Mir blieb nicht mehr viel Zeit, um den Frachter nach Bliss zu erwischen und Petra's Hinweis nachzugehen. Aber ich würde nicht in die Außenbezirke gehen; ich würde ONI nicht ausschalten. Ich würde hier, zwischen in den Überresten meines ehemaligen Schlafzimmers sitzen bleiben und meine Haut von den herumliegenden Glassplittern aufschürfen lassen, die sich langsam durch meine Kleidung bohrten. In diesem Moment war mir alles egal: der Raum, in dem ich einst schlief, hatte noch nicht einmal mehr einen Boden. Die Nacht zog langsam herauf und egal wie sehr ich versuchte mich in meinem Pullover zu verkriechen, es wurde einfach immer kälter. Ich hätte überhaupt nicht hierher kommen sollen. Sie hatten alle meine Nachbarn evakuiert, meine gesamten Besitztümer genommen, meinen Notgroschen, alles bis auf die Grundmauern herausgerissen und keinen einzigen Beweis übrig gelassen, dass ich hier jemals existiert hatte. ONI konnte auslöschen, was oder wen immer sie wollten. [b]Ben:[/b] Jagd nach der Wahrheit. Ich saß einfach nur da. Alles um mich herum war still... bis ich angerufen wurde. [b]Ben:[/b] Hallo, wer ist dran? [b]FERO:[/b] Ben, du musst da sofort raus. Sie haben dich gefunden. [b]Ben:[/b] FERO? Warte, nein - wie, wie hast du mich - Moment... [b]FERO:[/b] Ben, hör mir zu. Ich habe dir gesagt, dass ich dich beschützen werde. Geh jetzt, bevor es zu spät ist! [b]Ben:[/b] Mich beschützen? Ich weiß noch nichtmal wer du überhaupt bist, wie soll ich dir da vertrauen? [b]FERO:[/b] Ben, würdest du einfach - würdest du - hör zu... [b]Ben:[/b] Was meinst du - was willst du - ich werde nirgendwo hingehen! [b]FERO:[/b] Verdammt nochmal, Ben! Bemitleide dich später. Du musst da jetzt sofort raus! Es war schon zu spät. [b]FERO:[/b] Okay, Ben, hör mir zu. Ben - [b]Ben:[/b] Verdammt, verdammt, verdammt... [b]ONI Agent:[/b] Ehm... Ich konnte sie durch die riesigen Löcher, die einst meine Fenster gewesen waren, draußen hören. [b]Ben:[/b] Nein, nein, oh nein... Ich musste mich verstecken, ruhig bleiben. Wenn sie Biometrik benutzten, musste ich meinen Herzschlag herunterfahren, doch ich war vollkommen panisch. Plötzlich erstarrte ich. ONI war hier und alles wurde real. Ich flüchtete aus meinem Apartment in den Flur, eine Tür, irgendeine Tür. Ich entschied mich für eine, doch die Plastikfolie - meine Schritte waren zu laut - also wich ich zurück und ging durch eine Tür am anderen Ende des Flurs, diesmal vorsichtiger. Ich ging so schnell wie möglich in Richtung Schlafzimmer und wich dabei den Falten auf dem Boden und den Umrissen eingewickelter Möbel aus, um ja keinen Lärm zu machen. Ich verkroch mich unter dem Schlafzimmerfenster und lauschte. Das war meine Tür, die sich gerade öffnete; sie waren in meinem Apartment. Hatte ich irgendwelche Beweise zurückgelassen? [b]ONI Agent:[/b] Okay, da drüben. Ich musste mich entspannen. [b]ONI Agent:[/b] Frei. Ich atmete durch und wartete. [b]ONI Agent:[/b] Ehm, er ist hier. Sie würden das gesamte Gebäude systematisch nach mir absuchen und dann würden sie mich in einen Sack stecken. Ich schloss meine Augen, versuchte mich aufzulösen. Die Geräusche waren abgeklungen, das war meine Chance. Ich könnte es bis zum Treppenhaus schaffen, aber ich musste jetzt los. Ich blinzelte und nach drei großen Schritten in Richtung Wohnzimmer hörte ich, wie sie kamen. Ich wich aus der Sichtlinie und ließ mich hinter die Couch fallen. Sie waren direkt vor der Tür. [b]ONI Agent:[/b] Shhhh... er ist hier. Ich wartete ab; es war ruhig... dann schlugen sie zu. [b]Ben:[/b] Nein, nein, nein, nein! Die Agenten überwältigten mich und waren gerade dabei, mich auf den Boden zu drücken, als plötzlich... Die Agenten gingen zu Boden. Sie - sie waren tot. Was war passiert? Ich - ich versuchte etwas zu erkennen, als ich plötzlich hörte, dass einer der Agenten noch am Leben war. Und dann war er es nicht mehr. Ich sah wie die Schützin aus den Schatten hervortraten, sich die ONI Compads schnappten und auf mich zukam. [b]FERO:[/b] Vertraust du mir jetzt? [b]Ben:[/b] Ja, ja! Warte - [b]FERO:[/b] In zwei Minuten werden mehr Agenten eintreffen. Du kannst hier warten, um zu sterben oder deinen Arsch jetzt endlich aus dem Fenster bewegen! Ich tat, was sie sagte. [b]Ben:[/b] Okay, okay, okay! Ich war soeben FERO begegnet. Ich bin Benjamin Giraud und das ist die Jagd nach der Wahrheit. FERO führte mich entlang der Feuertreppe nach draußen. Ich versuchte nicht nach unten zu schauen. Die letzten paar Meter sprangen wir herunter und rannten sofort über die Straße in Deckung. [b]Ben:[/b] FERO, wo gehen wir hin? [b]FERO:[/b] Hör auf zu reden. Ich tat wie mir gesagt wurde und versuchte, nicht nachzudenken. Sie bewegte sich schnell, blieb in den Schatten. Ich versuchte dahin zu treten, wo sie hintrat, doch es war schwer dranzubleiben. Als ich fast außer Atem war, setzte sie sich endlich in eine Drainage und hielt an. Ich versuchte das eben Geschehene zu verarbeiten. [b]Ben:[/b] Was - was waren das für Agenten? [b]FERO:[/b] Ich habe keine Zeit für Schwätzchen. Ich kam nur her um sicherzugehen, dass du ein freier Mann bleibst, deswegen musst du mir jetzt ganz genau zuhören. Wenn sie es bisher nicht getan haben, dann wurdest du spätestens jetzt von ONI zum Abschuss freigegeben. Du musst von dem Planeten runter; vermutlich durchsuchen Agenten in diesem Moment die Nachbarschaft und sie werden erst aufhören, wenn du neutralisiert wurdest. [b]Ben:[/b] Oh Gott, oh Gott, oh Gott... [b]FERO:[/b] Hör mir zu! Wir werden dich beschützen. Jetzt gerade mobilisieren wir uns in den Äußeren Kolonien. Große Teile wurden in Bewegung gesetzt, deswegen ist momentan alles abgeriegelt. Du musst zumindest noch ein paar Tage alleine klar kommen. Wir geben dir die nötigen Ressourcen, um dich bedeckt zu halten. Sie übergab mir ein Compad. [b]FERO:[/b] Das hier kann nicht nachverfolgt werden, also benutz es für was immer du möchtest. Damit hast du außerdem Zugriff auf ein sicheres Konto. Du wirst mehr als genug haben. [b]Ben:[/b] Was, wirklich - ernsthaft? Seitdem ONI meine Konten eingefrohren hatte, war ich nichtmal mehr in der Lage gewesen, mir einen Becher Kaffee zu kaufen und nun bot mir FERO einen Weg aus dem finanziellen Ruin an. Sie hatte eben erst mein Leben gerettet und nun das. [b]Ben:[/b] Das ist großartig. Ich - ich - ich kann dir garnicht genug danken. [b]FERO:[/b] Damit hast du Zugang zum Netzwerk unserer geheimen Unterkünfte. Momentan ist das Protokoll noch blockiert, aber sobald die Abschottung beendet ist, erhältst du eine automatische Meldung. Ich werde sicherstellen, dass sie sich angemessen um dich kümmern. [b]Ben:[/b] Warte - warte, wirst - wirst du nicht dort sein? [b]FERO:[/b] Was wir planen ist sehr gefährlich, doch ich muss noch einmal alles riskieren, diesmal vielleicht zum letzten Mal. [b]Ben:[/b] Was?! Warte, warum nimmst du dieses Risiko auf dich? [b]FERO:[/b] Wir haben keine Zeit. Das Fenster schließt sich und der Chief bekommt weiterhin alles ab. Deine Story hat ONI bloßgestellt - die Biko Leaks waren ein schwerer Schlag für sie. Wir haben diese Schweine zum bluten gekriegt, doch als die Senatoren nicht auf unseren Hack eingingen, hatte ONI Zeit, sich zu erholen. Deswegen setzen wir jetzt, so lange sie noch verwundbar sind, alles auf eine Karte. Daher die Abschottung. Die Mission ist im günstigsten Fall verzweifelt, aber wir haben keine andere Möglichkeit - [b]Ben:[/b] Doch, es