgt, dass
  759. die Rechte der Personalvertretungen
  760. entgegen dem Bundestrend nicht
  761. weiter eingeschränkt wurden. Wir
  762. setzen uns weiterhin für die Stärkung
  763. der Personalvertretungen ein – ins­
  764. besondere vor dem Hintergrund von
  765. zunehmender Leiharbeit, von Outsourcing und Umstrukturierungen.
  766. Arbeit statt Arbeitslosigkeit
  767. finanzieren: ÖBS statt Ein-Euro-Jobs
  768. In Berlin gibt es eine Alternative zu
  769. den Hartz-IV-Ein-Euro-Jobs und zur
  770. Niedriglohn-Bürgerarbeit: den Öffentlich geförderten Beschäftigungssektor
  771. (ÖBS). Hier wird sinnvolle und gesellschaftlich notwendige Arbeit in der
  772. Stadt organisiert. Der ÖBS verhindert
  773. soziale Ausgrenzung und stärkt den
  774. gesellschaftlichen Zusammenhalt.
  775. Langzeitarbeitslosen bietet er sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse, die tariflich, mindestens
  776. aber nach Mindestlohn, bezahlt
  777. werden und existenzsichernd sind.
  778. Damit konnten wir neue Perspektiven
  779. für Erwerbslose schaffen.
  780. Derzeit bekommen Vollzeitbeschäftigte Tariflöhne, mindestens aber 1300
  781. Euro im Monat. Wir setzen uns dafür
  782. ein, im Zuge der von uns angestrebten
  783. Erhöhung des Mindestlohns beim Vergabegesetz den Mindestlohn auch für
  784. ÖBS-Beschäftigungsverhältnisse auf
  785. 8,50 Euro die Stunde anzuheben.
  786. DIE LINKE ist in Berlin angetreten,
  787. den Einstieg in den ÖBS auf Landesebene zu organisieren. Nach den
  788.  
  789. letzten Wahlen haben wir uns mit
  790. dem Koalitionspartner darauf
  791. verständigt, 2500 öffentlich geförderte Stellen bis 2011 einzurichten.
  792. Tatsächlich gelang es uns, weitaus
  793. mehr ÖBS-Stellen zu schaffen. Die
  794. Beschäftigten im ÖBS arbeiten z. B.
  795. in Nachbarschaftshäusern, Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen.
  796. Deren Arbeit ermöglicht manches:
  797. Kinderbetreuung außerhalb der
  798. regulären Kita-Öffnungszeiten,
  799. Ausflüge von Rollstuhlfahrerinnen
  800. und -fahrern in die Gärten und Parks,
  801. Begleitung der Menschen mit eingeschränkter Mobilität bei Fahrten mit
  802. dem öffentlichen Nahverkehr. Sie
  803. organisieren Hausaufgabenhilfen,
  804. Kochen und Backen mit Kindern, sie
  805. helfen Eltern mit Sprachproblemen
  806. bei Elternabenden in der Schule oder
  807. Kita als Dolmetscher oder Nachbarschaftslotsen. Sie unterstützen
  808. Projekte im Kampf gegen Rechts­
  809. extremismus oder beraten Wander­
  810. arbeiterinnen und Wanderarbeiter
  811. in Berlin  – um nur einige Beispiele
  812. zu nennen.
  813.  
  814. finanzieren zu können, werden wir
  815. dafür streiten, Mittel, die ohnehin
  816. zur Finanzierung der Arbeitslosigkeit
  817. aufgewandt werden müssen, zu
  818. bündeln. So können zusammen mit
  819. Landesgeldern tariflich, mindestens
  820. aber nach Mindestlohn bezahlte
  821. weitere Stellen im ÖBS geschaffen
  822. werden.
  823.  
  824. Der ÖBS gibt vielen Beschäftigten
  825. wieder Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Er verdrängt keine
  826. vorhandene Arbeit, sondern organisiert zusätzlich, was gesellschaftlich
  827. sinnvoll ist. Die im ÖBS Beschäftigten
  828. verrichten Arbeit, aus der sich kein
  829. Profit schlagen lässt, die aber den
  830. gesellschaftlichen Zusammenhalt
  831. in der Stadt stärkt.
  832.  
  833. Hartz IV war schon bei seiner Entstehung mit heißer Nadel gestrickt
  834. und hat sich im Zuge seiner vielen
  835. Reformierungen immer weiter zu
  836. einem bürokratischen Monster
  837. entwickelt. Wir haben gegenge­
  838. steuert, wo wir konnten. Und das
  839. werden wir weiter tun: Wir wollen
  840. die Arbeit der Jobcenter dort, wo
  841. wir Einfluss haben, verbessern,
  842. um Langzeiterwerbslosen neue
  843. Perspektiven zu eröffnen und
  844. schnelleren Service – zum Beispiel
  845. bei der Übernahme von Wohnungskosten – zu erreichen. DIE LINKE wird
  846. sich weiterhin für die interkulturelle
  847. Öffnung der Jobcenter und der
  848. Agenturen für Arbeit einsetzen.
  849.  
  850. Die Bundesregierung lehnt den ÖBS
  851. als Gegenmodell zu ihrer Arbeitsmarktpolitik ab. Wir haben ihn
  852. dennoch durchgesetzt und wollen
  853. ihn auch in der nächsten Wahlperiode
  854. verstetigen und ausbauen. Um Arbeit
  855. statt Arbeitslosigkeit vernünftig
  856.  
  857. Es gilt ebenso, den ÖBS in seinem
  858. Anwendungsbereich auszudehnen.
  859. So wollen wir die Gründung sozialer
  860. Unternehmen – zum Beispiel von Genossenschaften – mit einer Tätigkeit
  861. im ÖBS unterstützen.
  862. Jobcenter reformieren
  863. Die Lebenswirklichkeit vieler Berlinerinnen und Berliner ist durch Hartz
  864. IV bestimmt. Sie sehen sich in der
  865. Gesellschaft dem Generalverdacht
  866. ausgesetzt, nicht arbeiten zu wollen.
  867. Diese Sichtweise lehnen wir ab. Es
  868. mangelt an guter, existenzsichernder
  869. Arbeit und nicht am Willen, arbeiten
  870. zu wollen.
  871.  
  872. 15
  873.  
  874. Aus Wissen Arbeit schaffen
  875. Wir haben die Wirtschaftspolitik in
  876. den letzten zehn Jahren konsequent
  877. auf Zukunftsbranchen ausgerichtet.
  878. Das sind vor allem Medizintechnik,
  879. die Biotechnologie, die Optik, die
  880. Informations- und Kommunikationstechnologie, die Verkehrssystemtechnik und die Energietechnik. Dies
  881. hat für nachhaltiges Wachstum und
  882. Beschäftigung gesorgt. In Berlin sind
  883. sehr viele Menschen in Forschung
  884. und Entwicklung tätig. Dabei arbeiten
  885. wir eng mit Brandenburg zusammen.
  886. Adlershof, Buch und der CleanTechPark Marzahn sind Orte, die für die
  887. Zukunft der Berliner Wirtschaft und
  888. der Berliner Beschäftigten stehen.
  889. DIE LINKE wird diese erfolgreiche
  890. Politik weiterführen. Wir wollen Berlin
  891. zu einer bundesweiten Modellregion
  892. für moderne innovative Technologien
  893. auf Feldern wie Elektromobilität,
  894. Wasserversorgung und -entsorgung,
  895. Gesundheitswirtschaft ausbauen
  896. und dabei die Zusammenarbeit von
  897. Wirtschaft und Wissenschaft verbessern. Bestehende Technologie- und
  898. Innovationsparks und die Entwicklung
  899. neuer innovativer Orte wie Tempelhof, Tegel oder das Technologie- und
  900. Gründungszentrum in Charlottenburg
  901. werden wir stärken.
  902. Industrie-Dialog vorantreiben
  903. Die Berliner Industrie hat nach 1990
  904. einen erheblichen Strukturwandel
  905. durchlaufen. Die Zahl der Arbeits­
  906. plätze ist um mehr als 200 000 gesunken. Dieser Abbauprozess war in den
  907. neunziger Jahren begleitet von einer
  908. Landespolitik, die Berlin nur zu einer
  909. Kultur- und Dienstleistungsmetropole
  910. ausbauen wollte.
  911. 16
  912.  
  913. Wir haben die aktive Industriepolitik
  914. wieder auf die politische Tagesordnung gesetzt. Erstmalig nach der
  915. Wende sind seit 2008 wieder neue
  916. Arbeitsplätze in der Industrie entstanden. Die Berliner Industrie ist
  917. kleinteilig – mehr als 50 Prozent der
  918. Unternehmen haben weniger als 50
  919. Beschäftigte –, aber die Unternehmen
  920. sind in großer Bandbreite aufgestellt
  921. und haben gerade in den Zeiten der
  922. Krise ihre Wettbewerbsfähigkeit und
  923. Stärke beweisen können.
  924. Linke Wirtschaftspolitik setzte und
  925. setzt auf die Industrie als ein zentrales
  926. Element wirtschaftlicher und sozialer
  927. Entwicklung und auf den engen Dialog
  928. mit Unternehmen, Kammern, Gewerkschaften und Wissenschaft.
  929. DIE LINKE steht dafür, auch in den
  930. nächsten Jahren die Rahmenbedingungen für die industrielle Entwicklung, für Beschäftigungschancen und
  931. die Ausbildung von Fachkräften zu
  932. schaffen.
  933. Ökologisch forschen
  934. und produzieren
  935. Wir wollen Berlin zu einer Metropole
  936. entwickeln, die mit wichtigen Rohstoffen wie Energie oder Wasser schonend
  937. und nachhaltig umgeht. Unsere Region
  938. soll zu einem Zentrum »sauberer
  939. Wirtschaft« – der so genannten Clean
  940. Economy – werden.
  941. Berlin hat national wie international
  942. eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung und Anwendung umweltgerechter Technologien im Bereich
  943. der Lärm­ inderung, Energie- und
  944. m
  945. Wärmeerzeugung und vielem mehr.
  946. Wissenschaft­iche Einrichtungen wie
  947. l
  948. die Technische Universität oder die
  949.  
  950. Hochschule für Wirtschaft und Technik wirken bei der Entwicklung Berlins
  951. zur Umweltmetropole mit.
  952. DIE LINKE wird auch weiterhin einen
  953. Schwerpunkt darauf legen, saubere
  954. Technologien zu fördern. Die immer
  955. enger werdende Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft
  956. bietet dafür eine sehr gute Voraussetzung. Zum Beispiel wollen wir Modellregion für Elektromobilität werden,
  957. die über das Elektro-Auto hinaus
  958. auch Entwicklungen für öffentliche
  959. Verkehrsmittel und Servicefahrzeuge
  960. anstrebt. Damit wollen wir weitere
  961. Arbeitsplätze schaffen, neue Verkehrsformen im Mix von öffentlichem
  962. und privatem Verkehr für die gesamte
  963. Bevölkerung entwickeln und gleich­
  964. zeitig die Umwelt schonen.
  965. Wir haben in den letzten Jahren deutliche Fortschritte erzielt: Der Kohlendioxid-Ausstoß ist deutlich gesunken.
  966. Das Energiekonzept 2020 weist den
  967. Weg, wie wir die CO2-Emissionen
  968. bis 2020 um rund 40 Prozent und bis
  969. 2050 um etwa 85 Prozent gegenüber
  970. 1990 senken können. Deshalb wollen
  971. wir die Energieversorgung Berlins
  972. in Kooperation mit Brandenburg
  973. schrittweise auf erneuerbare Energien
  974. umstellen.
  975. Vereinbarkeit von
  976. Familie und Beruf verbessern
  977. Berlin ist die Metropole in Deutschland, in der Familien, auch Alleinerziehende, gute Voraussetzungen
  978. finden, ihre jeweiligen Vorstellungen
  979. vom Leben zu verwirklichen. Die
  980. Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
  981. die Möglichkeit, dass Mütter und
  982. Väter einer Berufstätigkeit nachgehen
  983. können und ihre Kinder und andere
  984.  
  985. Familienangehörige gut betreut,
  986. gefördert und versorgt werden, ist
  987. wichtig für die Lebensqualität und das
  988. Recht, über das eigene Leben bestimmen zu können. Aber sie ist auch ein
  989. Wirtschaftsfaktor, gerade weil viele
  990. Unternehmen derzeit händeringend
  991. um Fachkräfte werben.
  992. Viele Betriebe machen sich inzwischen auf den Weg zum familienfreundlichen Unternehmen. Wir gehen
  993. mit der Berliner Verwaltung voran.
  994. In den nächsten fünf Jahren sollen
  995. möglichst alle öffentlichen Institutionen als familienfreundlich zertifiziert
  996. werden.
  997. Wir wollen die Wirtschaft in die Verantwortung nehmen zur Förderung
  998. der Vereinbarkeit von Familie und
  999. Beruf. Deshalb streitet DIE LINKE
  1000. gleichzeitig für den Ausbau betrieb­
  1001. licher Kinderbetreuung, der Möglichkeiten zu Teilzeitstudium und -ausbildung sowie für die Entwicklung von
  1002. Arbeitszeitmodellen, die sich an den
  1003. Bedürfnissen der Beschäftigten orientieren. Dies ist besonders wichtig, um
  1004. die Situation für pflegende Angehörige,
  1005. Studierende und Alleinerziehende zu
  1006. verbessern.
  1007. In Berlin existiert ein gut ausgebautes
  1008. Angebot an Kindergärten in öffentlicher und freier Trägerschaft sowie
  1009. Schulen mit ganztägigen Angeboten
  1010. und vielfältigen Profilen. Gerade Frauen, die immer noch den größten Anteil
  1011. der Familienarbeit leisten, wird so die
  1012. Möglichkeit gegeben, sich in ihren Berufen zu entwickeln und Leitungsfunktionen wahrzunehmen bzw. Unternehmen zu gründen und zu führen.
  1013. DIE LINKE streitet dafür, bei fachgerechter und tariflicher Bezahlung
  1014. 17
  1015.  
  1016. flexible Formen der Kinderbetreuung
  1017. auch außerhalb der Kita-Öffnungszeiten zu fördern und bereitzuhalten für
  1018. Eltern, die aufgrund ihrer beruflichen
  1019. Situation – beispielsweise Schichtarbeit – darauf angewiesen sind. Wenn
  1020. nötig, sollen Eltern einen Platz in einer
  1021. 24-Stunden-Kita bekommen.
  1022. Öffentlicher Dienst –
  1023. attraktiv und leistungsfähig
  1024. Nur die Reichen können sich einen
  1025. schwachen Staat leisten. Eine gut
  1026. funktionierende Verwaltung, die auch
  1027. unter den Bedingungen einer schwierigen Haushaltslage unkompliziert
  1028. und effizient Dienstleistungen für die
  1029. Bürgerinnen und Bürger erbringt, sie
  1030. berät und unterstützt, ist wesentlicher
  1031. Bestandteil einer sozialen Stadt.
  1032. DIE LINKE will die Bürgerämter zu
  1033. solchen Dienstleistern weiterentwickeln. Immer mehr Bürgerinnen
  1034. und Bürger nutzen das Internet, um
  1035. virtuelle Behördengänge zu unternehmen. Diese Möglichkeiten wollen wir
  1036. zügig auszubauen. Auch das mobile
  1037. Bürgeramt soll stadtweit zum Einsatz
  1038. kommen, um Bürgerinnen und Bürger
  1039. zu unterstützen, die nicht oder nur
  1040. unter schwierigen Bedingungen
  1041. mobil sind.
  1042. DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
  1043. moderne Techniken in der Verwaltung
  1044. in Absprache mit den Beschäftigten
  1045. und Personalräten eingesetzt werden, um die Arbeitsbedingungen zu
  1046. verbessern, das Verwaltungshandeln
  1047. zu entbürokratisieren, Bearbeitungszeiten zu beschleunigen und Abläufe
  1048. transparent zu gestalten.
  1049. Wir brauchen den Öffentlichen Dienst
  1050. und seine Beschäftigten, und wir
  1051. 18
  1052.  
  1053. brauchen »Gute Arbeit« im Öffent­
  1054. lichen Dienst. Denn nur wer zufrieden
  1055. ist mit seiner Arbeit und auch angemessen bezahlt wird, kann »Gute
  1056. Arbeit« leisten für die Berlinerinnen
  1057. und Berliner.
  1058. Seit der Vereinigung Berlins ist das
  1059. Personal im Öffentlichen Dienst kontinuierlich abgebaut worden. Das war
  1060. unvermeidlich, weil durch die Zusammenlegung von ehemals zwei großen
  1061. öffentlichen Verwaltungen viele
  1062. Stellen doppelt besetzt waren. Betriebsbedingte Kündigungen konnten
  1063. aber verhindert werden, weil die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes
  1064. selber mit dem Anwendungsvertrag
  1065. von 2003 einen wichtigen Solidarbeitrag zur Sicherung der Arbeitsplätze
  1066. und zur Konsolidierung des Berliner
  1067. Haushalts geleistet haben. Doch die
  1068. Grenze der Belastbarkeit des Öffent­
  1069. lichen Dienstes ist erreicht.
  1070. Deshalb hat der Senat 2010 mit den
  1071. Gewerkschaften des Öffentlichen
  1072. Dienstes vereinbart, dass die Beschäftigten in den nächsten fünf Jahren
  1073. wieder die gleichen Löhne und Gehälter bekommen, die im Bundesdurchschnitt üblich sind. Berlin wird die
  1074. Tarifabschlüsse der Tarifgemeinschaft
  1075. der Länder ( TdL ) künftig automatisch
  1076. übernehmen und hat beantragt,
  1077. wieder in die Tarifgemeinschaft der
  1078. Länder aufgenommen zu werden.
  1079. DIE LINKE steht dafür, dass wir
  1080. 100 000 Stellen im Öffentlichen
  1081. Dienst des Landes halten, da er sonst
  1082. nicht mehr leistungsfähig ist. Aber
  1083. es kommt nicht nur auf die Zahl der
  1084. Stellen an. Um den Berlinerinnen
  1085. und Berlinern sehr guten Service und
  1086. zuverlässige Ansprechpartner zu bieten, muss ein stärkeres Gewicht auf
  1087.  
  1088. bürgernahe Bereiche gelegt werden.
  1089. Dabei wollen wir den Anteil der Frauen
  1090. überall dort steigern, wo sie unter­
  1091. repräsentiert sind. Das gilt vor allem
  1092. bei Führungspositionen.
  1093. DIE LINKE setzt sich zudem dafür ein,
  1094. künftig mehr junge Menschen einzustellen, um die Leistungsfähigkeit des
  1095. Öffentlichen Dienstes zu sichern.
  1096. DIE LINKE will, dass sich die Vielschichtigkeit der Stadt mit Menschen
  1097. aus rund 190 Ländern auch im Öffentlichen Dienst des Landes widerspiegelt. Deshalb haben wir mit dem
  1098. bundesweit ersten Partizipations- und
  1099. Integrationsgesetz die interkulturelle
  1100. Öffnung der Verwaltung zu einem
  1101. wichtigen Ziel der Verwaltungsmodernisierung erhoben und streben
  1102. an, den Anteil der Berlinerinnen und
  1103. Berliner mit Migrationshintergrund
  1104. in den Kitas, Schulen und Sozialeinrichtungen sowie bei der Polizei, der
  1105. Feuerwehr und in den Verwaltungen
  1106. anzuheben. Bei den Auszubildenden
  1107. sind wir dabei schon relativ weit
  1108. gekommen. Mittlerweile haben gut
  1109. 20 Prozent der Auszubildenden im
  1110. Öffentlichen Dienst einen Migrationshintergrund.
  1111. Ausbildung und
  1112. Weiterbildung intensivieren
  1113. DIE LINKE hat sich dafür stark
  1114. gemacht, dass in Berlin alle jungen
  1115. Menschen nach der Schule ein Angebot für eine Ausbildung oder eine
  1116. Berufsvorbereitung bekommen. Nach
  1117. wie vor aber können viele ihre Ausbildungswünsche nicht realisieren, weil
  1118. die Interessen der jungen Menschen
  1119. und vorhandene Ausbildungsplätze
  1120. oft nicht übereinstimmen. Deshalb
  1121. ist es wichtig, dass junge Menschen
  1122.  
  1123. in der Schule frühzeitig in Fragen der
  1124. Berufs- und Lebensplanung sowie zu
  1125. den Perspektiven ihrer Berufswahl
  1126. beraten werden, und zwar flächendeckend und in Kooperation mit den
  1127. Oberstufenzentren.
  1128. DIE LINKE tritt ein für eine solidarische Finanzierung der Ausbildung, zu
  1129. der alle Unternehmen beitragen: Wer
  1130. nicht ausbildet, zahlt in einen Fonds
  1131. ein. Wer über Bedarf ausbildet, wird
  1132. unterstützt. Wir wollen mit dem Land
  1133. Brandenburg Gespräche aufnehmen
  1134. mit dem Ziel, gesetzlich eine regionale
  1135. Ausbildungsplatzumlage zu schaffen,
  1136. solange es keine bundesweite Ausbildungsumlage gibt.
  1137. Noch immer halten sich rollen­
  1138. spezifische Klischees im Berufswahlverhalten von Mädchen und Jungen.
  1139. DIE LINKE streitet dafür, dass Kinder
  1140. und Jugendliche schon in der Kita und
  1141. der Schule sowohl Freiräume als auch
  1142. vielfältige Anregungen bekommen,
  1143. um ihre Fähigkeiten, Neigungen und
  1144. Fertigkeiten zu entwickeln – unabhängig von überholten Rollenmustern.
  1145. Diese Aspekte müssen auch bei der
  1146. Berufsberatung stärker berücksichtigt
  1147. werden.
  1148. Fast die Hälfte der jungen Berlinerinnen und Berliner stammt aus Familien,
  1149. die hierher eingewandert sind. Aber
  1150. nur ein Teil von ihnen hat auch die
  1151. gleichen Chancen wie ihre Altersgenossen aus deutschen Familien. Viele
  1152. scheitern schon in der Bewerbungsphase wegen ihres Namens oder
  1153. ihres Aussehens. Das Land Berlin hat
  1154. schon vor einigen Jahren unter dem
  1155. Motto »Berlin braucht dich« gezielt
  1156. junge Menschen für eine Ausbildung
  1157. im Öffentlichen Dienst und jetzt auch
  1158. in den landeseigenen Unternehmen
  1159. 19
  1160.  
  1161. geworben. Zur Verbesserung der
  1162. Chancengleichheit beigetragen haben
  1163. auch verschiedene Förderprogramme,
  1164. vor allem aber eine neue Ansprache
  1165. der Menschen. Die Bevölkerung der
  1166. Stadt ist vielfältig und alle Menschen
  1167. haben Fähigkeiten, Talente, Potenziale
  1168. und Kompetenzen. Die gilt es zu entwickeln – unabhängig von der sozialen
  1169. oder kulturellen Herkunft.
  1170.  
  1171. Wir wollen alle Menschen auf diesem
  1172. Weg mitnehmen.
  1173.  
  1174. DIE LINKE streitet weiter für eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung für
  1175. alle, ohne die Unternehmen dabei aus
  1176. der Pflicht zur Aus- und Weiterbildung
  1177. ihrer eigenen Fachkräfte zu entlassen.
  1178. Wenn die Unternehmen heute einen
  1179. Mangel an Fachkräften beklagen, liegt
  1180. das auch daran, dass sie jahrelang zu
  1181. wenig in die Aus- und Weiterbildung
  1182. junger Menschen und ihrer Beschäftigten investiert haben.
  1183.  
  1184. DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
  1185. die Zusammenarbeit zwischen den
  1186. Bereichen der Berufsausbildung
  1187. und der Jugendsozialarbeit durch
  1188. ein engeres Zusammenwirken von
  1189. der Bundesagentur für Arbeit, den
  1190. Jobcentern sowie den Jugendämtern
  1191. sinnvoll ergänzt wird. Darüber hinaus
  1192. ist die Jugendberufshilfe der Jugendämter – dazu zählt die sozialpädagogische Begleitung von beruflicher
  1193. Ausbildung – bedarfsgerecht auszustatten.
  1194.  
  1195. DIE LINKE hat Gewerkschaften, Unternehmen und Verwaltungen an einen
  1196. Tisch geholt, um gemeinsam die Ausund Weiterbildung von Fachkräften für
  1197. unsere Region weiter voranzutreiben.
  1198.  
  1199. DIE LINKE unterstützt im Sinne
  1200. des lebenslangen Lernens, dass
  1201. Menschen ihre beruflichen Perspek­
  1202. tiven im Laufe ihres Lebens verändern
  1203. können. Dazu gehört zum Beispiel
  1204. die Förderung des Quereinstiegs in
  1205. pädagogische Berufe.
  1206.  
  1207. DIE LINKE will auch zukünftig Ausbildungsplätze statt Warteschleifen
  1208. fördern.
  1209.  
  1210. II. Öffentlich, weil ’s besser ist:
  1211. Öffentliche Unternehmen stärken
  1212. Es gibt Leistungen und öffentliche
  1213. Aufgaben, ohne die eine Stadt wie
  1214. Berlin, ohne die ein Gemeinwesen
  1215. überhaupt nicht funktionieren kann.
  1216. Diese lebenswichtigen Infrastruk­
  1217. turen der öffentlichen Daseinsvor­
  1218. sorge – Gesundheit, Bildung, öffent­
  1219. licher Nahverkehr, Wasser- und
  1220. Energieversorgung, Straßenreini­
  1221. gung und Abfallentsorgung sowie
  1222. ein Grundbestand an Mietwohnungen – gehören unter öffentliche
  1223. Kontrolle.
  1224. 20
  1225.  
  1226. Unser Ziel ist es, den öffentlichen
  1227. Einfluss auf diese Bereiche zu sichern
  1228. und so auszugestalten, dass Dienstleistungen sicher, preiswert und in
  1229. hoher Qualität erbracht werden. Die
  1230. BSR ist mit ihren bundesweit niedrigsten Müllgebühren dafür ein hervor­
  1231. ragendes Beispiel. Wo in den letzten
  1232. Jahrzehnten wesentliche Teile der
  1233. öffentlichen Daseinsvorsorge privatisiert wurden, wollen wir den öffentlichen Einfluss im Interesse der Berlinerinnen und Berliner zurückgewinnen.
  1234.  
  1235. Wir werden jeweils entscheiden,
  1236. welcher Eigentumsanteil zur Sicherung demokratischer Einflussnahme
  1237. notwendig ist und wie der Rückerwerb
  1238. finanziert werden kann.
  1239. Rekommunalisierung ist Mittel zu dem
  1240. Zweck, die demokratische Verfügung
  1241. über grundlegende Lebensfunktionen
  1242. der Stadt wiederzuerlangen. Die
  1243. Leistungsbereitstellung darf nicht
  1244. der Profitmaximierung untergeordnet
  1245. sein. Umgekehrt muss es sein: Öffentliche Mittel und die Gebühren der
  1246. Berlinerinnen und Berliner müssen so
  1247. effizient eingesetzt werden, dass sie
  1248. höchstmögliche Leistungsqualität zu
  1249. den günstigsten Konditionen und soziale und ökologische Verantwortung
  1250. garantieren. Das ist Aufgabe einer
  1251. Stadt, das ist Sache der demokratisch
  1252. verantwortlichen Politik in Berlin.
  1253. Demokratie statt Marktdiktat
  1254. DIE LINKE widersetzt sich einem
  1255. Zeitgeist, der vor allem auf neoliberale
  1256. Angebotspolitik setzt. Damit wollen
  1257. wir auch dem massiven Liberalisierungsdruck der Europäischen Union
  1258. im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge unseren Widerstand entgegensetzen. Nicht alles lässt sich mit
  1259. städtischer Politik sofort erreichen,
  1260. zumal durch EU- und Bundesrecht
  1261. enge Rahmenbedingungen für
  1262. Vergabe, Beihilfen und Kontrollmöglichkeiten vorgegeben sind. Aber
  1263. unser kontinuierliches Eintreten für
  1264. demokratische und transparente
  1265. öffentliche Unternehmen – auch über
  1266. den Horizont einer Legislaturperiode
  1267. hinaus – wird dazu beitragen, dass
  1268. Berlin eine Stadt mit bürgernahen,
  1269. modernen, umweltgerechten und
  1270. bezahlbaren Dienstleistungen wird,
  1271. die unter Beteiligung und Kontrolle
  1272.  
  1273. der Berlinerinnen und Berliner
  1274. erbracht werden.
