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AnonymousHamburg

Warum ist Netzneutralität wichtig?

Sep 26th, 2013
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  1. Audio Deutsch
  2. http://www.youtube.com/watch?v=MjUSZLi6Kho
  3.  
  4.  
  5. Was ist Netzneutralität?
  6. Netzneutralität ist die Gleichbehandlung aller Daten in den Datennetzen, die sie transportieren.
  7. Daten wie diese Datenpakete.
  8. Netzneutralität bedeutet, dass wir an den Enden des Netzes entscheiden, mit welchen Geräten und welcher Software wir welche Dienste und Webseiten nutzen, ohne dass jemand in der Mitte entscheidet, was geht und was nicht
  9.  
  10.  
  11. Warum sollte mich das interessieren?
  12. Weil es eine tolle Sache ist, von der du jeden Tag profitierst und weil diese tolle Sache gerade in Gefahr ist.
  13.  
  14. Nochmal etwas genauer:
  15. Ein neutrales Netz verhält sich neutral gegenüber dem Absender, dem Inhalt und dem Empfänger von Datenpaketen, die es transportiert. Es macht auch keinen Unterschied, welchen Tarif Sender und Empfänger zahlen oder welche Art von Anwendung oder welches Protokoll das Paket abschickt oder empfängt.
  16.  
  17. Kann man das auch einfach sagen? Wie kann ich mir das vorstellen?
  18. Stell dir das Netz als eine Straße vor, auf der sich Datenpakete bewegen. Diese Straßen verbinden alle Computer, die an das Internet angeschlossen sind. An den Kreuzungen dieser Straßen befinden sich Router, die den Datenpaketen den richtigen Weg zu ihrem Ziel weisen. Und den Routern ist es völlig egal, wer da die Straße lang kommt. Wie er aussieht, wo er herkommt, wo er hinwill und was er so an Inhalten dabei hat.
  19. So kann ich mit meinem Computer direkt mit meinen Freunden kommunizieren, auch wenn diese einen anderen Anbieter haben als ich, auf anderen Erdteilen leben oder andere Tarife zahlen. Ich kann alle Webseiten, die ein ans Internet angeschlossener Webserver anbietet, abrufen, Online-Games spielen, egal wer sie anbietet oder wo die Server stehen, alle verfügbaren Videos ansehen, Blogs aus der ganzen Welt lesen und an Initiativen oder Open-Source-Projekten teilhaben. Und das, egal ob ich mit einem Taschenrechner, einem PC, einem Mobilgerät oder einem Auto auf das Internet zugreife
  20.  
  21. So kennen wir das Internet und so erwarten wir, dass es funktioniert.
  22. Wir profitieren alle, als Gesellschaft, von diesen neutralen Kommunikationsnetzen. Sie garantieren uns Zugang zu allen Inhalten, die irgendwo im weltweiten Netz verfügbar sind.
  23.  
  24. Gerade in Europa sind diese Datennetze oft vom Steuerzahler finanziert und die Staaten halten große Anteile daran.
  25.  
  26. Anbieter von solchen Netzwerken verdienten in den letzten Jahren Milliarden damit.
  27. Netzneutralität. Eine tolle Sache für uns alle.
  28.  
  29. Wo ist der Haken?
  30. Die Telekommunikationsanbieter behaupten nun aber, auf diesen imaginären Datenstraßen könnte es zu Staus kommen, und wollen deshalb diese Netzneutralität abschaffen. Das ist natürlich Unsinn, da Datennetze in Wirklichkeit keine Straßen sind. Wie wir von Herstellern der Hardware dieser Netzwerkinfrastruktur wissen, gibt es noch riesige ungenutzte Kapazitäten in den Netzen. Und Betreiber von Auslieferungsnetzwerken sagen uns: Daten-Traffic ist unglaublich billig.
  31.  
