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Guest User

LRLK2302

a guest
Apr 22nd, 2019
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  1. Lieber Lukas,
  2. ich verfolge deine Karriere nun schon seit einiger Zeit und mir ist etwas aufgefallen. Vielleicht lebst du gerade tatsächlich deinen Traum, berühmt zu sein oder zu werden. Vielleicht gehst du darin auf, dass sich dir wildfremde Menschen für dich interessieren – und um ganz ehrlich zu sein, interessiere ich mich auch ein wenig für dich, obwohl wir uns weder persönlich kennen, noch deine Musik für mich besonders im Vordergrund steht.
  3. Nachdem ich deine Biografie als Hörbuch gehört habe, meine ich zu glauben, dass sie für dich auch nicht im Vordergrund steht, oder eher als Mittel zum Zweck. Sicher, viele Menschen und gerade Kinder und Jugendliche träumen vom Insta-Life. Das halbe Leben an den Stränden und in den Metropolen dieser Welt verbringen, alles fotografisch festgehalten im eigenen Instagram-Profil. Nur muss sich dieser Lifestyle auch finanzieren. Viele greifen dafür auf Produktplatzierungen zurück und büßen nach und nach ihre Authentizität ein, du hast dich für einen anderen Weg entschieden.
  4. Den eigenen Lebensunterhalt mit Musik zu finanzieren ist sicherlich ehrlicher, als als Werbefläche für Firmen herumzulaufen, das ist klar. Du verkaufst nicht dich selbst, sondern deine Musik. Dein, wenn man so möchte, Produkt ist greifbarer als Werbebotschaften.
  5. Natürlich muss die Musik, die du singst, verkauft werden. Und in gewisser Weise musst du an dieser Stelle dann vielleicht doch zum Werbeschild werden. Nur eben nicht für andere, sondern für dich selbst oder für deine Musik (und alles, was damit zusammenhängt).
  6. Deine Fans mögen dich vielleicht wegen deiner Musik, aber wahrscheinlich am meisten wegen deiner Social-Media-Persönlichkeit. Natürlich ist diese Persönlichkeit, wie bei allen Leuten in den sozialen Medien, nie authentisch. Jeder, ob Millionen Follower oder nur einige Hundert, verstellt sich ganz automatisch, sobald er oder sie auf den Auslöser drückt oder sich einer aufnehmenden Videokamera zuwendet. Das ist nicht weiter schlimm, sondern normal.
  7. Die Follower geben sich also ständig der Fiktion hin, es mit einer Person zu tun zu haben, die im Internet genau so ist wie der Kumpel aus der Schule oder vom Sport. Man kennt sich, man kennt kleine Eigenheiten oder große Vorlieben, man mag sich, man vertraut einander.
  8. Und dieses Vertrauen ist ein sehr hohes Gut, dass leider viel zu häufig ausgenutzt wird. Im Grunde basieren alle bezahlten Partnerschaften auf Instagram auf diesem Vertrauensvorschuss. Der beste Kumpel, die beste Freundin erzählt von einem Produkt, das er oder sie ganz toll findet und der Follower denkt sich: Ich kenne diesen Instagramer ja, ich vertraue ihm, also wird das Produkt bestimmt richtig gut sein. Und kauft sich das Produkt, obwohl es vielleicht gar nicht wirklich gut ist, sondern nur die Marketing-Abteilung.
  9. Dieser Effekt ist um so stärker, je jünger der Follower ist. Denn man beginnt erst ab einem gewissen Alter, Dinge wirklich zu hinterfragen.
  10. Und da kommen wir wieder auf dich zu sprechen. Deine Fans sind im Schnitt sicher deutlich jünger als du, das ist auch vollkommen in Ordnung. Damit kommt aber auch eine große Verantwortung auf dich zu. Nicht jedes zehnjährige Mädchen versteht beispielsweise, dass wenn du von deinem Merch und Tour-Tickets als Geschenke an deine Fans sprichst, es am Ende trotzdem Geld kostet. Und bist du dir sicher, dass Fanboxen von 40 bis 70 Euro wirklich dem Budget der meisten Minderjähringen entsprechen?
  11. Ich gönne dir jeden musikalischen, finanziellen und persönlichen Erfolg. Sei dir bitte immer bewusst, dass teils sehr junge Leute dir diesen Lebensstil finanzieren. Nimm sie ernst und führe sie bitte nicht hinters Licht.
  12.  
  13. Gehe verantwortungsvoll mit deinen Fans um.
  14.  
  15. Vielleicht konnte ich dich ein bisschen zum Nachdenken bringen.
  16. Danke für deine Zeit und liebe Grüße
  17. Louis Kaltenbach
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