  1275. DIE LINKE schlägt vor, dass die
  1276. Verfügung über wichtige Dienstleistungsunternehmen und -strukturen
  1277. der Daseinsvorsorge zukünftig in der
  1278. Hand der Berlinerinnen und Berliner
  1279. liegt. Über den Verkauf öffentlicher
  1280. Unternehmen soll die Landespolitik
  1281. nicht mehr ohne Volksentscheid
  1282. entscheiden dürfen. Wir machen
  1283. uns für eine Gesetzesinitiative stark,
  1284. die dieses neue Instrument in Berlin
  1285. verankert. Außerdem haben wir aus
  1286. dem schwarz-roten Berlin der 1990er
  1287. Jahre gelernt: Öffentliche Unternehmen sind vor allem dann gut, wenn sie
  1288. transparent und öffentlich kontrolliert
  1289. ihre Leistungen bereitstellen. Preiskalkulationen, nachhaltige Entwicklungsstrategien – die Kosten unserer
  1290. städtischen Unternehmen müssen
  1291. öffentlich diskutierbar sein. Wir wollen
  1292. nie wieder öffentliche Unternehmen,
  1293. die zur Beute städtischer Interessengruppen werden, in denen ParteibuchSchattenwirtschaft herrscht, die als
  1294. »Nebenhaushalte« benutzt werden,
  1295. um am Parlament vorbei kostenträchtige Prestigeprojekte zu verwirklichen.
  1296. Deshalb wollen wir gemeinsam mit
  1297. den Berlinerinnen und Berlinern,
  1298. mit Verbänden und Initiativen neue
  1299. unmittelbare Beteiligungsformen ausprobieren, die zu einer stetigen und
  1300. qualifizierten Bürgerkontrolle führen
  1301. können. Sie sind die beste Vorsorge
  1302. gegen Privatisierungsabsichten wider
  1303. die Interessen der Berlinerinnen und
  1304. Berliner.
  1305. Für mehr öffentlichen Einfluss
  1306. bei Wasser und Abwasser
  1307. Die Berliner Wasserbetriebe sind
  1308. 1999 an RWE und Veolia teilverkauft
  1309. 21
  1310.  
  1311. worden. Gegen diese Privatisierung
  1312. haben wir von Beginn an gekämpft,
  1313. die Preiserhöhungen in den letzten
  1314. zehn Jahren haben uns leider Recht
  1315. gegeben. Das hat auch die außerparlamentarischen Bewegungen und
  1316. Initiativen, besonders den Berliner
  1317. Wassertisch, auf den Plan gerufen
  1318. und letztlich zu einem erfolgreichen
  1319. Volksentscheid geführt.
  1320. DIE LINKE will Berlins bestimmenden
  1321. Einfluss auf die Berliner Wasserbetriebe wieder herstellen. Soweit
  1322. zu tragbaren Konditionen möglich,
  1323. müssen die Anteile zurückgekauft
  1324. werden. Mindestens wollen wir die
  1325. Verträge neu verhandeln, so dass
  1326. sich die Preise künftig an den realen
  1327. Kosten orientieren und nicht an den
  1328. Renditeinteressen der beiden Konzerne. Dazu braucht es Druck auf RWE
  1329. und Veolia. Wir werden nicht nachlassen und uns dafür stark machen. Nur
  1330. wenn es weiterhin gelingt, gemeinsam
  1331. mit anderen außerparlamentarischen
  1332. Verbündeten aus der Stadt die Teilprivatisierungsverträge von 1999
  1333. zu skandalisieren, werden wir hier
  1334. etwas erreichen. Deshalb stehen wir
  1335. dazu, mit unserem Engagement nicht
  1336. nachzulassen. Wasser ist lebenswichtig. Deshalb muss hier demokratisch
  1337. Einfluss ausgeübt werden. Es geht
  1338. darum, im Interesse der Berlinerinnen
  1339. und Berliner politische Handlungsspielräume zurück zu gewinnen und
  1340. so »Gute Arbeit« für die Beschäftigten
  1341. in einem öffentlichen Wasserunternehmen zu schaffen, das ökologische
  1342. Modernisierung mit der Entwicklung
  1343. neuer Technologien zur Schonung der
  1344. lebenswichtigen Naturressource Wasser verbindet. Die Abkürzung »BWB«
  1345. soll weit über die Grenzen Berlins hinaus als Markenzeichen für vorbildliche
  1346. Wasserwirtschaft gelten.
  1347. 22
  1348.  
  1349. Ein ökologisches
  1350. »Bürgerstadtwerk« für Berlin
  1351. In den letzten Jahren des vorigen
  1352. Jahrhunderts haben CDU und SPD
  1353. Berlins Energieunternehmen Bewag
  1354. und GASAG verkauft. Damit hatte
  1355. Berlin keinen Einfluss mehr auf eine
  1356. sichere, ökologische und preiswerte
  1357. Energieversorgung. Private Energiekonzerne verfolgen das Interesse der
  1358. Profitmaximierung. Das steht der klimapolitischen Herausforderung eines
  1359. zügigen Umsteuerns auf dezentrale
  1360. und ökologische Erzeugung entgegen.
  1361. DIE LINKE will deshalb ein neues
  1362. kommunales Energieversorgungsunternehmen »Berlin Energie« gründen,
  1363. das als Stachel im Fleisch der großen
  1364. Konzerne seine Erzeugungskapazitäten
  1365. dezentral und ökologisch ausbaut,
  1366. Energiespardienstleistungen anbietet
  1367. und als Plattform für Bürgerengagement im Energiebereich zur Verfügung
  1368. steht. Aufbauend auf den Kapazitäten
  1369. zur Erzeugung erneuerbarer Energien,
  1370. die Berlins öffentliche Unternehmen
  1371. jetzt schon haben, sind wir bereits
  1372. erste Schritte gegangen, um diese
  1373. Idee Wirklichkeit werden zu lassen.
  1374. Das wollen wir fortsetzen. Berlin soll
  1375. Schrittmacher werden und ein modernes, vorbildliches Bürgerstadtwerk
  1376. bekommen – zum Nutzen der Berlinerinnen und Berliner. Wir wollen zeigen,
  1377. dass wir die Zeichen der Zeit erkannt
  1378. haben.
  1379. Energienetze demokratisch
  1380. kontrollieren und modernisieren
  1381. Die Konzessionsverträge für die Gas-,
  1382. Strom- und Fernwärmenetze sichern
  1383. gegenwärtig noch den privaten Großunternehmen den Einfluss auf Berlins
  1384. Energieinfrastrukturen. Sie laufen
  1385.  
  1386. jedoch 2013 und 2014 aus. Wir wollen
  1387. die Chance nutzen, Berlins bestimmenden Einfluss auf die Energienetze
  1388. wieder herzustellen.
  1389. Netztechnologien für integrierte
  1390. Stadtentwicklung und wegweisende
  1391. Klimapolitik erfordern Investitionen,
  1392. die für private Konzerne oder Finanz­
  1393. investoren und Fonds nicht lukrativ
  1394. sind, weil sie zu Lasten der Gewinne
  1395. gehen. Großkraftwerke sind Auslaufmodelle. Wollen wir den ökologischen
  1396. Wandel meistern, brauchen wir dazu
  1397. völlig neue, intelligente Netze, die sich
  1398. für dezentrale, kleinteilige Energieerzeugung und veränderte Bedarfsstrukturen eignen. Das lässt sich
  1399. nur mit der Verpflichtung auf diese
  1400. Ziele, also durch politische Steuerung
  1401. erreichen.
  1402. Energienetze sind »Lebensadern der
  1403. Stadt«. Sie gehören unter öffentliche
  1404. Kontrolle, weil nur so Versorgungssicherheit und ihre notwendige technologische Weiterentwicklung gewährleistet werden kann. Dazu muss Berlin
  1405. wesentliche Eigentumsanteile erwerben. Ein solcher Erwerb lässt sich aus
  1406. dem Betrieb der Netze refinanzieren.
  1407. S-Bahn Berlin: Die Weichen
  1408. in Richtung Zukunft stellen
  1409. Der Deutsche-Bahn-Konzern, der
  1410. dem Bund gehört und von der Bundesregierung verantwortet wird, hat das
  1411. S-Bahn-Netz und den S-Bahn-Betrieb
  1412. an den Rand des Ruins gewirtschaftet.
  1413. Mit Blick auf hohe Ausschüttungen
  1414. und die Absicht, die DB AG an der
  1415. Börse zu verkaufen, wurden Gewinne
  1416. aus dem Unternehmen gepresst,
  1417. während Instandhaltung, Personal
  1418. und Betriebsinventar zurückgefahren
  1419. wurden.
  1420.  
  1421. Es zeigt sich: Wo Maximalprofit angestrebt wird, kommt die Leistungserstellung unter die Räder. Politik kann
  1422. so handeln, wie die verschiedenen
  1423. Bundesregierungen des vergangenen
  1424. Jahrzehnts. Infolgedessen geschieht,
  1425. was wir Berlinerinnen und Berliner
  1426. in den vergangenen beiden Wintern
  1427. erleben mussten. Die S-Bahn wurde
  1428. dermaßen heruntergewirtschaftet,
  1429. dass schnelle Abhilfe nicht möglich
  1430. war.
  1431. Zu dieser Politik gibt es Alternativen.
  1432. Ein demokratisch kontrolliertes, gut
  1433. geführtes, dem Gemeinwohl verpflichtetes, kommunales Unternehmen
  1434. bietet die Gewähr für verlässliche und
  1435. qualitativ hochwertige Leistung, für
  1436. Preisstabilität und »Gute Arbeit« für
  1437. die Beschäftigten.
  1438. DIE LINKE will, dass die Dienstleis­
  1439. tungen der S-Bahn in die Verantwortung Berlins übergehen. Wenn die
  1440. Politik ohnehin in jedem Falle für den
  1441. Ausfall von lebenswichtigen Leistungen, ohne die ein Gemeinwesen nicht
  1442. funktionieren kann, in die Haftung
  1443. genommen wird, ist es richtig, dass
  1444. sie darauf auch Einfluss nehmen
  1445. kann.
  1446. Eine Privatisierung sowie eine Aufteilung des Betriebs auf dem Streckennetz an verschiedene private Anbie­
  1447. ter wären nur alter Wein in neuen
  1448. Schläuchen. Private Eigentümer sind
  1449. immer gezwungen, im Interesse ihrer
  1450. Aktionäre Maximalrenditen zu erzielen. Das private Gewinninteresse
  1451. muss sich im Zweifel gegen die Qualität der Dienstleistung durchsetzen.
  1452. DIE LINKE steht dafür, dass neben
  1453. den Sofortmaßnahmen zur Stabilisierung des Betriebs neue Fahrzeuge
  1454. beschafft werden.
  1455. 23
  1456.  
  1457. III. Bildung – Fahrkarte für ein gutes Leben
  1458. Bildung ist Voraussetzung für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit
  1459. und für Teilhabe am gesellschaftlichen
  1460. Leben. Bildung ist Menschenrecht.
  1461. Deshalb muss der Zugang zu öffentlichen Bildungseinrichtungen für alle
  1462. ohne Einschränkungen und unabhängig von ihrer Herkunft gewährleistet
  1463. werden. Bildung endet nicht mit der
  1464. Schule, sondern bedeutet lebens­
  1465. langes Lernen und braucht vielfältige
  1466. Inhalte und Formen für alle Altersgruppen.
  1467. Die rot-rote Koalition hat für einen
  1468. Kurswechsel in der Bildungspolitik
  1469. und für mehr Chancengleichheit gesorgt. Kitas erfüllen zunehmend einen
  1470. eigenen Bildungsauftrag und die drei
  1471. letzten Kita-Jahre sind für die Eltern
  1472. jetzt beitragsfrei.
  1473. Wir haben die überkommenen Strukturen des Schulsystems reformiert
  1474. und die Gemeinschaftsschule eingeführt.
  1475. Wir haben uns auf den Weg gemacht,
  1476. die Bildungsmöglichkeiten für alle
  1477. Kinder zu verbessern, aber uns ist
  1478. klar: Der Erfolg dieser Reformen stellt
  1479. sich nicht über Nacht und nicht allein
  1480. durch Veränderung der Strukturen
  1481. ein. Die Reformen müssen von einer
  1482. inneren Erneuerung der Schulen begleitet werden, die eine neue Art des
  1483. Lehrens und Lernens hervorbringt,
  1484. durch die jede und jeder individuell
  1485. gefordert und gefördert wird. Diese
  1486. Veränderungen brauchen Zeit und
  1487. Verlässlichkeit in den Rahmenbedingungen. Wir haben die Strukturen
  1488. geschaffen, in denen sich diese Ver­
  1489. änderungen jetzt vollziehen können.
  1490. 24
  1491.  
  1492. Darauf wollen wir uns in den
  1493. kommenden Jahren konzentrieren.
  1494. Bildung ist für DIE LINKE nicht gleich
  1495. Faktenwissen. Im Mittelpunkt unseres
  1496. Bildungsverständnisses stehen der
  1497. Spaß und die Neugier am Lernen und
  1498. an der Erkenntnis. Es geht deshalb
  1499. auch um soziale Kompetenzen,
  1500. praktische Fähigkeiten, die Förderung von kulturellen und sportlichen
  1501. Fähigkeiten sowie um den Erwerb
  1502. von Techniken zum selbstständigen
  1503. Lernen. Der flächendeckende Ausbau
  1504. von Ganztagsschulen ist gerade für
  1505. eine Bildung, in deren Blick die Entwicklung der gesamten Persönlichkeit
  1506. steht, von großer Bedeutung.
  1507. Neue Herausforderungen in Umwelt
  1508. und Gesellschaft wie der Klimawandel
  1509. und der technologische Fortschritt,
  1510. neue Herausforderungen im persön­
  1511. lichen Leben, aber auch im Zusammenleben miteinander in unserer
  1512. Stadt müssen sich auch in den Lern­
  1513. inhalten wiederfinden.
  1514. Wissen über Nachhaltigkeit muss
  1515. ebenso vermittelt werden wie Kompetenz im Umgang mit neuen Medien. Das
  1516. Fach Ethik, das die rot-rote Koalition an
  1517. unseren Schulen geschaffen hat, ist einmalig in dieser Republik. In einer Stadt,
  1518. in der Menschen aus mehr als 190 Nationen mit ihren verschiedenen Traditionen, Weltanschauungen und Kulturen
  1519. miteinander leben, bekommt Toleranz
  1520. eine besondere Bedeutung. Diese zu
  1521. fördern, trägt das neue Schulfach bei.
  1522. Die Berlinerinnen und Berliner haben es
  1523. in einem Volksentscheid eindrucksvoll
  1524. verteidigt, weil es den Zusammenhalt in
  1525. unserer Stadt stärkt.
  1526.  
  1527. Kita – Auf den Anfang
  1528. kommt es an!
  1529. Bildung ist nicht nur Schule. Deshalb
  1530. gehörte es zu unseren vordringlichsten
  1531. Anliegen, auch das im Bundesvergleich hervorragende Angebot an
  1532. Kita-Plätzen trotz der angespannten
  1533. Haushaltssituation in Berlin zu sichern
  1534. und auszubauen.
  1535. Mehr noch: Wir haben erreicht, dass
  1536. heute der Besuch einer Kita in Berlin
  1537. für alle Kinder im Alter zwischen drei
  1538. und sechs Jahren für bis zu sieben
  1539. Stunden kostenfrei ist. Dies bedeutet
  1540. eine Erhöhung des Anspruchs auf eine
  1541. tägliche Förderung und Betreuung um
  1542. zwei Stunden. Zugleich haben wir es
  1543. geschafft, dass dem Kita-Volksbegehren gefolgt und die personelle Ausstattung der Kitas Schritt für Schritt
  1544. verbessert wird.
  1545. Die Richtigkeit dieses Weges wird
  1546. heute nicht mehr in Frage gestellt.
  1547. Viele Eltern, aber mittlerweile auch
  1548. viele Unternehmen wissen dieses
  1549. herausragende Angebot zu schätzen.
  1550. Damit das so bleibt, wollen wir die
  1551. Bedingungen auch in Zukunft weiter
  1552. verbessern.
  1553. Unsere Ziele
  1554. in den kommenden Jahren sind:
  1555. n DIE LINKE setzt sich für eine kosten-
  1556.  
  1557. freie ganztägige frühkindliche Förderung eines jeden Kindes in Kinder­
  1558. tagesstätten bis zur Einschulung ein,
  1559. um deren Recht auf Bildung, Erziehung
  1560. und Betreuung entsprechend der
  1561. hohen Qualitätsstandards des Berliner
  1562. Bildungsprogramms sicherzustellen.
  1563. n DIE LINKE fordert für jedes Kind
  1564.  
  1565. einen uneingeschränkten Zugang zur
  1566.  
  1567. Kindertagesstätte, ohne Bedarfsprüfung und unabhängig davon, ob Eltern
  1568. arbeiten, sich in Ausbildung befinden
  1569. oder Arbeit suchen. Jedes Kind soll
  1570. das gleiche Recht haben.
  1571. n DIE LINKE setzt sich damit für
  1572.  
  1573. einen bedarfsgerechten Ausbau des
  1574. Platzangebotes für alle Kinder ein.
  1575. Berlin liegt bereits jetzt mit einem
  1576. Versorgungsgrad von 42 Prozent über
  1577. dem von der Bundesregierung als
  1578. Ziel ausgegebenen Versorgungsgrad
  1579. von 35 Prozent in der Altersgruppe
  1580. der Unter-Dreijährigen und liegt im
  1581. bundesweiten Vergleich mit einem
  1582. Platzangebot für 92 Prozent im
  1583. Kitajahr vor der Einschulung an der
  1584. Spitze. Trotzdem wissen wir, dass sich
  1585. für viele Eltern die Suche nach einem
  1586. Kita-Platz für die Kleinsten schon
  1587. heute schwierig gestaltet und zugleich
  1588. mit einer wachsenden Nachfrage zu
  1589. rechnen ist. DIE LINKE setzt sich dafür
  1590. ein, dass alle Eltern einen Kita-Platz
  1591. finden, damit der berufliche Wiedereinstieg nicht daran scheitert.
  1592. n DIE LINKE fordert, Kinder mit einem
  1593. individuellen Bedarf an ergänzender
  1594. Sprachförderung gezielt zu unter­
  1595. stützen.
  1596. n DIE LINKE steht zu ihrer Verantwor-
  1597.  
  1598. tung für ein vielfältiges Angebot an
  1599. Kindertagesstätten. Einrichtungen in
  1600. freier Trägerschaft von Verbänden und
  1601. Vereinen steht ein verlässliches eigenes Angebot in öffentlicher Verantwortung der Berliner Bezirke zur Seite:
  1602. Durch die flächendeckende Bereitstellung von einem Drittel der Kita-Plätze
  1603. in Berlin durch die Eigenbetriebe des
  1604. Landes wird zum einen dem Wunschund Wahlrecht der Eltern Sorge
  1605. getragen und zugleich in öffentlicher
  1606. Verantwortung ein Maßstab gesetzt
  1607. 25
  1608.  
  1609. für die angemessene Ausstattung
  1610. guter frühkindlicher Erziehung durch
  1611. den öffentlichen Träger.
  1612. n DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
  1613. in einem ersten Schritt alle Kinder aus
  1614. einkommensschwachen Familien ein
  1615. kostenloses, gesundes und warmes
  1616. Mittagessen erhalten.
  1617. n DIE LINKE wird entsprechend
  1618. dem hohen Anforderungsprofil eines
  1619. Berufsbildes im Bildungs- und Erziehungswesen darauf hinwirken, dass
  1620. die Ausbildung von Erzieherinnen
  1621. und Erziehern auf Hochschulniveau
  1622. ausgerichtet und angeboten wird.
  1623. Dazu gehört auch eine angemessene
  1624. Bezahlung.
  1625. n DIE LINKE wird dem bestehenden
  1626. Fachkräftemangel mit geeigneten
  1627. Maßnahmen wirksam begegnen. Die
  1628. Bezahlung der Fachkräfte bei freien
  1629. Trägern muss sich künftig an den
  1630. Tarifen öffentlicher Einrichtungen
  1631. orientieren.
  1632.  
  1633. Schule: Lern- und Lebensort
  1634. Linke Bildungspolitik will Schulen
  1635. schaffen, die Lern- und Lebensorte
  1636. für alle Kinder sind und jedes einzelne
  1637. Kind in seiner Individualität annehmen. Unser Ziel bleibt die Gemeinschaftsschule als »Eine Schule für
  1638. alle«. Der flächendeckende Ausbau
  1639. von Ganztagsschulen ist ein wesent­
  1640. liches Element dieses Konzepts.
  1641. Auf dem Weg zu einer solchen Schule
  1642. haben wir in der letzten Legislaturperiode Meilensteine gesetzt. Wir
  1643. haben mit der Einführung der Gemeinschaftsschule den Anstoß für
  1644. die Schulstrukturreform der rot-roten
  1645. Koalition gegeben, in deren Ergebnis
  1646. 26
  1647.  
  1648. endlich die Hauptschule in Berlin
  1649. abgeschafft wurde. Gleichzeitig wurde
  1650. mit der integrierten Sekundarschule
  1651. flächendeckend eine Schulform geschaffen, die besser individuell fördert
  1652. und in der allen Schülerinnen und
  1653. Schülern bis zur 10. Klasse der Weg
  1654. zu allen Abschlüssen bis hin zu einem
  1655. vollwertigen Abitur nach 13 Jahren
  1656. offen steht.
  1657. Damit wurden die Voraussetzungen
  1658. dafür geschaffen, dass sich die integrierten Sekundarschulen zu einer
  1659. attraktiven Alternative zum Gymna­
  1660. sium entwickeln können.
  1661. Gemeinschaftsschulen –
  1662. ein Erfolgsmodell
  1663. Die neuen Gemeinschaftsschulen
  1664. erfreuen sich einer hohen Akzeptanz, eines großen Engagements der
  1665. beteiligten LehrerInnen, ErzieherInnen, SozialpädagogInnen, Eltern und
  1666. SchülerInnen und einer großen Nachfrage. Seit dem Schuljahr 2008/2009
  1667. sind 17 Gemeinschaftsschulprojekte,
  1668. darunter sechs Schulverbünde, in
  1669. einer Pilotphase erfolgreich an den
  1670. Start gegangen. Drei weitere Projekte
  1671. beginnen 2011/2012. Von ihnen gehen
  1672. wichtige Impulse für die Gestaltung
  1673. schulischer Lernprozesse in heterogen
  1674. zusammengesetzten Lerngruppen
  1675. und für das individuelle Lernen und
  1676. die eigenverantwortliche Schulentwicklung aus.
  1677. Die Gemeinschaftsschulen sollen als
  1678. schulstufenübergreifende Regelschulform im Schulgesetz verankert werden. Die wissenschaftliche Begleitung
  1679. wird fortgesetzt. An allen Gemeinschaftsschulen sollen gymnasiale
  1680. Oberstufen aufgebaut werden. Dazu
  1681. können sich Gemeinschaftsschulen
  1682.  
  1683. zusammenschließen oder aber in
  1684. Kooperation mit Integrierten Sekundarschulen treten. Weitere Schulen
  1685. sollen sich unter den bisherigen Rahmenbedingungen an der Pilotphase
  1686. beteiligen können.
  1687.  
  1688. Gute Bildung in der Sekundarstufe
  1689.  
  1690. Grundschulen –
  1691. als Schule für alle Kinder stärken
  1692.  
  1693. Einen wichtigen Beitrag für mehr
  1694. Chancengleichheit werden die Inte­
  1695. grierten Sekundarschulen leisten. Wir
  1696. wollen, dass nicht nur die Türschilder
  1697. erneuert, sondern neue Methoden
  1698. des Lernens entwickelt und umgesetzt werden. Wie in den Gemeinschaftsschulen brauchen wir eine
  1699. Pädagogik, die die unterschiedlichen
  1700. Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt.
  1701.  
  1702. In den Grundschulen wird die Basis
  1703. für den schulischen Bildungserfolg
  1704. gelegt. Für DIE LINKE ist daher die
  1705. Stärkung und die bessere Ausstattung
  1706. der Grundschulen eine der wichtigsten
  1707. Aufgaben in der nächsten Wahlperiode.
  1708. Dadurch wollen wir die Grundschulen
  1709. fit machen für die individuelle Förderung von Talenten und Neigungen
  1710. z. B. auch durch die Bildung von
  1711. Lernschwerpunkten und Profilen.
  1712. Zu unseren Zielen gehört es dabei,
  1713. jedem Kind von der Schulanfangsphase bis zum 6. Jahrgang Zugang zu
  1714. einem schulischen Angebot in der Zeit
  1715. von 8 bis 16 Uhr zu ermöglichen und
  1716. zwar ohne Bedarfsprüfung, kostenfrei
  1717. und mit einem subventionierten Mittagessen. Die noch bestehende Lücke
  1718. für ein Ganztagsangebot in der 5. und
  1719. 6. Jahrgangsstufe muss altersgerecht
  1720. geschlossen werden.
  1721. Die Personalausstattung, insbeson­
  1722. dere mit ErzieherInnen in der Schulanfangsphase muss verbessert werden,
  1723. so dass in den Lerngruppen LehrerInnen und ErzieherInnen in größerem
  1724. Umfang als bisher gemeinsam tätig
  1725. sein können. Benachteiligungen der
  1726. Grundschulen bei der Arbeitszeit der
  1727. Lehrkräfte und der Ausstattung für
  1728. Schulleitungen sollen abgebaut werden. Schulen in sozialen Brennpunkten müssen darüber hinaus besser
  1729. ausgestattet werden.
  1730.  
  1731. Künftig führen alle Schulen der Sekundarstufe bis zum Abitur und vergeben auch alle anderen schulischen
  1732. Abschlüsse.
  1733.  
  1734. Dazu soll ein neues pädagogisches
  1735. Leitbild für den Umgang mit der Heterogenität und der Förderung des individuellen Lernens in den Integrierten
  1736. Sekundarschulen verwirklicht werden.
  1737. Die dafür erforderlichen Ressourcen
  1738. für Fortbildung und Unterstützung in
  1739. der Entwicklung der Schulen sind bereitzustellen. Die personelle Ausstattung der Schulen auch mit sozialpädagogischem Personal muss verlässlich
  1740. gesichert werden.
  1741. Für alle Integrierten Sekundarschulen
  1742. sind gymnasiale Oberstufen aufzubauen. Hierbei sind Modelle für die
  1743. verbindliche Kooperation zwischen
  1744. Integrierten Sekundarschulen und
  1745. Oberstufenzentren als eine Möglichkeit zu entwickeln.
  1746. Die Regelungen für den Übergang in
  1747. die Sekundarstufe sind im Hinblick
  1748. auf die Ziele der Schulreform zu evaluieren. Insbesondere soll überprüft
  1749. werden, wie die Notenfixierung in
  1750. der Förderprognose der Grundschule und bei den Auswahlkriterien für
  1751. 27
  1752.  
  1753. übernachgefragte Schulen sowie das
  1754. Probejahr am Gymnasium überwunden werden kann.
  1755. An den Gymnasien sollen künftig
  1756. keine 5. und 6. Klassen bzw. Jahrgangsstufen mehr geführt werden und die
  1757. noch bestehenden grundständigen
  1758. Züge auslaufen. Die ganztägigen
  1759. Angebote an Gymnasien, die schon
  1760. vom Umfang der Stundentafel her
  1761. weitgehend Ganztagsschulen sind,
  1762. sollen dieser Schulform angemessen
  1763. qualifiziert werden. Gymnasien, die
  1764. sich entscheiden, auf das Sitzenbleiben
  1765. und das Probejahr zu verzichten und
  1766. vergleichbare Ziele wie die Integrierten Sekundarschulen zu verfolgen,
  1767. sollen dafür die entsprechende Rahmenbedingungen erhalten können.
  1768. Gute Schulen sind
  1769. demokratische Schulen
  1770. DIE LINKE will allen am Schulleben
  1771. Beteiligten, insbesondere den Schü­
  1772. lerinnen und Schülern und ihren Eltern,
  1773. mehr Möglichkeiten der direkten
  1774. Mitbestimmung eröffnen. So werden
  1775. Schülerinnen und Schüler schon jetzt
  1776. durch die wachsende individuelle
  1777. Lernkultur stärker an der Gestaltung
  1778. ihrer Lernprozesse beteiligt. Das ist
  1779. nicht nur neue Pädagogik, sondern
  1780. führt zu mehr Demokratie an den
  1781. Schulen. Gleichzeitig müssen wir die
  1782. vorhandenen Vertretungsstrukturen
  1783. bei der Wahrnehmung und Ausschöpfung ihrer teilweise stark erweiterten
  1784. Rechte stärken. Auch die Einbeziehung der LandesschülerInnenvertretung Berlin e. V. sollte gesetzlich
  1785. geregelt werden. Mit der Einführung
  1786. der Ganztagsschule und der Öffnung
  1787. der Schulen für andere Institutionen
  1788. müssen wir Verfahren finden, wie
  1789. Jugendverbände, Musikschulen und
  1790. 28
  1791.  