  32. Aber warum behaupten Telekommunikationskonzerne sowas?
  33. Die Anbieter schauen schon seit längerem neidisch auf die noch höheren Gewinne der Dienste- und Inhalteanbieter im Internet wie Suchmaschinen, Videoplattformen oder Sozialen Netzwerken und von diesen Einnahmen möchten sie einen Teil abschöpfen. Sie wollen nicht mehr einfach nur befördern, sie wollen Macht und Kontrolle ausüben über das was in ihrem Netz angeboten und genutzt wird.
  34.  
  35. Und wie wollen sie das machen?
  36. Dazu haben sich die Telekommunikationsanbieter überlegt, die Daten in Kategorien, oder besser in Kasten, einzuteilen. Die unterste Kaste dieses Systems wäre das normale Internet, für das nur noch eine begrenzte Datenmenge zur Verfügung stehen soll, welche bei der Beförderung durch das Datennetz gegenüber Daten höherer Kasten zurückstehen müssen.
  37. Die oberste Kaste besteht dann aus Inhalten des Netzbetreibers, die dieser aus dem Internet ausgegliedert hat, und soll bevorzugt befördert werden und unlimitiert zur Verfügung stehen - natürlich für ein Zusatzabo.
  38. Dazwischen sind viele Abstufungen denkbar.
  39. Eine Kaste für Daten von Sozialen Netzwerken, bei der vom Sozialen Netzwerkbetreiber Wegezoll für die Datenbeförderung erhoben wird. Und für das der Empfänger ebenfalls ein Zusatzabo zahlen soll. Genauso wäre ein Zusatzdienst für das Ausliefern für Spiele an Konsolen denkbar oder für das Lesen von Online-Zeitungen. Diese werden aus dem Internet ausgegliedert, und können beiderseitig, beim Dienstanbieter und beim Kunden, abgerechnet werden.
  40. Konkurrenzanagebote werden dann gebremst oder ganz blockiert.
  41.  
  42. Wie Funktioniert das denn?
  43. Kommen wir zurück zur Metapher des Datennetzes. Die Router, die vorher einfach den Daten den Weg wiesen, werden ergänzt durch Mautstationen, an denen die Daten durchleuchtet und nach Kasten selektiert werden.
  44. Je nach Kaste könnten sie einen - von der ehemals breiten Straße abgetrennten - Spezialweg nutzen, um schnell in eine Richtung ans Ziel zu kommen. Wurde für die Daten einer niedrigeren Kaste Wegzoll bezahlt, können sie die normale Straße benutzen.
  45. Wurde nichts vom Absender für die Daten bezahlt, dürfen sie nur auf die Straße, wenn sie gerade frei ist und wenn nicht zu viele Datenpakete die Mautstation passiert haben.
  46. Gehören sie aber zu Programmen, Diensten, Inhalten oder Absendern, die der Telekommunikationsanbieter nicht mag, werden sie aussortiert und vernichtet.
  47. Und falls das nicht klar war: Wir als Kunden zahlen immer, egal ob ein Dienstanbieter auch als Absender Wegzoll zahlt. Doch dazu wird unsere Datenmenge ggf. auch noch begrenzt und wir müssen für mehr Geld Datenmengen hinzubuchen.
  48.  
  49.  
  50. Was bedeutet das?
  51. Gemeinnützige Dienste und Community-Projekte wie z.B. Wikipedia könnten sich einen Wegezoll nicht leisten und wären in einem solchen Internet schlecht oder gar nicht verfügbar. Auch dieser tolle Dienst eines Start-Up Unternehmens würde so schwerlich oder gar keinen Weg zu seinen Nutzern finden. Direkte Kommunikation zu Freunden und Bekannten könnte als Konkurrenz zu bestehenden Dienstmodellen und Geschäftsmodellen gefiltert oder blockiert werden.
