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Zanooda

Untitled

Feb 20th, 2014
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  1. Daniel Storozhev
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  3. Meine Mutter hat mir heute einen Link zu einem Text geschickt. Einem Text, der auf Russisch sehr gut das zusammenfasst, was derzeit in der Ukraine geschieht. Ich habe ihn möglichst exakt übersetzt, nehmt Euch bitte die Zeit, ihn zu lesen - und ihn eventuell Euren Freunden und Bekannten zu zeigen. Es ist wichtig.
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  7. Liebe Freunde!
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  9. Ich richte mich vor allem an alle, die in Russland sind, da denjenigen, die in der Ukraine sind, klar ist, worüber ich schreiben möchte. Diese Notiz habe ich beschlossen zu verfassen, nachdem ich gestern vermehrt unangebrachte Nachrichten und Fragen bekommen habe. Ich habe vollkommen das Gefühl, dass niemand versteht, was in Kiew geschieht, und möchte deshalb meine Position darlegen. Ich denke, ich habe das Recht dazu, da ich als Russe und Moskaus Kind schon sieben Jahre in der Ukraine lebe, ich habe hier zwei Kinder, Arbeit und Ausbildung.
  10. Die aktuellen Ereignisse in der Ukraine sind kein Konflikt zwischen Regierung und Radikalen. Es gibt keine zwei Seiten und es kann nicht die Rede von irgendwelchen Versuchen sein, irgendwas durch Gespräche zu lösen oder durch Panzer zu überfahren, wie manche es in der russischen Presse vorschlagen. Es ist wie folgt. Vier Jahre leben wir mit Janukowitsch. Er hat die Wahlen mit minimalem Vorsprung und massenweise Betrug in östlichen Regionen gewonnen. Als für die Zukunft Auserwählter hat er sich allem voran einen Haufen Vollmachten verschafft, indem er die Verfassung geändert hat. Er hat für 35 Mio. Dollar Kredite aufgenommen. Er hat seinen Konkurrenten bei der Wahl aufgrund von absolut an den Haaren herbeigezogenen Gründen ins Gefängnis gesteckt. Innerhalb von vier Jahren ist die Ukraine verarmt. Es ist unmöglich, hier Geschäfte zu machen, Steuern zu zahlen, sich künstlerisch zu entfalten. Medizin, Bildung und Haushalt sind absolut verdorben worden. Vor diesem Hintergrund wurde das Land an Janukowitschs Familie angepasst, der Sohn hat einige Milliarden Dollar bekommen. Janukowitsch selbst ist nach Obama und Putin an den dritten Platz in der Liste der teuersten Präsidenten gestiegen. Sein Tag kostet uns zwei Millionen Dollar. Ein halbes Jahr lang hat er gesagt, dass alle Probleme der Ukraine gelöst würden, wenn er ein Abkommen mit der EU unterzeichnet. Das wurde jeden Tag gesagt, es wurde genauestens erklärt, warum das so sein wird. Einen Tag vor Unterschrift der Verträge hat er gesagt, dass er es sich anders überlegt hat – ohne Angabe von Gründen.