  1792. Sportvereine auch Mitspracherechte
  1793. erhalten. Auch die Schülerinnen und
  1794. Schüler müssen mitentscheiden können, welche Angebote ihnen in welcher Form in der Schule oder in ihrem
  1795. Stadtteil zur Verfügung stehen. Neue
  1796. demokratische Formen wie Schulplenen oder Schulentscheide können hier
  1797. ein geeignetes Mittel sein.
  1798. DIE LINKE unterstützt das Bündnis
  1799. »Schule ohne Militär« und wendet
  1800. sich entschieden gegen jede Bundeswehrwerbung in den Berliner Schulen.
  1801. Mit uns wird es auch weiterhin keine
  1802. Kooperationsvereinbarung geben, die
  1803. so genannten »Jugendoffizieren« und
  1804. »Wehrdienstberatern« den Zugang zu
  1805. Schulen erleichtert. Zu entsprechenden Veranstaltungen sind militär­
  1806. kritische Referenten hinzuzuziehen,
  1807. um eine kontroverse Meinungsbildung
  1808. zu gewährleisten.
  1809. Ausbildung der Lehrerinnen
  1810. und Lehrer verbessern
  1811. Neue Schulen brauchen neue Lehrer.
  1812. Die Ausbildung der Lehrerinnen und
  1813. Lehrer an den Berliner Universitäten
  1814. muss künftig den Erfordernissen der
  1815. Schulreform und der inneren Schulentwicklung besser Rechnung tragen.
  1816. Sie muss in Ausbildungsinhalten und
  1817. -formen so gestaltet werden, dass sie
  1818. Impulse für die Schulgestaltung gibt.
  1819. Sie muss in besonderem Maße pädagogische und psychologische Kompetenzen der künftigen Lehrkräfte in der
  1820. Praxis fördern.
  1821. Lehramtsstudiengänge müssen auf
  1822. die Anforderungen, die mit der Realität und den Reformen des Berliner
  1823. Schulwesens verbunden sind, ausgerichtet sein. Der Praxisanteil in der
  1824. Ausbildung soll erhöht werden, auch
  1825.  
  1826. um frühzeitig die Anforderungen des
  1827. Lehrerberufs kennen zu lernen.
  1828. Die Schulen des gemeinsamen Lernens brauchen eine Gleichwertigkeit
  1829. der Lehrämter in der Ausbildung der
  1830. Lehrerinnen und Lehrer mit gleichen
  1831. Studienzeiten in den BA- und MAStudiengängen sowie im Vorbereitungsdienst.
  1832. Wir wollen den Lehrerberuf schritt­
  1833. weise vom laufbahnrechtlichen Ballast
  1834. befreien. Gleichwertige Ausbildungen
  1835. sollen auch zu gleichwertigen Berufsperspektiven führen können.
  1836. Inklusive Schulen voranbringen –
  1837. Schulen barrierefrei ausbauen
  1838. Die UN-Behindertenrechtskonvention
  1839. ist von der Bundesregierung ratifiziert
  1840. und damit geltendes Recht. Sie folgt
  1841. dem Grundsatz, dass Bildung ein
  1842. Menschenrecht und Bedingung für
  1843. Partizipation ist. Dies erfordert einen
  1844. diskriminierungsfreien Zugang zu
  1845. den allgemeinbildenden Bildungseinrichtungen und Schulen unabhängig
  1846. von Herkunft, vermeintlicher Leistungsfähigkeit oder der medizinischen Diagnose einer Behinderung.
  1847. Dementsprechend sind Schulen so
  1848. zu gestalten, dass sie alle Kinder und
  1849. Jugendlichen willkommen heißen und
  1850. im gemeinsamen Lernen zu den für
  1851. sie höchstmöglichen Bildungsergebnissen führen. Die Entwicklung einer
  1852. inklusiven Schule entspricht in diesem
  1853. Sinne den bildungspolitischen Zielen
  1854. der LINKEN.
  1855. Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im allgemeinbildenden Schulwesen muss vorbereitet und
  1856. begleitet werden durch eine breite
  1857. Diskussion mit den Betroffenen.
  1858.  
  1859. Wir wollen einen uneingeschränkten
  1860. Rechtsanspruch auf gemeinsames
  1861. Lernen und gemeinsamen Unterricht
  1862. für Kinder und Jugendliche mit Behinderung einführen
  1863. Dafür müssen die Deckelung der Ressourcen für den gemeinsamen Unterricht aufgehoben und ein einheitliches
  1864. System zur Finanzierung der sonderpädagogischen Förderung geschaffen
  1865. werden. Es muss ausgeschlossen
  1866. werden, dass sich die Bedingungen
  1867. für Kinder mit Behinderungen verschlechtern.
  1868. Alle Schulen sollen barrierefrei aus­
  1869. gebaut werden.
  1870. Verlässliche Rahmenbedingungen
  1871. für gute Schule – Schule in Berlin
  1872. ein attraktiver Arbeitsplatz
  1873. Wir stehen vor dem Problem eines
  1874. bundesweiten Mangels an pädago­
  1875. gischen Fachkräften. Den kann Berlin
  1876. nicht alleine beheben, aber auch in
  1877. Berlin wollen wir mittelfristig die
  1878. Ausbildungszahlen erhöhen.
  1879. Bis diese Maßnahmen greifen,
  1880. müssen wir den Lehrerberuf in Berlin
  1881. attraktiv machen, um genügend neue
  1882. Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen
  1883. und Erzieher für die Berliner Schulen
  1884. zu gewinnen. Wir bleiben dabei:
  1885. Lehrerinnen und Lehrer sollen nicht
  1886. verbeamtet werden. Sie sind zuerst
  1887. pädagogische Fachkräfte und nicht
  1888. Staatsdiener. Dafür wollen wir das
  1889. Angestelltenverhältnis attraktiver
  1890. gestalten:
  1891. n DIE LINKE will an der höheren
  1892.  
  1893. Eingruppierung der Lehrerinnen
  1894. und Lehrer festhalten und diese
  1895. im tariflichen Rahmen absichern.
  1896. 29
  1897.  
  1898. n Wir setzen uns dafür ein, dass der
  1899. Senat gemeinsam mit den Gewerkschaften ein gerechteres Arbeitszeitmodell entwickelt, das den tatsäch­
  1900. lichen Anforderungen an Lehrerinnen
  1901. und Lehrer auch über die reinen
  1902. Unterrichtsstunden hinaus besser gerecht wird. In diesem Zusammenhang
  1903. muss geprüft werden, wie angestellte
  1904. Lehrerinnen und Lehrer entsprechend
  1905. ihres geringeren Einkommens gegenüber den Beamten bei der Arbeitszeit
  1906. entlastet werden können.
  1907. n Wir streben an, dass Schulen Zeitkontingente erhalten, um Lehrerinnen
  1908. und Lehrer, die besondere Aufgaben
  1909. übernehmen, entlasten zu können. In
  1910. Absprache mit den Gewerkschaften
  1911. sollen Schulen freiwillig neue Arbeitszeitmodelle erproben können.
  1912. n Lehrerinnen und Lehrer, die aus
  1913. gesundheitlichen Gründen ihre Unterrichtsbelastung reduzieren müssen, sollen die Möglichkeit erhalten,
  1914. andere Aufgaben zur Entlastung des
  1915. Schulalltags wahrzunehmen. Wir
  1916. möchten auch die Belastung für ältere
  1917. Lehrerinnen und Lehrer verringern.
  1918. n DIE LINKE will, dass jede Schule zu
  1919.  
  1920. Beginn des Schuljahres eine Personalausstattung von mindestens 100
  1921. Prozent erhält, so dass alle Schulen
  1922. zuverlässigen, qualitativ ansprechenden Unterricht ohne Ausfall
  1923. ermög­ichen und außerunterrichtliche
  1924. l
  1925. Betreuung garantieren können.
  1926. Das Schulsanierungsprogramm soll
  1927. ausgebaut und an den baulichen Erfordernissen der Schulreformen ausgerichtet werden. Darüber hinaus sollen
  1928. Sanierungen und gegebenenfalls der
  1929. Ausbau von Bildungseinrichtungen
  1930. bei der Investitionsplanung und Stadt30
  1931.  
  1932. entwicklung hohe Priorität erhalten.
  1933. SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern
  1934. sollen an den Planungen für Schul­
  1935. baumaßnahmen beteiligt werden.
  1936. Die Öffnung von Schulen in den
  1937. Sozialraum und die Zusammenarbeit
  1938. mit Kooperationspartnern erfordert
  1939. eine ausreichende Koordination, aber
  1940. auch Räume. Die Musterraumprogramme sind entsprechend zu überarbeiten. Das Qualitätsmanagement
  1941. muss an den Zielen der Schulreform
  1942. ausgerichtet werden. Schulen mit Entwicklungsbedarf müssen gezielt und
  1943. verbindlich gefördert werden
  1944. Hochschule,
  1945. Wissenschaft und Forschung:
  1946. Zukunftsressource Nr. 1
  1947. Die Berliner Hochschulen, die außeruniversitären Institute, die Akademien
  1948. und sonstigen Forschungseinrichtungen bilden eine wesentliche Zukunftsressource für die gesellschaftliche
  1949. und wirtschaftliche Entwicklung der
  1950. Stadt. Wir erwarten, dass sie zur
  1951. Lösung drängender gesellschaft­
  1952. licher Fragen einen wichtigen Beitrag
  1953. leisten.
  1954. Die rot-rote Koalition hat dem in der
  1955. Vergangenheit Rechnung getragen
  1956. und die Hochschul- und Wissenschaftspolitik trotz fortdauernder
  1957. prekärer Haushaltslage zu einem
  1958. Schwerpunkt gemacht.
  1959. Viele der in den letzten Jahren entstandenen Arbeitsplätze sind bereits
  1960. in wissensintensiven Bereichen an­
  1961. gesiedelt.
  1962. DIE LINKE will Hochschulen und Forschungseinrichtungen noch stärker
  1963. mit der Stadtgesellschaft und ihrer
  1964. Entwicklung verknüpfen und schlagen
  1965.  
  1966. daher die Einrichtung eines Förderprogramms für innovative Forschungsprojekte mit regionalem Bezug vor.
  1967. Demokratische Hochschulen
  1968. in einer demokratischen
  1969. Gesellschaft
  1970. Die weitere Demokratisierung der
  1971. Hochschulen ist die Voraussetzung für
  1972. die weitere Stärkung ihrer Autonomie
  1973. und Bedingung für den zunehmenden
  1974. Verzicht auf die direkte Detailsteuerung durch Gesetzgeber und Wissenschaftsverwaltung.
  1975. Ziel linker Hochschul- und Wissenschaftspolitik bleibt die umfassende
  1976. und demokratische Partizipation aller
  1977. am Wissenschaftsprozess Beteiligten.
  1978. DIE LINKE setzt sich ein für eine viertelparitätische Beteiligung von Professorinnen und Professoren, Studierenden, akademischen sowie sonstigen
  1979. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in
  1980. den satzungsgebenden Hochschul­
  1981. organen. Unter dieser Voraussetzung
  1982. sollen Hochschulen ihre weitgehende
  1983. Autonomie nutzen und zur Stärkung
  1984. und Kompetenzerweiterung demokratisch verfasster Gremien eigene
  1985. Modelle der akademischen Selbst­
  1986. verwaltung einführen.
  1987. Die Einheit von Forschung und Lehre
  1988. muss Grundsatz jeder akademischen
  1989. Personalstrukturentwicklung bleiben.
  1990. DIE LINKE setzt sich auch für
  1991. verlässliche Berufswege und gute
  1992. Arbeitsbedingungen für alle an den
  1993. Hochschulen und in den Wissenschaftseinrichtungen Tätigen ein. Der
  1994. Trend zu immer mehr befristeten und
  1995. prekären Beschäftigungsverhältnissen
  1996. trägt nicht zur Leistungsfähigkeit und
  1997.  
  1998. Attraktivität von Wissenschaft als
  1999. Berufsfeld bei. Daher müssen mehr
  2000. dauerhafte Beschäftigungsmöglichkeiten auch neben der Professur
  2001. eingerichtet werden. Wir wollen
  2002. das Tenure-Track-Verfahren stärker
  2003. verankern, das jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nach
  2004. positiver Leistungsbewertung eine
  2005. unbefristete Beschäftigungsmöglichkeit bietet.
  2006. Es ist gelungen, den bundesweit
  2007. einzigen Tarifvertrag für studentische
  2008. Beschäftigte fortzuschreiben.
  2009. Die verfasste Studierendenschaft
  2010. als das wesentliche Element studentischer Interessensvertretung bleibt
  2011. als öffentlich-rechtliche Körperschaft
  2012. mit eigener Satzungs- und Finanzautonomie und politischem Mandat
  2013. erhalten.
  2014. Rot-Rot hat seit Regierungsantritt
  2015. mit seinem erfolgreichen »Berliner
  2016. Programm für Chancengleichheit«
  2017. dafür Sorge getragen, dass Berlin bei
  2018. der Gleichstellung von Frauen in der
  2019. Wissenschaft bundesweit führend ist.
  2020. Deshalb setzt sich DIE LINKE dafür
  2021. ein, dieses Programm fortzuführen
  2022. und die Geschlechterperspektive in
  2023. Forschung und Lehre strukturell noch
  2024. besser zu verankern.
  2025. Berlin – Stadt der Studierenden
  2026. mit offenen Hochschulen auch
  2027. für Berliner Abiturientinnen und
  2028. Abiturienten.
  2029. Die Hochschulen des Landes Berlin
  2030. sind offene Hochschulen. In Berlin
  2031. sind alle Bildungseinrichtungen von
  2032. der Kita bis zur Hochschule gebührenfrei. Dafür hat sich DIE LINKE in der
  2033. 31
  2034.  
  2035. Vergangenheit immer stark gemacht
  2036. und sie hat diesen Anspruch gegen
  2037. alle Widerstände in Berlin durchgesetzt. Sie wird auch weiterhin der
  2038. Garant in der Berliner Bildungs- und
  2039. Hochschulpolitik dafür sein, dass dies
  2040. so bleibt.
  2041. Ein Studium in Berlin ist für viele
  2042. Studierende auch aus anderen Bundesländern nicht zuletzt wegen dieser
  2043. Gebührenfreiheit attraktiv. Dieser
  2044. Zustrom an Studierenden aus anderen
  2045. Bundesländern verringert allerdings
  2046. nicht unerheblich die Chancen für Berliner Abiturientinnen und Abiturienten,
  2047. einen Studienplatz in ihrer Stadt zu erhalten. Insbesondere junge Menschen
  2048. aus so genannten bildungsfernen oder
  2049. sozial benachteiligten Schichten, die
  2050. in Berlin verstärkt eine Hochschul­
  2051. zugangsberechtigung erlangen sollen,
  2052. sind von den derzeitigen Zulassungsverfahren ungenügend berücksichtigt.
  2053. Gerade sie nutzen zum erfolgreichen
  2054. Studienabschluss häufiger die Möglichkeit, in der Nähe ihres bisherigen
  2055. Wohnortes zu bleiben.
  2056.  
  2057. Die bisherigen Erfahrungen mit
  2058. der Bologna-Reform zeigen, dass
  2059. die Qualität und die Akzeptanz des
  2060. Bachelor-Abschlusses verbessert
  2061. werden müssen. Wir wollen mehr
  2062. Selbstbestimmung, Flexibilität und
  2063. Durchlässigkeit auch in den neuen
  2064. Studiengängen.
  2065. Die Bachelor-Studiengänge müssen
  2066. dem Anspruch der Bologna-Reform
  2067. endlich gerecht werden und zu einem
  2068. Abschluss führen, der eine breite
  2069. gesellschaftliche Akzeptanz findet.
  2070. Diese Akzeptanz drückt sich auch
  2071. durch die Bereitstellung attraktiver
  2072. Arbeitsplätze in der Wirtschaft und
  2073. im öffentlichen Sektor aus.
  2074. Darüber hinaus muss eine Fortführung des Studiums über den bedarfsgerechten Ausbau von MasterStudienplätzen ermöglicht werden.
  2075. Besonders dringlich ist der Ausbau
  2076. von Masterstudienplätzen, wenn ein
  2077. solcher Abschluss für die Berufsausübung unmittelbar notwendig ist.
  2078.  
  2079. Wir werden den Hochschulen im
  2080. Rahmen der Hochschulverträge
  2081. Anreize zur verstärkten Aufnahme
  2082. von Bewerberinnen und Bewerbern
  2083. mit Migrationshintergrund geben
  2084. und setzen uns zudem für eine höhere
  2085. Gewichtung von Wartezeiten im Zulassungsverfahren ein.
  2086.  
  2087. Die Leistungen des Berliner Studentenwerks spielen in Zeiten hoher
  2088. Mobilität und gestiegener Präsenzzeiten der Studierenden sowie durch
  2089. intensiven Beratungsbedarf eine
  2090. immer größere Rolle. DIE LINKE setzt
  2091. sich für den Erhalt und den Ausbau
  2092. der Tätigkeit des Studentenwerks
  2093. als Anstalt öffentlichen Rechts ein.
  2094.  
  2095. Berlin hat in der Vergangenheit unter
  2096. Rot-Rot überdurchschnittlich viele
  2097. Studienplätze neu geschaffen. Heute
  2098. nehmen hier jedes Jahr 6000 junge
  2099. Menschen mehr ein Studium auf
  2100. als noch 2005. DIE LINKE will diese
  2101. Politik im Hinblick auf die weiter
  2102. steigende Zahl von Studierwilligen
  2103. fortschreiben.
  2104.  
  2105. Nur noch sieben Prozent der Studierenden finden in Berlin Unterkunft in
  2106. einem Wohnheim. Angesichts der sich
  2107. verschärfenden Situation auf dem
  2108. Berliner Wohnungsmarkt setzt sich
  2109. DIE LINKE dafür ein, im Hinblick auf
  2110. die zu erwartende Zunahme der Studierenden, die in diese Stadt kommen,
  2111. zusätzliche Plätze zu schaffen.
  2112.  
  2113. 32
  2114.  
  2115. Hochschulen
  2116. auskömmlich finanzieren
  2117. Die Hochschulen brauchen Planungssicherheit.
  2118. Mit den Hochschulverträgen wurde ein Instrument geschaffen, das
  2119. ihnen diese Sicherheit garantiert und
  2120. gleichzeitig ein wichtiges Steuerungsinstrument für die Hochschulpolitik
  2121. des Landes Berlin ist. Wir wollen den
  2122. Prozess einer gemeinsamen Hochschulentwicklungsplanung für die
  2123. Region Berlin-Brandenburg wieder
  2124. aufnehmen, dessen Ergebnisse in
  2125. die kommenden HochschulvertragsVerhandlungen einfließen sollen.
  2126. DIE LINKE setzt sich dafür ein, dieses
  2127. Instrument gesetzlich zu verankern.
  2128. Die Wirkungen des ab 2011 eingeführten Modells der leistungsbasierten
  2129. Mittelzuweisung werden wir prüfen
  2130. und uns bei Fehlentwicklungen
  2131. für eine Anpassung einsetzen. Der
  2132. sich ausweitenden Förderung über
  2133.  
  2134. Drittmittel muss eine abgesicherte
  2135. Grundfinanzierung der Einrichtungen
  2136. gegenüber stehen.
  2137. In den Hochschulverträgen ist künftig
  2138. eine Gleitklausel zu vereinbaren, mit
  2139. der Kostensteigerungen für die Hochschulen abgefedert werden, die außerhalb der Verantwortung der Hochschulen liegen und deren Anstieg von diesen
  2140. nicht beeinflusst werden können.
  2141. DIE LINKE setzt sich darüber hinaus
  2142. dafür ein, die Hochschulfinanzierung
  2143. bundesweit neu zu ordnen und die
  2144. tatsächlichen Lasten der Länder in
  2145. einem eigenen Hochschul-LänderFinanzausgleich gerecht zu verteilen.
  2146. Jedes Bundesland muss die Kosten für
  2147. die Hochschulausbildung seiner Abiturientinnen und Abiturienten selbst
  2148. übernehmen. Für die ausländischen
  2149. Studierenden an deutschen Hochschulen muss der Bund die Vollkosten
  2150. übernehmen.
  2151.  
  2152. IV. Für eine soziale Wohnungspolitik –
  2153. Verdrängung verhindern
  2154. Die Verfügung über einen angemessenen Wohnraum gehört zu den
  2155. wesentlichen Voraussetzungen für
  2156. ein selbstbestimmtes Leben. Berlin
  2157. ist eine Mieterstadt. Auf Basis einer
  2158. zahlungskräftigen Nachfrage steigen
  2159. die Mieten, insbesondere in den innerstädtischen Wohnquartieren, seit
  2160. einigen Jahren stark an. Preisgünstige Mietwohnungen werden knapp.
  2161. Haushalte mit geringem Einkommen
  2162. werden aus den aufgewerteten Innenstadtquartieren in die Großsiedlungen
  2163. an den Stadtrand abgedrängt. Der
  2164.  
  2165. soziale Zusammenhalt und Ausgleich
  2166. in der Stadt ist zunehmend gefährdet.
  2167. DIE LINKE tritt dafür ein, die soziale
  2168. Bevölkerungsmischung in den Wohnquartieren zu erhalten und der zunehmenden sozialräumlichen Spaltung
  2169. der Stadt entgegenzuwirken.
  2170. Um auf die divergierenden sozialräumlichen Entwicklungen politisch
  2171. Einfluss nehmen und Verdrängungsprozesse verhindern zu können,
  2172. bedarf es eines Mixes aus wohnungs-,
  2173. 33
  2174.  
  2175. sozialpolitischen und städtebaurechtlichen Instrumenten auf Bezirks-,
  2176. Landes- und Bundesebene.
  2177. Die städtischen Wohnungsunternehmen spielen bei der Gestaltung einer
  2178. sozialen Wohnungspolitik eine zentrale
  2179. Rolle. Die LINKE hält am Stopp des
  2180. Verkaufs von Wohnungsbeständen
  2181. der kommunalen Gesellschaften fest
  2182. und tritt für eine schrittweise Ausweitung ihrer Wohnungsbestände in den
  2183. kommenden Jahren ein.
  2184. Die Rechte der Mieterinnen
  2185. und Mieter stärken, um
  2186. Mieterhöhungen zu begrenzen
  2187. Die wirksamsten rechtlichen Möglichkeiten für eine Begrenzung des
  2188. Mietenanstiegs liegen im Mietrecht.
  2189. Während die Bundesregierung hier
  2190. durch weitere Lockerungen vor allem
  2191. die Interessen der Vermieter bedient,
  2192. wird sich DIE LINKE weiterhin dafür
  2193. einsetzen, die Rechte der Mieterinnen und Mieter zu stärken. Da die
  2194. entscheidenden Regelungen bundesrechtlich sind, setzt sich DIE LINKE
  2195. dafür ein, dass:
  2196. n die Spielräume für allgemeine
  2197.  
  2198. Mieterhöhungen zu verringern sind,
  2199. indem die Kappungsgrenzen von 20
  2200. auf 15 Prozent gesenkt und der Zeitraum, in dem die Miete sich um diesen
  2201. Betrag erhöhen darf, von drei auf vier
  2202. Jahre verlängert wird,
  2203. n grundsätzlich ein Verzicht auf die
  2204. Modernisierungsumlage angestrebt
  2205. wird und stattdessen eine transparente Einbindung der Modernisierungen
  2206. in das Vergleichsmietensystem angestrebt wird. In einem ersten Schritt
  2207. wollen wir die Umlagehöhe der Kosten
  2208. bei Modernisierungen auf die Miete
  2209.  
  2210. 34
  2211.  
  2212. reduzieren. Statt bisher elf sollen
  2213. künftig maximal neun Prozent der
  2214. Modernisierungskosten auf die Mieterinnen und Mieter umgelegt werden.
  2215. Die Umlage ist zeitlich so zu begrenzen, dass sie nach Amortisierung der
  2216. Modernisierungskosten entfällt.
  2217. n eine bundesrechtliche Ermächtigung für Gemeinden geschaffen wird,
  2218. damit diese im Falle von Störungen
  2219. bei der ausreichenden Wohnraumversorgung zu angemessenen Bedingungen Mietobergrenzen einführen
  2220. können.
  2221. n bei der Erstellung des Berliner
  2222. Mietspiegels künftig die Neuvermietungsmieten nur mindergewichtig
  2223. berücksichtigt werden.
  2224.  
  2225. Klimaschutz braucht
  2226. Mieterschutz
  2227. Wenn für die Sanierung von Wohngebäuden Fördermittel eingesetzt
  2228. werden, können diese Kosten nicht
  2229. auf die Miete umgelegt werden.
  2230. Deshalb wollen wir ein Landesförderprogramm für die klima- und altersgerechte Wohnungsmodernisierung auf
  2231. den Weg bringen. Außerdem sollen
  2232. der Senat und die Bezirke Hauseigentümer bei der Inanspruchnahme von
  2233. Fördermitteln des Bundes – deren
  2234. deutliche Aufstockung wir für notwendig halten – beraten und unterstützen. Den derzeitigen Ausschluss von
  2235. Wohnungsbau aus der Förderung mit
  2236. EU-Mitteln wollen wir überwinden.
  2237. Von Mietern in Eigenleistung erbrachte Einbauten (z. B. Gasetagenheizung )
  2238. sollen entweder bis zum Zeitpunkt der
  2239. vollständigen Abschreibung Bestandsschutz genießen oder die Modernisierungsmaßnahmen sind nicht umlage-
  2240.  
  2241. fähig. Eine allgemeine Duldungspflicht
  2242. solcher Maßnahmen lehnen wir ab.
  2243. Mieter sollen das Recht zur Mietminderung erhalten, wenn der optimierte
  2244. Energiezustand eines Wohngebäudes
  2245. nicht erreicht wird, weil der Eigentümer die im Energieausweis beschriebenen Maßnahmen unterlässt. Hohe
  2246. Umlagen und geringe Energieeinsparungen gehen zu Lasten der Mieterinnen und Mieter. Sie haben bislang
  2247. keinen Einfluss auf die Wahl der technischen Modernisierungsmaßnahmen
  2248. zur Energieeinsparung. Ziel muss die
  2249. Garantie für Mieter sein, dass bei der
  2250. Umsetzung das günstigste Verhältnis
  2251. von Kosten und Effizienz gewählt wird.
  2252. Eine Modernisierungsmaßnahme bedarf der Kontrolle und Mitbestimmung
  2253. durch die Mieterinnen und Mieter. Eingeführt werden soll die Pflicht zur Vorlage von Modernisierungsvarianten
  2254. und Wirtschaftlichkeitsberechnungen
  2255. und eine begleitende Mieterberatung
  2256. bei Modernisierungsankündigungen.
  2257. Diese Pflichten sind im Bundesgesetz
  2258. und als Förderkondition für potenzielle Landesförderprogramme festzuschreiben.
  2259. Zwangsumzüge verhindern
  2260. DIE LINKE hat bereits in der Vergangenheit eine Reihe von Vorkehrungen
  2261. gegen Zwangsumzüge von Transferleistungsbeziehenden getroffen. Es
  2262. ist auch weiterhin unser Ziel, dass alle
  2263. Menschen, die auf Transferzahlungen
  2264. (Hartz IV, Sozialhilfe, Grundsicherung
  2265. im Alter) angewiesen sind, in ihrem
  2266. sozialen Umfeld bleiben können.
  2267. Deshalb wollen wir die notwendigen
  2268. Regelungen in einem Landesgesetz
  2269. verbindlich festlegen. Damit will
  2270. DIE LINKE nicht nur größere Rechts­
  2271.  
  2272. sicherheit schaffen, sondern vor allem
  2273. auf den sich rasant verändernden
  2274. Wohnungsmarkt in Berlin mit steigenden Mieten reagieren. Wir wollen die
  2275. Bevölkerungsvielfalt in den Wohnquartieren erhalten und Segregation
  2276. verhindern. 
  2277. In diesem Gesetz wollen wir die
  2278. bisher geltenden Sonder- und Härtefallregelungen ebenso beibehalten wie
  2279. das Bruttowarmmietenkonzept. Denn
  2280. damit ist nicht die Wohnungsgröße
  2281. entscheidend für die Frage, ob die
  2282. Wohnkosten für Hartz-IV-Beziehende
  2283. zulässig sind, sondern nur die Gesamtsumme der Kosten. Die Berechnung
  2284. der Richtwerte soll an den jeweils
  2285. gültigen Berliner Mietspiegel gebunden werden. Grundlage sind die Werte
  2286. für die Netto-Kaltmiete sowie die
  2287. Betriebs - und Heizkosten. Darüber
  2288. hinaus wollen wir einen Neuvermietungszuschlag einführen. Der soll
  2289. garantieren, dass Empfänger von
  2290. Transfergeldern in der ganzen Stadt
  2291. Wohnraum anmieten können. In
  2292. Stadtteilen, in denen die Mieten
  2293. besonders stark angestiegen sind,
  2294. sollen Richtwertüberschreitungen
  2295. als zulässig bestimmt werden können.