  52. So wie es im Mobilfunkbereich seit Jahren geschieht.
  53. Ist solch eine Kontroll- und Filterinfrastruktur erst einmal eingeführt und eingebaut, ist das Herausfiltern und Verwerfen von unliebsamen Daten, seien es Konkurenzangebote und -dienste oder Daten von Anwendungen, die in einem Tarif nicht eingeschlossen sind, genauso einfach wie eine ideologische Sortierung und Filterung.
  54. Es braucht nur eine Änderung der Systemeinstellungen.
  55.  
  56. Was, wenn wir zulassen dass Netzneutralität gebrochen wird?
  57. Eine solche Entwicklung ist nur schwer umkehrbar. Wenn überhaupt.
  58. Wir würden die Vielfalt und die Universalität des Internets verlieren.
  59. // Wir verlieren die vielfältigen Partizipationsmöglichkeiten, mit denen wir das Netz gestalten. //
  60. Wir verlieren viele Angebote, die vielleicht nicht mehr oder nur noch zeitweise verfügbar sind, und deren Anbieter sich den Wegezoll der Telekommunikationsunternehmen nicht mehr leisten können.
  61. Wir verlieren den freien Wettbewerb und somit das Erscheinen neuer Dienste kleiner Firmen oder Community Projekte.
  62. Der freie Zugang zu Inhalten und Informationen, wie wir ihn heute genießen, wäre ein für alle mal Geschichte.
  63. Es gäbe nun ein Zwei-, Drei- oder Vier-Klassen-Internet oder sogar mehr als nur ein "Internet" und in den verschiedenen Netzen wären verschiedene Inhalte verfügbar.
  64. Man könnte sich die verschiedenen "Internetze" dann vorstellen wie verschiedene Pay-TV Anbieter, die zu einem spärlichen Grundangebot verschiedene Premium Inhalte anbieten, die je nach Kanal extra kosten.
  65. Ich kann nur noch auf das zugreifen, das die Provider anbieten und als profitabel erachten.
  66. Gegenüber der heutigen Freiheit der Informationen im Internet würde ein repressives Regime der Netzbetreiber treten. Und für dieses Weniger müssten wir mehr zahlen.
  67.  
  68.  
  69. Aber: Unsere Anbieter sagen, sowas würden sie nie tun, das ist nur so etwas wie eine Preiserhöhung!
  70. Hier ist zu bedenken, dass die Telekommunikationsanbieter uns erwiesenermaßen anlügen, wenn es um Argumente zum Bruch von Netzneutralität geht. Sei es die Behauptung der nicht vorhandenen Kapazitäten oder dass das Internet in Ländern, die über Netzneutralitätsgesetze verfügen, langsamer und schlechter seien.
  71. Wenn sie bei diesen Punkten bereits lügen, warum sollten sie die Wahrheit sagen bei dem Versprechen, mit dem zusätzlichen Geld ein schnelleres Netz zu bauen, unsere Daten nicht zu durchschnüffeln, die Vielfalt und den Wettbewerb zu wahren?
  72.  
  73.  
  74. Deshalb:
  75. Protestiere mit uns!
  76. Fordere in deinem Land und in der EU eine gesetzliche Festschreibung von Netzneutralität!
  77. Für eine Gleichbehandlung von Daten!
  78. Gegen eine Besserbehandlung von Premiumdaten und eine schlechtere Behandlung von deinen Daten!
  79. Gegen Netzsperren und eine künstliche Verlangsamung!
  80. Für ein freies und offenes Kommunikationsnetz von dem wir als Gesellschaft gemeinsam profitieren!
  81. Gegen das herumschnüffeln in unserem Datenverkehr, egal warum!
  82. Für einen unmanipulierten Datenverkehr!
  83. Gegen das diskriminieren oder priorisieren von Daten, aus welchem Grund auch immer!
  84. Für Netzneutralität auch in Mobilfunknetzen!
  85.  
  86. Echtes Netz, jetzt und in Zukunft!
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