  11. In Kiew sind einige hunderte Menschen auf den Maidan gegangen, sie sagten, sie wollen Abstimmungen. Sie sagten, sie wollen was ändern. Nicht, dass alle in die EU wollen würden – aber in dem Abkommen sahen viele wenigstens eine kleine Hoffnung auf Reformen, auf verbesserung des Lebens. Einige Tage lang demonstrierten die Menschen, bis sich die Versammlung langsam auflöste. Als noch 500 von ihnen übrig waren, wurden sie von der ukrainischen Spezialeinheit „Berkut“ angegriffen. Die Menschen wurde heftigst geschlagen, durch das ganze Zentrum gejagt, festgesetzt und in Gefangenentransporter gesetzt. Viele fanden nur in der Kirche des heiligen St. Michael Rettung. Das hat derart zu Empörung geführt, dass der Maidan am nächsten Tag wieder versammelt war. Die Versammelten wollten Strafen für die, die die Gewalt veranstaltet und die Befehle erteilt hat. Ja, die Versammelten haben das Gebäude der Stadtverwaltung eingenommen und haben versucht, bis zum Verwaltungskomplex des Präsidenten vorzudringen. Aber es ist schwierig, eine wütende Million von Menschen zu kontrollieren. Damals hat noch niemand den Rücktritt von Janukowitsch gefordert. Die Leute sagten, dass sie einfach nur auf dem Maidan stehen bleiben würden, bis die Schuldigen bestraft werden. Zehn Tage später hat die Polizei ohne Angabe von Gründen versucht, den Maidan zu stürmen. Es hat nicht funktioniert. Danach haben innerhalb von einem Monat Ausschreitungen begonnen. Leuten, die mit den Maidan-Protesten in Zusammenhang standen, wurde aufgelauert. Sie wurden entführt, gefoltert und getötet. In der Stadt begannen Banditen, die sogenannten „Titushki“ (= von der Regierung angeheuerte Schlägertrupps, Anm. d. Übers.) rumzulaufen und alle anzufallen, die ihnen nicht gefielen. Der Maidan blieb stehen.
  12. Einen Monat später haben Janukowitschs Abgeordnete ohne Einhaltung der gesetzlichen Prozedur ein Gesetzespaket durchgewunken, welches faktisch alle Leute auf dem Maidan zu Verbrechern erklärte, denen 15 Jahre Haft zustehen. Vor diesem Hintergrund wollte Janukowitsch niemanden für die erste Räumung bestrafen, niemanden feuern, und wollte über nichts sprechen. Verständlich, dass die Leute verzweifelt waren und, nicht wissend, was sie tun sollen, das Regierungsviertel stürmten. Sie sollten eh für 15 Jahre inhaftiert werden. Es begannen Kämpfe. In der Ukraine erhebten sich alle Regionen bis auf die Donezk- und die Krim-Region. Alle. Es gibt keine Spaltung der Ukraine. Das ist dämlicher Unfug.
  13. Dann hat sich Janukowitsch erschrocken, die Regierung abgesetzt und die repressiven Gesetze zurückgenommen. Fast einen Monat lang dauerten die Friedensverhandlungen an. Diesen ganzen Monat lang versprach er Taten, führte Gespräche. Diesen ganzen Monat lang wurde eine Operation zur Säuberung des Maidan vorbereitet, zu der russische Einsatzkräfte hinzugerufen wurden.
  14. Vorgestern sollte eine Sitzung der Rada (=Parlament, Anm. d. Übers.) zur Klärung der neuen Verfassung, die die Vollmachten des Präsidenten einschränkt, stattfinden. Dort sollte ebenfalls über die Kandidatur des neuen Premierministers abgestimmt werden. Die Maidan-Aktivisten beschlossen, auf dem Maidan eine Demonstration abzuhalten, um so die Abgeordneten an ihre Pflichten zu erinnern. Als die Aktivisten zur Rada unterwegs waren, trafen sie auf den Berkut und Titushki. Man hat die Menschen zusammengeschlagen und mit Steinen beworfen. Auf sie wurden Gummigeschosse gefeuert und Molotov-Cocktails geworfen. Die Menschen verstreuten sich und zogen sich zurück. Danach begann die Erstürmung des Maidan. Alles war vorher vorbereitet. Die Metro wurde geschlossen, sämtliche Hauptstraßen mit Betonblöcken und LKW gesperrt. Im Zentrum Kiews wurde Strom und das Telefonnetz ausgeschaltet. Sie hofften, den Maidan innerhalb von zwei Stunden zu erobern und die Proteste zu ersticken. Am nächsten Morgen sollte die Stadt gesäubert werden. Aber der Maidan blieb stehen, obwohl die Berkut-Einheiten während der Stürmung gepanzerte Fahrzeuge, Wasserwerfer und Splittergranaten verwendete. Der Inlandsgeheimdienst hat die Titushki mit Waffen ausgestattet. Diese begannen, auf Passanten zu schießen, Geschäfte zu plündern, durch die Stadt zu fahren und Autos anzuzünden. Ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn in dieser Nacht der Maidan eingenommen worden wäre. Aber er wurde es nicht.