  2296. Wir wollen über eine Kooperation mit
  2297. Mieterorganisationen für Empfänger
  2298. von Transfergeldern eine unabhängige Beratung in Mietangelegenheiten
  2299. gewährleisten. So lassen sich überhöhte Kosten durch falsche Betriebsund Heizkostenkostenabrechnungen
  2300. einsparen.
  2301. Für ältere Menschen, die auf Leistungen aus der Grundsicherung angewiesen sind, weil ihre Renten nicht
  2302. existenzsichernd sind, wollen wir weitere Ausnahmeregelungen schaffen,
  2303. so dass sie bei längerer Wohndauer,
  2304. 35
  2305.  
  2306. Krankheit oder Behinderung nicht erzwungenermaßen umziehen müssen.
  2307. Städtische Wohnungsbau­
  2308. gesellschaften für eine soziale
  2309. Wohnungspolitik nutzen
  2310. Wir wollen die städtischen Wohnungsbaugesellschaften nicht nur
  2311. verpflichten, die wirtschaftlichen,
  2312. sondern auch die sozialen und stadtentwicklungspolitischen Zielvorgaben
  2313. einzuhalten. Entsprechende Verein­
  2314. barungen zwischen dem Land und
  2315. den Unternehmen sind transparent
  2316. zu gestalten und offenzulegen.
  2317. Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften sollen:
  2318. n breiten Bevölkerungsschichten
  2319. stadtweit Wohnraum zu angemessenen Mietpreisen zur Verfügung stellen.
  2320. Das muss sich auch in einer Vermietungspraxis widerspiegeln, die einer
  2321. Verdrängung von Beziehern von Transferleistungen und Geringverdienenden
  2322. insbesondere aus den innerstäd­
  2323. tischen Stadtteilen entgegen wirkt,
  2324. n die ortsübliche Miete ausschließlich
  2325.  
  2326. auf Grundlage des Mietspiegels ermitteln. Das gilt auch nach Modernisierungen und für Neuvermietungen,
  2327. n in die Lage versetzt werden, durch
  2328.  
  2329. Zukäufe und Wohnungsneubau ihre
  2330. Bestände zu erweitern. Vorrangig sollte das in den Bereichen geschehen, in
  2331. denen auf dem Wohnungsmarkt eine
  2332. angespannte Lage zu verzeichnen ist.
  2333. Eine solche Entwicklung ist durch die
  2334. Liegenschaftspolitik des Landes zu
  2335. unterstützen. Veräußerungen, auch
  2336. einzelner Bestände, sollen künftig
  2337. allenfalls an Wohnungsbaugenossenschaften möglich sein,
  2338. 36
  2339.  
  2340. n angesichts der demografischen Ent-
  2341.  
  2342. wicklung ein entsprechendes Angebot
  2343. für altersgerechte und barrierefreie
  2344. Wohnungen ausbauen,
  2345. n selbst keine Umnutzung von Wohnraum für gewerbliche Zwecke inklusive der Umnutzung als Ferienwohnungen unternehmen und dies bei den
  2346. Mietern grundsätzlich ausschließen,
  2347. n die Mieterbeiräte stärken und dafür
  2348.  
  2349. einheitliche Regelungen in den Satzungen der Wohnungsbaugesellschaften verankern.
  2350. Das Land Berlin soll auf Gewinnabführungen der Wohnungsbaugesellschaften an den Landeshaushalt verzichten. Die entsprechenden Erträge sind
  2351. dem Eigenkapital der Gesellschaften
  2352. zur Senkung der Finanzierungskosten
  2353. bei der energetischen Bestandssanierung zuzuführen.
  2354. Möglichkeiten des
  2355. Wohnungs- und Städtebaurechts
  2356. ausschöpfen
  2357. DIE LINKE Berlin setzt sich dafür ein,
  2358. dass alle dem Land zur Verfügung
  2359. stehenden baurechtlichen Instrumente
  2360. auf ihre Eignung zur Dämpfung der steigenden Mietentwicklung hin überprüft
  2361. und gegebenenfalls angewendet werden. Eine wesentliche Voraussetzung
  2362. dafür ist die Schaffung von rechtlichen
  2363. Voraussetzungen, die bestimmte baurechtliche Vorschriften differenzierter
  2364. an die teilräumlichen Geltungsbereiche
  2365. der Gemeinde bindet.
  2366. n Bei der Umwandlung von Miet- in
  2367.  
  2368. Eigentumswohnungen soll der Schutz
  2369. für Mieter/-innen gegen eine Kündigung wegen Eigenbedarfs oder aus
  2370. Gründen der wirtschaftlichen Ver-
  2371.  
  2372. wertung zehn Jahre betragen und
  2373. für das gesamte Stadtgebiet gelten;
  2374. die Kündigungsschutzklauselverordnung ist entsprechend fortzuschreiben.
  2375. n Durch eine Landesverordnung
  2376. sollen die Bezirke ermächtigt werden, in Milieuschutzgebieten einen
  2377. Ge­ ehmigungsvorbehalt für die
  2378. n
  2379. Umwandlung von Miet- in Eigentums­
  2380. wohnungen einzuführen.
  2381. n Auf der Landesebene ist ein
  2382.  
  2383. Fonds vorzuhalten, mit dem das Land
  2384. erforderlichenfalls Wohngebäude auf
  2385. dem Wege des Vorkaufsrechts in den
  2386. vom BauGB § 24 definierten Gebieten
  2387. erwerben kann.
  2388.  
  2389. n DIE LINKE will Mieterverdrängungen
  2390. durch umfassende Stadterneuerungsund Modernisierungsmaßnahmen
  2391. dadurch abwenden, dass die Bauherren zu Maßnahmen verpflichtet
  2392. werden, mittels eines Sozialplanverfahrens unter Einschaltung einer
  2393. unabhängigen Mieterberatung eine
  2394. sozial verträgliche Durchführung der
  2395. Maßnahme sicher zu stellen. Erforderlichenfalls ist eine Umstrukturierungsverordnung nach § 172 Absatz 1,
  2396. Satz 1 Nr. 3. zu erlassen. Die Bezirke
  2397. sollten mit den Trägern städtebauliche
  2398. Verträge über die Durchführung der
  2399. Maßnahme abschließen.
  2400. n Für die auslaufenden Sanierungs-
  2401.  
  2402. gebiete und andere aufgewertete
  2403. innerstädtische Wohngebiete ist
  2404. zu prüfen, ob durch den Erlass von
  2405. Milieuschutzsatzungen eine über den
  2406. »zeitgemäßen Ausstattungsstandard
  2407. einer durchschnittlichen Wohnung«
  2408. hinausgehende, mietpreistreibende
  2409. Modernisierung unterbunden werden
  2410. kann.
  2411.  
  2412. n Die LINKE setzt sich für die Einführung einer landesgesetzlichen Regelung zum Zweckentfremdungsverbot
  2413. von Wohnraum ein, die auch eine
  2414. teilräumliche Festsetzung ermöglicht.
  2415. Damit soll insbesondere in der Innenstadt die Umnutzung von Wohnungen
  2416. für gewerbliche Zwecke unterbunden
  2417. und dem gewerblichen Ferienwohnungsbetrieb begegnet werden.
  2418. n Die LINKE setzt sich dafür ein,
  2419. dass vor allem in den besonderen
  2420. Gebieten, in denen Instrumente der
  2421. Städtebauförderung angewandt werden, unabhängige Mieterberatungen
  2422. angeboten werden.
  2423.  
  2424. Für einen kommunalen
  2425. Wohnungssektor in sozialer
  2426. Verantwortung
  2427. DIE LINKE hält am Ausstieg aus
  2428. dem System der früheren Wohnungsbauförderung in Berlin fest. Dieses
  2429. System war nicht sozial, sondern
  2430. asozial, denn es kam nicht den
  2431. Mieterinnen und Mietern, sondern
  2432. den Immobilienbesitzern zugute und
  2433. belastete den Landeshaushalt in
  2434. Milliardenhöhe. Versuche, über generelle Kappungsgrenzen die Vermieter
  2435. nachzusubventionieren, lehnen wir
  2436. ab.
  2437. Trotzdem halten wir einen staatlich
  2438. geförderten und geschützten Bestand
  2439. an Sozialwohnungen auch zukünftig
  2440. für notwendig. Dieser ist auf eine neue
  2441. Grundlage zu stellen.
  2442. Für ein neues Sozialmietensystem
  2443. DIE LINKE tritt für ein Berliner Wohnraumgesetz ein, das den weiteren Umgang mit den bestehenden Beständen
  2444. des Sozialen Wohnungsbaus regelt.
  2445. 37
  2446.  
  2447. Die Sozialwohnungen müssen für die
  2448. Versorgung einkommensschwacher
  2449. Haushalte zur Verfügung stehen.
  2450. DIE LINKE will erreichen, dass die
  2451. Mieten für Sozialwohnungen zukünftig
  2452. im Regelfall etwa zehn Prozent unterhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete
  2453. liegen.
  2454. Für den heutigen Bestand an Sozialwohnungen, die über der ortsüblichen
  2455. Vergleichsmiete liegen, ist daher in
  2456. einem neuen Wohnraumgesetz auch
  2457. eine Korrekturmöglichkeit nach unten
  2458. vorzusehen. Um Spekulationen mit
  2459. Kostenmieten zu stoppen, wollen wir
  2460. erreichen, dass bei Insolvenzverfahren oder dem Verkauf von Objekten,
  2461. bei denen es nach der Grundförderung keine Anschlussförderung gibt,
  2462. die Vergleichsmiete Anwendung
  2463. findet. Damit wollen wir die Praxis beenden, dass Erwerber weiterhin Mieterhöhungen bis zur ursprünglichen
  2464. Kostenmiete verlangen, Extraprofite
  2465. realisieren können und auf diesem
  2466. Weg einkommensschwache Mieterinnen und Mieter aus ihren Wohnungen
  2467. vertrieben werden.
  2468. Zukünftig sollte die Unterstützung
  2469. für die Schaffung sozial geförderten
  2470. Wohnraums vorrangig den kommunalen Wohnungsbaugesellschaften
  2471. zugute kommen. Die stellen dem
  2472. Land im Gegenzug entsprechende
  2473. Belegungsrechte zur Verfügung
  2474. und weisen deren Einhaltung nach.
  2475. Belegungsbindungen erhalten
  2476. und nutzen
  2477. Das Land Berlin verfügt aus unterschiedlichen Förderprogrammen
  2478. des Wohnungsbaus und der Städtebauförderung noch über Belegungs38
  2479.  
  2480. bindungen für sehr viele Wohnungen.
  2481. DIE LINKE spricht sich dafür aus,
  2482. Be­egungsrechte in den Stadtteilen,
  2483. l
  2484. in denen der Wohnungsmarkt angespannt ist, wieder in Anspruch zu nehmen und die Vermieter zu verpflichten, deren Einhaltung nachzuweisen.
  2485. Es ist sicherzustellen, dass die
  2486. vertraglichen Belegungs- und Mietpreisbindungen dauerhaft genutzt
  2487. und kontrolliert werden.
  2488. Sozialmieterinnen
  2489. und -mietern helfen
  2490. Zugleich gilt es jenen Mieterinnen
  2491. und Mietern, die durch extreme
  2492. Mietsteigerungen nach dem Auslaufen
  2493. der Förderung bedroht sind, verbesserte Hilfsangebote bereitzustellen.
  2494. DIE LINKE fordert daher:
  2495. n Anträge auf Bewilligung von Mietausgleich und Umzugskostenhilfe sind
  2496. künftig nicht mehr nur bis zum Ablauf
  2497. von drei Jahren nach Ende der Grundförderung, sondern ab dem Zeitpunkt
  2498. der tatsächlichen Mieterhöhung
  2499. zulässig.
  2500. n Der Mietausgleich ist solange zu
  2501. zahlen, bis die betroffenen Mieter­
  2502. innen und Mieter eine angemessene
  2503. Wohnung gefunden haben. Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften
  2504. sollen bei der Vermittlung von entsprechenden Wohnungen unterstützend tätig werden.
  2505.  
  2506. Wohnungsbestände übernehmen
  2507. statt nachsubventionieren
  2508. DIE LINKE setzt sich für eine Strate­ ie
  2509. g
  2510. des Senats im Umgang mit Wohnungsunternehmen ein, die durch den Ausstieg aus der Anschlussförderung von
  2511. Insolvenz bedroht oder betroffen sind.
  2512.  
  2513. Diese orientiert sich nicht an den
  2514. Interessen der Unternehmen, sondern
  2515. zielt auf den Erhalt eines Wohnungsangebots zu sozial verträglichen
  2516. Mieten in der gesamten Stadt.
  2517. DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
  2518. die städtischen Wohnungsbaugesellschaften geeignete Bestände von
  2519. insolventen Unternehmen – insbe­
  2520. sondere in Stadtteilen mit einer hohen
  2521. Nachfrage an Wohnungen – erwerben
  2522. oder anderweitig übernehmen.
  2523. Für eine Neuausrichtung
  2524. der Liegenschaftspolitik
  2525. DIE LINKE will die Liegenschaftspolitik
  2526. des Landes neu ausrichten und eine
  2527. Grundstücksentwicklung mit sozialem
  2528. Augenmaß durchsetzen. Künftig soll
  2529. beim Umgang mit Grundstücken aus
  2530. dem Treuhandvermögen des Liegenschaftsfonds durch die Einbindung
  2531. von wirtschafts-, umwelt-, wohnungsund stadtentwicklungspolitischen
  2532. Aspekten eine nachhaltige und langfristig strategische Wertschöpfung für
  2533. das Land Berlin angestrebt und erzielt
  2534. werden. Neben der Sicherung von
  2535. Standorten für soziale Infrastruktur
  2536. ( z. B. von Schulstandorten), gilt es vor
  2537. allem den Erwerb durch landeseigene
  2538. Wohnungsbaugesellschaften für
  2539. Wohnungsneubau zu ermöglichen.
  2540. Für Grundstücke, die durch den
  2541. Bund verwertet bzw. verwaltet werden
  2542. und von strategischer Bedeutung für
  2543. Berlin sind, soll versucht werden, ein
  2544. Erstzugriffsrecht durchzusetzen.
  2545. Die Förderung von Baugruppen durch
  2546. die Vergabe von Grundstücken zum
  2547. Festpreis ist an den Abschluss von
  2548. Sozialvereinbarungen zu knüpfen, die
  2549. beispielsweise eine Vermietung eines
  2550.  
  2551. Teils der Wohneinheiten zu sozial
  2552. verträglichen Konditionen vorsehen.
  2553. Dabei sind auch Grundstücke
  2554. außerhalb des S-Bahn-Ringes einzubeziehen und das Verfahren für
  2555. weitere Interessentengruppen ( z. B.
  2556. für sich zum Zwecke des Erwerbs neu
  2557. gründende Genossenschaften) ist zu
  2558. öffnen.
  2559. Diskriminierung auf dem
  2560. Wohnungsmarkt abbauen und
  2561. einen gleichberechtigten Zugang
  2562. gewährleisten
  2563. Im Jahr 2006 wurde von der Europäischen Beobachtungsstelle für
  2564. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
  2565. (EUMC) dargelegt, dass vor allem
  2566. Menschen mit Migrationshintergrund
  2567. auf dem Wohnungsmarkt diskriminiert
  2568. werden. Es gibt auch Belege, dass
  2569. Menschen mit geringem Einkommen,
  2570. Alleinerziehende sowie Menschen mit
  2571. Behinderungen oder Schwule und
  2572. Lesben von derartigen Diskriminie­
  2573. rungen betroffen sind.
  2574. DIE LINKE setzt sich dafür ein, im
  2575. Rahmen der sozialen Stadtentwicklung geeignete Maßnahmen dagegen
  2576. zu entwickeln.
  2577. Folgende Schritte sind notwendig:
  2578. n Aufbau von Anlaufstellen für
  2579.  
  2580. Betroffene, um in Konfliktfällen
  2581. vermitteln zu können. Hierbei ist
  2582. die Kooperation mit bestehenden
  2583. Strukturen wie Mieter- und Sozialberatungen, Stadtteilzentren und
  2584. -treffpunkten zu prüfen.
  2585.  
  2586. n Formen und Ausmaß von Diskriminierungen auf dem Berliner Wohnungsmarkt empirisch untersuchen.
  2587.  
  2588. 39
  2589.  
  2590. n Sensibilisierung
  2591.  
  2592. wohnungswirtschaftlicher
  2593. Akteure für Diskriminierungen
  2594. aufgrund bestimmter Merkmale
  2595. und Erhöhung des Anteils von
  2596. Mitarbeitenden mit Migrations­
  2597. hintergrund insbesondere bei
  2598.  
  2599. den landeseigenen
  2600. Wohnungsgesellschaften.
  2601. n Bestehende rechtliche Möglich­ eiten
  2602. k
  2603.  
  2604. insbesondere des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) anwenden
  2605. und gegebenenfalls weiterentwickeln.
  2606.  
  2607. V. Das soziale Berlin –
  2608. Eine lebenswerte Stadt für alle
  2609. Berlin verändert sich seit dem
  2610. Mauerfall vor 20 Jahren baulich
  2611. rasant. DIE LINKE gestaltet diesen
  2612. Prozess wesentlich mit. Dabei geht
  2613. es uns besonders um die räumliche
  2614. und soziale Ausgewogenheit in der
  2615. Stadtentwicklung. Wir müssen die
  2616. Gesamtstadt in der Region neu
  2617. denken. Innenstadt und Außenstadt
  2618. sortieren sich neu: sozial, kulturell,
  2619. politisch. Der demografische Wandel
  2620. stellt neue Anforderungen an eine
  2621. altersgerechte und integrative Stadt.
  2622. Die LINKE plant und handelt gesamtgesellschaftlich und gesamtstädtisch.
  2623. Sie steht für die soziale Durch­
  2624. mischung der Kieze. Es soll keine
  2625. Einteilung in Reichen- und Armen­
  2626. viertel geben. Deswegen bekämpft
  2627. DIE LINKE die Verdrängung sozial
  2628. benachteiligter Berlinerinnen und
  2629. Berliner und zunehmend auch Normalverdienender aus ihren Kiezen.
  2630. Sie steht für eine Quartiersentwicklung, die alle dort lebenden Bewohnerinnen und Bewohner anspricht
  2631. und einbindet.
  2632. DIE LINKE begreift die polyzentrale
  2633. Struktur der Stadt als Stärke, greift
  2634. die Herausforderungen durch Klimaschutz und Klimawandel auf und bezieht Bürgerinnen und Bürger stärker
  2635. in Entscheidungen ein.
  2636. 40
  2637.  
  2638. Berlin – historisches Erbe
  2639. als Zukunftsaufgabe
  2640. Berlin ist die Hauptstadt und größte Metropole der Bundesrepublik.
  2641. DIE LINKE steht für einen historisch
  2642. verantwortungsvollen Umgang mit
  2643. der wechselvollen Geschichte und
  2644. dem städtebaulichen Erbe Berlins.
  2645. Die Pflege und breite öffentliche Zugänglichkeit der vielen Gedenkstätten
  2646. in Berlin ist immer Teil der Stadtentwicklungspolitik. Die Erinnerung an
  2647. widersprüchliche Zeitgeschichte und
  2648. Auseinandersetzung damit gehören
  2649. in die Mitte der Stadt und des städtischen Lebens.
  2650. DIE LINKE will, dass auch die Architektur der Nachkriegsmoderne in Ost und
  2651. West respektiert wird.
  2652. Berlin ist eine der spannendsten
  2653. Städte in Deutschland und ein Magnet für viele Menschen aus anderen
  2654. Ländern. Sie kommen als Touristinnen
  2655. und Touristen oder wollen hier leben,
  2656. studieren oder arbeiten. Auch deshalb
  2657. ist Berlin auch Kulturhauptstadt und
  2658. internationale Metropole – weltoffen,
  2659. tolerant, international, dynamisch,
  2660. lebendig –, eine Stadt, die Raum bietet für ein Leben nach den eigenen
  2661. Vorstellungen.
  2662.  
  2663. Doch bei allem Stolz darauf und allen
  2664. Fortschritten in der Erneuerung und
  2665. Ergänzung von Infrastruktur und
  2666. Gebäudesubstanz gibt es auch erheb­
  2667. liche Entwicklungsprobleme.
  2668. Soziale Spaltung stoppen –
  2669. Teil­ abe und Bürgerbeteiligung
  2670. h
  2671. fördern
  2672. Die soziale Spaltung in einigen Stadtgebieten nimmt zu. Das lässt sich
  2673. nicht allein mit stadtentwicklungs­
  2674. politischen Instrumenten wie dem
  2675. Quartiersmanagement verhindern.
  2676. Gebraucht und entwickelt werden
  2677. muss ein Mix aus sozial-, arbeitsmarkt-, integrations-, wohnungs-,
  2678. stadtentwicklungs- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen. Die verfügbaren Fördermittel sollen gebündelt,
  2679. nach Möglichkeit verstärkt und
  2680. dadurch in ihrer Wirksamkeit erhöht
  2681. werden.
  2682. DIE LINKE will den Umgang mit den
  2683. Liegenschaften des Landes verändern, damit Grundstückspolitik als
  2684. Instrument der Stadtentwicklung
  2685. für die Sicherung der öffentlichen
  2686. Daseinsvorsorge, für soziale und
  2687. innovative Projekte, für mehr Grün
  2688. gezielter als bisher eingesetzt wird.
  2689. Die Entwicklung unserer Stadt und
  2690. ihrer Kieze wird mehr und mehr auch
  2691. zum öffentlichen Thema. Insbeson­
  2692. dere mit dem erfolgreichen Bürger­
  2693. begehren »Mediaspree versenken«
  2694. ist die sozialkritische Debatte zur Berliner Stadtentwicklung wieder aufgelebt und eine neue Kooperationskultur
  2695. städtischer Initiativen entstanden.
  2696. DIE LINKE nimmt die Aufforderung
  2697. zum Dialog gern an und sieht sich in
  2698. ihrer Auffassung bestärkt, dass wirkliche Partizipation für stadtpolitische
  2699.  
  2700. Entscheidungen unverzichtbar ist
  2701. und an Bedeutung gewinnen muss.
  2702. DIE LINKE wird die Bürgerbeteiligung
  2703. in der Stadtentwicklung und bei
  2704. Großprojekten ausweiten und fördern.
  2705. Frühzeitige Beteiligung und Prüfung
  2706. von Alternativen, Transparenz bei der
  2707. Erörterung und Abwägung sowie eine
  2708. verbesserte gerichtliche Überprüfbarkeit von Verwaltungsentscheidungen
  2709. hilft, Fehlplanungen und langjährigen
  2710. Streit zu vermeiden.
  2711. Bürgersinn und bürgerschaftliches
  2712. Engagement müssen und können
  2713. deutlich gestärkt und unterstützt werden. Die vielfältigen Erfahrungen aus
  2714. den Quartiersmanagements und aus
  2715. bezirklicher Praxis mit Bürgerinitiativen, mit Stadtteilbeiräten, Kiezfonds
  2716. und soziokulturellen Netzwerken und
  2717. Stadtteilzentren können dabei genutzt
  2718. und erweitert werden.
  2719. Klima- und umweltgerechte
  2720. Stadt – Berlin auf dem Weg zur
  2721. ökologischen Modellstadt
  2722. Berlin hat bei der Verbesserung der
  2723. städtischen Umwelt viel erreicht – mit
  2724. Umweltzone und Lärmminderungsprojekten, mit energetischer Sanierung
  2725. öffentlicher Gebäude und Investitionen in die Wasserinfrastruktur. Aber
  2726. die gesundheitlichen Belastungen als
  2727. Folge der Umweltprobleme sind räumlich und sozial ungleich verteilt. Wer
  2728. arm ist, lebt häufiger in einer Umwelt,
  2729. die krank macht, ist mehr Lärmbelastungen und schlechterer Luft ausgesetzt, lebt in lauteren Wohngebieten,
  2730. trägt oft höhere Energiekosten und
  2731. hat weniger Grün im Wohnumfeld.
  2732. Umweltgerechtigkeit heißt deshalb
  2733. für DIE LINKE vor allem, mit konkreten
  2734. Vorhaben zur Entlastung der Umwelt
  2735. 41
  2736.  
  2737. die Lebensqualität für die Benachteiligten zu verbessern. Dazu gehören
  2738. die konsequente Umsetzung und Fortschreibung des Luftreinhalteplans.
  2739. Berlin ist eine umweltfreundliche
  2740. Stadt – kompakt, vielfältig, mit Parks,
  2741. Wäldern, Grünanlagen und Kleingärten. Zahlreiche, aber weniger
  2742. werdende Straßenbäume sorgen für
  2743. Schatten und hohe Aufenthaltsqualität. Doch der Klimawandel wird dazu
  2744. führen, dass die durchschnittlichen
  2745. Jahrestemperaturen ansteigen.
  2746. Deshalb sind eine gute Durchlüftung
  2747. vor allem der Innenstadtbereiche
  2748. und Abkühlungsmöglichkeiten über
  2749. unbebaute, nicht zubetonierte Flächen notwendig. Dafür benötigen die
  2750. Parks, Wälder, Kleingärten und Freiflächen einen besonderen Schutz,
  2751. dauerhafte Sicherung, gute Pflege
  2752. und mancherorts auch Zuwachs.
  2753. Zugleich gilt es sicherzustellen, dass
  2754. insbesondere die Bezirke mit den
  2755. notwendigen Mitteln für den Erhalt
  2756. der Grünflächen ausgestattet werden
  2757. und wachsendes bürgerschaftliches
  2758. Engagement für das Stadtgrün wie
  2759. beispielsweise Baumscheibenprojekte
  2760. und Baumspenden besser eingebunden wird.
  2761. Zusammenhängende Kaltluftschneisen und -gebiete sind Lebensquelle,
  2762. Erholungsorte und für die Abkühlung
  2763. unverzichtbar.
  2764. DIE LINKE will die Ausweisung von
  2765. Schutzgebieten fortsetzen und einen
  2766. funktionierenden Biotopverbund unter
  2767. Einbeziehung der Gewässer realisieren. Das bedeutet, Havel, Spree und
  2768. Landwehrkanal natur- und stadtverträglich zu sanieren und weitere Flussläufe und Gewässerufer schrittweise
  2769. zu renaturieren.
  2770. 42
  2771.  
  2772. Wasser bedeckt einen großen Teil der
  2773. Berliner Stadtfläche und prägt die
  2774. Stadt. Die Trinkwasserversorgung, die
  2775. Verbesserung der Wasserqualität und
  2776. die stadtverträgliche Regulierung des
  2777. Wasserhaushalts langfristig zu sichern,
  2778. sind für DIE LINKE wichtige umwelt­
  2779. politische Ziele. Damit wir künftig in
  2780. der Spree baden können, müssen die
  2781. Investitionen für die Sanierung der
  2782. Kanalisation und Abwasserbehandlung gesichert werden.
  2783. Die biologische Vielfalt der Stadtnatur
  2784. soll erhalten, die zusätzliche Versiegelung von Flächen vermieden und die
  2785. Förderung der Hof-, Fassaden- und
  2786. Dachbegrünung fortgesetzt werden.
  2787. Die Anforderungen des Klimaschutzes
  2788. machen es auch notwendig, dass in
  2789. die energetische Sanierung der öffentlichen Gebäude und die städtische
  2790. Infrastruktur investiert wird. Das Land
  2791. muss Vorbild sein beim Klimaschutz
  2792. und weitere Kooperationspartner
  2793. gewinnen. Das wird DIE LINKE auch
  2794. bei künftigen Vorhaben und Planungen in den Mittelpunkt stellen – Berlin
  2795. muss fit sein für den Klimawandel, um
  2796. ihn zu begrenzen und mit ihm leben zu
  2797. können.
  2798. Die Berliner Klimaziele – mindestens
  2799. 40 Prozent weniger Kohlendioxid
  2800. bis 2020 und 85 Prozent weniger
  2801. bis 2050 gegenüber 1990 – sind für
  2802. DIE LINKE bindend. Ein Berliner Klimaschutzgesetz und weitere Klimaschutzvereinbarungen sind dafür genauso notwendig wie die Erweiterung
  2803. der bisherigen Stadterneuerungsstrategie um Aspekte des Klimaschutzes.
  2804. In den geplanten Sanierungsgebieten
  2805. und im Rahmen der geplanten Internationalen Bauausstellung (IBA) als
  2806. stadtweite Klima-IBA sollen Bausteine
  2807.  
  2808. für eine energetische Stadterneuerung entwickelt und erprobt werden.