muss eine geben. [b]FERO:[/b] Ist schon gut, Ben, ich habe keine Angst davor, zu sterben. Was wir hier machen, ist so viel mehr Wert als ich und ich weiß, dass es Leute geben wird, die den Kampf fortführen werden. Leute wie dich. ONI war hinter mir her, mit allem, was ihnen zur Verfügung stand. FERO hatte mir das Leben gerettet und war nun sogar dazu bereit, ihr eigenes zu geben. Ich konnte nicht untertauchen. Ich wusste, was ich tun musste. [b]Ben:[/b] Warte, warte, warte, vielleicht habe ich eine andere Möglichkeit. Ich konnte FERO überzeugen, ihren Plan noch ein paar Tage ruhen zu lassen, während ich Petra's Spur nachging. Was auch immer ich tat, was auch immer ich dort finden würde, es musste etwas Großes sein. Doch wenn es einen Einfluss darauf hatte, ob ein weiterer meiner Freunde in der Schlacht das Leben verlor oder nicht... ich bedankte mich erneut bei FERO - [b]Ben:[/b] Vielen Dank. - und sagte, wir würden uns bald wieder sehen, ehe wir getrennter Wege gingen. Ich blieb in den Schatten und bewegte mich flink durch die Stadt in Richtung des Frachters, der nach Bliss fliegen würde und machte nur kurz bei einem Laden halt. Dort füllte ich meine Vorräte auf und bestieg dann mein Taxi in die Tiefen des Weltraums. Als ich ankam, ging ich umgehend zum Büro für Mineralien-Rechte. Auf dem Weg nach oben schien der Kapitän des Frachters mehr an Bestechung als meiner Story als aufstrebender Schürfer interessiert zu sein. Ich hoffte, der Koordinator der Schürfrechte würde genauso pragmatisch sein. [b]Koordinator der Schürfrechte:[/b] Mr. Jared, ein Unternehmensgründer in Sachen Silicate, wie Sie, springt normalerweise nicht an Bord eines Frachters, um in den Glas-Tälern umher zu wandern. Ich mag Ihre Entschlossenheit, aber ich würde Ihnen gerne die erwarteten Erträge zeigen. [b]Ben:[/b] Ehm, um ehrlich zu sein, habe ich bereits einen Plot im Kopf. Nachdem ich den Transport hierher verhandelt hatte, wusste ich mittlerweile etwas besser, was die Branche als angemessene Kompensation betrachtete. Wenn ich mir die Gestalten draußen betrachtete, wie sie ihre Gold-verzierten Compads in der Hand hielten, schwante mir schon, dass ich für den Menschen, der die Genehmigungen verteilte, FEROs Konto ordentlich plündern müsste. 75.000 Credits später hatte ich Zugang, Navigation und eine komplette Ausrüstung. Als ich eine Eskorte ausschlug, schien er trotzdem etwas besorgt. [b]Koordinator:[/b] Ehm, das sind 4 Klicks von hier und hinter den Grenzen ist das eine ganz schöne Schufterei durch grobes Glas; manche dieser Formationen können Knochen durchstoßen. Ich unterschrieb einfach die Verzichtserklärungen. Ihm war zugute zu halten, dass er mir umsonst noch ein paar Ratschläge mit auf den Weg gab. [b]Koordinator:[/b] Der Wind kann da draußen ganz schön zulegen. Die Partikel sind extrem rau. In der letzten Woche mussten wir zweimal die Schotten schließen. Also, ehm, wenn Sie den Alarm hören, gehen Sie in Deckung, okay? Andernfalls wird es Ihnen die Haut von den Knochen reißen. [b]Ben:[/b] Danke, ich weiß das wirklich zu schätzen. Außerhalb der Siedlung schien der Horizont nur aus Steinbrüchen zu bestehen. Als ich die Randbezirke erreichte, war plötzlich kein Tagebau mehr vorhanden und ich erblickte den wahren, verglasten Planeten: ein beängstigend chaotisches Meer an Formen und Texturen, schwarze, brüchige Geschwülste und endlose Mulden, gespickt mit den verstreuten Skeletten geschmolzener Gebäude. Das Gelände war brutal, immer wieder musste ich meine Wanderung unterbrechen und um hervorragendes Glas kriechen. Dazu dieses Klima. Unaufhörlicher Durst trotz andauernder Trinkpausen. Meine Haut fühlte sich unter meiner rußverschmutzten