  15. Gestern erhob sich das halbe Land. Die Metro fährt immer noch nicht. Es ist schwer, sich durch die Stadt fortzubewegen, bewaffnete Titushki töten überall Menschen, auch in meinem Viertel. Berkut und die Polizei fangen Leute, foltern und schlagen sie tot. Verwundete Menschen werden aus Krankenhäusern rausgefahren, in Gefangenentransporter geworfen und in unbekannte Richtung weggefahren. Als die Bundespolizei heute wankte, haben Berkut und Polizei vollautomatische Waffen bekommen, Unterabteilungen der Armee wurden vollständig ausgerüstet.
  16. Führen Sie sich das vor Augen. Gestern sprach man von 80 toten und tausenden Verwundeten. Ein Großteil dieser Menschen verlor Hände, Augen, bei vielen ist die Lunge verbrannt, weil massig Gasgranaten verwendet wurden. Die Krankenhäuser sind überfüllt. In dieser Situation fallen Titushki die Ärzte an und verbrennen Krankenwagen.
  17. In dieser Situation möchte ich sagen, dass es hier keine Aufteilung nach Seiten gibt.
  18. Janukowitsch ist ein Mörder und Tyrann, ein absolut inadäquater Mensch, den außer seiner Machterhaltung nichts interessiert. Es kann hier keine zwei Meinungen geben, so wie es keine zwei Meinungen geben kann, wenn wir über Hitler reden. Das, was in Russland gesagt wird, über den ambitionierten Klitschko, und dass man den Maidan mit Panzern plattwalzen sollte, bringt unser Volk so sehr gegeneinander auf, wie es das noch nie in unserer Geschichte war. Glauben Sie nicht den russischen Massenmedien, auch nicht den liberalen. Es gibt keine Auseinandersetzungen. Es gibt einen inadäquaten, kranken Menschen mit einer verbrecherischen Vergangenheit, der das Land in Blut ertränken möchte.
  19. Allen, die in Russland sind, schlage ich vor, nachzudenken. Das würde es nicht geben wenn Putin Janukowitsch nicht unterstützen würde, ihm nicht empfehlen würde, den Maidan zu räumen und Gewalt anzuwenden. Beachten Sie, dass der Berkut genauso denkt wie Putin. Sie binden sich Ehrenbändchen an die Uniform, die, wie ich befürchte, bald ein Zeichen wie das Hakenkreuz werden. Die Verantwortung für die Geschehnisse in Kiew tragen die Russen, die in ihrem alteingesessenen Chauvinismus festgefahren sind. Russland, welches eines der widerlichsten Regimes der Geschichte hervorgebracht hat, welches alle Menschenfresser der Welt unterstützt hat, von Lukaschenko bis hin zu Assad, ist allem anderen voran Schuld am aktuellen Geschehen. Hier in Kiew schäme ich mich dafür, ein Russe zu sein.
  20. Ich bin sicher, dass wenn in einigen Jaahren in Russland das Erdöl ausgeht, das Geld verschwindet und sich herausstellt, dass Putin nichts regieren kann, das gleiche anfängt. Regionen fangen an, Regierungsgebäude zu verbrennen, Autonome der Republik werden sich abspalten. Und dann bleibt Puten, mit seiner Million Polizisten, der halben Million FSBler (=russischer Inlandsgeheimdienst, Anm. d. Übers.) und der Million Mitglieder der „Edinaja Rossija“ (=Einiges Russland, Putins Partei, Anm. d. Übers.). Und er wird Russland genauso im Blut versenken, wie Janukowitsch es gerade tut. Weil sie es nicht anders können. Dann werden in Russland sicherlich alle verstehen, was hier derzeit geschieht.
  21. Und solange Sie können, genießen Sie die olympischen Spiele und Reisen in exotische Länder. Es bleibt nicht mehr viel Zeit.
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  24. Quelle: https://www.facebook.com/gromov.vladimir/posts/10201643189181903
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  26. Danke!
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