  2809. Quartiersbezogene Energieerzeugungskonzepte, Nahwärmelösungen
  2810. auf der Basis erneuerbarer Energien
  2811. gehören genauso dazu wie ökologisch
  2812. fortschrittliche und sozial integrative,
  2813. d. h. für breite Schichten der Bevölkerung bezahlbare Wohnungsbauvor­
  2814. haben in Alt- und Neubauten.
  2815. Die Berliner Bezirke haben wesent­
  2816. liche Entscheidungskompetenzen
  2817. für die Bauplanung, für den Erhalt der
  2818. Grünflächen und deren Ausbau, für
  2819. das Wohnumfeld, für die Verkehrsund soziale Infrastruktur. Die Ausrichtung der Entscheidungen im Sinne
  2820. der Ziele der Lokalen Agenda 21 ist
  2821. für Die LINKE ein wichtiges Anliegen.
  2822. Die Berliner Bezirke haben dafür eine
  2823. Vielzahl von Initiativen, Konzepten
  2824. und Programmen entwickelt. Aufbauend auf diesen Erfahrungen und
  2825. unter Einbeziehung des vielfältigen
  2826. bürgerschaftlichen Engagements –
  2827. das reicht von der auf ein einzelnes
  2828. Anliegen konzentrierten Bürgerinitiative bis hin zu lokalen Bündnissen und
  2829. zivilgesellschaftlichen Foren – soll die
  2830. Berliner Nachhaltigkeitspolitik durch
  2831. DIE LINKE auf gesamtstädtischer
  2832. und bezirklicher Ebene einen neuen
  2833. Impuls erhalten.
  2834. Projekte der Stadtentwicklung
  2835. Nachdem die Hauptstadtplanung
  2836. und die sehr kostspieligen, nur teilweise erfolgreichen, städtebaulichen
  2837. Entwicklungsmaßnahmen nahezu abgeschlossen sind, konzentrieren sich
  2838. die gesamtstädtisch bedeutsamen
  2839. städtebaulichen Aufgaben der Zukunft
  2840. auf die Nachnutzung der Flughafen­
  2841. areale Tempelhof und Tegel sowie auf
  2842. die Gestaltung des Quartiers um den
  2843.  
  2844. Hauptbahnhof. Dabei darf in Berlin die
  2845. bezirkliche Zentrenentwicklung nicht
  2846. vernachlässigt werden. Ihr wird durch
  2847. Förderung und Reaktivierung der
  2848. Haupt- und Geschäftsstraßen wie
  2849. zum Beispiel der Karl-Marx-Straße,
  2850. der Frankfurter Allee und der Müllerstraße Rechnung getragen.
  2851. Damit Berlin soziale Metropole bleibt,
  2852. müssen bei neuen Projekten Prioritätensetzung und Folgenabschätzung
  2853. am Anfang stehen. Berlin ist gebaut
  2854. und hat in seinen guten Strukturen
  2855. reichlich Potenzial. Die Großprojekte
  2856. der Vergangenheit sind noch nicht
  2857. vollständig in der Stadt verankert und
  2858. aufgenommen, ihre mittel- und langfristigen Folgen noch nicht klar. Die
  2859. Stadt braucht Zeit, um sich mit dem
  2860. Neuen zu arrangieren. »Denkpausen«
  2861. im Spreeraum und in der Innenstadt
  2862. sind durchaus wünschenswert, damit
  2863. ein Umdenken möglich wird. Und
  2864. es wird Zeit für eine Neuaufstellung
  2865. des Flächennutzungsplanes, da der
  2866. bisherige auf unrealistischen Wachstumsprognosen basierte.
  2867. Die Berlinerinnen und Berliner haben das Tempelhofer Feld sehr gut
  2868. angenommen. Das ist nicht nur ein
  2869. schlagender Beweis dafür, wie richtig
  2870. die Schließung des Flughafens war,
  2871. es gibt auch einen deutlichen Hinweis
  2872. für künftige Planungen. Die Menschen
  2873. wollen vor allem diesen Park und
  2874. individuelle Freiräume. Und sie wollen
  2875. keine Projekte und Neubauten, die für
  2876. benachbarte Stadtteile sozial negative
  2877. Auswirkungen haben können. Auch
  2878. unter Berücksichtigung der Frischluftzufuhr müssen Pläne zur Bebauung
  2879. überprüft werden. Diese Erkenntnisse
  2880. müssen in eine kritische Überprüfung
  2881. der Planungen für IGA und IBA münden. Die Internationale Bauausstel43
  2882.  
  2883. lung muss gesamtstädtische Impulse
  2884. setzen. Deshalb brauchen wir einen
  2885. neuen Ansatz für eine klimagerechte
  2886. soziale Stadterneuerung.
  2887. DIE LINKE plädiert dafür, sich bei der
  2888. Beantwortung der Frage der Nutzung
  2889. des Tempelhofer Feldes viel Zeit und
  2890. viel Freiraum zu lassen. Sie unterstützt die Nutzbarmachung und
  2891. Wiedernutzung des Flughafengebäudes. Sie unterstützt befristete und
  2892. partizipativ bestimmte Pioniernutzungen. Sie setzt sich ein für eine angemessene Gedenk-und Informationsstätte für das Columbia-Haus und die
  2893. NS-Rüstungszwangsarbeit auf dem
  2894. Gelände des Flughafens. Sie setzt
  2895. sich ebenso für Natur- und Artenschutz am Standort, für Grillwiesen
  2896. und Hundeauslaufgebiete ein. Sie hält
  2897. gewerbliche Nutzungen an der Grenze
  2898. zum S-Bahnring und zur Stadtautobahn für sinnvoll. Sie plädiert ansonsten für deutliche Zurückhaltung auch
  2899. bei Vorbereitungsmaßnahmen.
  2900. Die Schließung des Flughafens Tegel
  2901. eröffnet für die Verbesserung der Lebensqualität und weitere Ausprägung
  2902. von Wirtschaft und Wissenschaft im
  2903. Nordwesten und Westen Berlins ungeahnte Möglichkeiten. Die Nachnutzung wird auf Initiative des Senates
  2904. frühzeitig debattiert und planerisch
  2905. sorgfältig vorbereitet. DIE LINKE
  2906. unterstützt die breit getragenen
  2907. Entwicklungsziele für ein modernes
  2908. Industrie- und Technologiezentrum
  2909. im Bereich der bereits bebauten und
  2910. versiegelten Flächen. Das Interesse
  2911. der Beuth-Hochschule zur Errichtung
  2912. eines Campus’ begrüßt DIE LINKE und
  2913. will die Eignung der Terminalbauten
  2914. hierfür prüfen. Besondere Beachtung
  2915. verlangen die Belange des Trinkwasser- und Grundwasserschutzes im
  2916. 44
  2917.  
  2918. Einzugsbereich des Wasserwerkes
  2919. Tegel. Die Lage am Landschaftsraum
  2920. Tegeler Forst ermöglicht außerdem
  2921. eine umfassende Renaturierung von
  2922. Randflächen und eine umweltgerechte Verflechtung mit den benachbarten
  2923. Wohnsiedlungen und Stadtteilen.
  2924. Die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz muss verbessert werden.
  2925. Der 2006 eröffnete Hauptbahnhof ist
  2926. von den Berlinerinnen und Berlinern
  2927. und ihren Gästen gut angenommen
  2928. worden. Selbst die hervorragende
  2929. Lage am Rand des Regierungsviertels
  2930. hat aber bisher nicht dazu geführt,
  2931. dass sich ein angemessenes stadträumliches Umfeld herausgebildet
  2932. hat. Im Gegenteil: Die ersten realisierten Projekte lassen einseitige
  2933. Nutzungsstrukturen und eine er­
  2934. schreckend abweisende Gestaltung
  2935. befürchten. Deshalb muss dieses
  2936. Areal mit dem nördlichen Innenstadtrand in den nächsten Jahren das
  2937. wesentliche Handlungsfeld für
  2938. die Innenstadtplanung sein.
  2939. Der bisher vernachlässigte breite
  2940. Dialog muss dabei vor aufzustellenden
  2941. Bebauungsplänen, auszulobenden
  2942. Wettbewerben und Grundstücksvergaben stehen. Auf der Basis eines bei
  2943. Verwaltung, Eigentümern, Investoren
  2944. und Bürgerschaft gleichen Wissenstandes über den Entwicklungsstatus
  2945. kann eine partizipative Planung einen
  2946. wichtigen Impuls für den notwendigen Neustart und die Kurskorrektur
  2947. geben.
  2948. Die weitere Umgestaltung der alten
  2949. Mitte wird durch große Infrastrukturvorhaben gebremst. Der Neubau der
  2950. U-Bahnlinie 5 vom Brandenburger Tor
  2951. bis zum Alexanderplatz wird großflächig und über lange Zeit Stadtbild und
  2952.  
  2953. Stadtleben bestimmen und beides
  2954. nicht unwesentlich beeinträchtigen.
  2955. Der Bau des Humboldt-Forums auf
  2956. dem Schlossplatz ist aufgeschoben,
  2957. aber nicht aufgehoben.
  2958. DIE LINKE plädiert bei weiterer Verzögerung nicht nur für eine Überprüfung
  2959. der Berliner Anteile, sondern des
  2960. Schlossneubaus insgesamt.
  2961. Die archäologischen Funde vor dem
  2962. Roten Rathaus sind für Berlin noch
  2963. bedeutsamer als die auf dem Schlossplatz. Beide müssen in künftige Bauprojekte integriert werden. Der
  2964. U- Bahnhof Rathaus muss umgeplant
  2965. werden, damit das alte Rathaus als
  2966. wichtiges kommunales Bauwerk nicht
  2967. verschwindet.
  2968. Die Mitte als Wohn-, Arbeits- und
  2969. Erlebnisraum weiter zu qualifizieren,
  2970. das ist die wenig spektakuläre, aber
  2971. ungemein wichtige Aufgabe der
  2972. nächsten Jahre. DIE LINKE unterstützt
  2973. die behutsame Umgestaltung des
  2974. Gendarmenmarkts nach den Vorstellungen der Bürgerinnen und Bürger.
  2975. Das Rathausforum zwischen Fernsehturm und Schlossplatz soll als grün­
  2976. geprägter öffentlicher Raum erhalten
  2977. bleiben und qualifiziert werden. Die
  2978. Gestaltung des Molken- und des
  2979. Spittelmarkts muss weiter diskutiert
  2980. werden.
  2981. DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
  2982. die vorgesehenen Eingriffe in das
  2983. Verkehrsgeschehen die bestehenden
  2984. Konflikte und Belastungen reduzieren
  2985. und dass die geplanten Neubauten
  2986. und Plätze allen sozialen Gruppen
  2987. offen stehen. Wohnungen nur für sehr
  2988. gut Verdienende will DIE LINKE nicht.
  2989. Sie wird sich dafür stark machen,
  2990. bei allen weiteren Planungen für die
  2991.  
  2992. Innenstadt das städtebauliche Erbe
  2993. und die wachsenden Bedürfnisse
  2994. nach innerstädtischen Erholungsund Grünanlagen zu verteidigen.
  2995. In diesem Sinne unterstützt DIE LINKE
  2996. auch die Forderungen für die Erweiterung des Mauerparks und lehnt den
  2997. Neubau von Wohnungen auf potenziellen Erweiterungsflächen ab. Bauvorhaben im innerstädtischen Spreeraum
  2998. müssen die Ergebnisse des erfolgreichen Bürgerentscheids respektieren.
  2999. Berlin in Bewegung – stadt­
  3000. verträgliche, umweltgerechte und
  3001. erschwingliche Mobilität für alle
  3002. Sicher und bezahlbar durch die
  3003. Stadt zu kommen, ist gerade in einer
  3004. Großstadt unverzichtbarer Bestandteil
  3005. einer hohen Lebensqualität. Aber wie
  3006. die Berlinerinnen und Berliner seit
  3007. Sommer 2009 und im Winter 2010
  3008. nachhaltig erfahren haben, funktioniert das oft schlecht. Das muss sich
  3009. schleunigst wieder ändern. Der öffentliche Personennahverkehr mit S-Bahn,
  3010. U-Bahn, Straßenbahn, Regionalbahn,
  3011. Bus und Taxi bildet das Rückgrat
  3012. einer integrierten umweltfreundlichen
  3013. Mobilität. Sein gutes Angebot muss
  3014. gesichert werden.
  3015. Öffentliche Mobilität ist Teil der Daseinsvorsorge. Eine Privatisierung der
  3016. BVG lehnt DIE LINKE auch weiterhin
  3017. ab. Zur Sicherung der hohen Qualität
  3018. des BVG-Angebots und seiner Verbesserung werden wir uns für einen
  3019. Abbau der finanziellen Unterdeckung
  3020. des BVG-Verkehrsvertrages und die
  3021. Finanzierung nötiger Investitionen
  3022. einsetzen. Gleichzeitig kämpfen wir
  3023. für kommunale Einflussmöglichkeiten
  3024. auf die S-Bahn Berlin und fordern die
  3025. Erfüllung des bis 2017 laufenden Ver45
  3026.  
  3027. kehrsvertrages mit der DB AG ein. Um
  3028. die ÖPNV-Finanzierung dauerhaft zu
  3029. sichern, führen wir eine gesellschaftliche Debatte und suchen nach neuen
  3030. Wegen.
  3031. Die Stadt muss mit öffentlichen Verkehrsmitteln in attraktiven Taktzeiten
  3032. gut erschlossen sein bis hin zu den
  3033. Randgebieten mit geringerer Bevölkerungsdichte. Der barrierefreie Ausbau
  3034. der Verkehrsmittel und Stationen
  3035. muss fortgesetzt werden. Mobilitätshilfsdienste und der Sonderfahrdienst
  3036. für Menschen mit Behinderungen
  3037. bleiben erhalten.
  3038. Berlin und Brandenburg wachsen
  3039. zusammen. Damit dies beim Verkehr
  3040. weiterhin nicht hauptsächlich per Pkw
  3041. geschieht, setzt sich DIE LINKE dafür
  3042. ein, mehr Verkehrsleistungen auf den
  3043. bestehenden und im Bau befindlichen
  3044. Regionalbahn- und S-Bahn-Strecken
  3045. zu bestellen.
  3046. Dazu gehört der Neubau des Regionalbahnhofes in Köpenick bzw. mindestens der Erhalt des Regionalbahnhofes in Karlshorst. Die vorhandenen
  3047. Strecken sind auszubauen und die
  3048. städtischen Verkehrsräume mit neuen
  3049. Stationen besser zu erschließen. Von
  3050. Stilllegung bedrohte Straßenbahnstrecken z. B. in Köpenick und Pankow
  3051. müssen erhalten bleiben.
  3052. Besonders wichtig in dieser Legislaturperiode sind Investitionen in die
  3053. Erweiterung des Straßenbahn-Netzes.
  3054. Dabei geht es vor allem um Strecken
  3055. zum Potsdamer Platz, zum Hermannplatz und nach Moabit. Die Umsteigemöglichkeiten zwischen den Verkehrsmitteln sind zu verbessern, und der
  3056. weitere barrierefreie Ausbau muss
  3057. fortgesetzt werden. Eine Kürzung der
  3058. 46
  3059.  
  3060. Bundeszuweisungen für Investitionen
  3061. und Bestellungen im Nahverkehr lehnt
  3062. DIE LINKE ab.
  3063. DIE LINKE hat erfolgreich um ein
  3064. Sozialticket, preisgünstige Schüler­
  3065. monatskarten und das Abo 65+ gekämpft. Zusammen mit der Sicherung
  3066. und Ausweitung des Verkehrsangebots sowie weiteren Investitionen werden erschwingliche Fahrpreise helfen,
  3067. noch mehr Kunden für den Nahverkehr zu gewinnen, die Fahrgastzahlen
  3068. zu steigern und so die Klimaziele auch
  3069. im Verkehrsbereich zu erreichen.
  3070. Der Berliner Verkehr muss klimafreundlicher werden. Das Zu-Fuß-Gehen und der Radverkehr sind deshalb
  3071. weiter zu fördern, indem sie mehr
  3072. Platz im Straßenraum erhalten. Der
  3073. kontinuierliche Ausbau der FahrradInfrastruktur muss fortgesetzt werden
  3074. und durch bessere Pflege und Erhalt
  3075. bestehender Radwege und Fahrrad­
  3076. abstellplätze ergänzt werden. Für den
  3077. Betrieb öffentlicher Verkehrsmittel
  3078. sollen zu 100 Prozent erneuerbare
  3079. Energien zum Einsatz kommen. Die
  3080. intelligente Verknüpfung mit neuen
  3081. Konzepten der Elektromobilität besonders für Taxen, Busse und Mietwagen
  3082. trägt zur Stärkung des Umweltverbundes bei.
  3083. Verkehrspolitik ist sowohl Umweltpolitik als auch Industriepolitik. Sie
  3084. ermöglicht die Schaffung guter Arbeitsplätze. Die Potenziale im Schienenfahrzeugbau, der Forschung und
  3085. im Service in Berlin und Brandenburg
  3086. sind zur Entwicklung einer umweltgerechten und stadtverträglichen
  3087. Mobilität auszubauen und zu nutzen.
  3088. Um Straßen vom Güterverkehr zu
  3089. entlasten, setzt sich DIE LINKE dafür
  3090.  
  3091. ein, dass die derzeit nicht betriebsnotwendigen Bahnflächen innerhalb der
  3092. Stadt freigehalten werden. Diese Flächen sollen künftig für die Errichtung
  3093. lokaler Güterumschlagplätze genutzt
  3094. werden.
  3095. Kein Weiterbau der A 100
  3096. DIE LINKE lehnt den Weiterbau der
  3097. A 100 grundsätzlich ab. Ein innerstädtischer Autobahnring widerspricht sowohl den Ansprüchen an eine sozi­ le
  3098. a
  3099. und umweltgerechte Stadtentwicklung als auch den Klima- und Umweltzielen der Berliner Stadtpolitik. Der
  3100. Osten und Südosten Berlins braucht
  3101. als Alternative sowie zur Entlastung
  3102. der Wohngebiete und für eine bessere Verkehrsanbindung in Richtung
  3103. Flughafen BBI eine Verbesserung des
  3104. ÖPNV-Angebotes sowie tangentiale
  3105. Verbindungen auf der Schiene und
  3106. der Straße.
  3107. Für den Straßenverkehr insgesamt
  3108. steht die Sanierung der vorhande­
  3109. nen Infrastruktur vor dem Bau neuer
  3110. Straßen. Der Unterhalt der Brücken,
  3111. Straßen und Wege muss besser
  3112. finanziert sein, sonst drohen in Zu­
  3113. kunft um ein Vielfaches höhere Kosten.
  3114. Erhaltungsmaßnahmen sollen, wo
  3115. immer möglich, mit besserem Lärmschutz und mehr Platz für Fußgängerund Fahrradverkehr verknüpft werden.
  3116. Der Erhalt und die Verbesserung
  3117. der Verkehrs-Infrastruktur ist eine
  3118. Gemeinschaftsaufgabe und nicht die
  3119. Aufgabe der Anlieger. Deshalb setzen
  3120. wir uns für die schnellstmögliche
  3121. Abschaffung des Straßenausbau­
  3122. beitragsgesetzes ein.
  3123. DIE LINKE setzt sich für eine neue
  3124. Finanzierungsregelung für Bundes-
  3125.  
  3126. fernstraßen ein. Auch Bundesmittel
  3127. sollen vorrangig für die Sanierung
  3128. vorhandener Verkehrsinfrastruktur,
  3129. den Lärmschutz an vorhandenen Bundesfernstraßen sowie bei Bedarf für
  3130. sonstige Bundesstraßen verwendet
  3131. werden. Auf Bundesebene müssen
  3132. die Investitionen in die Verkehrsanbindung der Bundeshauptstadt gesichert
  3133. werden, um insbesondere die Schienenanbindung Berlins nach Ost- und
  3134. Südeuropa zu verbessern.
  3135. Lärmbelastung reduzieren
  3136. Durch die vollzogene bzw. anstehende
  3137. Schließung der Flughäfen Tempelhof
  3138. und Tegel werden die Stadtbewohnerinnen und -bewohner deutlich
  3139. weniger von Fluglärm belästigt. Aber
  3140. die zunehmende Belastung vor allem
  3141. im Südosten der Stadt muss begrenzt
  3142. werden. In die Fortschreibung des
  3143. Lärmaktionsplanes ab 2012 wird erstmals der Standort Schönefeld einfließen und die Grundlage für bestmögliche Entlastungsmaßnahmen bilden.
  3144. Gemeinsam mit den Bezirken wird die
  3145. schrittweise Realisierung der Beispielprojekte zur Verkehrslärmminderung
  3146. fortgeführt. Die Lärm­ anierung der
  3147. s
  3148. Stadtautobahn, der Avus und von
  3149. Abschnitten innerstädtischer Bahntrassen durch den Bund bzw. die
  3150. Deutsche Bahn AG hält DIE LINKE
  3151. Berlin für dringend erforderlich.
  3152. Vor der Inbetriebnahme des neuen
  3153. Flughafens Berlin-Brandenburg müssen die Flugrouten von Ost und West
  3154. für Starts und Landungen so festgelegt werden, dass Sicherheit und
  3155. Lärmschutz bestmöglich umgesetzt
  3156. werden. Die emissionsabhängige
  3157. Staffelung der Flughafengebühren soll
  3158. fortgeführt und ausgeweitet werden.
  3159. Für die Menschen, die im Umfeld
  3160. 47
  3161.  
  3162. des Flughafens leben, sollen Schutzmaßnahmen und Nachteilsausgleich
  3163. zügig, sachgerecht und unkompliziert
  3164. erfolgen. DIE LINKE setzt sich für ein
  3165. konsequentes Nachtflugverbot ein.
  3166. Wir wollen eine möglichst geringe
  3167. Belastung der Anwohner bei Berücksichtigung der Funktionsfähigkeit
  3168.  
  3169. und Wirtschaftlichkeit des neuen
  3170. Flughafens. Unter dieser Maßgabe
  3171. streben wir eine Ausweitung der
  3172. Kernzeit auf 23 bis 6 Uhr an. Die
  3173. verbleibenden notwendigen Starts
  3174. und Landungen sollen in der Nachtzeit ausschließlich von der Südbahn
  3175. erfolgen.
  3176.  
  3177. VI. Öffne dir die Stadt –
  3178. Berlin: Stadt in der wir leben
  3179. Sozialen Zusammenhalt stärken
  3180. Berlin ist die Stadt der Vielfalt und
  3181. der Kreativen. Berlin ist aber auch
  3182. eine Stadt mit sozialer Spaltung und
  3183. Ausgrenzung. Dem entgegenzuwirken,
  3184. breite Mitwirkung an der Gestaltung
  3185. unserer Stadt zu organisieren und
  3186. Armut zu verhindern und zu bekämpfen, sind wesentliche Ziele linker
  3187. Sozialpolitik.
  3188. Die Ungerechtigkeiten in der Einkommensverteilung, die niedrigen HartzIV-Regelsätze, prekäre Beschäftigung
  3189. und niedrige Löhne in vielen Bereichen können wir auf der Landesebene
  3190. nicht oder nur unzureichend ausgleichen. Aber wir haben konkrete Maßnahmen ergriffen, um sozial benachteiligten Berlinerinnen und Berliner
  3191. mehr kulturelle und gesellschaftliche
  3192. Teilhabe zu ermöglichen.
  3193. Gut Aufwachsen in Berlin
  3194. DIE LINKE will, dass Kinder und
  3195. Jugendliche in Berlin mit Freude und
  3196. Spaß am Leben aufwachsen können
  3197. und dass alle Kinder – unabhängig
  3198. von Herkunft und sozialem Status –
  3199. in ihrer Entwicklung ausreichend gefördert werden. Das entscheidet über
  3200. 48
  3201.  
  3202. ihre Zukunftschancen. Kinderrechte
  3203. sind Menschenrechte – dazu bekennt
  3204. sich DIE LINKE. Deswegen streiten wir
  3205. für günstige Lebensbedingungen der
  3206. Familien in Berlin
  3207. Kinderarmut weiter zurückdrängen
  3208. Die Armutsquote unter den Kindern
  3209. in Berlin ist hoch. Rund ein Drittel
  3210. der Kinder und Jugendlichen lebt von
  3211. Transfergeldzahlungen. Besonders
  3212. Alleinerziehende haben nach wie
  3213. vor große Schwierigkeiten, existenz­
  3214. sichernde Beschäftigung zu finden,
  3215. um sich und ihre Kinder eigenständig
  3216. über die Runden zu bringen.
  3217. DIE LINKE bekämpft auf der Bundesebene die Armut von Eltern und
  3218. schöpft auf Landesebene alle möglichen Spielräume aus. So gibt es
  3219. in Berlin auch ohne die Hartz-IVBildungsgutscheine der Bundesregierung ein »Starter-Paket« zur
  3220. Einschulung für Kinder aus Familien
  3221. mit geringem Einkommen. Deswei­
  3222. teren öffnen der Familienpass und
  3223. der Super-Ferien-Pass Kindern armer
  3224. Familien attraktive und vielfältige
  3225. Freizeit-, Sport-, Kultur- und Bildungsangebote, die überwiegend kostenlos
  3226. sind.
  3227.  
  3228. DIE LINKE will ergänzend eine gesunde
  3229. und vor allem regelmäßige Ernährung
  3230. für alle Kinder und Jugendlichen. Wir
  3231. wollen deshalb in Berlin das Mittagessen an Kitas und Grundschulen
  3232. schrittweise kostenfrei ermöglichen:
  3233. In einem ersten Schritt soll jedes
  3234. Kind ohne Ausnahmen am subven­
  3235. tionierten Mittagessen für 23 Euro pro
  3236. Kind und Monat teilnehmen können.
  3237. Im nächsten Schritt soll zunächst für
  3238. Kinder aus Familien mit geringem Einkommen die Kostenfreiheit umgesetzt
  3239. werden.
  3240. Freizeit ist Lebenszeit
  3241. DIE LINKE setzt sich für die Durchsetzung der Rechte junger Menschen ein.
  3242. Die zunehmende Konzentration
  3243. öffentlicher Mittel auf die Bewältigung
  3244. von Krisen und Problemlagen bei
  3245. Heranwachsenden führt berlinweit zu
  3246. Einschränkungen und zum Abbau von
  3247. Förderangeboten für junge Menschen.
  3248. So wird Jugendarbeit in der Praxis der
  3249. Jugendhilfe insgesamt auf den Aspekt
  3250. der Sozialarbeit reduziert.
  3251. Junge Menschen haben aber davon
  3252. unabhängig ein grundsätzliches Recht
  3253. auf Förderung ihrer Entwicklung.
  3254. DIE LINKE setzt sich deshalb dafür
  3255. ein, dass die Jugendarbeit mit dem
  3256. angemessenen Anteil an den Gesamtjugendhilfemitteln des Landes
  3257. Berlin – das sind nach der aktuellen Gesetzeslage mindestens zehn
  3258. Prozent – ausgestattet wird. Flächendeckend und umfassend wollen
  3259. wir in den Berliner Stadtteilen ein
  3260. vielfältiges und an der Zahl und den
  3261. Bedürfnissen der in den Sozialräumen
  3262. lebenden Kindern und Jugendlichen
  3263. ausgerichtetes Angebot an Kinder-
  3264.  
  3265. und Jugendclubs sowie weiteren
  3266. Freizeitangeboten sicherstellen.
  3267. Es ist eine Stärke der Jugendarbeit in
  3268. Berlin, dass sie erbracht wird von Jugendclubs und -Freizeiteinrichtungen
  3269. in öffentlicher wie in freier Trägerschaft, ergänzt durch Angebote der
  3270. Jugendverbände sowie Projekte und
  3271. Initiativen von Vereinen und selbst­
  3272. organisierten Jugendgruppen.
  3273. Durch eine gleiche Finanzierung
  3274. der Einrichtungen in öffentlicher
  3275. und freier Trägerschaft soll verhindert
  3276. werden, dass weiterhin aus finanziellen Erwägungen die Übertragung
  3277. begünstigt und kommunale Angebote
  3278. im Wettbewerb um den niedrigsten
  3279. Preis durch unerwünschte Formen
  3280. der Privatisierung verdrängt werden.
  3281. Nachbarschaftszentren stärken
  3282. Berlin hat eine vielfältige soziale
  3283. Infrastruktur, deren Rückgrat die
  3284. vielen Stadtteilzentren, Nachbarschaftshäuser, SeniorInnentreffs,
  3285. Kiezcafés, Beratungsstellen und
  3286. Fraueninitiativen sind. Diese werden
  3287. wir weiter stützen und mitfinanzieren.