Kleidung an, als würde sie zerreißen. Dazu kam, dass ich, seit ich mich an einem Mund voll Staub verschluckt hatte, nurnoch durch die Atemschutzmaske Luft bekam. Vereinzelte Wüstenpflanzen drückten sich durch Risse, hellblau oder blutrot schimmernd. Doch außer Krähen, die über der Deponie der Siedlung kreisten, war dies das einzige, nicht menschliche Leben hier. Schuld daran war dieser feine, Asche-artige Staub, der nach 32 Jahren noch immer in der Atmosphäre hing; er verhinderte, dass Leben aufblühen konnte. Er färbte den surreal wirkenden Himmel, wirbelte im wechselhaften Wind durcheinander und kreierte gigantische Fahnen um krankhaft wirkende Fahnenstangen. Ich war eigentlich gut unterwegs, als plötzlich eine Wolke aus dichter Asche auftauchte. Ich blieb stehen, da ich absolut nichts sehen konnte. Ich wollte keinen Schritt riskieren, ein tödlicher Absturz erschien mir viel zu wahrscheinlich. Ich schaute auf das Navigationsgerät, nurnoch rund 370 Meter. Ich überlegte gerade, ob ich abwarten sollte, bis sich der Staub verzogen hatte, als es plötzlich aufklarte. Für einen kurzen Moment war es wunderschön, als mich ein tiefes Grollen jäh aus diesen Gedanken riss. Der Sturm-Alarm. Ich holte das Navigationsgerät hervor und bewegte mich so schnell es ging. Plötzliche Wechsel zwischen kalt, heiß und wieder kalt. Der Wind peitschte scharf vor und zurück, Sandkörner wehten mir entgegen, doch ich konnte nichts erkennen. Hinter mir war alles ruhig und vor mir - der Himmel über den Bergen war vollkommen klar. Wo war der Sturm? Ich warf einen Blick auf das Navigationsgerät - nur noch wenige hundert Meter. Vor mir erspähte ich die Überreste eines riesigen Komplexes, ich wäre in Nullkommanichts dort. Dann erst merkte ich, dass das keine Berge waren. Eine schwarze Wand kam vom Horizont aus direkt auf mich zu. Ich begann direkt zu sprinten. Der Sturm kam immer näher; er war schwarz wie die Nacht und unfassbar riesig. Ich erreichte die Markierung auf der Karte; die Struktur war dem Erdboden gleichgemacht worden. Es gab keinen Ausweg und der Sand flog immer schneller, stach an meinen Wangen. Ich schaute mich verzweifelt um und versuchte, mein Gesicht zu schützen. Vor mit befand sich eine gigantische, eingestürzte Sektion. Ich hastete hinüber, als Glasscherben wie eine Art klimperndes Windspiel gegen die Trümmer schlugen. Das Glas stach durch meine Kleidung. Ich hatte die Wellen, die sich in die Vertiefung hinein wanden in einer Mischung aus Klettern und Rutschen überwunden, und dabei mein Bein aufgeschlitzt. Der Lärm war ohrenbetäubend. Ich musste sofort da reinkommen. Ich zerrte an einer Spalte im zusammengebrochenen Boden. Der Sturm wurde immer heftiger, meine Haut fühlte sich an, als stünde ich in Flammen. Ich machte einen letzten Ruck, die Verglasung zerbrach und ich schlitterte in einer Welle aus Glasscherben in die Dunkelheit. Ich lag eine Zeit lang da, ehe ich die Atemschutzmaske abnahm. Meine Haut brannte überall. Ich kontrollierte die Außenseite meines Oberschenkels. [b]Ben:[/b] Verdammt noch mal, verdammt. Es blutete und tat verdammt weh, doch der Schnitt war nicht sonderlich tief. Ich holte mein MediKit hervor, verband das Bein und fing an mich umzusehen. [b]Ben:[/b] Oh, es ist hier zusammengebrochen... da sind auch noch Trümmer auf dem Boden. Wer auch immer diesen Ort verlassen hatte, musste vorgewarnt worden und eilig aufgebrochen sein. Ich leuchtete eine Rückwand an. [b]Ben:[/b] Ok, Office of Naval Intelligence Subspace Communications... Es handelte sich um eine alte ONI Subspace Relaystation. Eine von Hunderten, die in den Weiten der Galaxis verstreut waren, um Kommunikations-Verzögerungen zwischen der Erde und den