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Einsiedler

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Mar 6th, 2012
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  1. Der Einsiedler und das Zedernholz
  2. =================================
  3.  
  4. Robert J. Tomsons - mensch[at]robert-tomsons{dot}de
  5. http://robert-tomsons{dot}de
  6.  
  7. 07|02|2012 - 0.0.0.1 - GNU GPL[1]
  8.  
  9. [1]http://www.gnu.org/licenses/gpl-3.0.html
  10.  
  11. 1. Der Einsiedler und das Zedernholz
  12.  
  13. 1. Der Einsiedler und das Zedernholz
  14. ------------------------------------
  15.  
  16. Ein Einsiedler der sich vor der Zivilisation zurück gezogen hatte,
  17. bewohnte eine kleine Blockhütte. In dieser lebte er sein bescheidenes
  18. Leben um zu studieren und Erkenntnisse zu sammeln. Er hatte sie aus
  19. Zedernholz gebaut, dass er in der Nähe der Hütte in einem kleinen
  20. Zedernwald vorfand. Wenn nach einem strengen Winter wieder ein paar
  21. kleine Reparaturen anstanden, ging er in den Zedernwald und schlug
  22. einen Baum. Er nahm nur soviel er brauchte, um daraus ein paar Bretter
  23. oder Ähnliches zu zimmern. Den Rest liess er liegen, damit auch andere
  24. sich an dem geschlagenen Baum bedienen konnten. So machte er es seit
  25. Jahr und Tag. Aber nicht nur um sich an diesem Zedernwald zu bedienen
  26. kam er dorthin, auch um zu spazieren, sich an dem wohltuhenden Geruch der
  27. Bäume zu erfreuen und einen schönen Tag zu genießen. Er beobachtete, die
  28. Tiere des Waldes und andere Mitbewohner.
  29.  
  30. Doch der Einsiedler lebte nicht als Einziger in der Nähe des Waldes. Nahe eines
  31. angrenzenden kleinen Dorfes, nicht unweit des Waldes, hatte sich vor
  32. Zeiten ein anderer Einsiedler angesiedelt. Es waren nette Menschen, die den Einsiedler in Ruhe
  33. ließen, da sie wussten wie wichtig seine Arbeit für ihn war.
  34. Er lebte dort oben und sie dort unten, alle im Einklang mit dem
  35. Zedernwald, denn auch manch ein Tischler kam schon mal um einen Baum zu
  36. schlagen um daraus einen Tisch oder Schrank zu zimmern. Auch die
  37. Bewohner des Dorfes nahmen nur so viel wie sie gerade brauchten, da sie
  38. wussten wie wichtig der Wald für sie war. Er spendete Holz, Ruhe und
  39. sorgte dafür das sich Tiere dort versteckten, die sonst keinen anderen
  40. Platz fanden. So fanden die Bauern auch Nahrung vor, die sie am Leben
  41. erhielten und ein manches Fest wurde mit einem Wildbrett gekrönt.
  42.  
  43. Eines Tages kam ein Fremder in das kleine Dorf und bat um eine Heimat. Er
  44. wollte, genauso wie die anderen Einwohner, sich ein kleines Haus bauen und
  45. sich eine Arbeit suchen um ein Teil der Gemeinschaft zu werden. Die Bewohner
  46. des Dorfes stimmten zu und hießen ihn herzlich willkommen. So machte er sich
  47. mit einer kleinen Axt auf um Bretter zu schlagen, damit er sich sein
  48. kleines Eigenheim bauen konnte. Er ging hoch zum Wald und setzte die Axt
  49. an und fällte einen Baum. Diesen hackte er in kleine Bretter und ging
  50. zurück zum Dorf. Nach einem Monat hatte er das Haus fertig gestellt und
  51. war von seinem kleinen Werk sichtlich beeindruckt. Nun wolle er sich um
  52. eine Arbeit kümmern, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte er immer bei den
  53. freundlichen Nachbarn mitgegessen und wollte diesen nicht mehr weiter zur
  54. Last fallen. So ging er in das Dorfzentrum und erkundigte sich nach einer
  55. Arbeit, aber überall gab es schon Tischler, Maurer und Bäcker. Auch ein
  56. Schneider war vorhanden, jemand der die Felder bestellte, und ein Lehrer waren
  57. in der Gemeinschaft eingegliedert. Alle Arbeit die es gab wurde schon von anderen Mitgliedern des
  58. Dorfes ausgeführt, und selbst die Position des Einsiedlers war schon
  59. belegt. Nirgends fand der Mensch eine Aufgabe und so zog er sich am Abend
  60. in seine neue Hütte zurück, um im Bett über dieses Problem nachzudenken.