  3288. Sie gehören zu einer lebendigen und
  3289. demokratischen Kiezkultur, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, an
  3290. Kunst, Bildung und Kultur unabhängig
  3291. vom Geldbeutel der Einzelnen organisiert. Viel Verstärkung finden sie
  3292. durch Beschäftigte des ÖBS, die das
  3293. Angebot der Einrichtungen ausweiten
  3294. und verstetigen.
  3295. Familien fördern –
  3296. Familienzentren schaffen
  3297. Seit einigen Jahren steigen in Berlin
  3298. die Kosten für die Hilfen zur Erziehung deutlich an. Diese Gelder der
  3299. 49
  3300.  
  3301. Jugendämter werden allerdings
  3302. erst dann ausgezahlt, wenn Kinder
  3303. bereits erheblich in ihrer Entwicklung gefährdet sind. DIE LINKE steht
  3304. dafür, schon früher anzusetzen und
  3305. mehr vorbeugende Angebote durch
  3306. ein breites Netz niedrigschwelliger
  3307. Beratungs- und Unterstützungsleistungen für Familien zu schaffen.
  3308. Dazu gehören auch der regelmäßige
  3309. Besuch bei Geburt eines Kindes, die
  3310. Sicherung der Arbeit der Erziehungsund Familienberatungsstellen sowie
  3311. die Stärkung der Jugendämter bei
  3312. der Wahrnehmung des Kinderschutzauftrages.
  3313. Als wesentlicher Bestandteil zur
  3314. Förderung von Familien soll auch der
  3315. Berliner Familienpass als attraktives
  3316. Angebot weiterhin zur Verfügung
  3317. stehen.
  3318. Viele Familien, Mütter und Väter
  3319. brauchen Zentren der Begegnung
  3320. und Kommunikation mit kostenlosen
  3321. und für alle zugänglichen attraktiven
  3322. Angeboten.
  3323. Familienzentren bieten eine Platt­
  3324. form für Austausch und Information
  3325. zu Alltagsfragen rund um das Leben
  3326. mit Kindern, für Sprachkurse sowie
  3327. kulturelle und soziale Veranstaltungen. Insbesondere Kiez- und Stadtteilmütterprojekte können durch die
  3328. Vernetzung mit Familienzentren das
  3329. Gemeinwesen und den Zusammenhalt im Stadtteil stärken und sind
  3330. deshalb weiter zu fördern
  3331. und auszubauen.
  3332. DIE LINKE setzt sich deshalb
  3333. für den Ausbau des Angebotes von
  3334. Familienzentren sowie deren Übernahme in die Regelfinanzierung
  3335. durch das Land ein.
  3336. 50
  3337.  
  3338. Planungssicherheit in der
  3339. sozialen Arbeit garantieren
  3340. Das Land Berlin arbeitet eng mit der
  3341. Liga der Wohlfahrtsverbände zusammen, auch beim Einsatz finanzieller
  3342. Mittel für die verschiedenen Projekte
  3343. im Sozial- und Gesundheitsbereich
  3344. und für die Stadtteilzentren. Wir
  3345. haben – auch aufgrund einer Änderung der Rechtslage – entschieden,
  3346. die Bewirtschaftung dieser Mittel
  3347. nicht mehr der Liga zu überlassen,
  3348. sondern sie in die öffentliche Hand
  3349. zurückzuholen und damit der staat­
  3350. lichen Verantwortung für die Ver­
  3351. wendung öffentlichen Geldes besser
  3352. gerecht zu werden. Dabei haben
  3353. wir Planungssicherheit für die vielen
  3354. Projekte der freien Wohlfahrtspflege
  3355. durchgesetzt: Für die nächsten fünf
  3356. Jahre sind keine Kürzungen der Gelder
  3357. für die unterschiedlichen Projekte und
  3358. die Verbandsförderung zu befürchten.
  3359. Aber geben wird es eine enge Kooperation bei der Steuerung und Verteilung der Mittel für den Erhalt und
  3360. Ausbau einer leistungsfähigen und
  3361. bürgernahen sozialen und gesundheitlichen Infrastruktur.
  3362. Berlin-Pass ausweiten –
  3363. Gerechtigkeitslücke schließen
  3364. Wir haben den Berlin-Pass eingeführt.
  3365. Er eröffnet den Empfängerinnen und
  3366. Empfängern von Arbeitslosengeld II,
  3367. Grundrente und Sozialhilfe sowie Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz viele Möglichkeiten in der
  3368. Stadt. Mit dem Berlin-Pass erhalten
  3369. diese Menschen das verbilligte Sozialticket für den öffentlichen Nahverkehr,
  3370. die Drei-Euro-Tickets für Theater- oder
  3371. Opernbesuche, vergünstigten Eintritt
  3372. zu Bädern, Kinos oder Museen. Sie
  3373. zahlen zudem geringere Gebühren
  3374.  
  3375. für Musikschulen, Sportvereine,
  3376. Volkshochschulkurse und können
  3377. die Bibliotheken kostenlos nutzen.
  3378. DIE LINKE setzt sich dafür ein, das
  3379. Angebot des Berlin-Passes auszu­
  3380. weiten, z. B. auf Einzelfahrscheine im
  3381. öffentlichen Nahverkehr. Sie streitet
  3382. dafür, dass der Berlin-Pass künftig
  3383. auch für Berlinerinnen und Berliner
  3384. zugänglich wird, die mit ihren ErwerbsEinkommen nur wenig über den
  3385. Hartz-IV-Regelsätzen liegen. Denn sie
  3386. haben ohne die Vergünstigungen des
  3387. Berlin-Passes trotz Erwerbsarbeit
  3388. weniger Einkommen zur Verfügung als
  3389. diejenigen mit Transfereinkommen.
  3390. Das sind in erster Linie die Empfängerinnen und Empfänger von Wohngeld.
  3391. Freiwilliges, bürgerschaftliches
  3392. Engagement ist für Berlin
  3393. unverzichtbar
  3394. Viele Menschen in unserer Stadt
  3395. engagieren sich freiwillig in ihrer
  3396. Nachbarschaft, in Schulen, Pflege­
  3397. einrichtungen, Sportvereinen, Bürgerinitiativen, Selbsthilfegruppen und im
  3398. Kulturbereich. Ihr Engagement ist für
  3399. ein gutes Miteinander unverzichtbar.
  3400. DIE LINKE setzt sich dafür ein, freiwilliges bürgerschaftliches Engagement
  3401. noch mehr zu fördern und anzuerkennen. Wir wollen Ehrenamtliche in ihrer
  3402. Arbeit durch Weiterbildungsangebote
  3403. ebenso unterstützen wie durch Fahrkarten, wenn eigene Mittel dafür nicht
  3404. ausreichen. Wir setzen uns dafür ein,
  3405. die Anerkennungskultur auszubauen.
  3406. Wir wollen, dass in jedem Berliner Bezirk ein Freiwilligenzentrum oder eine
  3407. Freiwilligenagentur finanziert wird.
  3408. Nur so kann nachhaltig Engagement
  3409. gefördert werden. Die bisherigen
  3410. Landesmittel zur Finanzierung
  3411.  
  3412. der Selbsthilfe, im Bereich der Pflege
  3413. und der Nachbarschaftszentren
  3414. wollen wir nicht nur sichern, sondern
  3415. weiter ausbauen.
  3416. Soziale Arbeit ist keine Ware
  3417. Deshalb darf für soziale Arbeit nicht
  3418. gelten: Das billigste Angebot bekommt den Zuschlag. Qualität in der
  3419. Arbeit und die passende Konzeption
  3420. müssen Maßstäbe bei der Auftragsvergabe sein. Der Einsatz öffentlicher
  3421. Mittel soll bedarfsgerecht für die fachliche Betreuung und Versorgung von
  3422. sozial Benachteiligten, Menschen mit
  3423. Behinderungen, Wohnungslosen und
  3424. anderen Hilfeberechtigten erfolgen.
  3425. Deshalb müssen, zum Schutz aller
  3426. seriös und verantwortungsvoll arbeitenden Träger, die Transparenz in der
  3427. Mittelzuteilung und Bewirtschaftung
  3428. verbessert werden.
  3429. Für alle Träger, die für ihre Arbeit
  3430. öffentliche Mittel erhalten, müssen
  3431. die gleichen Transparenz- und Offenlegungspflichten gelten wie für die
  3432. öffentlichen Unternehmen Berlins.
  3433. Wir haben nach der so genannten
  3434. »Maserati-Affäre« gemeinsam mit den
  3435. Spitzenverbänden und TransparenzFachleuten einheitliche Veröffent­
  3436. lichungspflichten für gemeinnützige
  3437. Organisationen vereinbart.
  3438. DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
  3439. diese Transparenzpflichten für alle
  3440. Träger, die öffentliche Mittel erhalten, verbindlich werden. Auf unsere
  3441. Initiative hin hat der Bundesrat einen
  3442. Gesetzentwurf des Landes Berlin
  3443. beschlossen, der mehr Kontrolle
  3444. in diesem Bereich ermöglichen und
  3445. den dort Beschäftigten zu tariflicher
  3446. Bezahlung verhelfen soll. DIE LINKE
  3447. setzt sich dafür ein, dass auch der
  3448. 51
  3449.  
  3450. Bundestag zustimmt und Transparenz
  3451. im Bereich sozialer Arbeit durchgesetzt wird.
  3452. DIE LINKE streitet dafür, dass auch
  3453. im Bereich sozialer Arbeit prekäre
  3454. Beschäftigung abgebaut wird. Wir
  3455. unterstützen all diejenigen, die für
  3456. einheitliche Tarifstrukturen und die
  3457. Durchsetzung von Tariflöhnen streiten. Denn wir wollen »Gute Arbeit«
  3458. auch im Bereich sozialer Arbeit.
  3459. Älter werden in Berlin
  3460. Der medizinische Fortschritt, die
  3461. Veränderungen in der Arbeitswelt und
  3462. ein verändertes Gesundheits- und Ernährungsbewusstsein lassen die Menschen in unserer Gesellschaft immer
  3463. älter werden. Immer mehr Seniorinnen
  3464. und Senioren nutzen ihre Zeit nach der
  3465. Erwerbsarbeit für sich, für die Familie
  3466. und Freunde, für ehrenamtliches und/
  3467. oder politisches Engagement, für
  3468. Sport, Kultur, Reisen und vieles mehr.
  3469. Doch für ein erfülltes gesundes Alter
  3470. braucht es Grundvoraussetzungen für
  3471. alle. Dabei muss auch die materielle
  3472. Basis, die Rente, stimmen.
  3473. DIE LINKE streitet auf Bundesebene
  3474. für armutsfeste Mindestrenten und
  3475. eine Rentenformel, die den Lebensstandard auch im Ruhestand sichert.
  3476. Gegenwärtig verhindern dies unstete
  3477. Erwerbsverläufe z. B. durch Arbeitslosigkeit oder Familienarbeit. Davon
  3478. waren und sind viele Frauen betroffen,
  3479. doch in den zukünftigen Rentengenerationen wird es auch Männer betreffen. Die Schere zwischen Ost und
  3480. West wird sich ebenfalls vergrößern.
  3481. Deshalb setzen wir uns auch mit Hilfe
  3482. von Bundesratsinitiativen dafür ein,
  3483. dass es endlich zu einer Rentenan­
  3484. gleichung Ost und West kommt.
  3485. 52
  3486.  
  3487. DIE LINKE streitet für eine demokratische Kultur der Teilhabe, der Gleichberechtigung aller Berlinerinnen und
  3488. Berliner – unabhängig von Herkunft,
  3489. Weltanschauung, Alter, Gesundheitszustand oder sexueller Orientierung.
  3490. Das Bild von Seniorinnen und Senioren
  3491. als »altes Eisen«, die nur noch versorgt
  3492. und aufbewahrt werden, passt nicht
  3493. zu unserem Menschenbild. Menschen
  3494. in höherem Alter haben Wissen, Erfahrungen, Kreativität und Können, die für
  3495. die Gesellschaft von unschätzbarem
  3496. Wert sind. Nicht einfach unter dem
  3497. Aspekt ökonomischer Verwertbarkeit,
  3498. sondern als Vermittlung von Wissen
  3499. und Erfahrungen im Sinne eines soli­
  3500. darischen Miteinanders und einer solidarischen Stadtgesellschaft in Berlin.
  3501. Wir haben als erstes Bundesland ein
  3502. SeniorInnenmitwirkungs-Gesetz beschlossen. Das wollen wir nach ersten
  3503. Erfahrungen nun weiter entwickeln,
  3504. um die Beteiligung älterer Berlinerinnen und Berliner an der Gestaltung
  3505. ihrer Stadt auszuweiten, um mehr
  3506. Seniorinnen und Senioren mit Mi­
  3507. grationshintergrund für die Arbeit
  3508. zu gewinnen und die Beteiligung
  3509. bei Wahlen zu den Senioren-Vertret­ ngen zu erhöhen.
  3510. u
  3511. Selbstbestimmung für alle
  3512. Viele Menschen sind auf Unterstützung und Pflege angewiesen, sei es
  3513. in der Familie, bei Freundinnen und
  3514. Freunden oder in professionellen
  3515. Einrichtungen.
  3516. Wir haben mit dem WohnteilhabeGesetz jetzt eines der modernsten
  3517. Gesetze für Menschen geschaffen,
  3518. die in Heimen oder betreuten Wohngemeinschaften leben. Dabei geht
  3519. es nicht nur um eine fachgerechte
  3520.  
  3521. Betreuung und Pflege. Es geht immer
  3522. auch darum, die demokratischen, kulturellen und sozialen Teilhaberechte
  3523. und -möglichkeiten der Menschen zu
  3524. stärken und ihnen so lange es irgend
  3525. geht ein eigenständiges und selbst­
  3526. bestimmtes Leben zu ermöglichen.
  3527. Selbstbestimmung bis zum Lebens­
  3528. ende heißt auch, dass Menschen in
  3529. Würde und ohne Schmerzen sterben
  3530. können. Wir unterstützen den Erhalt
  3531. und Ausbau der palliativ-medizinischen
  3532. Versorgung, die Arbeit der Berliner
  3533. Hospize. Mit der Pflegeversicherungsreform ist die Einrichtung von Pflegestützpunkten verbunden, die Menschen Beratung und Unterstützung für
  3534. sich selbst und Angehörige anbieten.
  3535. Auch hier waren wir in Berlin der Zeit
  3536. voraus und hatten bereits vor Inkrafttreten zwölf »Koordinierungsstellen
  3537. rund ums Alter« eingerichtet. Auf
  3538. dieser Basis werden wir in Kooperation
  3539. mit Krankenkassen und Wohlfahrts­
  3540. verbänden bis Ende 2011 weitere
  3541. möglichst wohnortnahe Pflegestützpunkte mit unabhängigen Beratungsangeboten für alle betroffenen Berlinerinnen und Berliner aufbauen.
  3542. Berliner Seniorinnen und Senioren
  3543. kommen aus vielen Ländern dieser
  3544. Welt. Sie haben unterschiedliche
  3545. Vorstellungen vom Leben im Alter,
  3546. von Familienzusammenhalt, Krankheit, Gesundheit, auch vom Sterben
  3547. und dem Tod. Die interkulturelle
  3548. Öffnung der Senioren-, Gesundheitsund Pflegeeinrichtungen ist deshalb
  3549. von hoher Bedeutung.
  3550. DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
  3551. die Vergabe von Fördermitteln für
  3552. Einrichtungen künftig auch daran
  3553. gemessen wird, ob sie kultursensibel
  3554. eingesetzt werden.
  3555.  
  3556. Wir streiten dafür, dass unterschiedliche Lebensweisen und sexuelle
  3557. Orientierungen auch im Alter volle
  3558. Anerkennung finden. Betreute Wohngemeinschaften, Sanatorien, Heime
  3559. müssen für gleichgeschlechtliche
  3560. und intersexuelle Lebensweisen offen
  3561. sein. Auch immer mehr schwerbehinderte Menschen wollen selbstbestimmt im eigenen Wohnraum leben.
  3562. DIE LINKE unterstützt deshalb das
  3563. persönliche Budget und die persönliche Assistenz, um ein selbstbestimmtes Leben in voller Teilhabe auch außerhalb von Heimen zu ermöglichen.
  3564. Langfristig muss ein bundesweites
  3565. Nachteilsausgleichgesetz geschaffen
  3566. werden, welches das persönliche Budget ersetzt und vom Bund finanziert
  3567. wird. Dadurch können Länder und
  3568. Kommunen über rund 10,5 Milliarden Euro (Berlin zwischen 300 und
  3569. 400 Millionen Euro) mehr verfügen.
  3570. Berlin – barrierefrei!
  3571. UNO-Behinderten-Konvention
  3572. umsetzen
  3573. Viele Berlinerinnen und Berliner
  3574. haben körperliche oder andere
  3575. Beeinträchtigungen. Die Konvention
  3576. der Vereinten Nationen für die Rechte
  3577. der Menschen mit Behinderungen
  3578. stellt der Gesellschaft die Aufgabe,
  3579. in allen Lebensbereichen Barrieren,
  3580. die Menschen an voller gesellschaftlicher Teilhabe hindern, zu erkennen
  3581. und zu beseitigen. Es geht um das
  3582. Menschenrecht der Inklusion, um den
  3583. Einschluss aller Menschen in ein gemeinsames gesellschaftliches Leben.
  3584. Diesen Ansatz unterstützt DIE LINKE
  3585. nachhaltig, und wir sind in Berlin auch
  3586. schon recht weit damit. Wir wollen
  3587. den gemeinsamen Unterricht von
  3588. Kindern mit und ohne Behinderung,
  3589. 53
  3590.  
  3591. die uneingeschränkte Zugänglichkeit
  3592. öffentlicher Gebäude, der Verkehrsmittel, Bahnhöfe und Haltestellen und
  3593. des Straßenlandes, aber auch die Barrierefreiheit des öffentlichen InternetAuftritts. Wir haben mit verschiedenen Programmen und Maßnahmen
  3594. für neue Wege auf dem Arbeits- und
  3595. Ausbildungsmarkt für Menschen mit
  3596. Behinderungen gesorgt. Mit seinem
  3597. Landesgleichberechtigungs-Gesetz,
  3598. dem Signet »Berlin-barrierefrei« und
  3599. der Kooperation mit dem Landesbehindertenbeirat in die Entwicklung der
  3600. Landesbehindertenpolitik ist Berlin
  3601. bundesweit vorn. Das wollen wir ausbauen und verstetigen.
  3602. Gutes Leben braucht
  3603. ein leistungsfähiges
  3604. Gesundheitssystem
  3605. Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das auf Erhalt der Gesundheit
  3606. und auf Prävention setzt unabhängig
  3607. vom Einkommen, dem Alter und dem
  3608. gesellschaftlichen Status der Bürgerinnen und Bürger. Wir brauchen eine
  3609. jederzeit erreichbare Infrastruktur
  3610. von Beratung und gesundheitlicher
  3611. Versorgung. Das ist in einem Stadtstaat wie in Berlin noch einfacher zu
  3612. organisieren als auf dem Land. Doch
  3613. auch hier sehen wir einem erheblichen Fachkräftemangel an Ärztinnen
  3614. und Ärzten und medizinischem Fachpersonal entgegen.
  3615. Gesundheitsstadt Berlin:
  3616. Zentrum für gute Arbeitsplätze
  3617. und Ausbildung
  3618. DIE LINKE steht für »Gute Arbeit«
  3619. auch im Gesundheits- und Pflege­
  3620. bereich. Deshalb streiten wir für
  3621. eine Verbesserung der Arbeitsbe­
  3622. dingungen für Ärztinnen und Ärzte
  3623. 54
  3624.  
  3625. sowie Pflegekräfte. Die Arbeitszeiten
  3626. müssen familienfreundlicher, die
  3627. Hierarchien flacher und die Bezahlung vor allem der Pflegekräfte
  3628. besser werden. Dazu haben wir
  3629. gemeinsam mit Gewerkschaften
  3630. einen Runden Tisch einberufen,
  3631. um hier schnell zu Verbesserungen
  3632. zu kommen. Mit einem lokalen
  3633. Bündnis für Gesundheitsberufe aus
  3634. Senat, Charité, Ausbildungsträgern,
  3635. Krankenkassen, Ärztekammer und
  3636. Jobcentern im Rahmen der Landes­
  3637. initiative Fachkräftesicherung werden
  3638. wir auch das Ausbildungssystem für
  3639. Gesundheitsberufe verbessern.
  3640. Wir brauchen mehr Plätze und
  3641. bedarfsgerechte Ausbildungsabschlüsse. Denn in der Gesundheitsversorgung gibt es sehr unterschiedliche Anforderungen und
  3642. Aufgabenprofile. Die Gesundheitsversorgung von Kindern verlangt andere
  3643. Standards als die von Erwachsenen,
  3644. die von Frauen andere als die von
  3645. Männern. Viele Migrantinnen und
  3646. Migranten haben ein anderes Gesundheitsempfinden und Verständnis als es im normierten deutschen
  3647. Gesundheitswesen verankert ist.
  3648. All diese Differenzierungen müssen
  3649. sich künftig noch stärker in den
  3650. Ausbildungsinhalten widerspiegeln.
  3651. Wir werden deshalb ein Ausbildungszentrum schaffen, das den regionalen Versorgungsauftrag erfüllt und
  3652. gleichzeitig international Strahlkraft
  3653. entfaltet. Auf Bundes- und – wo es
  3654. möglich ist – auch auf Landesebene
  3655. setzt sich DIE LINKE dafür ein, dass
  3656. im Ausland erworbene Berufsabschlüsse und Qualifikationen schneller anerkannt werden und dass die
  3657. Ausübung medizinischer Berufe in
  3658. keinem Fall mehr an die deutsche
  3659. Staatsbürgerschaft gebunden wird.
  3660.  
  3661. Den öffentlichen Gesundheitsdienst stärken – Krankenhausversorgung erhalten – ambulante
  3662. Versorgung sicherstellen
  3663. Der Öffentliche Gesundheitsdienst
  3664. ist eine von drei Säulen der medizinischen Versorgung der Bevölkerung.
  3665. DIE LINKE steht dafür, ihn in seinen
  3666. Kernaufgaben weiter zu stärken und
  3667. dafür die Kooperation mit Schulen,
  3668. Kitas und den weiteren Einrichtungen
  3669. der Gesundheitsversorgung – also
  3670. niedergelassenen Ärztinnen und
  3671. Ärzten, Krankenhäusern, Ambulanzen,
  3672. Psychologinnen und Psychologen und
  3673. anderen – zu vertiefen.
  3674. In Berlin praktizieren ausreichend
  3675. viele Ärzte. Nur praktizieren sie leider
  3676. nicht überall dort, wo sie gebraucht
  3677. werden. Versorgungsengpässe sind
  3678. vor allem dadurch entstanden, dass
  3679. Arztpraxen geschlossen wurden, um
  3680. sie dann in vermeintlich lukrativeren
  3681. Stadtbezirken neu zu eröffnen. Hier
  3682. gilt es gegenzusteuern.
  3683. DIE LINKE hat darauf gedrängt und
  3684. durchgesetzt, dass der zuständige
  3685. Landesausschuss der Ärzte und
  3686. Krankenkassen den Grundsatz »Eine
  3687. Stadt – ein Planungsbezirk« korrigiert
  3688. und die zwölf Bezirke wieder als maßgebliche Bezugsregion festlegt. Dies
  3689. ist ein erster Schritt.
  3690. DIE LINKE wird sich dafür einsetzen, dass die zeit- und wohnortnahe
  3691. Versorgung mit Haus- und Fachärzten
  3692. in allen Bezirken Mittelpunkt des
  3693. ambulanten Versorgungsauftrags
  3694. bleibt. Deshalb unterstützt sie die
  3695. weitere Herausbildung ärztlicher Versorgungsnetze im Sinne poliklinischer
  3696. Strukturen und Medizinischer Versorgungszentren in allen Stadtbezirken.
  3697.  
  3698. Unser öffentliches Krankenhausunternehmen Vivantes wirkt als Beispiel
  3699. für eine erfolgreiche kommunale
  3700. Krankenhausversorgung weit über die
  3701. Grenzen Berlins hinaus. Auch weil es
  3702. uns mit Unterstützung der Beschäftigen gelungen ist, seine Zerschlagung
  3703. und Privatisierung zu verhindern.
  3704. DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass
  3705. Vivantes zukünftig wieder die Investitionsmittel bekommt, die notwendig
  3706. sind, um seine Leistungsfähigkeit
  3707. für die Menschen in dieser Stadt zu
  3708. erhalten und auszubauen. Gleichzeitig
  3709. muss die strategische Kooperation
  3710. zwischen den beiden öffentlichen
  3711. Krankenhausverbünden Vivantes und
  3712. Charité durch eine stärkere und koordinierte Zusammenarbeit in konkreten
  3713. Projekten intensiviert werden. Diesen
  3714. Weg werden wir weiter gehen und die
  3715. Arbeit unserer Krankenhäuser durch
  3716. eine Qualitätsoffensive und die interkulturelle Öffnung auch der Kranken­
  3717. hausversorgung verbessern.
  3718. Ausbau der
  3719. Gesundheitsprävention
  3720. Viele Krankheiten könnten durch
  3721. frühzeitige Vorsorge und gesündere
  3722. Lebensbedingungen verhindert werden. DIE LINKE steht für den Ausbau
  3723. der Prävention. Deshalb werden wir
  3724. die Landesgesundheitskonferenz
  3725. weiterentwickeln. Wir werden weiter
  3726. lokale Gesundheitsprojekte und das
  3727. Netzwerk »Gesunde Stadt« unterstützen und verstärkt die Kooperation mit
  3728. Quartiersmanagements und Stadtteilzentren suchen, um die Prävention in
  3729. den Kiezen zu unterstützen. Auch das
  3730. betriebliche Gesundheitsmanagement
  3731. und den präventiven Kinderschutz
  3732. gegen Vernachlässigung und Gewalt
  3733. werden wir weiter verbessern.
  3734. 55
  3735.  
  3736. Berlin ist das erste Bundesland, das
  3737. eine Patientenbeauftragte hat und
  3738. damit sehr gute Erfahrungen macht.
  3739.  
  3740. um einen effektiven Jugend-,
  3741. Gesundheits- und Verbraucherschutz
  3742. zu ermöglichen.
  3743.  
  3744. Gesundheit ist Menschenrecht
  3745.  
  3746. Wir stehen für die Einführung staatlich
  3747. regulierter Coffee-Shop-Modelle oder
  3748. anderer regulierter Abgabeformen.
  3749.  
  3750. Immer mehr Menschen leben in
  3751. Berlin, die als Illegalisierte, als Flücht­
  3752. linge, als EU-Bürger oder aus anderen
  3753. Gründen hier nicht krankenversichert
  3754. sind. Auch sie brauchen eine leistungsfähige Gesundheitsversorgung.
  3755. Dafür bauen wir die bestehenden
  3756. Netzwerke aus und setzen uns dafür
  3757. ein, dass die Finanzierungsbasis für
  3758. die gesundheitliche Versorgung illegalisierter Menschen z. B. durch den
  3759. anonymen Krankenschein verbessert
  3760. wird.
  3761. Drogen: Prävention und Therapie
  3762. statt Strafe
  3763. DIE LINKE hat sich erfolgreich für
  3764. eine gesundheitsorientierte Drogenpolitik eingesetzt. Unter diesem
  3765. Aspekt stehen alle Maßnahmen der
  3766. Suchtprävention im Vordergrund
  3767. unserer Bemühungen.
  3768. Die Zahl jener, die Drogen konsumieren, ist in den letzten Jahren zurück­
  3769. gegangen. Dies bestärkt uns, die
  3770. liberale Berliner Drogenpolitik mit
  3771. ihrer Entkriminalisierung, wie z. B. bei
  3772. Besitz von geringen Mengen Cannabis, fortzusetzen und weiter Therapie
  3773. und Prävention vor Strafe zu setzen.
  3774. Aber auch in Berlin wirken die bundesgesetzlichen Regelungen. Nach
  3775. wie vor werden Menschen, die Drogen
  3776. konsumieren, kriminalisiert und dis­
  3777. kriminiert. Es gibt humane und sinn­
  3778. vollere Alternativen zum Strafrecht.
  3779. Wir wollen die Entkriminalisierung
  3780. des Drogengebrauchs vorantreiben,
  3781. 56
  3782.  
  3783. Die Angebote zur Suchtprävention
  3784. wollen wir verstetigen und ausbauen, u. a. die weitere psychosoziale
  3785. Betreuung der Schwerstabhängigen,
  3786. Spritzenvergabe auch im Männervollzug, weitere Drogenkonsumräume
  3787. und die Einrichtung von DiamorphinBehandlungszentren.
  3788. Auch die Möglichkeit, Drogen auf
  3789. gefährliche Verunreinigungen prüfen
  3790. zu lassen (Drugchecking ), ist eine
  3791. wichtige Maßnahme zur Verbesserung
  3792. des Gesundheitsschutzes von Drogengebrauchenden.
