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Guest User

Kommentar zu "Dann mach doch die Bluse zu" von Birgit Kelle

a guest
Feb 1st, 2013
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  1. Sehr geehrte Frau Kelle,
  2.  
  3. wie bei vielen unglaublich empörten “Stimmt doch alles gar nicht!”-Äußerungen in dieser Debatte verfehlen auch die Ihren jegliches Ziel. Denn: Niemand, wirklich niemand hat irgendwo ernsthaft behauptet, dass alle Männer übergriffige Täter und alle Frauen leidende Opfer seien oder dass Sexismus nur von Männern reproduziert würde. Und niemand, wirklich niemand hat gesagt, dass Flirten grundsätzlich unerwünscht sei. Dass Kritik an Sexismus gleichzusetzen wäre mit Abneigung von Sexualität ist auch so ein Mythos, den sie hier bedienen, ebenso schließen Sie anscheinend folgende Möglichkeit aus:
  4. Frau: Lalala, ich zieh mich sexy an, vielleicht treff ich ja wen nettes!
  5. Mann: Hey, ich bin nett!
  6. Frau: Nö, mag dich nicht, geh weg.
  7. Mann: Wie, nö? Du hast dich sexy angezogen, also MUSST du doch mit mir tanzen wollen!!!11einseinself Ich quatsche dich jetzt so lange zu und betatsch dich auch ein bißchen, dann wird das schon….
  8.  
  9. Erkennen Sie das Problem?
  10.  
  11. Die von Ihnen beschriebene ‘Macht’ von Frauen – worauf basiert die wohl? Sie wird ihnen von Männern und Frauen zugestanden, die eine Frau den gültigen Normen entsprechend als ‘schön’ werten.
  12.  
  13. Sexismus ist nicht steckt in unsere aller Köpfen, wie alle anderen Diskriminierungsformen auch – wir können versuchen, das kritisch zu sehen, es uns bewusst zu machen und uns möglichst bedacht und rücksichtsvoll zu äußern – ganz los werden wie es wohl nie. Kein Grund, so weiterzuwurschteln und alles, was vielleicht Sie, Frau Kelle, aus lauter Gewohnheit bereits als normal empfinden auch so hinzunehmen. Und schon gar nicht obliegt Ihnen das Recht, anderen erklären zu wollen, wo sie ihre Grenzverletzungen zu sehen haben, ob Frauen oder Männer.
  14.  
  15. Und nein, es gibt keine für alle verbindlichen Vorschriften darüber, wo Grenzen anfangen und aufhören, und niemand will diese festlegen – denn genau das ist der Punkt: Das soll jeder Mensch selbst entscheiden und anderen klarmachen können. Und dazu gehört auch, dass Grenzen, die nicht sicher wahrgenommen werden, erfragt werden, statt einfach die Zustimmung vorauszusetzen. Oder wenigstens eine Sekunde später zu fragen, ob das eben okay war. Aber genau das geschieht zur Zeit nicht. Es entscheiden stattdessen Männer und Frauen über andere Männer und Frauen, sie “sollten sich nicht so anstellen”, sie “sollten dann doch die Bluse zumachen”, oder – das beste immer noch – “dann wehrt euch doch!” – Toll. Wenn sie sich wehren, werden sie dafür erneut veurteilt und stehen als hysterische, prüde Zicke da – schwups bleibt die Definitionsmacht darüber, was Grenzverletzungen sind, wiederum bei den Ausübenden, nicht bei den Verletzten.
  16.  
  17. Könnte noch ewig weiterschreiben, aber Texte gibt es genügend im Netz – falls sich jemand ernsthaft für Argumente interessiert statt hier weiter am Thema vorbeizumeckern und munter Behauptungen zu widerlegen, die nie ein Mensch aufgestellt hat.
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