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Dec 11th, 2017
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  1. Der neue Landpfarrer:
  2. Ein junger Pfarrer der gerade seine Ausbildung beendet hatte, wurde als Seelsorger auf eine entlegene Pfarrei geschickt, wo er den alten Pfarrer, der in den wohlverdienten Ruhestand ging, ablösen sollte. Als die beiden gemeinsam die Kirche besichtigten und der junge Kollege die Kanzel betrachtete, kamen ihm doch Bedenken: „Jetzt habe ich so viele Jahre Predigen gelernt, aber wenn ich am Sonntag da oben stehe und die Gemeinde mich erwartungsvoll ansieht, dann weiß ich bestimmt nicht mehr, was ich sagen soll. Ich bin immer so aufgeregt.“ - „Ach was, mein Junge, du gehst auf die Kanzel, blickst einmal in die Runde und dann sagst du: „Die schönsten zwei Jahre meines Lebens habe ich im Bett einer wunderschönen Frau verbracht!“ – Entsetzt entfährt es dem jungen Pfarrer: „Um Gottes Willen, was soll die Gemeinde von mir denken und außerdem stimmt es gar nicht.“ – „Doch, mein unwissender Kollege, sobald der Schock den Kirchgängern so richtig in die Knochen gefahren ist, fährst du fort und sagst: „Es war meine Mutter!“ Danach kannst du reden worüber die willst, sie werden es wunderbar finden.“
  3.  
  4. Der junge Pfarrer ist zwar noch nicht wirklich überzeugt, aber jeden Anfang, den er für seine Predigt in Erwägung zieht, kommt ihm zu schwach vor. Die Worte des alten Pfarrers klingen in seinen Ohren: „Mit einem Donnerhall die Zuhörer in den Bann ziehen.“ Es kommt der Sonntag und für alle Fälle hat er drei verschiedene Redeeinstiege vorbereitet. Doch als er auf der Kanzel steht und er die erwartungsvollen Blicke der Kirchengemeinde, seiner neuen Kirchengemeinde, sieht und sein Blick dann auf den alten Pfarrer fällt, der selbstverständlich in der ersten Reihe sitzt und ihm fröhlich und aufmunternd zunickt, entscheidet er sich für den Donnerhall.
  5. Er beginnt: „Einiges wissen Sie bereits von mir, dem neuen Pfarrer, aber was Sie noch nicht wissen, ist, dass ich die schönsten zwei Jahre meines Lebens im Bett einer wunderschönen Frau verbracht habe!“
  6.  
  7. Totenstille, selbst der Hund, dessen Bellen vom nahen Friedhof gerade noch gedämpft herüberwehte, scheint vor Entsetzen zu schweigen.
  8.  
  9. Alle Blicke sind auf den Pfarrer geheftet, dessen Gesicht - ob dieser an ihn gerichteten kollektiven Erwartung - erst erbleicht, um dann in ein leuchtendes Feuerwehrrot zu wechseln. Die Kehle schnürt sich ihm zu, hilfesuchend wandert sein Blick zu seinem Vorgänger – dessen Rat er schließlich befolgt hat – und der ihm immer noch wohlwollend zunickt. Endlich, als die Spannung fast nicht mehr zu ertragen ist, entfährt es ihm:
  10.  
  11. „Aber, Sie können mich totschlagen, ich weiß nicht mehr, wer es war.“
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