  3793. Aufklärungskampagnen über die
  3794. Droge Nr. 1, den Alkohol, halten wir
  3795. für ebenso notwendig wie ein Werbeverbot für Alkohol und Zigaretten.
  3796. Der Nichtraucherschutz hat für uns
  3797. weiterhin hohe Priorität. Aufgrund der
  3798. guten Erfahrungen mit dem Berliner
  3799. Nichtraucherschutzgesetz treten wir
  3800. für weitere Schritte zum Schutz vor
  3801. dem Passivrauchen in der Öffentlichkeit ein.
  3802. Vorsprung im
  3803. Verbraucherschutz ausbauen
  3804. Linke Verbraucherschutzpolitik
  3805. unterstützt die Eigenständigkeit und
  3806. Unabhängigkeit der Verbraucherentscheidungen und stärkt sie damit
  3807. gegenüber der Wirtschaft. Berlin
  3808. hat 2005 als erstes Bundesland ein
  3809. Verbraucherinformations-Gesetz eingeführt. In dieser Wahlperiode konnte
  3810.  
  3811. Berlin seine Position im bundesweiten
  3812. Ländervergleich deutlich verbessern.
  3813. Verbraucherschutz und bürgernahe
  3814. Verbraucherpolitik sind wichtige
  3815. Vor­ ussetzungen für eine hohe
  3816. a
  3817. Lebensqualität.
  3818. Lebensmittelsicherheit und gesunde
  3819. Ernährung bleiben Kernpunkte unserer Verbraucherpolitik. Als Gastgeber
  3820. der »Internationalen Grünen Woche«
  3821. hat Berlin ein hohes Interesse, im
  3822. Dialog mit der Futter- und Lebensmittelwirtschaft die Sicherheit und Qualität der Ernährung zu verbessern.
  3823. DIE LINKE wird sich auch im Bund für
  3824. eine Überwindung der lobbygestützten Politik einsetzen. Das für Gastronomiebetriebe erfolgreich getestete
  3825. und umgesetzte Smiley-Projekt soll
  3826. auf weitere Lebensmittelbetriebe
  3827. ausgedehnt werden. Berlin beteiligt
  3828. sich aktiv am Bund-Länder-Projekt
  3829. www.lebensmittelwarnung.de und
  3830. setzt sich für eine Ausweitung auf
  3831. andere Produkte und Dienstleistungen ein.
  3832. Verbraucherschutz bei Finanzdienstleistungen wird ein immer wichtigeres
  3833. Thema: Während institutionelle Investoren eigene Abteilungen zur Risikobewertung von Finanzprodukten haben,
  3834. sind Kleinanleger auf die Einschätzung
  3835. von Anlageberatern angewiesen.
  3836. DIE LINKE wird sich dafür einsetzen,
  3837. dass über Risiken besser aufgeklärt
  3838. und die Kontrolle intensiviert wird.
  3839. Hilfreich können beispielsweise eine
  3840. Art TÜV-Siegel oder eine Ampel-Kennzeichnung sein als Hinweis auf das
  3841. jeweilige Verlustrisiko.
  3842. Nachhaltige Verbraucherpolitik
  3843. trägt auch zur ökologischen Modernisierung bei, wesentlich sind die
  3844.  
  3845. Auswirkungen von privaten Kaufentscheidungen auf Umwelt und Klima.
  3846. Um Verbraucherinnen und Verbraucher besser über die ökologischen
  3847. Folgen zu informieren, werden wir
  3848. klarere Kennzeichnungsregelungen
  3849. z. B. zum Energieverbrauch anregen
  3850. und Informationsangebote ausbauen.
  3851. Energieberaterinnen und -berater, die
  3852. im Rahmen des öffentlich geförderten
  3853. Beschäftigungssektors (ÖBS) ausgebildet wurden, unterstützen insbesondere Menschen mit geringen Einkommen und Hartz-IV-Bezug dabei,
  3854. Energiefresser im eigenen Verhalten
  3855. und in der Technik aufzuspüren und
  3856. abzustellen.
  3857. Verbraucherpolitik ist in besonde­
  3858. rem Maße bürgerorientiert. Deshalb
  3859. wollen wir die bezirklichen Ordnungsämter, in denen berlinweit ab 2012
  3860. die Veterinär- und Lebensmittelaufsicht angesiedelt ist, zu lokalen
  3861. Verbraucherschutzbehörden weiterentwickeln. Eine wirksame Verbraucherpolitik muss sich auch in Zukunft
  3862. auf bisher schwer erreichbare Zielgruppen wie Jugendliche, Menschen
  3863. mit Migrationshintergrund und sozial
  3864. Benachteiligte orientieren. Zudem
  3865. muss angesichts des demografischen
  3866. Wandels die Zielgruppe der Älteren
  3867. und Alten in den Fokus genommen
  3868. werden. Dazu wollen wir den kiez­
  3869. orientierten und mobilen Verbraucherschutz ausbauen.
  3870. Wir wollen das 2007 geschaffene
  3871. Amt der/des Tierschutzbeauftragten
  3872. fortführen. Besonderes Augenmerk
  3873. richten wir auch in Zukunft auf Alternativen zu Tierversuchen in der Forschungshauptstadt Berlin. Dazu wird
  3874. die an der Charité in Kooperation mit
  3875. dem Bundesinstitut für Risikobewertung eingerichtete Stiftungsprofessur
  3876. 57
  3877.  
  3878. zum Themenbereich Tierversuchs­
  3879. ersatzmethoden nachhaltig gesichert
  3880. werden.
  3881. Kultur schafft Gesellschaft
  3882. Kultur ist ein prägender Faktor der
  3883. Stadt, der auch wirtschaftlich weiter
  3884. an Gewicht gewinnt. Die Vielfalt der
  3885. Berliner Kultur und ihrer sozial-kulturellen Milieus zwischen etablierter
  3886. Hochkultur, freier Szene, kreativer
  3887. Kulturwirtschaft und bürgerschaftlichem Engagement bestimmt ganz
  3888. erheblich die internationale Anziehungskraft und die Lebensqualität
  3889. Berlins für seine Bürgerinnen und
  3890. Bürger. Stadtpolitik ist verpflichtet,
  3891. den Reichtum an kulturellen Institutionen und Infrastruktur, seine kulturelle
  3892. Vielfalt und die Kreativität seiner
  3893. kulturellen Milieus als belebende
  3894. Kräfte zukünftiger Stadtentwicklung
  3895. zu fördern. Die gleichberechtigte
  3896. Teilhabe aller am kulturellen Leben
  3897. Berlins ist Chance und Notwendigkeit
  3898. zugleich für die Entwicklung unserer
  3899. Stadtgesellschaft. Besondere Unterstützung verdient die musikalische
  3900. Bildung in Kindergärten, Schulen und
  3901. Freizeiteinrichtungen, um das Bedürfnis der Kinder und Jugendlichen nach
  3902. künstlerischer Betätigung sowie nach
  3903. Konzert- und Theaterbesuchen zu
  3904. fördern. DIE LINKE steht für den Erhalt
  3905. und den Ausbau aller Facetten der
  3906. vielfältigen Berliner Kulturlandschaft,
  3907. also der international bedeutsamen
  3908. Theater, Opernhäuser und Museen,
  3909. der Kleinkunst-, Underground- und
  3910. Clubszene ebenso wie der bezirklichen Einrichtungen und der vielfältigen Projekte freier Träger. In diesem
  3911. Zusammenhang ist es notwendig, vor
  3912. allem die strukturelle Künstlerförderung zu stärken und die Produktion
  3913. von Kunst zu ermöglichen. Bei den
  3914. 58
  3915.  
  3916. zentralen Investitionsvorhaben streiten
  3917. wir für den Zentralstandort der Landesbibliothek auf dem Tempelhofer Feld,
  3918. für die Erweiterung des Stadtmuseums
  3919. und des Bauhausarchivs.
  3920. Berlin ist zentraler Ort nationaler
  3921. und europäischer Geschichte, die
  3922. es in seinen Bauwerken, Erinnerungsstätten, Museen und Sammlungen
  3923. repräsentiert. Berliner Stadtpolitik
  3924. trägt Verantwortung für die kritische
  3925. Auseinandersetzung mit der Nationalgeschichte, mit der NS-Vergangenheit, mit der Geschichte der DDR
  3926. und der Spaltung der Stadt.
  3927. DIE LINKE unterstützt die öffentliche
  3928. Auseinandersetzung zur Umbenennung von Straßen mit kolonialem Bezug und setzt sich für einen intensiven
  3929. postkolonialen Diskurs in Berlin ein.
  3930. Das Afrikanische Viertel soll zu einem
  3931. postkolonialen Erinnerungsort weiterentwickelt werden. Wir unterstützen
  3932. Bestrebungen zur Einrichtung eines
  3933. Mahnmals für die Opfer von Kolonialismus, Sklaverei und Ausbeutung.
  3934. Der Umgang mit den Stätten der
  3935. Erinnerungskultur, den Zeugen und
  3936. den Zeugnissen der Vergangenheit,
  3937. ist Ausdruck der inneren Verfasstheit
  3938. unseres Gemeinwesens und mit­
  3939. bestimmend für das Ansehen Berlins
  3940. in der Welt.
  3941. Kulturelle Infrastruktur und
  3942. Kulturangebote in den Bezirken
  3943. stärken
  3944. Die Kulturarbeit in den Bezirken ist
  3945. ein wichtiger Bestandteil gesamtstädtischer Kulturpolitik. DIE LINKE setzt
  3946. sich dafür ein, dass Land und Bezirke
  3947. verbindliche Standards für die kulturelle Infrastruktur vereinbaren und
  3948.  
  3949. dafür auch eine ausreichende
  3950. Finanzierung sichern. Dazu zählen
  3951. die Bibliotheken, Musikschulen, Volkshochschulen, Jugendkunstschulen,
  3952. Spielstätten, Galerien und Bezirksmuseen. Wir treten dafür ein, dass
  3953. keine Einrichtungen geschlossen und
  3954. damit auch kein Personal abgebaut
  3955. werden muss.
  3956. Kulturelle Bildung ausbauen
  3957. Wir wollen das Rahmenkonzept für
  3958. Kulturelle Bildung weiter entwickeln
  3959. und umsetzen. Um möglichst vielen
  3960. Berlinerinnen und Berlinern Zugang
  3961. zu kultureller Bildung zu öffnen,
  3962. wollen wir den bisher hauptsächlich
  3963. auf Kinder und Jugendliche ausgerichteten Ansatz auf Seniorinnen
  3964. und Senioren erweitern.
  3965. Interkulturelle Öffnung
  3966. vorantreiben
  3967. Die internationale Anziehungskraft
  3968. Berlins ist unbestritten. Die Interna­
  3969. tionalität Berlins ergibt sich auch aus
  3970. seiner »gemischten« Bevölkerung.
  3971. Wir wollen auch mit der Kulturarbeit
  3972. stärker an die Interkulturalität Berlins
  3973. anknüpfen und deshalb die Kultureinrichtungen stärker an der multiethnischen Stadtgesellschaft Berlins
  3974. ausrichten.
  3975. DIE LINKE unterstützt den Vorschlag
  3976. des Rates für die Künste, einen »Fonds
  3977. für kulturelle Vielfalt« aufzulegen.
  3978. Arbeits- und Schaffens­
  3979. bedingungen verbessern
  3980. Viele Künstlerinnen und Künstler
  3981. arbeiten als Freiberufler unter prekären Bedingungen oder in unsicheren
  3982. Beschäftigungsverhältnissen.
  3983.  
  3984. DIE LINKE setzt sich für den Erhalt
  3985. und Ausbau der Künstlersozialversicherung und eine Verbesserung
  3986. der Einkommensverhältnisse der
  3987. Kreativen ein. Künstlerinnen und
  3988. Künstler müssen von ihrer Arbeit
  3989. leben können. Der Lesefonds soll
  3990. weitergeführt werden. Für kommunale
  3991. Galerien fordern wir einen Fonds für
  3992. Ausstellungshonorare. Der Bereich
  3993. der Kunst im öffentlichen Raum ist
  3994. als eine wichtige Einkommensquelle
  3995. für Künstler zu stärken, die dafür
  3996. geltenden Regelwerke sind auch auf
  3997. Mischfinanzierungen auszudehnen.
  3998. Wir haben im Rahmen des Öffentlich
  3999. geförderten Beschäftigungssektors
  4000. (ÖBS) neue Beschäftigungsverhältnisse vor allem zur Stärkung der
  4001. kulturellen Infrastruktur geschaffen.
  4002. Wir wollen den ÖBS unter den veränderten arbeitsmarktpolitischen Rahmenbedingungen auch im kulturellen
  4003. Bereich fortsetzen und ausbauen.
  4004. Künstlerinnen und Künstler brauchen
  4005. Raum. Ungenutzte Liegenschaften
  4006. und Freiräume der Stadt wollen wir
  4007. verstärkt für kulturelle Nutzungen
  4008. öffnen.
  4009. Kultur für alle
  4010. Der Berlin-Pass ist ein Erfolgsmodell
  4011. und soll erweitert werden. Eintrittspreise und Zugangsmöglichkeiten
  4012. zu kulturellen Angeboten müssen so
  4013. sein, dass alle Berlinerinnen und Berliner unabhängig von ihrer Herkunft
  4014. und ihren sozialen Bedingungen am
  4015. kulturellen Leben teilhaben können,
  4016. auch Menschen mit kleinem Einkommen, die keinen Anspruch auf den
  4017. Berlin-Pass haben. Kreative Lösungen
  4018. können z. B. auch Last-minute-TicketAngebote von Theatern und Musikveranstaltern sowie eintrittsfreie Tage bei
  4019. den Museen sein.
  4020. 59
  4021.  
  4022. Sportstadt Berlin entwickeln
  4023. Sport erhöht die Lebensqualität der
  4024. Berlinerinnen und Berliner, er leistet
  4025. seinen Beitrag für Gesundheit und
  4026. Erholung, zu Integration und sozialem, fairem Miteinander. Deshalb
  4027. will DIE LINKE den freien Zugang zu
  4028. öffentlichen Sportstätten für alle – ob
  4029. organisiert oder individuell – erhalten.
  4030. Bäder müssen für alle Berlinerinnen
  4031. und Berliner bezahlbar, der unentgeltliche Zugang in Schwimmbäder für
  4032.  
  4033. Schülerinnen und Schüler, Vereinssportler und Hortkinder unumkehrbar
  4034. bleiben.
  4035. Berlin als Austragungsort sportlicher
  4036. Veranstaltungen im Volks-, aber auch
  4037. Leistungssportbereich macht die
  4038. Stadt anziehend, interessant und begeistert Millionen. Eintrittspreise und
  4039. Zugangsmöglichkeiten zu öffentlich
  4040. geförderten Veranstaltungen müssen
  4041. auch hier so sein, dass daran alle Interessierten teilhaben können.
  4042.  
  4043. VII. Berlin – offene und demokratische Stadt
  4044. Die Berlinerinnen und Berliner nehmen
  4045. ihre Angelegenheiten immer stärker
  4046. selbst in die Hand. Es genügt ihnen
  4047. nicht mehr, alle fünf Jahre zur Wahl
  4048. zu gehen. Sie entscheiden mit über
  4049. wichtige stadtpolitische Fragen wie
  4050. die Zukunft des Flughafens Tempelhof,
  4051. die Zukunft des Berliner Wassers oder
  4052. des Religionsunterrichts. Das haben
  4053. die Volksentscheide in den letzten
  4054. Jahren gezeigt. DIE LINKE hat mit dafür
  4055. gesorgt, dass die Durchführung von
  4056. Volksbegehren und Volksentscheiden
  4057. erheblich vereinfacht wurde. Wir wollen die direkte Demokratie als Ergänzung und Erweiterung des parlamentarischen Systems, und wir fördern sie
  4058. deshalb nach Kräften. DIE LINKE tritt
  4059. dafür ein, dass die Quoren für erfolgreiche Volks­ egehren und -entscheide
  4060. b
  4061. nochmals abgesenkt werden. Auf Bezirksebene wollen wir die Möglichkeiten ver­ essern, rechtlich verbindliche
  4062. b
  4063. Bürgerentscheide herbeizuführen.
  4064. Bürgerkommune Berlin ausbauen
  4065. Die Bezirke und Kieze spielen für das
  4066. Lebensgefühl vieler Berlinerinnen
  4067. 60
  4068.  
  4069. und Berliner eine große Rolle. Im
  4070. unmittelbaren Wohnumfeld erfahren sie ihre Stadt. Hier bilden sich
  4071. Identifikation und Zusammengehörigkeitsgefühl aus. In den Köpfen und
  4072. Herzen der Menschen liegen große
  4073. Potenziale und viel Wissen, das sie in
  4074. die Gestaltung ihrer Kieze einbringen
  4075. möchten.
  4076. DIE LINKE steht dafür, Berlin mit seinen
  4077. Bezirken und seinen Kiezen zu einer
  4078. großen Bürgerkommune fortzuent­
  4079. wickeln. Wir wollen die demokratische
  4080. Mitbestimmung aller Bürgerinnen und
  4081. Bürger an kommunalen Entscheidungen auf allen Ebenen in unterschiedlichen Formen. Die Bürgerinnen und
  4082. Bürger sollen Vorhaben und Projekte
  4083. anregen können, sie sollen beraten
  4084. können und vor allem sollen sie mit­
  4085. entscheiden und mitarbeiten können,
  4086. wo immer das möglich ist.
  4087. In mittlerweile fünf Bezirken können
  4088. die Bürgerinnen und Bürger auch über
  4089. die Verwendung der finanziellen Mittel
  4090. mitentscheiden. Mit den Bürgerhaushalten können sie im Rahmen der
  4091.  
  4092. vorhandenen finanziellen Spielräume
  4093. Einfluss nehmen auf Investitions- und
  4094. Förderentscheidungen in ihren Bezirken und Kiezen. Darüber hinaus gibt
  4095. es – z. B. in Lichtenberg – Kiez-Fonds,
  4096. über deren Verwendung die beteiligten Bürgerinnen und Bürger in Jurys
  4097. entscheiden. Sie sorgen damit dafür,
  4098. dass direkt vor Ort auch die Projekte
  4099. und Vorhaben gefördert werden, die
  4100. den sozialen Zusammenhalt und die
  4101. demokratische Entwicklung im Kiez
  4102. vorantreiben. DIE LINKE steht dafür,
  4103. das Prinzip der Bürgerhaushalte und
  4104. der Kiezfonds auszuweiten.
  4105. Bürgerkommune
  4106. braucht starke Bezirke
  4107. Weil die Berlinerinnen und Berliner
  4108. ihre Stadt vor allem über die Bezirke
  4109. und Kieze wahrnehmen, brauchen wir
  4110. starke, im wesentlichen ausfinanzierte
  4111. Bezirke. Wir treten dafür ein, dass
  4112. nicht nur die kommunalen Pflichtaufgaben zu 100 Prozent finanziert
  4113. werden können, sondern dass darüber
  4114. hinaus auch noch Mittel verfügbar
  4115. sind, die den Bezirken Gestaltungsspielräume eröffnen – das macht die
  4116. Bürgerhaushalte noch spannender
  4117. und die Demokratie lebendiger.
  4118. Eine wichtige Voraussetzung für demokratische Teilhabe der Bürgerinnen
  4119. und Bürger ist transparentes Verwaltungshandeln.
  4120. DIE LINKE strebt ein »gläsernes Rathaus« für Berlin und seine Bezirke an,
  4121. in dem Verwaltungshandeln und die
  4122. Kommunal- und Landespolitik transparent und nachvollziehbar werden.
  4123. Live-Übertragungen von Abgeordnetenhaus- und Bezirksverordnetensitzungen im Internet sind dafür eine
  4124. Möglichkeit, die wir anstreben.
  4125.  
  4126. Informationsfreiheit
  4127. garantieren
  4128. DIE LINKE tritt für eine größtmögliche
  4129. Transparenz staatlichen Handelns ein.
  4130. Das Recht auf Informationsfreiheit ist
  4131. hierfür ein elementarer Bestandteil.
  4132. Mit der Reform des Informationsfreiheitsgesetzes hat Rot-Rot dieses
  4133. Recht deutlich gestärkt: Es wurde
  4134. nicht nur aufgrund dieses Gesetzes
  4135. erreicht, dass die Teilprivatisierungsverträge der Berliner Wasserbetriebe
  4136. offengelegt wurden. Privatisierungsverträge aus den Bereichen der
  4137. öffentlichen Daseinsvorsorge dürfen
  4138. künftig nicht mehr der Geheimhaltung
  4139. unterliegen. Wir haben damit wichtige
  4140. Konsequenzen aus den gravierenden
  4141. Fehlern der Vorgängerregierung bei
  4142. der Teilprivatisierung der Wasserbetriebe gezogen. Solche Geheimverträge zu Lasten der Berlinerinnen und
  4143. Berliner werden in Zukunft nicht mehr
  4144. möglich sein.
  4145. Transparenz und öffentliche Kontrolle
  4146. sind die besten Mittel gegen Korruption und staatliches Handeln zum
  4147. Schaden der Bürgerinnen und Bürger. Deshalb wird DIE LINKE auch in
  4148. Zukunft für ein starkes Informationsfreiheitsrecht und niedrigschwelligen
  4149. Zugang aller Bürgerinnen und Bürger
  4150. zu Akten und Daten staatlicher Stellen
  4151. eintreten. Korruptionsvermeidung
  4152. durch Transparenz fängt schon beim
  4153. Gesetzgebungsverfahren an. Wir
  4154. wollen insbesondere stärker sichtbar
  4155. machen, wer bei der Ausarbeitung
  4156. von Gesetzentwürfen beteiligt ist.
  4157. Mögliche Einflussnahmen externer
  4158. Personen oder Organisationen auf das
  4159. Gesetzgebungsverfahren dürfen nicht
  4160. geheim gehalten oder verschleiert
  4161. werden, sondern müssen für die Öffentlichkeit transparent und nachvoll61
  4162.  
  4163. ziehbar gemacht werden, etwa durch
  4164. eine entsprechende Kennzeichnung
  4165. im Dokument.
  4166. Junge Menschen
  4167. können selbst entscheiden
  4168. Bislang können Jugendliche ab
  4169. 16 Jahren nur die Bezirksverordnetenversammlungen mit wählen. Wichtige
  4170. Entscheidungen für ihren Lebensweg
  4171. fallen aber auf Landesebene. Deshalb
  4172. wollen wir das Mindestalter auch für
  4173. die Wahlen zum Abgeordnetenhaus
  4174. auf 16 Jahre absenken.
  4175. Kinder und Jugendliche sind Experten
  4176. ihres eigenen Lebens. Deshalb wollen
  4177. wir Kinder und Jugendliche in ihrer
  4178. Selbstbestimmung stärken und eine
  4179. verbindliche Absicherung der Mitbestimmungs- und Partizipationsrechte
  4180. von Kindern und Jugendlichen in allen
  4181. sie betreffenden gesellschaftlichen
  4182. Bereichen erreichen – insbesondere
  4183. bei der Schulplanung, Jugendhilfeplanung, Stadtplanung, Verkehr oder
  4184. der Nutzung von Freiflächen und
  4185. Sportanlagen. Wir setzen uns für die
  4186. Unterstützung von selbstorganisierten
  4187. Kinder- und Jugendgruppen sowie
  4188. Kinder- und Jugendbüros, -initiativen
  4189. und -verbänden ein.
  4190. DIE LINKE setzt sich dafür ein,
  4191. dass jugendliches Engagement durch
  4192. Schule, Studium und Ausbildung als
  4193. nachgewiesene Schlüsselqualifikation
  4194. ausdrücklich anerkannt wird.
  4195. Wahlrecht für Nicht-Deutsche
  4196. DIE LINKE streitet dafür, dass sich
  4197. noch mehr Berliner Bürgerinnen und
  4198. Bürger an der Gestaltung ihrer Stadt
  4199. auch bei Wahlen und Abstimmungen
  4200. beteiligen können.
  4201. 62
  4202.  
  4203. Ein großer Teil der Berliner Bevölkerung ist von Wahlen und Volksentscheiden ausgeschlossen, weil ihnen
  4204. die deutsche Staatsbürgerschaft
  4205. fehlt. DIE LINKE wird sich deshalb
  4206. auf Bundesebene weiter dafür stark
  4207. machen, dass alle dauerhaft hier
  4208. lebenden Berlinerinnen und Berliner
  4209. unabhängig von ihrem Pass in einem
  4210. ersten Schritt das kommunale Wahlrecht, später dann das volle Wahlrecht
  4211. auf allen Ebenen bekommen.
  4212. Demokratisierung
  4213. des Staatsbürgerschaftsrechts
  4214. Wir werden uns weiter auf Bundes­
  4215. ebene für ein demokratisches Staatsbürgerschaftsrecht einsetzen, das
  4216. die Einbürgerung erheblich erleichtert, doppelte Staatsangehörigkeiten
  4217. zulässt und jungen Menschen nicht
  4218. weiter zumutet, sich mit 18 Jahren
  4219. zwischen der Staatsbürgerschaft ihrer
  4220. Eltern und der deutschen entscheiden zu müssen. Wir werden weiter
  4221. für eine Politik der gesellschaftlichen
  4222. Teilhabe auf allen Ebenen kämpfen
  4223. und auch dadurch dafür werben, dass
  4224. die Menschen in Berlin sich für einen
  4225. deutschen Pass entscheiden.
  4226. Vielfalt fördern –
  4227. Zusammenhalt stärken
  4228. In Berlin leben Menschen aus über
  4229. 190 Ländern zusammen. Diese Vielfältigkeit der Bevölkerung ist eine
  4230. der großen Stärken Berlins. Dabei
  4231. verlieren wir aber auch die vorhan­
  4232. denen Probleme nicht aus dem Blick.
  4233. Soziale, politische und rechtliche
  4234. Ausgrenzung, Diskriminierung und
  4235. Rassismus führen dazu, dass sich
  4236. viele Menschen mit Migrationshintergrund nicht als Teil unserer Gesellschaft begreifen.
  4237.  
  4238. Doch nur wer sich als gleichberechtigtes Mitglied einer Gesellschaft
  4239. wahrgenommen erfährt, fühlt sich
  4240. auch eingeladen, in ihr mitzuwirken
  4241. und Verantwortung zu übernehmen.
  4242. Dafür werden uns auch in Zukunft
  4243. einsetzen.
  4244. Erstes Partizipationsgesetz
  4245. in Berlin
  4246. Wir haben deshalb im vergangenen
  4247. Jahr als erstes Bundesland ein Partizipations- und Integrationsgesetz
  4248. verabschiedet. Die Initiative dazu kam
  4249. aus den Reihen des Berliner Integrationsbeirats, in dem Vertreterinnen
  4250. und Vertreter von Migranten-Selbstorganisationen, anderen Nichtregierungs-Organisationen und des Senats
  4251. zusammen arbeiten. Die Ziele sind
  4252. vor allem die gesetzliche Absicherung
  4253. bestehender Partizipationsgremien und die interkulturelle Öffnung
  4254. weiterer Gremien und Einrichtungen
  4255. auf Landes- und Bezirksebene. Dazu
  4256. gehören u. a. der Landeselternbeirat,
  4257. die Landesseniorenvertretung und der
  4258. Landesbeirat für Menschen mit Behinderung – hier wird es überall Sitze
  4259. für Vertreterinnen und Vertreter mit
  4260. Migrationshintergrund geben. Ein weiterer Schwerpunkt ist die interkulturelle Öffnung der Verwaltung und der
  4261. landeseigenen Betriebe, die Anerkennung interkultureller Kompetenz als
  4262. wichtige Qualifikation und die Gleichstellung der Religionen sofern das
  4263. in die Zuständigkeit des Landes fällt
  4264. (Gleichstellung religiöser Feiertage
  4265. und Aufhebung des Sargzwangs aus
  4266. religiösen Gründen). Damit schaffen
  4267. wir mehr demokratische Teilhabe für
  4268. alle. Damit tragen wir dazu bei, dass
  4269. sich Staat und Verwaltung unserer
  4270. vielfältigen Realität in der Stadt öffnen und sich auch selbst verändern.
  4271.  
  4272. Wir werden die Erfahrungen des
  4273. Berliner Partizipations- und Integrationsgesetzes auswerten und darauf
  4274. aufbauend weiterentwickeln.
  4275. Neben demokratischer Teilhabe sind
  4276. Bildung und Erwerbsarbeit wichtige
  4277. Schlüssel für gesellschaftliche Inte­
  4278. gration – das gilt für Menschen mit
  4279. und ohne Migrationshintergrund.
