Advertisement
Guest User

Brief_an_Frauenpolische_Sprecherinnen_Ltg._18.08.2015.pdf

a guest
Sep 12th, 2015
200
0
Never
Not a member of Pastebin yet? Sign Up, it unlocks many cool features!
text 4.74 KB | None | 0 0
  1.  
  2. 1
  3. An die Frauenpolitischen Sprecherinnen der Fraktionen im Hessischen Landtag
  4. 18.08.2015
  5. Betr
  6. .: Situation der Flüchtlingsfrauen in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung
  7. und deren Außenstellen
  8. Sehr geehrte Damen,
  9. sehr geehrter Herr Rock,
  10. der stetig wachsend
  11. e
  12. Zustrom von
  13. Flüchtlingen hat zur Folge, dass sich die Situation in der
  14. Giessener Erstaufnahmeeinrichtung
  15. (HEAE)
  16. und ihren Außenstellen insbesondere für
  17. Frauen und Mädchen weiter zuspitzt.
  18. Die Unterbringung in Großzelten, nicht geschlechtergetrennt
  19. e sanitäre Einrichtu
  20. ngen, nicht
  21. abschließbare Räume, fehlende Rückzugsräume für Frauen und Mädchen
  22. um nur
  23. einige
  24. räumlichen Faktoren zu nennen
  25. vergrößern die Schutzlosigkeit von Frauen und Kindern
  26. innerhalb der HEAE. Diese Situation spielt denjenigen Männern in die Hände,
  27. die Frauen
  28. ohnehin
  29. eine untergeordnete Rolle zuweisen und
  30. allein reisende
  31. Frauen als „Freiwild“
  32. behandeln.
  33. Die Folge sind zahlreiche Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe
  34. , zunehmend wird auch
  35. von Zwangsprostitution berichtet
  36. .
  37. Es muss deutlich gesagt
  38. werden, dass es sich
  39. hierbei
  40. nicht um Einzelfälle handelt.
  41. Frauen berichten, dass sie, aber auch Kinder, vergewaltigt wurden oder sexuellen
  42. Übergriffen ausgesetzt sind. So schlafen viele Frauen in ihrer
  43. Straßenkleidung.
  44. Frauen
  45. berichten regelmäßig, dass
  46. sie nachts nicht zur Toilette gehen, weil es auf den Wegen
  47. dorthin
  48. und in den sanitären Einrichtungen
  49. zu Überfällen und Vergewaltigungen gekommen
  50. ist. S
  51. elbst am
  52. Tag ist
  53. der Gang durch das Camp
  54. bereits
  55. für viele Frauen eine
  56. angstbesetzte Situation.
  57. Viele F
  58. rauen sind
  59. n
  60. eben der Flucht vor Kriegen oder Bürgerkriegen
  61. a
  62. uch aus
  63. geschlechtsspezifischen Gründen
  64. auf der Flucht,
  65. wie beispielsweise drohender
  66. Zwangsverheiratung oder Genita
  67. l
  68. verstümmelung
  69. .
  70. Diese Frauen
  71. sind auf der Flucht
  72. besonderen Gefährdungen ausg
  73. e
  74. setzt,
  75. insbesondere
  76. wenn sie allein oder nur mit ihren
  77. Kindern unterwegs sind. Die Begle
  78. i
  79. tung durch männliche Angehörige oder Bekannte
  80. sichert
  81. jedoch
  82. nicht immer Schutz vor Gewalterleben, sondern kann auch zu besonderen
  83. Abhängigke
  84. i
  85. ten und sexueller Ausbeu
  86. tung führen.
  87. Die meisten
  88. geflüchteten
  89. Frauen haben eine Vielzahl von traumatisierenden Erle
  90. b
  91. nissen im
  92. Herkunftsland und auf der Flucht erlebt. Sie wurden Opfer von Gewalt, waren
  93. 2
  94. Entführungen, Folterungen, Schutzgelde
  95. r
  96. pressungen und Vergewaltigung teilwei
  97. se über
  98. Jahre ausgesetzt.
  99. Das Gefühl, hier angekommen zu sein
  100. i
  101. n Sicherheit
  102. u
  103. nd sich angstfrei bewegen zu
  104. können, ist für viele Frauen ein Geschenk.
  105. Die aktuelle Situation in der Erstaufnahmeeinrichtung kann
  106. jedoch
  107. Retraumatisierungen
  108. oder neue Trau
  109. mata hervorrufen.
  110. Es kann und darf nicht sein, dass die schutzbedürftigste
  111. Gruppe unter den Flüchtlingen, Frauen und Kinder, die größten Leidtragenden in der
  112. sicherlich für alle problematischen Situation in der HEAE sind.
  113. Daher bitten wir Sie, sich als Fr
  114. aktionsübergreifendes Bündnis unserer Forderung nach der
  115. sofortige
  116. n
  117. Einrichtung von
  118. Schutzräumlichkeiten
  119. (abgeschlossene Wohneinheiten oder
  120. Häuser)
  121. für allein
  122. reisende Frauen und Kinder
  123. hier u
  124. nter Berücksichtigung der
  125. Beziehungsstrukturen, kulturellen un
  126. d religiösen Aspekte
  127. i
  128. n der HEAE
  129. anzuschließen
  130. .
  131. Diese Räumlichkeiten müssen so ausgestattet sein, dass
  132. Männer keinen Zugang zu den
  133. Räumlichkeiten der Frauen haben, ausgenommen sind Rettungskräfte und
  134. Sicherheitspersonal
  135. .
  136. Zudem müssen
  137. Schlafräume, Aufen
  138. thaltsräume, Küchen und
  139. Sanitärräume so verbunden sein, dass sie eine abgeschlossene Einheit bilden
  140. und da
  141. m
  142. it
  143. nur über den abschließbaren und überwachten Zugang zum Haus bzw. der Wohnung
  144. erreicht werden können
  145. .
  146. Für Frauen, die Gewalterfahrungen durchleb
  147. en mussten, muss der Zugang zum
  148. Hilfesystem siche
  149. r
  150. gestellt
  151. werden.
  152. Hierzu
  153. gehört
  154. auch
  155. , dass ausgebildete
  156. Dolmetscherinnen und Dolmetscher für das Hilfesy
  157. s
  158. tem kostenfrei zur Verfügung stehen
  159. bzw. die Kostenübernahme geregelt ist.
  160. E
  161. ine angemessene Versorgun
  162. g von vergewaltigten Frauen
  163. sowie von
  164. Frauen mit anderen
  165. Gewalterfa
  166. h
  167. rungen
  168. muss sichergestellt werden.
  169. Wir bitten Sie, unsere Forderungen als fraktion
  170. s
  171. übergreifendes Bündnis zu unterstützen
  172. und damit
  173. zeitnah und entscheidend
  174. zur Verbesserung der sich
  175. stet
  176. ig
  177. zuspitzenden
  178. Situation in der Giessener Erstaufnahmeeinrichtung (HEAE) und ihren Außenstellen
  179. beizutragen
  180. .
  181. Mit freundlichen Grüßen
  182. Günter Woltering, Der Paritätische Hessen
  183. Brigitte Ott, pro familia Hessen
  184. Sigrid Isser, LandesFrauenRat Hessen
  185. Friederike Stibane,
  186. Landesarbeitsgemeinschaft
  187. Hessischer Frauenbüros
Advertisement
Add Comment
Please, Sign In to add comment
Advertisement