  61.  
  62. Am nächsten Morgen stand er fröhlich auf, denn in der Nacht war ihm eine
  63. grandiose Idee im Traum erschienen. Wenn er keine Arbeit finden konnte,
  64. musste er sich einfach eine ausdenken und so nahm er seine kleine Axt und
  65. ging hinauf zum Zedernwald. Hier begann er drei Bäume zu fällen und sie
  66. in ordentliche Hölzer und Pfähle zu verarbeiten. Darauf hin grub er um
  67. den Wald tiefe Löcher und rammte die Pfähle einen nach dem anderen hinein.
  68. Nach einer Pause am Nachmittag, die er dazu genutzt hatte um im Dorf
  69. beim Schmied Nägel zu besorgen, begann er die Hölzer an die eingelassenen
  70. Pfähle zu schlagen. Er baute einen festen und stabilen Zaun um den
  71. Zedernwald. Zwar wunderten sich die Bewohner des Dorfes, warum man einen
  72. Zaun um den Wald zimmern sollte, doch taten sie die kritischen Gedanken
  73. damit ab, dass der neue Bewohner vielleicht nur die Tiere des Waldes
  74. schützen wollte. Denn schon oft kam es vor, dass einige wilde Wölfe ein
  75. Reh oder Wildschwein gerissen hatten, dass sich zu weit aus den sicheren
  76. Wald heraus getraut hatte. So gingen sie weiter ihrem Tagewerk nach und
  77. dachten sich nichts weiter dabei. Der Bewohner aber freute sich über
  78. seine Arbeit und ging am Abend mit einer frohen Laune zu Bett.
  79.  
  80. Am nächsten Tag wollte der Einsiedler ein paar kleine Äste für ein Feuer
  81. im Zedernwald besorgen gehen, denn er hatte vor sich eine Suppe zu kochen.
  82. So kam es, dass er am Waldrand auf den eifrigen Arbeiter traf und mit ihm
  83. ins Gespräch kam. Er würde gerne den Wald betreten um die Hölzer zu sammeln,
  84. hätte aber keine Lust um über den Zaun zu klettern. Der Rücken des
  85. Einsiedlers sei auch nicht mehr der Jüngste, das müsste der Zaunbauer doch
  86. verstehen. Dieser nickte eifrig und zeigt auf ein Tor, dort könne der
  87. Einsiedler hinein und hinaus gehen wie es ihm beliebt. Da der Bewohner aber
  88. noch die Nägel vom Schmied bezahlen müsse, würde er ein kleines Endgeld
  89. verlangen um diese Schulden bezahlen zu können. Der Einsiedler schaute
  90. verwundert und dachte eine einsame Stille lang in sich hinein. Auch wolle er in
  91. Zukunft dafür sorgen, dass der Zedernwald schön ordentlich gepflegt wird
  92. und einen Park anlegen, in dem die Bewohner des Dorfes und natürlich
  93. auch der Einsiedler umherwandern könne. Auch er müsste ja einer Arbeit
  94. nachgehen und sich seine Mahlzeiten verdienen. Der Einsidler nickte bei
  95. den Argumenten und zahlte schließlich den kleinen Obolus. Auch die anderen
  96. Dorfmitglieder zahlten, wenn sie in den Wald wollten und auch wenn sich ein
  97. wenig Unmut breit machte sagten sie weiterhin nichts. Natürlich habe jeder
  98. das Recht einer Arbeit nachzugehen und das wollten sie niemanden absprechen,
  99. auch wenn diese Arbeit irgendwie nicht ganz in ihre Gemeinschaft passen
  100. wollte.
  101.  