  4280. DIE LINKE steht für ein gemeinsames
  4281. Schul- und Kita-System für alle, in dem
  4282. Ausgrenzung überwunden wird. Und
  4283. wir stehen mit dem Programm »Berlin
  4284. braucht dich« und einer Fülle weiterer
  4285. Maßnahmen für die Öffnung des Öffentlichen Dienstes und der Wirtschaft
  4286. für Berlinerinnen und Berliner mit
  4287. Migrationshintergrund. Das werden
  4288. wir systematisch weiter führen. Gesellschaftliche Integration findet vor
  4289. allem in den Bezirken und Kiezen statt,
  4290. wo die Berlinerinnen und Berliner ganz
  4291. praktisch zusammenleben. Deshalb
  4292. arbeiten wir weiter daran, dass auch
  4293. in den Bezirken die soziale und politische Integration aller Bewohnerinnen
  4294. und Bewohner ganz oben auf der
  4295. politischen Tagesordnung steht und
  4296. bezirkliche Integrationsprogramme
  4297. die Politik sozialer Gerechtigkeit und
  4298. gleicher Rechte stützen.
  4299. Für Chancengleichheit
  4300. und Geschlechtergerechtigkeit
  4301. Trotz rechtlicher Gleichstellung und
  4302. Fortschritten in der Chancengleichheit von Frauen und Männern bleiben
  4303. der weitere Abbau der Benachteiligung von Frauen und die Geschlechtergerechtigkeit ständige Aufgabe.
  4304. Ohne Geschlechtergerechtigkeit keine
  4305. Demokratie. Aber gesellschaftlich
  4306. bedingte strukturelle Benachteiligungen existieren auch in Berlin. Deshalb
  4307. 63
  4308.  
  4309. streitet DIE LINKE dafür, das gesellschaftlich noch immer verankerte
  4310. Machtgefälle zwischen Männern
  4311. und Frauen aufzuheben.
  4312. Das Land Berlin hat in dieser Legislaturperiode als erstes Bundesland überhaupt eine gleichstellungspolitische
  4313. Strategie für die gesamte Stadt und für
  4314. alle Ressorts entwickelt. Unter dem
  4315. Motto »Gleichstellung weiter denken«
  4316. haben alle Senatsverwaltungen und die
  4317. meisten Bezirksverwaltungen mit dem
  4318. gleichstellungspolitischen Rahmenprogramm begonnen, politische Vorhaben
  4319. mit gleichstellungspolitischen Zielen
  4320. zu verbinden – ob das im Sport ist, bei
  4321. Existenzgründungsprogrammen, in der
  4322. Jugendhilfe, beim Schutz vor häuslicher
  4323. und sexueller Gewalt, in der Stadtentwicklung oder in der Haushaltspolitik
  4324. (gender budgeting ). Dieses neue Vorgehen verbindet Geschlechterpolitik und
  4325. Frauenförderung, die auch weiterhin
  4326. sinnvoll und notwendig ist.
  4327. DIE LINKE tritt für die strikte Quotierung von Führungspositionen auf allen
  4328. Ebenen und in allen Bereichen sowie
  4329. für paritätische Gremienbesetzungen
  4330. ein. Alle Vorhaben und Beschlüsse von Politik und Verwaltung sind
  4331. hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf
  4332. Männer und Frauen zu überprüfen.
  4333. Wir treten für eine strikte Quotierung
  4334. von Führungspositionen im Öffentlichen Dienst, der Wissenschaft, den
  4335. landeseigenen Unternehmen und in
  4336. der privaten Wirtschaft ein. In den
  4337. Institutionen des Landes Berlin sind
  4338. wir weit vorangekommen. Die private
  4339. Wirtschaft ist nur über bundesgesetzliche Maßnahmen zu verpflichten,
  4340. auch dafür streitet DIE LINKE.
  4341. Frauen- und Gleichstellungspolitik
  4342. muss trotz der Querschnittsfunktion
  4343. 64
  4344.  
  4345. auch weiterhin ein eigenständiger
  4346. Politikbereich bleiben, mit entsprechenden personellen, materiellen und
  4347. finanziellen Ressourcen, als Doppelstrategie von Gender Mainstreaming
  4348. und Frauenförderung.
  4349. Gewalt gegen Frauen bekämpfen
  4350. Noch immer unterliegen viele Frauen
  4351. und Mädchen patriarchalen Gesellschafts- und Familienverhältnissen
  4352. und werden zu Opfern von Zwang
  4353. und Gewalt. Sie brauchen Schutz
  4354. vor Diskriminierung und Gewalt. Sie
  4355. brauchen Unterstützung, damit sie
  4356. selbstbestimmt leben und ihre Existenz
  4357. eigenständig sichern können. Das gilt
  4358. nicht nur, aber auch für Migrantinnen
  4359. und Flüchtlinge. Dazu gehören Aus­
  4360. weitungen bei der Anerkennung
  4361. geschlechtsspezifischer Asylgründe
  4362. und die Einführung des eigenständigen
  4363. Aufenthaltsrechts für Frauen, die Opfer
  4364. von Gewalt in der Ehe, Zwangsheirat
  4365. oder Menschenhandel sind.
  4366. Bei all dem kommt den selbstverwalteten Frauenprojekten besondere
  4367. Bedeutung zu. Sie bieten vielseitige
  4368. und niedrigschwellige Angebote und
  4369. sind als Orte der Selbstorganisation
  4370. und des Erfahrungsaustausches von
  4371. Frauen unverzichtbar. Sie arbeiten
  4372. hochprofessionell und verfügen über
  4373. eine gut vernetzte Infrastruktur.
  4374. DIE LINKE setzt sich nachdrücklich
  4375. dafür ein, dass es bei der Planungs­
  4376. sicherheit über zweijährige Verträge
  4377. für Frauenprojekte bleibt.
  4378. Flüchtlinge schützen
  4379. und eine Perspektive öffnen
  4380. Die schwächsten unter den Migrantinnen und Migranten sind illegalisierte
  4381.  
  4382. und lediglich geduldete Menschen,
  4383. meistens Flüchtlinge. Sie müssen in
  4384. der Regel unterhalb des Existenzminimums leben. Das Asylbewerberleistungs-Gesetz schreibt das so vor. In
  4385. Berlin haben Flüchtlinge, auch Asylbewerberinnen und -bewerber aber
  4386. das Recht, nach der Erstaufnahme in
  4387. eigenen Wohnungen zu leben. Allerdings wird bezahlbarer Wohnraum
  4388. für sie, ebenso wie für Hartz-IV- und
  4389. Sozialhilfe-Berechtigte und Menschen
  4390. mit niedrigen Erwerbseinkommen
  4391. immer knapper.
  4392. DIE LINKE setzt sich auf Bundes­
  4393. ebene für die Abschaffung des zutiefst
  4394. ungerechten AsylbewerberleistungsGesetzes ein. Wir werden weiter dafür
  4395. arbeiten, dass Flüchtlinge in Berlin in
  4396. Wohnungen und nicht in Sammelunterkünften leben können, und streiten dafür, dass die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften zu diesem Zweck
  4397. weitere Wohnungen vorhalten, wie es
  4398. jetzt eingeführt wurde und schon lange
  4399. für Wohnungslose möglich ist.
  4400. Viele Flüchtlinge leben seit langem
  4401. in Deutschland und sind nach wie vor
  4402. nur »geduldet«. Diese Menschen müssen eine Perspektive erhalten, um hier
  4403. zu bleiben und sich ein eigenständiges
  4404. Leben aufzubauen. Berlin hat sich
  4405. deshalb auf Bundesebene erfolgreich
  4406. für eine Ausweitung und Verlängerung
  4407. der Bleiberechtsregelung für langjährig Geduldete eingesetzt. Doch noch
  4408. immer leben viel zu viele Menschen
  4409. in ständiger Angst, ihren Aufenthaltsstatus zu verlieren. Wir wollen deshalb
  4410. erreichen, dass eine dauerhafte
  4411. Bleiberechtsregelung mit einer Mindestaufenthaltsdauer eingeführt wird.
  4412. Fehlende Erwerbsarbeit darf dabei
  4413. kein Hindernis für die Erteilung einer
  4414. Aufenthaltserlaubnis sein.
  4415.  
  4416. Das Land Berlin unterstützt auch auf
  4417. unser Betreiben hin die Kampagne
  4418. »Save me – Berlin sagt ja!«, mit der
  4419. Flüchtlingsorganisationen wie Pro Asyl
  4420. und amnesty international dafür werben, dass künftig jedes Jahr ein Kontingent von Flüchtlingen zum Schutz
  4421. vor Verfolgung aufgenommen wird.
  4422. Aufhebung der Residenzpflicht –
  4423. Kein Mensch ist illegal
  4424. Die Residenzpflicht schränkt die
  4425. Bewegungsfreiheit der Flüchtlinge und
  4426. Geduldeten erheblich und völlig überflüssig ein. Berlin und Brandenburg
  4427. haben mittlerweile die Residenzpflicht
  4428. für unsere Region so weit wie möglich
  4429. gelockert. Auf Bundesebene streitet
  4430. DIE LINKE dafür, die Residenzpflicht
  4431. endgültig zu Fall zu bringen.
  4432. Menschen ohne Aufenthaltsstatus
  4433. leben in ständiger Angst, entdeckt
  4434. und abgeschoben zu werden. Oft ist
  4435. es ihnen nicht einmal möglich, ihre
  4436. grundlegendsten Rechte wahrzunehmen. Auf Landesebene haben
  4437. wir bereits viele Erleichterungen für
  4438. »Illegalisierte« geschaffen, wie etwa
  4439. die Möglichkeit, ohne Angst Schulen
  4440. und Kitas zu besuchen oder akute
  4441. Beschwerden in einem öffentlichen
  4442. Krankenhaus behandeln zu lassen.
  4443. Mit einem anonymen Krankenschein
  4444. wollen wir die Gesundheitsversorgung
  4445. für Papierlose weiter verbessern.
  4446. Langfristig müssen diese Menschen
  4447. jedoch aus der Illegalität herausgeführt werden.
  4448. DIE LINKE setzt sich deshalb dafür
  4449. ein, dass der Bundestag endlich eine
  4450. Legalisierung dieser Personengruppe
  4451. ermöglicht, wie dies in anderen europäischen Staaten längst geschehen
  4452. ist. Denn kein Mensch ist illegal.
  4453. 65
  4454.  
  4455. Rassismus abbauen –
  4456. Gleichberechtigung herstellen
  4457. Rassismus ist in Berlin wie in der
  4458. gesamten Bundesrepublik und
  4459. Europa noch immer ein erhebliches
  4460. Integrationsproblem. DIE LINKE
  4461. steht für die konsequente Bekämpfung von Rassismus auf allen Ebenen.
  4462. Wir haben deshalb zusammen mit
  4463. MigrantInnenorganisationen ein
  4464. Aktionsprogramm gegen Rassismus
  4465. auf den Weg gebracht, das in der
  4466. kommenden Wahlperiode umgesetzt
  4467. werden soll.
  4468. Eine der Bevölkerungsgruppen, die
  4469. historisch am längsten und häufigsten von Rassismus und Verfolgung
  4470. betroffen ist, sind Roma und Sinti. Sie
  4471. wurden in Deutschland von den Nazis
  4472. systematisch verfolgt und ermordet.
  4473. Wir treten dafür ein, dass das Denkmal für die ermordeten Roma und
  4474. Sinti endlich vollendet wird.
  4475. Viele der Roma und Sinti leben seit
  4476. Generationen und über Jahrhunderte
  4477. in Deutschland. Etliche, vor allem
  4478. Roma, haben osteuropäische Staaten wegen Unterdrückung, Krieg,
  4479. Verfolgung und Perspektivlosigkeit
  4480. verlassen und suchen eine Chance,
  4481. ihr Leben selbst zu organisieren und
  4482. zu bestreiten. Wir treten jeder Form
  4483. von Diskriminierung von Roma und
  4484. Sinti entgegen und wollen ihnen hier
  4485. gleiche Rechte wie allen EU-Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen.
  4486. Deshalb haben wir mit dem Aufbau
  4487. von Anlauf- und Beratungsstellen für
  4488. EU-WanderarbeitnehmerInnen und
  4489. Roma begonnen, die gemeinsam von
  4490. Roma- und Nicht-Roma-Vereinen betrieben wird. Die Gelder dafür wollen
  4491. wir längerfristig absichern und die
  4492. Arbeit verstetigen.
  4493. 66
  4494.  
  4495. Diskriminierung bekämpfen
  4496. Wir haben dafür gesorgt, dass eine
  4497. Antidiskriminierungsstelle des Landes
  4498. Berlin eingerichtet wird. Sie hat mit
  4499. ihrer Arbeit nicht nur vielen Einzelpersonen geholfen, sie hat auch die
  4500. Vielschichtigkeit von Diskriminierungen aufgezeigt und zu deren Abbau
  4501. beigetragen. Dazu zählen die Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt,
  4502. die Diskriminierung Älterer, von
  4503. Menschen mit Behinderungen, von Migrantinnen und Migranten, von Frauen
  4504. und Schwulen, Lesben und Transgender. Das Allgemeine Antidiskriminierungsgesetz auf Bundesebene bietet
  4505. dafür einen Rahmen. Doch es hat sich
  4506. erwiesen, dass es nicht ausreicht.
  4507. DIE LINKE streitet deshalb in der
  4508. nächsten Wahlperiode dafür, auf
  4509. Landesebene ein ergänzendes
  4510. Landes-Antidiskriminierungsgesetz
  4511. zu erlassen. Das soll zum Beispiel
  4512. auch die Diskriminierung aufgrund
  4513. des sozialen Status erfassen. Wir
  4514. wollen die Geltung von Antidiskriminierungsmaßnahen auf öffentliche
  4515. Güter und Dienstleistungen, allgemeine Verwaltungsverfahren, Bildung, Gesundheit und Soziales ausweiten und
  4516. einen wirksameren Rechtsschutz über
  4517. eine verbesserte Beteiligung, Auskunftsrechte und Klagebefugnis von
  4518. Verbänden/Personalräten verankern.
  4519. Wir wollen positive Maßnahmen zum
  4520. Abbau von Diskriminierung verstärken
  4521. und die Antidiskriminierungsgesetzgebung noch besser mit anderen
  4522. chancengleichheits- oder teilhabeorientierten Gesetzen wie dem LandesGleichstellungsgesetz, dem LandesGleichberechtigungsgesetz, dem
  4523. Partizipations- und Integrationsgesetz
  4524. oder der UN-Behindertenrechtskonvention verknüpfen.
  4525.  
  4526. Akzeptanz sexueller und
  4527. geschlechtlicher Vielfalt
  4528. fördern – Gegen Homo- und
  4529. Transphobie
  4530. Obwohl Berlin als weltoffene und
  4531. tolerante Metropole gilt, sind Ausgrenzung, Diskriminierungen, Beleidigungen und auch Gewalt immer noch
  4532. bittere Realität für Schwule, Lesben
  4533. und Transgender. Noch viel zu viele
  4534. Menschen können in der Öffentlichkeit, in Schulen oder bei der Arbeit
  4535. ihre Identität nicht frei und offen
  4536. zeigen, ohne Nachteile befürchten zu
  4537. müssen. Das Abgeordnetenhaus hat
  4538. deshalb einstimmig eine »Initiative
  4539. sexuelle Vielfalt« beschlossen. Damit
  4540. können quer durch die verschiedenen
  4541. Politikfelder Fort- und Weiterbildungen von Beschäftigten an Schulen,
  4542. in Betrieben und in der Verwaltung
  4543. organisiert werden.
  4544. Wo dies rechtlich möglich war,
  4545. haben wir auf Landesebene die rechtliche Gleichstellung von Ehe und
  4546. Lebenspartnerschaft hergestellt. Auf
  4547. Bundesebene hat sich das Land Berlin
  4548. mit mehreren Bundesratsinitiativen
  4549. für die vollständige Gleichstellung eingesetzt. Dazu gehört auch die Öffnung
  4550. der traditionellen Ehe für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften.
  4551. Berlins Einsatz für Akzeptanz, Vielfalt
  4552. und Gleichberechtigung muss auch
  4553. weiterhin eine hohe Priorität haben.
  4554. Wir wollen die Wirkung der Akzeptanz­
  4555. initiative evaluieren, damit wir uns in
  4556. Zukunft gezielt auf Schwachstellen
  4557. konzentrieren können. DIE LINKE
  4558. streitet dafür, dass aus der Initiative
  4559. eine dauerhafte Struktur der Akzeptanzarbeit entsteht, in der die Landes­
  4560. antidiskriminierungsstelle und die
  4561. vielen zivilgesellschaftlichen Akteuren
  4562. kooperieren.
  4563.  
  4564. Nach Jahrzehnten des Kampfes für
  4565. Emanzipation gehen die ersten Generationen offen lebender Lesben und
  4566. Schwuler in Rente und haben einen
  4567. Anspruch auf Achtung und Respekt
  4568. auch in Betreuung und Pflege. Die
  4569. vielfältigen Initiativen freier Träger in
  4570. diesem Bereich wollen wir unterstützen und weitere ermöglichen. Auch
  4571. die Aids-Prävention und Integration
  4572. von HIV-positiven Menschen wollen
  4573. wir weiter stärken und MigrantInnencommunitys und Homosexualität im
  4574. Sport besser in die Akzeptanzarbeit
  4575. einbeziehen.
  4576. Für den Zeitraum ab 2012 muss vor
  4577. allem im Bereich der Schulen die
  4578. Wirkung verbessert werden. Alternative Lebensentwürfe gehören in
  4579. Lehrpläne, Schulbücher und universitäre Curricula. Dafür bedarf es der
  4580. gemeinschaftliche Anstrengung aller
  4581. Beteiligten. Diese wollen wir initiieren
  4582. und moderieren.
  4583. Trans*Menschen müssen teilweise
  4584. hohe soziale und finanzielle Belastungen auf sich nehmen, um ihr
  4585. Geschlecht an ihre Identität angleichen zu können.  Hierfür verdienen
  4586. sie soziale Unterstützung, soweit sie
  4587. nötig ist.
  4588. Rechtsextremismus
  4589. bekämpfen – Nazis raus
  4590. aus den Köpfen
  4591. Rassistische, rechtextreme, antisemitische und zunehmend auch
  4592. islamfeindliche Propaganda kommt
  4593. nicht nur von rechtsextremen und
  4594. rechtspopulistischen Parteien und
  4595. harten Neo-Nazi-Gruppierungen.
  4596. Solche Haltungen und Positionen
  4597. gibt es auch in der Mitte der Gesellschaft.
  4598. 67
  4599.  
  4600. Der Auf- und Ausbau und die Sicherung zivilgesellschaftlicher Strukturen
  4601. für den Kampf gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und
  4602. Islamfeindlichkeit sind deshalb das
  4603. zentrale Anliegen unserer Politik auf
  4604. diesem Feld.
  4605. Deshalb haben wir vor allem die
  4606. Projekte, die solche zivilgesellschaftlichen Strukturen unterstützen und
  4607. stabilisieren, finanziell abgesichert.
  4608. Wir haben ihnen die Möglichkeit
  4609. eröffnet, sich aus der Abhängigkeit
  4610. von willkürlich genehmigten Bundesmitteln zu lösen und ihre Arbeit über
  4611. den Landeshaushalt zu sichern. Dafür
  4612. streitet DIE LINKE auch in der nächsten Wahlperiode. Darüber hinaus unterstützen wir viele Projekte in diesem
  4613. Bereich, z. B. unterschiedliche Beratungsstellen und Treffpunkte, Projekte
  4614. für die Arbeit gegen Antisemitismus
  4615. oder die Unterstützung der Lokalen
  4616. Aktionspläne in den Bezirken. Wir
  4617. wenden uns gegen jegliche Versuche
  4618. der Bundesregierung, zivilgesellschaftliche Projekte gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und
  4619. Islamfeindlichkeit durch eine »Extremismusklausel« zu disziplinieren und
  4620. zu gängeln.
  4621. Mit dem Landesprogramm gegen
  4622. Rechtsextremismus Berlin bündeln
  4623. und stärken wir die Initiativen zu
  4624. zivilgesellschaftlichem Widerstand
  4625. gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus – an Schulen, in Betrieben und vor allem im
  4626. öffentlichen Raum. Den verteidigen
  4627. wir weiter gegen jeden Versuch von
  4628. Nazis, ihn zu vereinnahmen. Deshalb
  4629. lassen wir auch keine rechtsextreme und rechtspopulistische Aktion
  4630. und Demonstration ohne öffentliche
  4631. Gegenwehr zu.
  4632. 68
  4633.  
  4634. Für starke Bürgerrechte
  4635. Gerade in Zeiten von Terrorismus-Drohungen muss unser wertvollstes Gut
  4636. hochgehalten werden: der demokratische Rechtsstaat. DIE LINKE steht für
  4637. starke Bürgerrechte und die Begrenzung staatlicher Eingriffsrechte in die
  4638. Privatsphäre der Bürgerinnen und
  4639. Bürger. Ob Vorratsdatenspeicherung,
  4640. Online-Durchsuchung oder Rasterfahndung – wir setzen uns gegen die
  4641. Ausdehnung des Überwachungsstaates, gegen staatliche und private
  4642. Datensammelwut und die weitere
  4643. Ausweitung von Eingriffsbefugnissen
  4644. der Sicherheitsbehörden ein. Die indi­
  4645. viduellen Freiheitsrechte wollen wir
  4646. wahren und stärken. Das Versammlungsrecht ist als demokratisches
  4647. Freiheitsrecht gegen staatlichen Zugriff zu schützen und auszubauen. Wir
  4648. wollen keine allgegenwärtige Videoüberwachung, sondern sie reduzieren
  4649. und auf das Nötigste beschränken.
  4650. DIE LINKE wird sich deshalb gegen die
  4651. Ausweitung von Videoüberwachung
  4652. einsetzen – sei es auf öffentlichen
  4653. Straßen und Plätzen oder bei Demonstrationen und politischen Versammlungen. Den Datenschutz wollen wir
  4654. weiter befördern und streiten vor allem
  4655. auf Bundesebene für eine Ausweitung
  4656. des Arbeitnehmerdatenschutzes. Auch
  4657. hier auf Landesebene wollen wir nur
  4658. so viele Daten erheben wie zwingend
  4659. erforderlich. Die Notwendigkeit und
  4660. der Nutzen staatlicher Erhebungen von
  4661. personenbezogenen Daten wollen wir
  4662. immer wieder neu überprüfen.
  4663. Polizei – für Transparenz
  4664. und Bürgernähe
  4665. Die Polizei verfügt über das staatliche
  4666. Gewaltmonopol, sorgt für die Sicher-
  4667.  
  4668. heit aller Bürgerinnen und Bürger und
  4669. schützt deren individuellen Rechte.
  4670. Dies ist ein wertvolles Gut, denn viele
  4671. Bürgerinnen und Bürger haben Angst,
  4672. Opfer von Gewalt und Verbrechen zu
  4673. werden.
  4674. DIE LINKE vertritt das Leitbild einer
  4675. transparenten, bürgernahen Großstadtpolizei, verbunden mit effektiver
  4676. demokratischer Kontrolle. Grundlage
  4677. dafür, dass die Polizei ihre Aufgaben
  4678. verantwortungsvoll erfüllen kann,
  4679. ist eine angemessene Personalausstattung.
  4680. Wegen des immer höheren Anspruchs
  4681. an Kriminaltechnik und an die Qualität
  4682. wissenschaftlich fundierter Ermittlungen – insbesondere im Bereich Internet- und Wirtschaftskriminalität – soll
  4683. ein universitäres Kriminalistikstudium,
  4684. wie es früher bereits an der Humboldt
  4685. Universität existierte, wieder eingeführt werden.
  4686. Für mehr Bürgernähe und Professionalität bei der Polizei haben wir
  4687. insbesondere durch die Etablierung
  4688. der Deeskalationsstrategie bei
  4689. politischen Versammlungen gesorgt.
  4690. Wir werden uns weiter konsequent
  4691. für ein offenes und zurückhaltendes
  4692. Auftreten der Einsatzkräfte, den
  4693. Einsatz von Anti-Konflikt-Teams und
  4694. den Dialog mit der Zivilgesellschaft
  4695. im Vorfeld solcher Veranstaltungen
  4696. einsetzen. Dass Berlin die Hauptstadt
  4697. der Demonstrationen und politischen
  4698. Versammlungen ist, betrachten wir als
  4699. ein hohes demokratisches Gut, das es
  4700. zu schützen gilt.
  4701. Ein großer Erfolg unserer Regierungsarbeit ist, dass im Jahr 2011 endlich
  4702. die individuelle Kennzeichnungspflicht
  4703. für alle Berliner Polizeibeamtinnen
  4704.  
  4705. und -beamten eingeführt wurde.
  4706. DIE LINKE wird sich dafür einsetzen,
  4707. dass diese Kennzeichnungspflicht
  4708. konsequent umgesetzt wird. Dies wird
  4709. nicht nur für eine bessere demokratische Kontrolle von Polizeigewalt,
  4710. sondern auch zu mehr gegenseitigem
  4711. Respekt zwischen Bürgerinnen und
  4712. Bürgern und der Polizei beitragen.
  4713. Berlins Polizei soll in Sachen Transparenz und Bürgernähe nicht nur
  4714. bundesweit Vorreiter, sondern auch
  4715. Vorbild für andere Bundesländer und
  4716. die Bundespolizei sein.
  4717. Fälle von unrechtmäßiger Polizeigewalt bleiben immer noch viel zu häufig
  4718. unaufgeklärt. Neben der Kennzeichnungspflicht setzt sich DIE LINKE deshalb für die Einführung einer unabhängigen Untersuchungsinstanz für die
  4719. Übergriffe durch Polizistinnen oder
  4720. Polizisten ein. Diese Instanz soll nicht
  4721. nur die Objektivität und Effektivität
  4722. von Ermittlungen gegen Angehörige
  4723. der Polizei verbessern, sondern sie
  4724. soll auch eine Anlaufstation für Polizistinnen und Polizisten selbst sein,
  4725. wenn es zu Konflikten mit Kolleginnen
  4726. oder Kollegen kommt.
  4727. Mehr Demokratie mit dem Internet
  4728. Für DIE LINKE ist das Internet eines
  4729. der mächtigsten Instrumente unserer
  4730. Zeit für Demokratisierung, Transparenz und Teilhabe. Wir streiten dafür,
  4731. dass gerade die Metropole Berlin
  4732. dafür Vorreiter in Verwaltung, Politik
  4733. und Gesellschaft wird. Wir wollen die
  4734. Verwaltung durch den Einsatz moderner Kommunikationsmittel effizienter,
  4735. transparenter und bürgernäher gestalten. Dazu zählen für uns ein effektiver
  4736. Einsatz von Open-Source-Software
  4737. in der Berliner Verwaltung und eine
  4738. Open-Data-Strategie, die Regierungs69
  4739.  
  4740. und Verwaltungsdaten für alle Berlinerinnen und Berliner in angemessener
  4741. Weise aufbereitet und zur Verfügung
  4742. stellt. DIE LINKE will die Bürgerbeteiligung auf allen Ebenen ausbauen
  4743. und setzt dabei auch auf E-Petitionen
  4744. auf Landes- und Bezirksebene sowie
  4745. die Möglichkeit, Volks- und Bürgerbegehren online durchzuführen. Wir
  4746. unterstützen Co-Working-Projekte als
  4747. Beitrag zur Entwicklung des Kreativpotenzials Berlins.
  4748. DIE LINKE will den freien Zugang zu
  4749. Wissen und Informationen – etwa über
  4750. eine Open-Access-Initiative – auch in
  4751.  
  4752. 70
  4753.  
  4754. Berlin fördern und damit den Wissenschaftsstandort stärken. Um das volle
  4755. Potenzial des Internets für die digitale
  4756. Metropole Berlin wirksam werden zu
  4757. lassen, treten wir für ein freies WLAN
  4758. und eine vollständige BreitbandAnbindung für alle Berlinerinnen
  4759. und Berliner ein. Soziale Teilhabe ist
  4760. auch mit Hilfe des Internet nur dann
  4761. möglich, wenn alle Bürgerinnen und
  4762. Bürger die gleichen Voraussetzungen
  4763. vorfinden. Um die digitale und soziale
  4764. Spaltung der Stadt zu verhindern, wollen wir umfassende Bildungsangebote
  4765. unabhängig von sozialem Milieu, Alter
  4766. oder Herkunft fördern.
  4767.  
  4768. Impressum
  4769. Landesvorstand Berlin der Partei DIE LINKE
  4770. Kleine Alexanderstraße 28
  4771. 10178 Berlin
  4772. Telefon: 030/24 00 92 89
  4773. Fax: 030/24 00 92 60
  4774. info@die-linke-berlin.de
  4775. www.das-soziale-berlin.de
  4776. V.i.S.d.P.: Carsten Schatz
  4777.  
  4778. www.das-soziale-berlin.de
  4779.  
  4780.  
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