Außenbezirken zu reduzieren. ONI würde hier sicherlich nichts von Nutzen hinterlassen haben. [b]Ben:[/b] Ok, Petra, wonach suche ich? Ich folgte jedem Warnschild, das ich finden konnte und schaute mich nach beschränkten Zugangsbereichen um. Ein paar Stockwerke und dutzende Ecken weiter, stand ich in der augenscheinlich untersten Ebene. Den Echos, die von den im Dunklen verborgenen Wänden zurück halten nach zu urteilen, war dieser Raum riesig. Ich kam an dutzenden Schränken vorbei, die mit alten Stofffetzen zugehangen waren. Was auch immer auf Bliss passiert war, hatte hier unten scheinbar keinerlei Auswirkungen gehabt. [b]Ben:[/b] Wonach suche ich... Ich spähte hinter einen der Stofffetzen. [b]Ben:[/b] Verdammt... Waffen, Sprengstoff, Munition, alles nachträglich modifiziert. Nichts von alledem war vom UNSC zugelassen. [b]Ben:[/b] Ernsthaft, Waffen? War ich den weiten Weg gekommen, um fein sortierte Schmuggelware zu finden? [b]Ben:[/b] Das darf ja wohl nicht wahr sein... Dann sah ich es, in meinem Augenwinkel. Es schien aus den Schatten im Hintergrund, durch eine Glastür hindurch. [b]Ben:[/b] Unmöglich. Eine winziges Blinklicht. [b]Ben:[/b] Unmöglich, das kann unmöglich noch aktiv sein. Ein aktives Relay? [b]Ben:[/b] Das Relay? In einer ONI Einrichtung? Darauf könnte alles Mögliche sein, darauf könnte alles sein, wenn jemand Mist gebaut hatte. Die Zerstörung auf der Oberfläche war katastrophal, vielleicht hatten sie einfach angenommen, dass die Verglasung so tief reichte. ONI operierte hier draußen vermutlich nicht mehr richtig. Das war der Grund, warum es hier war. [b]Ben:[/b] Ok, lass mich einen Blick darauf werfen... Ich verband sofort mein Compad mit dem Relay und konnte es nicht fassen. Der Server war im Standby-Modus, aber er schien vollkommen funktionsbereit zu sein. Irgendwas rumpelte in der Tiefe und schwache Notfallbeleuchtung füllte den Raum. [b]Ben:[/b] Oh mein Gott! Ich fing damit an, Anfragen einzugeben. Biko - das war aktuell. Ich konnte mich an den Namen der Rohdatei erinnern, aus der das von FERO geleakte Biko Video stammte. Das Video tauchte auf und auch das zweite Video erschien, das, welches FERO nicht gesehen hatte. Ich zog es auf mein Compad und öffnete es. Es war ein Zusammenschnitt aus allen vorhandenen Kamera-Perspektiven von jenem Tag. Das ursprüngliche Video zeigte nur, wie der Chief den Gang entlang schoss, in dem vier Zivilisten gestorben waren. Doch in diesem Gang waren keine Zivilisten, dort waren zwei Hausmeister mit einem Raketenwerfer. Ich sah Kuriere mit Handgranaten und keiner von ihnen hatte auch nur den Hauch einer Chance, ehe der Chief sie niederstreckte. Schuss um Schuss, Kugel um Kugel, konnte ich ihn dabei beobachten, wie er die Terroristen ausschaltete. Er feuerte seine Waffe genau 12-mal ab und traf jedes Mal nur Attentäter. Ich sah, wie der Bodyguard mit vier weiteren Sicherheitsleuten auf Sekibo schoss. Und das Beste war: die Berichte der Rechtsmediziner bestätigten all das. Rays Plünderer hatte Recht gehabt, daran gab es keinen Zweifel mehr. Der Chief tötete die Bösen, die Bösen töteten die Unschuldigen. Ich entdeckte Sekibo's Originalanfrage nach Schutz und die automatische Ablehnung des UEG dazu. [b]Ben:[/b] Ich glaub' das einfach nicht. Ich hatte nun alles, was ich brauchte, um den Chief zu entlasten. [b]Ben:[/b] Wow, wir haben ihn. Doch da war noch so viel mehr, um ONI anzuklagen. Mir kam eine schauderhafte Idee und ich wusste genau, was ich als Nächstes suchen würde. [b]Ben:[/b] Benjamin Giraud... Als die Ergebnisse angezeigt wurden, lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Psychologische Profile, Unterhaltungen zwischen Sully und seinen Vorgesetzten, Listen