  102. So vergingen einige Jahre und der Zedernwald veränderte sich stark. Zuerst
  103. bezahlte der Zedernwaldbesitzer die Schulden beim Schmied. Danach fragte
  104. er den Jäger ob er nicht als Förster für ihn arbeiten wolle. Er könne viel
  105. mehr verdienen, als bei seiner jetzigen Tätigkeit. Dieser willigte zu, denn
  106. die Verlockung war zu groß sich an dem Gewinn zu beteiligen. So handelte er
  107. auch mit dem Zimmermann, dem Gärtner und noch anderen. Viele Bewohner des
  108. Dorfes arbeiteten nun für den neuen Besitzer des Waldes und verdienten sich
  109. ihren Lohn. Die Arbeit unterschied sich in den meisten Fällen nicht von der
  110. vorherigen, denn auch vorher haben sie schon als Tischler oder ähnliches
  111. gearbeitet. So dachten sich die Mitarbeiter nichts dabei und wollten auch
  112. nicht die Kritiken der restlichen Mitglieder des Dorfes hören, die noch immer
  113. Eintritt für den Wald zahlen mussten.
  114.  
  115. Auch wuchs die Stadt in den letzten Jahren, denn es hatte sich herum
  116. gesprochen, dass der Zedernwald sehr schön gepflegt war und man die Tiere
  117. in Ruhe beobachten konnte. Das es etwas kostete stöhrte sie nicht weiter,
  118. denn wer will schon einen unordentlichen Zedernwald, wo die Tiere hausten
  119. wie es ihnen beliebte, man über abgestorbene Bäume stolpern und sich den
  120. Fuße brechen konnte. Da hatten sie lieber Wege und jemanden, der darauf
  121. aufpasste, dass alles mit rechten Dingen vor sich ging. Was wollten sie
  122. schon von Freiheit hören, wenn sie sicher durch den Wald spazieren gehen
  123. konnten? So vergingen einige Jahre und die Kinder der Bewohner kannten den
  124. Wald nicht anders. Einige Alte erzählten am Kamin wie es damals gewesen war,
  125. wo jeder den Zedernwald betreten durfte und es keine Zäune, Parks und Wege
  126. gab. Wo Steine lagen, wie sie schon immer lagen und Bäume durch die Natur
  127. wuchsen wie sie wollten. Die Kinder lachten dann leise in sich hinein und
  128. gingen zu Bett ohne weiter über die alten Geschichten nachzudenken. Sie
  129. liebten den Wald wie er war und so sollte es auch bleiben. Dass der
  130. Waldbesitzer sehr gut daran verdiente stöhrte sie nicht.
  131.  
  132. Doch es gab einen Menschen den es störte, dass der Wald sich so verändert
  133. hatte. Der Einsiedler saß betrübt vor seiner kleinen Hütte und schaute
  134. hinunter. Menschenmassen drängelten sich am Eingang und kleine Läden schossen
  135. aus dem Boden wo man auch hinsah. Überall Trubel und geschäftliches Treiben. Es
  136. gab keine Stelle, an der nicht mindestens ein Mensch war der ein Geschäft betrieb
  137. oder den Zedernwald besuchen wollte. Er schüttelte den Kopf und sehnte sich
  138. an die alten Tage, wo er ungebunden und frei im Wald spazieren konnte und
  139. es überkam ihn eine unsägliche Traurigkeit die ihn dazu veranlasste zurück
  140. in seine Hütte zu gehen und seine Sachen zu packen. Nach einiger Zeit
  141. stand er am Hauseingang und dreht sich noch einmal dem Zedernwald zu.
  142. Bedrückt schloss er seine Hütte ab und nahm ein kleines Stück Holz von der
  143. Bank, auf der er so oft gesessen hatte und steckte es sich in seinen Reisebeutel.
  144. Er hatte nicht viel eingepackt, nur das notwendigste. Ein wenig zu essen
  145. und um sich unterwegs zu waschen. Zwei, drei Bücher die er liebte und das
  146. kleine Stück Zerdernholz an dem so viele Erinnerungen hangen. Er ließ das
  147. Dorf, dessen Bewohner und den erfolgreichen Geschäftsmann zurück
  148. um einen neuen Zedernwald zu finden. Dort wolle er sich wieder ein kleines
  149. Häuschen bauen und seinen Lebensabend in Ruhe und Freiheit zu verbringen.
  150. Immer mit der Möglichkeit im Hintergedanken, dass er in den Wald gehen
  151. konnte, wann immer es ihm beliebte.
  152.  
  153. Bezug auf die Artikel:
  154. - http://www.spreeblick.com/2012/02/28/its-the-end-of-the-net-as-we-know-it/
  155. - http://www.neunetz.com/2012/02/29/facebook-apple-und-google-brauchen-das-web-und-sie-wissen-das-auch/
  156. - http://antiperson.de/400
  157. - http://antiperson.de/405
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