Advertisement
Not a member of Pastebin yet?
Sign Up,
it unlocks many cool features!
- Referenzwerk - "Menschheitsdämmerung" [1920] v Kurt Pinthus zur Einschätzung der philosophischen Grundhaltung des frühen Expressionismus
- Viele Autoren haben keine eigene Biographie/Tagebücher hinterlassen + Bücherverbrennung + früher Tod
- Expressionismus 1910 - 1920
- Themen
- politischen & sozialen Umbrüche vor, während und nach dem I. Weltkrieg
- Industrialisierung/"Entmenschlichung"
- Gegenentwurf zur "mechanischen" Wirklichkeitswahrnehmung durch Gegensetzen des inneren, seelischen Zustandes
- Prophetisch/Apokalyptische Wahrnehmung (Vgl. Georg Heym - "Der Krieg" [1911]) "[...]und die Flammen fressen brennend Wald um Wald,[...]" oder Umbra Vitae)
- Schaffung eines neuen Menschen(bildes) - [vgl Nietzsche - Zarathustra]
- Darstellung des Absurden - [vgl Camus "Der Mythos des Sisyphos", Sartre "Der Ekel"]
- Autoren: Bürgerlich-Städtisches Milieu, Kriegsdienst I. WK
- Zeitschriften: Die Aktion, Der Sturm
- Georg Heym
- Alfred Lichtenstein
- Georg Trakl
- Stilmittel
- eher Philosophie als Stil
- Parataxen, Reihung von Sätzen, Missachtung oder simple Reimschemata
- Personalisierung
- Paradoxa
- Antithetik
- Synästhesie, mehrere Sinneseindrücke auf einmal
- Naturalismus Definition Stilmittel 1880-1900
- Industrialisierung, Armut, Großstadt
- Mensch als Produkt des Milieus
- möglichst präzise Darstellung alles sinnlich Wahrnehmbaren (Abgrenzung Realismus -> auch negative Seiten)
- Dichter ohne Deutung, als Protokollar des Ist-Zustandes
- Kunst=Natur-x
- Unterschiede in Darstellung Großstadt
- "Prosalyrik" (so auch von Arno Holz dokumentiert)
- Abstraktion vs. Wiedergabe
- Ekel vs. Distanz
- Absurdität vs. Authentizität
- Grodek - Georg Trakl [1914]
- Am Abend tönen die herbstlichen Wälder
- Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen
- Und blauen Seen, darüber die Sonne
- Düster hinrollt; umfängt die Nacht
- Sterbende Krieger, die wilde Klage
- Ihrer zerbrochenen Münder.
- Doch stille sammelt im Weidengrund
- Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt,
- Das vergossne Blut sich, mondne Kühle;
- Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
- Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen
- Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,
- Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;
- Und leise tönen im Rohr die dunkeln Flöten des Herbstes.
- O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre,
- Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,
- Die ungebornen Enkel.
- Punkt - Alfred Lichtenstein
- Die wüsten Straßen fließen lichterloh
- Durch den erloschnen Kopf. Und tun mir weh.
- Ich fühle deutlich, daß ich bald vergeh -
- Dornrosen meines Fleisches, stecht nicht so.
- Die Nacht verschimmelt. Giftlaternenschein
- Hat, kriechend, sie mit grünem Dreck beschmiert.
- Das Herz ist wie ein Sack. Das Blut erfriert.
- Die Welt fällt um. Die Augen stürzen ein.
- Großstadtmorgen - Arno Holz [Auszug]
- Die letzten Sterne flimmerten noch matt,
- ein Spatz versuchte früh schon seine Kehle,
- da schritt ich müde durch die Friedrichstadt,
- bespritzt von ihrem Schmutz bis in die Seele.
- Kein Quentchen Ekel war in mir erwacht,
- wenn mich die Dirnen schamlos angelacht,
- kaum daß ich stumpf davon Notiz genommen,
- wenn mir ein Trunkner in den Weg gekommen.
- Und doch, ich spürte dumpf, mir war nichts recht.
- Selbst die Zigarre schmeckte schlecht.
- [...]
- Quellen:
- Knöbl, Stephan; Mettenleiter, Peter: Blickfeld Deutsch. Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh, 1991.
- Pinthus, Kurt: Menschheitsdämmerung. Ein Dokument des Expressionismus. 36te Auflage. Hamburg: Rohwolt, 1974.
Advertisement
Add Comment
Please, Sign In to add comment
Advertisement