mit Punkten, über die man bei mir ansetzen konnte und meine Beziehungen. Ich war angewidert von all dem. Ich lud die Dateien herunter, konnte sie jedoch nicht lesen. [b]Ben:[/b] Oh, unmöglich. Ich scrollte durch die Interviewpartner. Gabriella Dvørak's tatsächlicher militärischer Hintergrund? Im Jahr 2524 war sie auf Dwarka gewesen. Sie hatte den Planeten nie betreten, von dem sie behauptete, dort den jungen John befreit zu haben. Thomas Wu, der Überlebende eines Arbeitslagers, der fälschlicherweise behauptet hatte, auf John's Planeten habe es solche Camps ebenfalls gegeben? ONI hatte ihn geködert. Sie versprachen ihm mehr Erinnerungsstätten und Kampagnen für die Überlebenden der Arbeitslager zu unterstützen, in denen Thomas und tausende andere eingesessen hatten. Ich fand auch die Schauspieler. [b]Ben:[/b] Walker, ich kann dich genau sehen, du Bastard. Paul Gustivson, auch bekannt als Paul Walker, war darin gelistet. Seine schauspielerische Vita, persönliche Anmerkungen, Übereinkünfte, bestehende Angebote aufzugeben und sich zur Ruhe zu setzen. Dann fand ich Deon, beziehungsweise Simon Kensington. Es gab sogar ein Video von ihm, in dem er probte, seine Deon Performance verbesserte, indem er auf Fragen eines ONI-Handlangers antwortete. Während ich ihm lauschte, wie er meine emotionale Verletzlichkeit beschrieb, wandelte sich mein Ekel in blanken Zorn. [b]Ben:[/b] Bastarde. Als es an der Zeit war die Geschichte zu hören, die ich nie wahrhaben wollte, Anthony's Story bezüglich des SPARTAN-Programms, wurde mir klar, dass ich Angst davor hatte, echte Beweise dafür zu sehen, welche die Gerüchte bestätigten. Doch ich tat es. Schnell fand ich mich beim Betrachten extrem geheimer Anweisungen, welche im Jahr 2516 an die Scouts ONIs geschickt wurden. Anfragen und Beschlagnahmungen von Planet um Planet, während sie durch die Äußeren Kolonien tourten. Dann die Bedingungen des SPARTAN-II-Programms: eine Liste physischer und mentaler Kriterien, genetische Kompatibilität, Vorschläge für Augmentationsprozesse und das optimale Alter - sechs Jahre oder jünger. Ich startete eine letzte Suche. [b]Ben:[/b] John-117. Da war er, auf einer Liste aus 2517. Ich folgte seinem Namen und einer Spur aus Dokumenten, die über den Tag hinausgingen, an dem seine Eltern dachten, ihn begraben zu haben. Fortschrittsberichte, geschrieben von Wissenschaftlern. Sprache, mit der man einen teuren, technischen Prototypen beschreiben würde. Doch sie sprachen von einem Kund. Sie hatten all das einem Helden angetan. Meinem Helden und unzähligen anderen Kindern. Ich las mich gerade weiter hinein, als plötzlich... [b]Ben:[/b] Was zum Teufel war das? Fehlerhafte Dateien überfluteten mein Compad. Ich trennte sofort die Verbindung zum Server und überprüfte die Dateien. Sie waren unbeschädigt. [b]Ben:[/b] Gott sei Dank. Dann ging es einfach aus. [b]Ben:[/b] Warte, warte, oh nein. Ich war schockiert, war ich außerhalb Petra's 72 Stunden Zeitfenster geraten? Hatte ONI mich gerade beim Spicken erwischt? Ich überprüfte die Uhrzeit. [b]Ben:[/b] Okay. Alles war in Ordnung, doch was war dann passiert? Ich schaute mir den Server noch einmal an. Das kleine Standby-Licht? Es war heller geworden, pulsierte regelrecht. Ich fing an verrückt zu werden, aber das machte nichts mehr, ich hatte alles, was ich brauchte und der Sturm war vorüber. Ich stieg aus dem Bunker. Es war an der Zeit, diesen traurigen, Asche-verhangenen Albtraum hinter mir zu lassen. Während ich zurück durch die Ödnis wanderte, waren meine Schritte voller Zuversicht. Ich kannte diese Gegend nun und hatte ONI genau da, wo ich sie haben wollte. Folgt mir auch in der nächsten Episode von Jagd nach der Wahrheit.